• Nem Talált Eredményt

Überblick

In document Publish or Perish? (Pldal 118-122)

7. ANMERKUNGEN ZUR ANALYSE POLITISCHER KOMMUNIKATION IN TRANSNATIONALEN

7.1 Überblick

Die vorliegende empirische Forschungsarbeit untersucht das Zusammenspiel von Politik-PR und Journalismus im transnationalen Raum auf drei unterschiedlichen Ebenen:

1.) die Abbildung der Europäischen Kommission in der journalistischen Berichterstattung in österreichischen Printmedien

2.) die Evaluierung der Kommunikationsinhalte der Europäischen Kommission und der damit verbundenen transnationalen Kommunikationsprozesse aus Sicht der Beamt*innen der Europäischen Kommission, der Korrespondent*innen österreichischer Medien in Brüssel und der Journalist*innen österreichischer Printmedien

3.) die Kommunikationsbeziehungen zwischen den Beamt*innen der Europäischen Kommission und den Journalist*innen österreichischer Printmedien

Speziell in der deutschsprachigen Forschung ist die bisherige empirische Untersuchung zur Transnationalisierung politischer Kommunikation häufig auf die sogenannte „europäische Öffentlichkeit“ fokussiert (u. a. Koopmans 2007; Triandafyllidou, Wodak & Krzyanowski 2009;

Wessler & Brüggemann 2012). Transnationale Kommunikationspraktiken, die Kommunikation von Institutionen und Organisationen über nationale Grenzen hinweg sowie öffentliche kommunikative Interaktionen im – vor allem durch die EU – transnational vernetzten Europa stehen dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen. Diesem Forschungsstrang schließt sich auch die vorliegende empirische Forschung an.

Sie fragt zunächst nach transnationalen Grenzüberschreitungen von politischen Kommunikationsinhalten und ermittelt, inwieweit die Europäische Kommission und ihre Akteur*innen in der Berichterstattung nationaler österreichischer Printmedien abgebildet

werden. Diesbezüglich fokussiert sie als Gegenstand ihrer Betrachtung zuallererst Medieninhalte zur Europäischen Kommission im österreichischen Printjournalismus. Der bisherige Forschungsstand im österreichischen Kontext zeigt zudem, dass vor allem Prozesse der „Kommunikationsübersetzung“ von der transnationalen Ebene auf die nationale Ebene und vice versa in der politischen Kommunikation bisher nur marginal berücksichtigt wurden (u. a. Weidinger-Moser 2004; Weber 2010; Lusk 2019). Insbesondere fehlen hierzu Perspektiven auf die Reproduktion und/oder Transformation bzw. auf den Abbruch von Kommunikation beim Überschreiten der Grenzen zwischen politischen Akteur*innen supranationaler/transnationaler Institutionen und nationaler Öffentlichkeiten. Dieser Lücke will diese Arbeit in einem weiteren Schritt auf den Grund gehen, indem sie den Medienproduktionsprozess und dabei unterstützende bzw. hemmende Faktoren für transnationale Kommunikationsinhalte in den Blick nimmt. Dafür gilt es, neben den strukturellen Einflüssen aus dem System der Politik-PR und des Politik-Journalismus auch das kommunikative Zusammenspiel zwischen den Akteur*innen beider Systeme zu berücksichtigen. Dazu gehören unter anderem einseitige Kommunikationsvermittlung und/oder der reziproke transnationale Austausch von Kommunikationsinhalten zwischen den Beamt*innen der Europäischen Kommission und den Journalist*innen österreichischer Medien. Mangels bisheriger Forschungen – nicht nur im österreichischen, sondern auch im internationalen Kontext – steht diesbezüglich vor allem das kommunikative Zusammenspiel der Akteur*innen im Kontext der Medienproduktion im Fokus der folgenden Betrachtungen.

