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Erhebungsmethoden

In document Publish or Perish? (Pldal 156-161)

9. OPERATIONALISIERUNG

9.2 Stufe I: Inhaltsanalyse

9.2.3 Erhebungsmethoden

Die Inhaltsanalyse bezieht sich auf unterschiedliche Untersuchungseinheiten, an denen Kommunikationsinhalte gemessen werden, welche durch die Forschungsfrage inhaltlich eingegrenzt sind (Früh 1998, 76). Die Kategorien für diesen Analyseprozess wurden deduktiv gebildet, ohne zuvor das Material durchzusehen. Die Durchführungsschritte werden im Folgenden aufgeschlüsselt und im Codebuch (siehe Appendix) abgebildet, wo die systematische Suchstrategie offengelegt wird, um so Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Das für die inhaltsanalytische Untersuchung dieser Forschungsarbeit verwendete Codebuch richtet sich nach dem Codebuch-Modell von Früh (1998, 150–178) bzw.

Gerhards, Roose und Offerhaus (2004) und wurde darüber hinaus für die spezifische Thematik adaptiert und erweitert. Es präzisiert die genannten Parameter für die konkrete Umsetzung der Textanalyse und legt Handlungsanweisungen für eine systematische Inhaltsanalyse vor.

Die Codierung fand in zwei Abläufen statt: Zuerst erfolgte die Codierung der Artikel mit den gesuchten Variablen. Im Anschluss fand die Codierung der formalen, thematischen und wertenden Klassifikationen statt.

1.) Erhebung der Auswahleinheit (sampling unit)

Die Auswahleinheit beinhaltet nach Roessler „die physisch vorliegenden Materialien, die aus dem gesamten Spektrum verfügbaren Medienmaterials für die Untersuchung ausgewählt werden und legt systematisch fest, welches Medienmaterial inhaltsanalytisch zu untersuchen ist“ (Roessler 2010, 43). Für die vorliegende Forschungsarbeit bedeutet das die Auswahl einer Stichprobe aus der Menge der österreichischen Tageszeitungen (Printausgabe). Konkret sind das die Tageszeitungen Der Standard, Die Presse, Kurier, Kleine Zeitung und Kronen Zeitung im Zeitraum vom 01. August 2015 bis 31. Januar 2016. Die Zahl der untersuchten Tageszeitungen beträgt insgesamt 870.

Tabelle 9.2_1: Beschreibung der Stichprobe_I

Tageszeitung Anzahl der Exemplare keine Ausgaben

Der Standard 150 25./26./31. Dezember 2015, keine Ausgabe an Sonntagen Die Presse 177 16. August 2015, 26. Oktober 2015, 08./25./26. Dezember 2015,

01./03. Januar 2016

Kurier 181 16. August 2015, 26. Oktober 2015, 26. Dezember 2015 Kleine Zeitung 181 16. August 2015, 26. Oktober 2015, 26. Dezember 2015 Kronen Zeitung 181 16. August 2015, 26. Oktober 2015, 26. Dezember 2015

Die Aufteilung der 870 Tageszeitungen auf die sechs ausgewählten Monate ergibt folgendes Bild:

Tabelle 9.2_2: Beschreibung der Stichprobe_II

Tageszeitung August September Oktober November Dezember Januar Summe

Der Standard 24 24 25 26 26 25 150

Die Presse 30 30 30 30 28 29 177

Kurier 30 30 30 30 30 31 181

Kleine Zeitung 30 30 30 30 30 31 181

Kronen Zeitung 30 30 30 30 30 31 181

Summe 144 144 145 146 144 147 870

2.) Erhebung der Analyseeinheiten (recording units)

Analyseeinheiten sind Roessler zufolge „jene Elemente aus dem Untersuchungsmaterial, für die im Rahmen der Codierung jeweils eine Klassifizierung vorgenommen wird“ (Roessler 2010, 43). Die Erhebung der Analyseeinheiten wird auf drei Ebenen aufgeschlüsselt:

Ressortebene: Hierfür wurden jene vier wesentlichen Teile einer Tageszeitung gewählt, für die angenommen wird, dass die Europäische Kommission und ihre zugehörigen Akteur*innen eine – im Vergleich zu anderen Zeitungsteilen – bedeutende Rolle spielen: Politik, Wirtschaft, Meinung (falls spezielle Seiten dafür vorgesehen sind) und Chronik/Aktuelles.

