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III. Abbildungsverzeichnis

2.6 Methodik

2.6.3 Methodischer Ansatz und Datensammlung

Dem Forschungsziel entsprechend wurde für die Fallstudie dieser Arbeit ein induktiver Ansatz gewählt. Hierbei erfolgt die Bildung von Konzepten induktiv, wobei durch die Abstraktion empirischer Daten theoretische Begriffe gebildet werden. Ein solch qualitativer Ansatz verlangt Offenheit, da sich theoretische Konzepte auch während der Forschungsprojekts verändern bzw. an den Gegenstand der Forschung annähern können.

Bei der deduktiven Konzeptbildung der quantitativen Forschung wäre dies hingegen nicht möglich, da theoretische Konzepte schon vor der Datenerhebung und -analyse detailliert ausgearbeitet werden.155 Nicht zuletzt kann durch ein induktives Vorgehen eben der rasche Wandel komplexer sozialer Kontexte erfasst und Theorien abgeleitet werden – im Gegensatz zu deduktiven Ansätzen, die Fragestellungen bzw. Hypothesen aus theoretischen Modellen entwickeln.156 Eine qualitative Methode eignet sich nach Kleining insbesondere,

„wenn die Gegenstände und Themen nach allgemeinem Wissensstand, nach Kenntnis des Forschers oder auch nur nach seiner Meinung, komplex, differenziert, wenig überschaubar, widersprüchlich sind oder wenn zu vermuten steht, dass sie nur als

‚einfach‘ erscheinen, aber – vielleicht – Unbekanntes verbergen“157.

Durch seine Offenheit und Flexibilität gegenüber dem Forschungsgegenstand bietet sie die Möglichkeit, nicht nur subjektive Deutungen und Hintergründe ans Licht zu bringen, sondern auch neue Aspekte eines Forschungsthemas zu erfahren.158 Dies erlaubte das Forschungsfeld in all seinen Informationen und Einsichten tiefgreifend zu durchdringen, um

155 Vgl. Döring u. Bortz (2016), S. 222 f.

156 Vgl. Flick (2005), S. 12 f.

157 S. Kleining, S. 16.

158 Vgl. Bryman (1988), S. 95; Winter (2000); Flick (2005), S. 17 f.

die Forschungsziele zu erfüllen und die Erkenntnisse der theoretischen Basis zu operationalisieren.

Ferner wurde für diese Fallstudie die Form des problemzentrierten Einzelinterviews gewählt: Da es an bereits in der Problemanalyse erarbeitete, konkrete Aspekte, Themen und Fragestellungen angeknüpft, besitzt es keinen rein explorativen Charakter und eignet sich so für theoriegeleitete Forschungsvorhaben. Durch seine Offenheit, d. h. die freie Antwortmöglichkeit, können die Befragten nicht nur subjektive Deutungen und Zusammenhänge artikulieren. Die Standardisierung durch die Gesprächsleitfadenfragen erleichtert gleichzeitig auch die Vergleichbarkeit des gesammelten Materials.159 Ferner bietet diese teilstrukturierte lnterview-Form – im Gegensatz zu wenig bzw. stark strukturierten Befragungen – einen Mittelweg, nicht nur den Forschungszielen zu entsprechen, sondern auch etwaige Themen, die sich aus dem jeweiligen Gespräch ergeben, aufzugreifen und diesen nachzugehen.160

Schließlich wurde für das vorliegende Projekt eine Sonderform des offenen Interviews gewählt, das Experteninterview.161 Hier steht nicht die Gesamtperson, deren Leben und Ansichten im Mittelpunkt des Interesses, sondern ihr organisatorisch-institutioneller Kontext162, der ihr bevorzugten Zugang zu bestimmten Betriebs- und Kontextwissen bietet.