Nach dem Modell von Wessler und Brüggemann (Wessler & Brüggemann 2012, 8) fasst die vorliegende Arbeit daher vor allem folgende Bestandteile medienvermittelter öffentlicher Kommunikation ins Auge: gesellschaftliche Akteur*innen (Beamt*innen der Europäischen Kommission), Medieninhalte (journalistische Berichterstattung zur Europäischen Kommission in österreichischen Printmedien), Medienschaffende (Journalist*innen österreichischer Printmedien) und die Medienproduktion (Kommunikationsprozess zwischen Beamt*innen und Journalist*innen im Vorfeld einer Publikation).

Grafik 7.1_1: Modell zur medienvermittelten öffentlichen Kommunikation (vgl.Wessler & Brüggemann 2012, 8)

Dieses Modell zur medienvermittelten öffentlichen Kommunikation illustriert folgende Dynamik, die im Mittelpunkt der vorliegenden Analyse steht: Gesellschaftliche Akteur*innen wie die Europäische Kommission versuchen, mit ihren Themen und Meinungen die Aufmerksamkeit der Medien und in der Folge die Öffentlichkeit zu erreichen. Die Medienpublika wiederum nutzen diese Inhalte nach ihren Interessen und sind dadurch indirekt mit den Kommunikator*innen der Europäischen Kommission verbunden. Im Zentrum des Medienproduktionsprozesses – im Fall der vorliegenden Arbeit ist es genauer genommen der Nachrichtenproduktionsprozess zu Inhalten zur Europäischen Kommission – stehen diesem Modell nach die Journalist*innen. Sie entscheiden als Selektionsfilter, welche Nachrichten den Weg an die Öffentlichkeit schaffen und welchen Nachrichten der Weg an die Öffentlichkeit versperrt wird (Wessler & Brüggemann 2012, 8–9). Hinzuzufügen ist jedoch, dass in dieser kommunikativen Dynamik zwischen den Beamt*innen der Europäischen Kommission und den Journalist*innen auch hybride Aspekte zum Vorschein kommen, welche dieses Modell nicht berücksichtigt (Beck 2007, 80). Die vorliegende empirische Bearbeitung politischer Kommunikation im transnationalen Raum geht daher davon aus, dass eine Analyse des Zusammenspiels zwischen den Beamt*innen der Europäischen Kommission und den Journalist*innen im Vorfeld einer Veröffentlichung sowohl eine Darstellung von Grenzbereichen als auch von Hybridzonen zwischen den beiden Akteur*innen erfordert.

Gesellschaftliche Akteur*innen

Medienpublika Medienprodukte

&

Medieninhalte

Medienschaffende

&

Medienproduktion

Medienstrukturen (Systeme, Organisationen)

Aufgrund bisher nur weniger Erkenntnisse zum transnationalen Zusammenspiel von Politik-PR und Politik-Journalismus sowie fehlender Aktualisierungen im österreichischen Kontext ist die vorliegende schrittweise empirische Analyse vor allem als explorative Studie konzipiert:

Zunächst wird eruiert, ob, wie und in welchem Ausmaß Inhalte zur Europäischen Kommission in österreichischen Printmedien und somit für eine größere Öffentlichkeit hervorgebracht werden. Die anschließende vertiefende Analyse fasst einen akteur*innenzentrierten Zugang ins Auge: In Form von Befragungen werden die dahinter liegenden Nachrichtenproduktionsprozesse und die damit verbundene Kommunikation zwischen den Beamt*innen der Europäischen Kommission und den Journalist*innen österreichischer Medien evaluiert. Die Erhebung ihrer Kommunikationsinteressen und Motive im Nachrichtenproduktionsprozess, der fördernden und behindernden Bedingungen aus deren Perspektive sowie der kommunikativen Beziehungen untereinander steht im Fokus dieser vertiefenden empirischen Untersuchung. Dabei spielen die subjektiven Bedeutungszuschreibungen der Akteur*innen eine zentrale Rolle. Es wird davon ausgegangen, dass diese als Grundlage für transnationales kommunikatives Handeln dienen und somit mitentscheidend sind, ob, wie, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen transnationale Kommunikationsinhalte vermittelt, verhandelt und letztendlich für eine größere Öffentlichkeit hervorgebracht oder abgeblockt werden. Ihre Beschreibung von Determinanten im Nachrichtenproduktionsprozess, welche Durchlässigkeiten und/oder Undurchlässigkeiten für politische Kommunikationsinhalte zur Europäischen Kommission verursachen, sollen Einflüsse bzw. Abgrenzungen in beide Richtungen identifizieren.

