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Definitionen

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3. Struktur und Methodik

4.1 Charakteristische Merkmale

4.1.1 Definitionen

Zahlreiche Definitionsversuche in der politik- und kommunikationswissenschaftlichen Literatur beziehen sich auf die Beschreibung vielfältiger Aspekte zur politischen Kommunikation. Sie unterscheiden sich vor allem durch ein unterschiedliches Maß an Berücksichtigungen von Reichweite, Akteur*innen, unterschiedlichen Kommunikationskanälen und systemrelevanten Komponenten. Mit der Zunahme der (vor allem elektronischen) Medienkommunikation hat sich auch das wissenschaftliche Interesse an medienvermittelter politischer Kommunikation gesteigert und sich in den 1970ern ein eigener Wissenschaftszweig herausgebildet (Schulz 2008, 14–15). Im deutschen Sprachraum sind vor allem Langenbucher (1974) und Saxer (1983; 1998) als Vorläufer für die theoretische Grundlegung eines Wissenschaftszweiges der politischen Kommunikation zu nennen.

Aufgrund unterschiedlicher Perspektiven auf das Feld der politischen Kommunikation aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen ist jedoch nicht von einheitlichen Begriffsbestimmungen auszugehen. Neben differenten perspektivischen Forschungsansätzen sind speziell auch normative, deskriptive und analytische Herangehensweisen an die Beforschung von Themen der politischen Kommunikation hervorzustreichen (Donges & Jarren 2017, 1–2).

Die vorliegende Arbeit präferiert aufgrund ihrer Ausrichtung auf den transnationalen Nachrichtenproduktionsprozess speziell jene Definitionen, die das Prozesshafte der politischen Kommunikation in den Vordergrund rücken und somit aus politikwissenschaftlicher Sicht den Bereich der „politics“ ins Auge fassen: „The field of political communication […] encompasses the construction, sending, receiving, and processing of messages that potentially have a significant direct or indirect impact on politics.” (Graber &

Smith 2006, 479) Sie setzt darüber hinaus auch an einer Eingrenzung der politischen Kommunikationshandlungen auf die traditionellen Funktionsgruppen der politischen Kommunikation – Politik-PR und Journalismus – an und hält die Betonung der Kommunikationsakteur*innen für die Erklärung von Kommunikationsprozessen für wesentlich: „Unter dem Begriff ‚Politische Kommunikation‘ wird in einem engen Sinne vor allem diejenige Kommunikation verstanden, in der stark in das politische System eingebundene Akteure in einer massenmedial vermittelten Öffentlichkeit über politisch relevante Sachverhalte kommunizieren“ (Henn, Dohle & Vowe 2013, 383).

Politik als Betrachtungsgegenstand einzugrenzen, ist aus wissenschaftlicher Sicht umstritten, da es sich bei der Grenzziehung zwischen Politik und Nicht-Politik stets auch um eine politische Frage handelt (Nassehi 2002, 38). Die vorliegende Arbeit definiert Politik daher sehr breit als

„soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“ (Bernauer et al.

2013, 24). Sie fokussiert sich dabei auf politisches (Kommunikations-)Handeln in Form von Interaktionen auf transnationaler Ebene, indem Nachrichtenproduktionsprozesse zwischen der Europäischen Kommission und dem österreichischen Journalismus empirisch-analytisch in den Blick genommen werden. In Zusammenhang mit der Thematik der vorliegenden Arbeit ist darauf hinzuweisen, dass Politik in einem demokratischen Gemeinwesen ohne Kommunikation generell nicht denkbar ist. Mitunter greifen Definitionen von Politik auch direkt auf Kommunikationsaspekte zurück (Schulz 2008, 13). Donges und Jarren, die auf diese enge Verbindung aufmerksam machen, kritisieren diesbezüglich eine zu starke Trennung zwischen politischen Prozessen und der politischen Kommunikation: „dass die Darstellung von Politik immer weniger ein ‚Anhängsel‘ politischer Entscheidungen, sondern ein integraler Bestandteil jedes politischen Prozesses ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn Themen, die sich nicht mediengerecht darstellen lassen, gar nicht erst in den politischen Entscheidungsprozess gelangen.“ (Donges & Jarren 2017, 7) Debatten über die Art des Verhältnisses zwischen Politik und Kommunikation sind reichhaltig. Auf den Aspekt der Vermischung zwischen den Funktionssystemen Politik und Kommunikation wird im Lauf der vorliegenden Arbeit immer wieder Bezug genommen (siehe Kapitel 5).