Betriebswissen meint solches, das durch Zugang an entscheidender Stelle erworben wird und Einblick in die strukturellen Bedingungen einer Sachlage gewährt. Kontextwissen meint hingegen ein Sonderwissen über die Rahmenbedingungen, die Situation oder Einflüsse um den Personenkreis, auf den sich das Expertenhandeln richtet. Mithilfe des Experteninterviews können somit bereits auf andere Weise erhobene Informationen durch kompetente Personen ergänzt, bewertet und interpretiert werden.163

2.6.3.1 Expertenbegriff und Stichprobenbildung

Der Begriff des Experten beschreibt nach Gläser und Laudel „die spezifische Rolle des Interviewpartners als Quelle von Spezialwissen über die zu erforschenden sozialen Sachverhalte“164. Die Einordnung als Experte geschieht dabei jeweils relativ zum Forschungsinteresse und betrifft insofern einen Personenkreis, der dem jeweiligen Handlungsfeld der Thematik angehört und über „privilegierten Zugang zu Informationen über

159 Vgl. Mayring (1993), S. 46 ff.

160 Vgl. Atteslander (2006), S. 125.

161 Das Experteninterview spielt bislang in der gängigen Literatur zur empirischen Sozialforschung nur eine marginale Rolle und wird hinsichtlich seiner Erhebungs- und Auswertungsformen kaum gesondert behandelt, vgl. Meuser u. Nagel (2009), S. 465; eine Ausnahme sind Gläser u. Laudel (2010).

162 Vgl. Meuser u. Nagel (1991), S. 442.

163 Vgl. Meuser u. Nagel (2009), S. 471.

164 S. Gläser u. Laudel (2010), S. 12.

Personengruppen, Soziallagen, Entscheidungsprozesse, Politikfelder usw. verfügt“165.

Die Auswahl der Experten (Stichprobenbildung) geschieht nach deren Eignung durch den Forscher selbst.166 Die Vorab-Festlegung der Samplestrukturen, d. h. die Zusammensetzung der Probandengruppe, geschieht begründet anhand Vorüberlegungen zu Frage und Setting des Projekts. Sie unterliegt der Annahme, dass sich „Typik und Verteilung bestimmter Eigenschaften [auch] in der Grundgesamtheit [der Stichprobe widerspiegeln muss]“167. Im konkreten Fall orientierte sich die Zielgruppe an der Fragestellung der Arbeit sowie den in oben aufgezeigten Akteursebenen.168 Gemäß den gewünschten Forschungserkenntnissen zielte die Auswahl der Experten (Probanden) auf die thematisch involvierten Akteursgruppen ab, wie etwa verantwortliche Politiker, Akademiker und wichtige Vertreter der Minderheit (z. B. Unternehmern, Bürgermeister) auf allen Ebenen bzw. Regionen (EU, Ungarn und Rumänien).169 Als ausschlaggebend erschien hierbei nicht nur deren Sachkenntnis, sondern auch die Aussicht, die Forschungsergebnisse der Literaturanalyse durch Erkenntnisse aus Praxis- bzw. Alltagswissens wesentlich anzureichern. Schließlich spielte aufgrund der kontroversen Perspektiven bezüglich des Forschungsgegenstandes auch der Aspekt der Ausgewogenheit des Samples eine Rolle, d. h. dass in der Datensammlung Befürworter wie Gegner einer Autonomie zu Wort kommen sollten. Diese Überlegung basierte auf der Annahme, dass Personen mit ethnisch ungarischem Hintergrund eher dafür, solche mit ethnisch-rumänischem eher dagegen sein würden.

