• Nem Talált Eredményt

Schriftliche Online-Befragung

In document Publish or Perish? (Pldal 144-147)

8. METHODIK

8.2 Theoretische Anmerkungen zu den Methoden

8.2.3 Schriftliche Online-Befragung

1.) Definition und Charakteristika

Kommunikations- und Informationstechnologien eröffnen neue Möglichkeiten für die empirische Sozialforschung: Durch die Verbreitung des Internets entwickelte sich elektronisch gestützte Datenerhebung wie die computerbasierte schriftliche Online-Befragung zu einem häufig genützten Instrument. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen, gedruckten Fragebogen wird ein Online-Fragebogen in einem Webbrowser programmiert und ausgefüllt. Das Internet dient hierfür einerseits als Methode, andererseits als Kommunikationskanal sowie gleichzeitig als Forschungsgegenstand, indem es Aufschluss über die Nutzung, Rezeption und Produktion von digitalen Inhalten gibt (Kuckartz et al. 2009, 107; Scholl 2015, 53).

Eine Online-Befragung kennzeichnet sich als kostengünstige und zeitsparende Methode, die über große Entfernungen sowie ohne zeitliche Abhängigkeit durchgeführt werden kann.

Aufgrund ihrer technischen Möglichkeiten zeigt sie gegenüber anderen Befragungsinstrumenten deutliche Vorteile – sowohl bei der Erhebung als auch bei der Aufbereitung der Daten: Durch Online-Befragungen können große Stichproben erfasst werden, deren Daten schnell verfügbar sind. Mittels mitunter auch komplexer Filtersetzungen sowie Variationen der Fragereihenfolge (ohne dass Befragte dies in Erfahrung bringen) kann die Datenqualität verbessert werden (Kuckartz et al. 2009, 10–12; Zerback et al. 2009, 27;

Jacob, Heinz & Décieux 2013, 110; Scholl 2015, 57–58). Online-Tools für die Zusammenstellung von Fragebögen umfassen darüber hinaus auch Programme zur Datenauswertung und Datenpräsentation. Diese direkte Verfügbarkeit der Daten gleich nach der Beantwortung erleichtert die Verarbeitung und Aufbereitung der Umfrage-Ergebnisse (Kuckartz et al. 2009, 34; Scholl 2015, 182).

2.) Erkenntnisziele und Forschungsprozess

Online-Befragungen eignen sich vor allem, wenn Erkenntnisse über große Stichproben angestrebt werden. Für die Erkenntnisgewinnung ermöglichen sie Kombinationen von standardisierten und offenen Antworten und somit eine gleichzeitige Erhebung quantitativer und qualitativer Daten (Kuckartz et al. 2009, 9).

Bei der Planung des Befragungsprozesses müssen allerdings spezifische Eigenschaften der Zielgruppe im Vorhinein berücksichtigt werden: Für große Rücklaufquoten sind Zugang bzw.

Affinität zur Computernutzung Grundvoraussetzung. Resultate zu Ausschöpfungsquoten zeigen, dass sich homogene Gruppen, die vom Befragungsthema unmittelbar betroffen sind, eher zur Teilnahme bereit zeigen. Universitäre Befragungen werden mitunter als wichtiger eingestuft und eher beantwortet. Auch jene Personen, welche die Studie als Gelegenheit zur Selbstreflexion sehen, sind darüber hinaus häufiger zu einer Teilnahme bereit (Baur & Florian 2009, 121–122; Kuckartz et al. 2009, 115; Maurer & Jandura 2009, 67).

Aufgrund des erhöhten Abbruchrisikos von Online-Erhebungen ist ein Pretest des Fragebogens im Vergleich zu anderen empirischen Methoden noch dringender notwendig (Kuckartz et al. 2009, 37). Beim Forschungsprozess ist zu berücksichtigen, dass in der Stichprobe auch falsche oder nicht mehr genutzte E-Mail-Adressen inkludiert sein können und die Online-Befragungssituation insgesamt weniger kontrollierbar und intransparenter verläuft als bei herkömmlichen Befragungen (Baur & Florian 2009, 122; Kuckartz et al. 2009, 9).

Angesichts der Stichprobenprobleme ist eine möglichst genaue Versand- und Rücklaufstatistik notwendig, um die Ausschöpfungsquote sowie die Abbruch- und die Abschlussquote derer, die den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben, ermitteln zu können (Scholl 2015, 181).