Konvergenzen und Divergenzen aus der Sicht der Kommunikationsakteur*innen können somit erklärt werden. Zugleich geht die empirische Untersuchung davon aus, dass sich im kommunikativen Austausch zwischen der Europäischen Kommission und dem österreichischen Journalismus nicht nur Einfluss- und Abgrenzungshandlungen sondern mitunter auch transnationale neue Strukturbildungen ergeben können und die Beforschung der Kommunikationsakteur*innen somit zusätzlich auch Entgrenzungsperspektiven aufzeigen könnte. Grenzüberwindende Kommunikationsprozesse bzw. Abbrüche von Kommunikation werden jedenfalls aus zwei unterschiedlichen Standpunkten – dem der Politik-PR und dem des Politik-Journalismus – herausgearbeitet, um so einen Beitrag zu den Transnational Studies der politischen Kommunikation zu leisten (Wessler & Brüggemann 2012, 12).

Nach Wessler und Brüggemann werden daher im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse zusammenfassend folgende Analyseperspektiven transnationaler politischer Kommunikation eingenommen (vgl. Wessler & Brüggemann 2012, 11):

Vergleichende Perspektive: Politische Kommunikation wird horizontal (österreichische Medienprodukte bzw. die Beamt*innen der Europäischen Kommission und die Journalist*innen im Vergleich) auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin untersucht. Ziel ist es, Determinanten herauszuarbeiten, die besondere Merkmale erklären und Faktoren identifizieren, welche ein bestimmtes Muster an Gemeinsamkeiten und Unterschieden hervorrufen. Die Beschreibung und Erklärung von Divergenz und Konvergenz steht im Zentrum dieser Perspektive (u. a. Hallin Mancini 2004; Esser & Pfetsch 2003; Thomaß 2007). Sie ist an keine bestimmte Theorie gebunden, sondern ermöglicht vielmehr die Entwicklung von Theorien.

Einflussperspektive: Nachrichtenflüsse zur Europäischen Kommission in der medienvermittelten öffentlichen Kommunikation sowie Kommunikationsbeziehungen zwischen der Europäischen Kommission und dem österreichischen Printjournalismus werden aus der Perspektive der Akteur*innen beschrieben. Sie führen entweder zu einem gleichberechtigten Austausch, zu bestimmten Mustern des Einflusses oder zu einseitiger bzw.

gegenseitiger Abgrenzung (u. a. Thussu 2007; Boyd-Barrett 1977).

Entgrenzungsperspektive: Sie nimmt neue Strukturbildungen und Prozesse in den Blick, die jenseits abgegrenzter nationaler Kommunikationskulturen der Journalist*innen österreichischer Medien liegen. Indem sie die Begrenztheit der Einheiten relativiert oder verneint, setzt sie sich von Konzepten der bloßen „Einflussperspektive“ ab. Wann genau Einflussbeziehungen in Entgrenzungen übergehen, wird sich mit den vorliegenden Ergebnissen allein nicht feststellen lassen. Hierzu dient diese Arbeit aber als Ausgangspunkt für künftige detailliertere Untersuchungen am konkreten Gegenstand (u. a. Wessler et al.

2008; Hepp 2004; Tomlinson 1999).

In document Publish or Perish? (Pldal 118-122)