2.6.3.2 Gütekriterien

Ein Wesenskern qualitativer Methoden ist die Interpretation von Daten und Ergebnissen durch den Forscher. Jedoch lassen sich „Interpretationen […] nicht beweisen, nicht wie Rechenoperationen nachrechnen“170. Dies bedingt die Frage nach ihrer Geltungsbegründung, d. h., wann Aussagen tatsächlich begründet als subjekt- und situationsbezogen anzusehen sind.171 Um ihre Ergebnisse nachvollziehen, überprüfen und einordnen zu können, bedarf es daher der schrittweisen Dokumentation des Zustandekommens von Daten, ihrer Analyse und Interpretation im Forschungsprozess.172 Wie Flick jedoch konstatiert, herrscht in der Frage nach breit akzeptierten und funktionalen Gütekriterien für die Geltungsbegründung qualitativer Forschung noch kein wissenschaftlicher Konsens.173 Mangels einer abschließenden Lösung und da die lückenlose

165 Vgl. Meuser u. Nagel (2009), S. 470, 443.

166 Vgl. Meuser u. Nagel (2009), S. 466.

167 S. Mayer (2013), S. 39, basierend auf Flick (1999) S. 79 u. Merkens (2000), S. 292.

168 Vgl. Kapitel 2.6.2.2.

169 Vgl. die ausführliche Liste mit Detailangaben in Anhang A.5.

170 Vgl. Mayring (1993), S. 110.

171 Vgl. Flick (1992), S. 12.

172 Vgl. Mayring (1993), S. 17, 109 ff.; Steger (2003), S. 5.

173 Vgl. Flick (2005), S. 345.

Verfahrensdokumentation des Vorgehens weder vollständig zu erfüllen ist noch Validität (Gültigkeit) garantiert174, hat der Autor sich entschlossen, sich auf die klassischen Kriterien der Reliabilität (Zuverlässigkeit), Validität sowie das der Vertrauenswürdigkeit zu stützen, wie sie im Folgenden beschrieben werden.175

Bei der Sammlung von Daten durch Interviews lässt sich Reliabilität u. a. erhöhen, indem bei Probeinterviews die Leitfäden und Fragestellung nochmals einer Prüfung unterzogen werden. Bei der Dateninterpretation kann dies durch die Reflexion des Vorgehens bei Interpretation und Kodierung geschehen.176 Dies dient dazu, das Zustandekommen der Daten überprüfbar und hinsichtlich der tatsächlichen Aussagen des Subjekts und der Forscherinterpretation unterscheidbar zu machen.177 Leitende Kriterien bei der Auswahl der Interview-Kandidaten waren indes, wie oben angeführt, deren Expertise sowie die zu erwartende Ausgewogenheit der Positionen dem Thema gegenüber.

Ein Instrument zur Bestimmung von Validität kann die kommunikative Validierung sein.

Hierbei werden die Akteure (Interviewpartner) anhand der Transkripte und Ergebnisse um die Richtigkeit der Bewertung ihrer eigenen Aussagen gebeten und dadurch Authentizität festgestellt.178 Durch Zusammenfassung, Wiederholung und Paraphrasierung der Antworten sowie Aufforderung zur Offenlegung der dazugehörigen Gedankengänge gegenüber den Befragten kann Rückmeldung über die Stimmigkeit ihrer Aussagen gesammelt und solchermaßen ein korrektes Verständnis und Interpretation sichergestellt werden.179

Letzteres Vorgehen dient auch der Erhöhung der Vertrauenswürdigkeit. Dabei erfolgt ein sogenanntes „peer debriefing“, also die Diskussion des Vorgehens mit an der Forschungsarbeit nicht involvierten Personen.180 So wurden vor den eigentlichen Interviews im Rahmen einer Pilotstudie und durch die Kontrolle der Interviewfragen mithilfe unabhängiger Personen Korrekturen und Veränderungen vorgenommen.181 Hierbei ist zu erwähnen, dass der Autor dem Autonomievorhaben der ungarischen Minderheit gegenüber positiv eingestellt ist. Das Vorgehen sollte damit auch die Objektivität der Fragen sicherstellen und eine etwaige Voreingenommenheit vermeiden helfen. Schließlich findet sich im Anhang dieser Arbeit auch eine Belegsammlung mit allen in der Studie verwendeten Materialien wie etwa den Fragebögen und Interview-Transkripten182, wodurch der Konnex zwischen dem gesammelten Datenmaterial und den Erkenntnissen der Studie transparent offengelegt werden kann.