Auch wenn es darum geht, politische Kommunikation grenzüberschreitend zu denken und dabei mit politischen Phänomenen räumlicher Entgrenzung in Verbindung zu setzen, ist die

Terminologie zur politischen Kommunikation in der Literatur nicht immer eindeutig definiert:

Das Forschungsfeld teilt sich hierbei vor allem in „internationale“, „globale“ und

„transnationale“ Kommunikation, wobei hinter den Begrifflichkeiten mitunter unterschiedliche theoretische und politische Auffassungen zur Bedeutung von Nationalstaaten und nationalstaatlich verfassten Gesellschaften für die grenzüberschreitende Kommunikation stehen und die Definitionen mitunter auch verschwimmen (Wessler &

Brüggemann 2012, 2). Transnationalisierung bezeichnen Brüggemann et al. als Kommunikationsflüsse, die nationale Grenzen überschreiten und in der Folge transnationale Öffentlichkeiten ermöglichen: „Räume der Verdichtung von Prozessen öffentlicher, medial vermittelter politischer Kommunikation“, die den nationalen Bezugsrahmen übersteigen (Brüggemann et al. 2009, 395). Indem sie unter anderem auf Koopmans und Statham (2010) und Wessler et al. (2008) zurückgreift, definiert Polownikow Transnationalisierung von Öffentlichkeit durch grenzüberschreitende Kommunikation als eine „Ausdehnung des Netzwerks öffentlicher Kommunikationsforen über den Nationalstaat hinaus“ (Polownikow 2017, 1).

Nach Donges und Jarren, die dabei auf Wessler (2007) zurückgreifen, meint Transnationalisierung, dass gesellschaftliche Prozesse immer öfter, weitreichender und nachhaltiger den nationalstaatlichen Rahmen überschreiten. Internationalisierung hingegen bezeichnet den Prozess einer verstärkten Interaktion und Koordination zwischen Staaten, und Supranationalisierung bezeichnet die Herausbildung überstaatlicher Institutionen (Wessler 2007, 51; Donges & Jarren 2017, 88). Zum Themenkomplex der Internationalisierung wird vor allem international vergleichende Forschung über Nachrichtenberichterstattung, Journalismus und politische Kommunikation in den Blick genommen (u.a. Esser & Pfetsch 2003, Melischek, Seethaler & Wilke 2008; Löffelholz, Weaver & Schwarz 2008). Literatur zur Transnationalisierung fokussiert sich unter anderem bevorzugt auf grenzüberschreitende Medien- und Kommunikationsphänomene (u.a. Hepp & Löffelholz 2002; Wessler et al. 2008;

Ivanova 2017). Europäisierung ist nach Wessler ein Spezialfall von Transnationalisierung, Internationalisierung und Supranationalisierung (Wessler 2007, 51). Die EU dient als das am meisten untersuchte Beispiel für die Analyse politischer Kommunikation im transnationalen politischen Raum (Wessler & Brüggemann 2012, 66).

Die vorliegende Arbeit bezieht sich bei ihrer Analyse der Kommunikation der Europäischen Kommission speziell auf den Begriff der „transnationalen Kommunikation“. Während der Begriff „internationale Kommunikation“ ein bloßes Überschreiten der Grenzen von Nationalstaaten und Nationalkulturen beschreibt, ohne deren Grenzen anzutasten, fokussiert der Begriff „transnationale Kommunikation“ Kommunikationsprozesse, die Grenzen von Nationalstaaten und Nationalkulturen mitunter auch überwinden und in der Folge die Prägekraft der Nationalstaaten für Kommunikationsprozesse verringern. Im Bereich der transnationalen Kommunikation geht es sowohl um die Beobachtung von Einfluss aufgrund der Grenzüberschreitung, als auch um die Analyse von Entgrenzungsperspektiven, was im Rahmen der Auswertung der Analyseergebnisse der vorliegenden Arbeit sichtbar wird (siehe Kapitel 11). Mit der Betonung auf transnational wird zugleich auch auf den historischen und systematischen Bezugspunkt der Arbeit hingewiesen: Die Wirkungskraft der Nationalstaaten innerhalb der EU sollte trotz zunehmender kommunikativer Grenzüberschreitungen bzw.

Grenzüberwindungen durch Kommunikation nicht außer Acht gelassen werden. Die Analyse der Durchlässigkeit nationaler Grenzen für transnationale Medieninhalte und Transformationsprozesse steht dabei im Zentrum (Wessler & Brüggemann 2012, 2–5). Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass transnationale Verdichtungen von Kommunikation nicht immer als Gegensatz zwischen transnationalen und nationalen Öffentlichkeiten aufgefasst werden dürfen: Eine transnationale Öffentlichkeit entwickelt sich mitunter als Transnationalisierung nationaler Öffentlichkeiten (Wessler & Brüggemann 2012, 63–64).

Worin es in der Forschung weitgehende Einigkeit gibt, ist die Betrachtung der Transnationalisierung von Öffentlichkeit(en) als lang dauernder Prozess, welcher in verschiedenen Dimensionen abläuft (u.a. Fraser 2008; Ivanova 2017).

Ein weiteres Forschungsfeld der vorliegenden Arbeit sind Kommunikationsprozesse aus der Sicht der Kommunikationsakteur*innen mit einem Fokus auf interpersonale Kommunikation zwischen den Vertreter*innen der Politik-PR und denen des Journalismus, die nicht zuletzt aufgrund ihrer grenzüberschreitenden Kommunikationstätigkeiten mitunter eine unterschiedliche kulturelle Herkunft aufweisen. Im Rahmen der Befragungen werden zwar durchaus Themenbereiche angesprochen, die Kommunikations- und Journalismuskulturen nicht als abgeschlossene Einheiten betrachten (Wessler & Brüggemann 2012, 3–4), der

Themenkomplex der „transkulturellen Kommunikation“ (u.a. Hepp 2014) steht jedoch nicht im Zentrum der vorliegenden Analyse.

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