Diesen Themenbereichen werden je nach Eigenschaften einer Zeitung spezielle Zeitungsteile bzw. Rubriken mit unterschiedlichen Bezeichnungen zugeordnet. Sie wurden den Zeitungsexemplaren entnommen und in der Folge nach den Vorgaben des Codebuchs analysiert. Zeitungsbücher und diverse Beilagen aus diesen Ressorts wurden bei der Codierung nicht berücksichtigt.

Tabelle 9.2_3: Beschreibung der Analyseeinheiten

Tageszeitung Politik Wirtschaft Meinung Aktuelles

Der Standard „International“

„Wirtschaft“ „Das freie Wort“ erste Seite

Kleine Zeitung

„Politik“

„International“

„Österreich“ „Wirtschaft“ „Tribüne“ erste Seite

„Thema“

Kurier „Politik“

„International“ „Wirtschaft“ keine spezielle Seite

vorgesehen erste Seite

Artikelebene: Dazu zählen sowohl Berichte als auch Meinungsartikulation wie Kommentare.

Bildtexte werden nur dann erhoben, wenn sie nicht eine bloße Beschreibung des Fotos darstellen, sondern sich als eigenständige Beiträge erweisen. Ein relevanter Artikel muss mindestens einen Satz beinhalten, welcher die Europäische Kommission beziehungsweise ihre Akteur*innen erwähnt, um berücksichtigt zu werden.

Zu beachten ist, dass der Meinungsteil nur dann in die Analyse aufgenommen wird, wenn der Artikel von (ehemaligen) Journalist*innen oder ausgewiesenen journalistischen Kolumnist*innen verfasst wurde, da diese ja das Untersuchungsobjekt dieser Studie sind.

Aussagenebene: Die in die Analyse aufgenommenen Artikel beinhalten sowohl deskriptive als auch wertende Inhalte.

3.) Erhebung der Codier-Einheiten (content units)

Die Codier-Einheiten bezeichnet Roessler als „diejenigen Aspekte, die an dem Medienmaterial interessant sind, um die Forschungsfrage zu beantworten und durch die Kategorien adressiert werden“ (Roessler 2010, 44). Für die vorliegende Arbeit wurden zuerst ein akteur*innenbezogener, dann ein thematischer und schließlich ein wertender Zugang gewählt:

Formale Identifikation: Die formalen Codier-Einheiten fokussieren die Anzahl der Nennungen der Europäischen Kommission und deren zugehörige Akteur*innen. Folgende Begriffe wurden codiert:

a) Europäische Kommission/Kommission/EU-Kommission sowie alle Attribute, die der Kommission begrifflich zugeordnet werden (z. B. Kommissionspläne, Kommissionsgebäude)

b) Kommissionspräsident/Präsident der Kommission/Jean-Claude Juncker c) (ehemalige*r) Kommissar*in

d) Beamt*innen/Sprecher*innen der Europäischen Kommission

e) EU-Außenbeauftragte/Hohe Vertreterin für Außenpolitik/Federica Mogherini

Hinzuweisen ist auch darauf, dass mitunter Begriffe eingeschlossen wurden, die darüber hinaus eindeutig die Europäische Kommission bzw. ihre zugehörigen Akteur*innen bezeichnen. Darunter werden Begrifflichkeiten wie z. B. „Brüsseler Behörde“ oder „Chef der Kommission“ verstanden.

Auch die Namen des Kommissionspräsidenten beziehungsweise der Kommissar*innen dienten als Suchkriterien. Zusätzlich wurde auch Federica Mogherini als Variable gewählt, da sie zum Zeitpunkt der Untersuchung als Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik nicht nur EU-Außenbeauftragte war und den Europäischen Auswärtigen Dienst leitete, sondern auch die Funktion einer Vizepräsidentin der Europäischen Kommission innehatte.