174 Vgl. Steger (2003), S. 5.

175 Vgl. Flick (2005), S. 321 ff.

176 Vgl. Kapitel 2.6.3.4.

177 Vgl. Flick (2005), S. 321 f.

178 Vgl. Flick (2005), S. 325.

179 Vgl. Schnell, Hill u. Esser (1999), S. 326.

180 Nach Lincoln u. Guba (1985), S. 308, zitiert nach Flick (2005), S. 333 f.

181 Vgl. Anhang, A.3.

182 Vgl. Anhang A.3 u. A.6.

2.6.3.3 Saturation und Durchführung

Während etwa nach Leech die Begründung von Stichprobengröße und Datensättigung auch bei der Nutzung qualitativer Methoden nicht außer Acht gelassen werden sollte183, gehen die Ansichten hierzu jedoch stark auseinander184: Im Gegensatz zur quantitativen Forschung die – basierend auf Wahrscheinlichkeitsüberlegungen – auf Zufallsstichproben und demographische Parameter setzt, geht man in qualitativen Studien normalerweise von der Generalisierbarkeit exemplarischer Einzelfallbeschreibungen aus, die „repräsentativ sind, wenn sie als typische Vertreter einer Klasse ähnlicher Fälle gelten können“185. Die Anzahl der Probanden ist dabei wesentlich kleiner und die Auswahl nicht zufällig, sondern

„theoriegeleitet gezielt vom Forscher selbst getroffen“186. Wie oben angeführt, wurde auch deswegen die Methode des Experteninterviews gewählt und in der Untersuchung auf einen äußerst sachkundigen bzw. kompetenten Personenkreis zurückgegriffen. Nicht zuletzt sollte die Auswahl der Befragten den Zweck einer Studie reflektieren: „Die Stichprobengröße wird irrelevant, da die Qualität der Daten ihren Wert bemisst.“187

Im Rahmen der Suche nach passenden Probanden wurden 46 Personen identifiziert, von denen 34 eine Interviewanfrage zugeschickt wurde. Trotz mehrfacher Anschrift gelang es jedoch, nur 14 Interviews zu arrangieren, von denen schließlich 11 tatsächlich stattfanden.188 So sind insbesondere Politiker und rumänische Probanden nur marginal vertreten. In der Regel wurde von dieser Seite bislang weder geantwortet noch Anrufe entgegengenommen.

Die geringe Bereitschaft zur Interviewteilnahme erweckte insgesamt den Eindruck einer

„Mauer des Schweigens“. Es kann angenommen werden, dass viele Personen in diesem Expertenkreis das Thema als sehr kontrovers empfinden und sich daher durch ein Interview nicht exponieren wollen.

Insgesamt wurden zwei Experteninterviews in der Pilotphase und neun im Hauptteil durchgeführt. Der Zugang zu den Probanden erfolgte dabei über das professionelle wie private Personennetzwerk des Autors bzw. Empfehlungen der Probanden, die Kontaktaufnahme selbst über persönliche Ansprache sowie über E-Mail und Telefon. Dabei wurden den Probanden Thema, Ziel und Nutzung des Forschungsvorhabens erläutert und sie über den Vertraulichkeitsgrundsatz der Studie aufgeklärt.189 Zur Wahrung der Anonymität wurden die Zitate der Experten lediglich durch Abkürzungen markiert (z. B. 8-5.1.).190 Die Interviews fanden im Zeitraum von August 2016 bis August 2017 via Internet-Telefonie statt,