Faulbaum, Prüfer und Rexroth machen auch auf mögliche Einflüsse der Anordnung, der Antwortkategorien sowie der grafischen Layouts der Online-Fragebögen aufmerksam. Die Gestaltung von Antwortskalen und Antwortvorgaben kann sowohl die Messung als auch den Erfolg einer Frage beeinflussen. Je feiner die Skala, desto leichter fällt meist eine Differenzierung der Antworten. Zu viele Skalenpunkte reduzieren allerdings die Klarheit der Antwort-Alternativen (Faulbaum, Prüfer & Rexroth 2009, 65–73).

Der Auswertungsprozess selbst stützt sich auf die Vorgaben der Forschungsfragen. Generell kennzeichnet er sich einerseits durch einen fallübergreifenden Überblick über das

Antworten-Spektrum und andererseits durch eine fallorientierte Erkundung von Daten, die Beziehungen zwischen den vorhandenen Merkmalen herausarbeitet (Kuckartz et al. 2009, 66–72).

3.) Schlüsselprobleme und Grenzen

Bei Online-Befragungen sind zur Gänze kontrollierte Stichproben kaum möglich, da die Auswahl nicht eindeutig festgelegt werden kann. Wird ein E-Mail-Verzeichnis ausgewählt, ist mitunter unklar, wie dieses zustande gekommen ist und ob möglicherweise Personen inkludiert werden, die nicht zur Zielgruppe gehören bzw. mehrfach erfasst sind (Maurer &

Jandura 2009, 71; Jacob, Heinz & Décieux 2013, 112; Scholl 2015, 54–55). Auch weil die Identität der Befragten nicht überprüfbar ist, werden mitunter Bedenken hinsichtlich der Repräsentativität geäußert und auf daraus resultierende Einschränkungen in der Aussagekraft hingewiesen (Welker & Matzat 2009, 39; Zerback et al. 2009, 18).

Zur Beteiligung bei Online-Befragungen sind unterschiedliche Befunde in der Literatur zu finden: Pötschke spricht von einer hohen Akzeptanz der Online-Befragung im Vergleich zu anderen Befragungsformen. Andererseits geht man aber auch von deutlich niedrigeren Rücklaufquoten aus. Befragungen im Internet schränken jedenfalls die Auswahlpopulation von Vornherein ein. Abgesehen von einer notwendigen Internet-Affinität der Befragten, die in der vorliegenden Studie definitiv gegeben ist, werden bei der Internetnutzung demographische Unterschiede deutlich: Pötschke weist diesbezüglich auf geschlechtsspezifische Rücklaufquoten zugunsten von Männern und auf eine verstärkte Präsenz von Personen mit technischen Kompetenzen, die Online-Befragungen präferieren, hin (Pötschke 2009, 78).

Ein weiteres Problem, das in der Literatur beschrieben wird, betrifft die Häufigkeit von Online-Befragungen. Aufgrund praktikabler Verwendungen und geringer Kosten tragen sie mitunter zur Belästigung und dadurch auch zu einer Verschlechterung der Feldbedingungen bei. Durch die Zunahme der Anzahl von Online-Befragungen wird eine Teilnahme selektiver, und Fehler in punkto Repräsentativität steigen durch vermehrte Nicht-Antworten (Jacob, Heinz &

Décieux 2013, 110). Dies ist unter anderem ein Grund, weshalb in der vorliegenden Studie auf eine Befragung der Beamt*innen der Europäischen Kommission verzichtet wurde.

Das Internet erleichtert jedoch auch nonkonformes Verhalten ohne Sanktionen. Studien zeigen daher mitunter, dass Online-Befragungen durch den Wegfall von direkten Einflüssen

der Interviewer*innen tendenziell zu höherer Offenheit und Ehrlichkeit seitens der Befragten führen. Es wird erwartet, weniger häufig verzerrte Antworten aufgrund von sozialer Erwünschtheit zu erhalten, sodass vor allem bei heikleren und tabuisierten Fragestellungen durch Online-Befragungen Daten mit höherer Güte generiert werden können (Taddicken 2009, 101–102; Baur & Florian 2009, 109).

Auch zur Einschätzung der Anonymität gibt es widersprüchliche Befunde: Einerseits wird von Teilnehmer*innen der Grad an Anonymität bei Online-Befragungen als noch höher als bei der herkömmlichen schriftlichen Befragung empfunden, andererseits wird aber auch zusätzliche Skepsis ausgedrückt (Jacob, Heinz & Décieux 2013, 111).

Und schließlich sind bei der Konzeption einer Online-Befragungen und bei der Interpretation ihrer Ergebnisse aus inhaltlicher Perspektive ebenso Grenzen zu berücksichtigen: Online-Erhebungen sind für die Erforschung von Narrationen nicht geeignet, und generell sind Antworten, die sich durch weniger persönliche Tiefe kennzeichnen, zu erwarten (Kuckartz et al. 2009, 114).

In document Publish or Perish? (Pldal 144-147)