Mit falschen oder schlampigen Bezeichnungen wurde folgendermaßen umgegangen: Sollte zum Beispiel, wie in einem konkreten Fall, Kommissionspräsident Juncker als Parlamentspräsident bezeichnet werden, so wurde diese Variable trotzdem codiert, weil der Fehler offensichtlich war. Wurde fälschlicherweise von EU geschrieben und die Europäische Kommission damit bezeichnet, wurde diese Variable nur dann codiert, wenn sie eindeutig als

„Europäische Kommission“ einzuschätzen war. Der Begriff „EU“ wird beispielsweise in Überschriften und Untertiteln aufgrund seiner Kürze gerne verwendet, ist in den allermeisten untersuchten Fällen jedoch kein klar ersichtliches Synonym für die „Europäische Kommission“

und wurde daher nur selten für die Codierung herangezogen. Codierung ist auch keine zulässig, wenn die Europäische Kommission falsch zugeordnet wird (z. B.

„Kommissionspräsident Schulz“, wenn vom damaligen Präsidenten des EU-Parlaments die Rede ist).

Thematische Klassifikation: Die thematische Zugehörigkeit der vorher eruierten Codes wurde durch die Analyse übergreifender Themen ergänzt (Roessler 2010, 45). Für diese inhaltlichen Codier-Einheiten wurde auf das Codebuch von Derks, Gemenis und Van Gerven (2013) zur Analyse der Agenda der Europäischen Kommission sowie auf das Codebuch von Gerhards, Roose und Offerhaus (2004) im Rahmen einer länder-, zeit- und medienvergleichenden Untersuchung zur EU-Berichterstattung zurückgegriffen. Deren Kategorien wurden in dieser Arbeit zum Teil repliziert bzw. adaptiert und erweitert.

Wertende Klassifikation: Für die Codierung von Wertungen wurden sowohl formale Codier-Einheiten wie die Länge des Beitrags und die Platzierung im Medienkontext als auch inhaltliche Codier-Einheiten wie Bedeutungsdimensionen festgelegt (Roessler 2010, 44).

4.) Erhebung der Kontexteinheiten (context unit)

Die Kontexteinheit ist Roessler zufolge ein Konstrukt, „um zu einer korrekten Codierung der Analyseeinheit zu gelangen“ (Roessler 2010, 45). Sowohl für die Erhebung thematischer Variablen als auch für die Erhebung wertender Variablen wird als Kontexteinheit zunächst die Aussagenebene festgelegt. Das Codebuch erlaubt darüber hinaus in ausgewählten Fällen bei Unklarheit auf die höhere Analyseeinheit, den gesamten Artikel, zurückzugreifen.

Die Bewertungskategorie „Positivität/Negativität/Neutralität der Berichterstattung“ macht darüber hinaus noch eine nähere Aufschlüsselung notwendig: Es werden nur explizite, direkte Wertungen berücksichtigt und eine sogenannte „harte“ Codierung vorgenommen. Dieser Vorgang erklärt sich durch die methodische Unzulässigkeit von „weichen“ Codierungen durch nur eine einzelne Person ohne die Hinzuziehung eines Korrektivs durch eine Gruppencodierung. Da aber Ausgewogenheit ein wesentliches journalistisches Prinzip ist (vor allem im Qualitätsjournalismus), wird bei einer Medienanalyse mitunter eine klare Zuordnung erschwert (Roessler 2010, 157). Dadurch kann das Problem auftreten, dass sich Bewertungen nur indirekt erschließen lassen und Aussagen mitunter nicht eindeutig als positiv, neutral bzw.

sowohl positiv als auch negativ oder negativ eingestuft werden können. Bei einer exakten Codierung – wie im Fall der vorliegenden Analyse – kann es also passieren, dass es viele

unklare Antworten gibt. Das erklärt auch die in dieser Kategorie vergleichsweise niedrigen Prozentwerte im Endergebnis (Roessler 2010, 23).

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