183 Vgl. Leech (2005).

184 Vgl. Mason (2010).

185 S. Bortz u. Döring (2002), S. 336.

186 S. Bortz u. Döring (2002), S. 336.

187 Vgl. Mason (2010).

188 Zur demografischen Struktur der Probanden s. Probandenliste, Anhang, A.5.

189 S. Anhang, A.1 u. A.2.

190 Für den detaillierten Zitierschlüssel s. Anhang, A.6.

wurden zunächst digital aufgenommen und dann wortgetreu transkribiert.191 Eine Ausnahme bildet Interview elf, bei dem der/die Proband/in die Interviewfragen vorab geschickt und von ihm/ihr schriftlich beantwortet wurden. Wo im Text Rückschlüsse auf die Identität der Probanden hätten gezogen werden können, wurden die betreffenden Textstellen zur Wahrung der Vertraulichkeit entfernt, ohne jedoch Aussagen zu verkürzen oder gar zu verändern. Zeitlich umfassten die Interviews ca. 60 bis 90 Minuten. Hingewiesen werden soll auf den Umstand, dass auch während der Interviewphase kontinuierlich thematisch relevante Literatur analysiert und gegebenenfalls in die Literaturanalyse eingebunden wurde. Die Interviewfragen selbst spiegeln den Kenntnisstand bis August 2016 wider.

2.6.3.4 Analyse

Für die Auswertung des in der qualitativen Studie gesammelten Materials wurde eine qualitative Inhaltsanalyse gewählt. Deren Ziel ist es regelmäßig „die manifesten und latenten Inhalte des Materials in ihrem sozialen Kontext und Bedeutungsumfeld zu interpretieren, wobei vor allem die Perspektive der Akteure herausgearbeitet wird“192. Sie zielt auf eine Interpretation, „die intersubjektiv nachvollziehbar und inhaltlich möglichst erschöpfend ist“193. Die Wissenschaft hat hierzu zahlreiche Varianten hervorgebracht, darunter z. B. die Globalauswertung nach Legewie (1994), die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (1993) oder den Grounded Theory Ansatz nach Glaser und Strauss (1967).194 Wie allerdings schon ausgeführt wurde, zielen die durchgeführten Experteninterviews weniger auf die subjektive Akteurs-Perspektive als vielmehr auf die Exploration der Sachlage.

Im vorliegenden Fall stützte sich die Analyse auf die Methode von Meuser und Nagel, die die Ansprüche an eine qualitative Auswertung zur Geltung bringt.195 Sie unterteilt sich in die chronologischen Schritte Transkription, Paraphrase, Überschrift (Kodierung), thematischer Vergleich, Konzeptualisierung bzw. Generalisierung196:

Im ersten Schritt, der Transkription, wurden die Experteninterviews wortgetreu in Schriftform gebracht. Detailinformationen wie Stimmlagen, Pausen oder parasprachliche Elemente wurden nicht erfasst, da das Auswertungsziel nicht auf das Individuell-Fallweise, sondern die dahinterliegende Information abzielte, das Überindividuell-Gemeinsame.197 Dementsprechend wurden auch grammatikalische Fehler und Wortwiederholungen korrigiert.

Im Gegensatz zur Empfehlung von Meuser und Nagel wurden alle Interviews nicht nur teilweise, sondern zur Gänze transkribiert: Dies erfolgte zum einen, weil nur so eine

191 S. Anhang, A.6.

192 S. Bortz u. Döring (2002), S. 329.

193 S. Bortz u. Döring (2002), ebd.

194 Vgl. Bortz u. Döring (2002), S. 331 sowie die dazugehörigen Erklärungen.

195 Vgl. Mayer (2013), S. 51.

196 Wenn nicht anders angegeben, basieren die folgenden Ausführungen auf Meuser u. Nagel (1991) bzw. (2009).

197 Vgl. Mayer (2013), S. 47; Meuser u. Nagel (1991), S. 458.

gründliche Analyse machbar erschien, und zum anderen, um einen Verlust von Daten und damit eine etwaige Verfälschung der Erkenntnisse durch zu frühes Paraphrasieren zu vermeiden.198 Nicht zuletzt können, wie Bortz und Döring anmerken, vorgenommene Interpretationen durch das vollständig transkribierte Material auch durch andere Forscher nachvollzogen und auf Stimmigkeit geprüft werden.199 Hierauf wurden die transkribierten Interviews durch Paraphrasierung inhaltlich verdichtet. Dadurch scheinen Muster, Themen, Perspektiven und Argumentationen auf und verdeutlichen sich. Im darauffolgenden Schritt wurden den Paraphrasen Überschriften verliehen.200 Passagen mit zusammenpassenden Themen wurden zusammengestellt und schließlich Hauptüberschriften für alle jeweils subsumierten Passagen formuliert. Durch dieses weitere Verdichten, Typisieren und Abstrahieren der Daten wurde eine Übersicht der Themen bzw. Informationen erzeugt.

In einem thematischen Vergleich wurden – nun interviewübergreifend und analog der Überschriftenbildung – Textpassagen mit gleichen oder ähnlichen Themen identifiziert, listenhaft zusammengestellt und durch Kategorien bzw. Überschriften vereinheitlicht. Die Kategorien orientieren sich hier noch an den im Transkript verwendeten Begrifflichkeiten.

Ungesättigte Kategorien wurden an dieser Stelle gestrichen.201 Die korrekte Zusammenstellung der Passagen wurde kontinuierlich geprüft und gegebenenfalls angepasst. Zudem wurde ihre Triftigkeit, Vollständigkeit und Validität anhand der originalen Textstellen in den Interviews stichprobenartig nochmals abgewogen. Insgesamt konnten solchermaßen nicht nur übergreifende Topoi identifiziert, sondern auch Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Abweichungen sowie Widersprüche herausgestellt werden.

Darauf aufbauend wurden zuletzt durch eine Konzeptualisierung allgemeine Kategorien definiert, die nicht nur das von den Experten geteilte Wissen einfassen und verdichten, sondern auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstellen. In diesem Schritt erfolgte teilweise – wo passend – eine Loslösung von der Terminologie der Experteninterviews hin zu wissenschaftlichen Begrifflichkeiten. Die unter einer Kategorie paraphrasierten Daten wurden dabei entsprechend verschmolzen und auf eine höhere Abstraktionsebene gebracht, um eine allgemeine theoretische Diskussion zu ermöglichen.202

Da sich der Fragenkatalog des Interviewleitfadens an den Analysekapiteln orientiert, wurden die Erkenntnisse der qualitativen Studie in die passenden Passagen der vorangegangenen Hauptanalyse eingebunden. Dabei wurden übergreifende Feststellungen wo möglich zusammengefasst, gegebenenfalls mit abweichenden Erkenntnissen kontrastiert sowie mit entsprechenden Zitaten aus den Transkripten der Interviews veranschaulicht.203 Die Auswahl

198 Vgl. Keuneke (2005), S. 265.

199 Vgl. Bortz u. Döring (2002), S. 331.

200 Dieser Schritt kann mit dem sonst in der Analyse gebräuchlichen „Kodieren“ gleichgesetzt werden;

mehr zum Kodieren in Bortz u. Döring (2002), S. 330.

201 Vgl. Bortz u. Döring (2002), S. 330.

202 Vgl. Meuser u. Nagel (1991), S. 462 f. u. (2009), S. 477.

203 Vgl. Bortz u. Döring (2002), S. 330.

dieser Zitate erfolgte maßgeblich danach, wo Aussagen die geteilten Feststellungen besonders markant und erschöpfend erfassten. Ausdrücklich hingewiesen sei an dieser Stelle nochmal auf den qualitativen, nicht generalisierbaren Charakter der Expertenstudie.

Dies wurde wo möglich auch sprachlich verdeutlicht (indirekte Rede, Konjunktivsetzung, Nennung des Autors).