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Journalismus

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5. Interaktionen zwischen Politik(-PR) und Journalismus

5.1 Politik-PR und Journalismus im Vergleich

5.1.2 Journalismus

Journalismus wird von Blöbaum als „Berufs- und Tätigkeitsfeld; ein System der modernen Gesellschaft mit der Funktion, aktuell Informationen zur öffentlichen Kommunikation zu selektieren und zu vermitteln,“ bezeichnet (Blöbaum 2013, 141). Die gesellschaftliche Rolle der Massenmedien – und somit auch diejenige der Journalist*innen – wird in der Literatur immer wieder hervorgestrichen: Durch ihr jeweiliges Agenda Setting beeinflussen sie, über welche Themen Medien-Rezipient*innen nachdenken, sowie die Transparenz des politischen Entscheidungsprozesses und die Reichweite der politischen Kontrollmöglichkeiten (Latzer &

Saurwein 2006, 24).

Im sogenannten „Internetzeitalter“ fällt jedoch eine Definition von Medien und Journalismus immer schwerer (Auer 2016, 489). Das journalistische Berufsfeld ist vor allem deshalb kaum zu fassen, da sich Journalismus mitunter schwer von anderen Kommunikationsberufen

abgrenzen lässt und zunehmend häufiger mit PR-Tätigkeiten verschwimmt, da er keinen geregelten Berufszugang hat. Dieser ist letztendlich aus demokratischen Gründen heraus gewünscht, weil er als Ausdruck von Meinungs- und Pressefreiheit gilt (Grittmann 2002, 399).

Nach Donges und Jarren sind Medien und Mediensysteme als Bezugsfeld für den Journalismus in folgende Kategorien zu differenzieren: technische Kommunikationskanäle, Organisationen mit spezifischen Zielen und Interessen, institutionalisierte Gefüge mit kollektiven Regelungsmustern, Sozialsysteme mit funktionalen und dysfunktionalen Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Teilbereiche bzw. Teilsysteme (Donges & Jarren 2017, 64). Den Journalismus-Begriff unterscheiden Donges und Jarren wiederum auf folgenden Ebenen (vgl.

Donges & Jarren 2017, 133–134):

• Mikroebene: Tätigkeit von Individuen – nicht nur von Journalist*innen, sondern auch von Verleger*innen oder anderen Publizist*innen. Hierzu stellen sich Fragen nach den Merkmalen der Individuen, ihren subjektiven Einstellungen, Werthaltungen und ihrem Rollenverständnis.

• Mesoebene: Organisiertheit des Journalismus. Hierbei geht es um die Organisationen, in denen Journalismus betrieben wird (Redaktionen, Medienunternehmen), und um Strukturen innerhalb dieser Organisationen (Kompetenzverteilungen, Arbeitsorganisation, Routinen). Bedeutung wird zudem der redaktionellen Linie sowie dem Ausmaß der Kolleg*innenorientierung zugeschrieben.

• Makroebene: Journalismus als ein System, das gesellschaftliche Funktionen erfüllt und durch die Gesellschaft beeinflusst wird.

Die Beeinflussung des Journalismus durch den gesellschaftlichen Kontext ist ein Thema, das auch in Bezug auf die empirischen Untersuchungsschritte der vorliegenden Arbeit berücksichtigt werden muss: Lünenborg beispielsweise begreift Journalismus als einen „von sozialen Akteuren gestalteten Handlungszusammenhang, der in einem spezifischen Normen-, Struktur-, Funktionen- und Rollenkontext realisiert wird“ (Lünenborg 2004, 437). Passend zum Fokus dieser Arbeit – die Europäisierung journalistischer Berichterstattung – greift Hummel auf Russ-Mohl (2003) und Baisnée (2000) zurück: Er sieht hinter der „Nationalisierung europäischer Politik“ kulturelle bzw. politisch-organisatorische Ursachen in den Bedingungen journalistischer Arbeit (Hummel 2006, 297).

Zur Einordnung unterschiedlicher Kontexte des Journalismus, die bei dessen Analyse stets mitbedacht werden müssen, gibt Weischenberg folgende Übersicht (vgl. Weischenberg 1998, 71):

 Normenkontext: Mediensysteme (gesellschaftliche Rahmenbedingungen, historische und rechtliche Grundlagen, professionelle und ethische Standards)

 Strukturkontext: Medieninstitutionen (ökonomische, politische, organisatorische und technologische Anforderungen)

 Funktionskontext: Medienaussagen (Quellen und Referenzen, Berichterstattungsmuster, Darstellungsformen)

 Rollenkontext: Medienakteur*innen (Selbst- und Fremdbild, Journalist*innen und Publikum, Sozialisierung)

Ein immer wiederkehrendes Thema der Journalismusforschung ist die Selektions- und Präsentationslogik der Medien: Je mehr Nachrichtenwertfaktoren auf eine politische Information zutreffen, desto eher wird eine Nachricht veröffentlicht, ist die weit verbreitete These, was die Erforschung journalistischer Nachrichtenentscheidungen betrifft. Speziell folgende Eigenschaften einer Nachricht streicht Meyer heraus: kurze Dauer des Geschehens, räumliche oder politische oder kulturelle Nähe, Überraschungswert, Konflikthaftigkeit, Schaden, ungewöhnliche Erfolge und Leistungen, Kriminalität, Personalisierung, Prominenz der handelnden Personen. Die Präsentationslogik unterscheidet sich nach Meyer wiederum von Medium zu Medium, wobei hier eine Differenzierung zwischen Boulevard- und Qualitätsmedien getroffen werden muss. Inszenierung spielt ihm zufolge aber in allen Mediengattungen eine Rolle. Hierzu werden vor allem folgende Inszenierungsstrategien genannt: Personifikation, mythisierender Held*innenkonflikt, Drama, archetypische Erzählung, Wortgefecht, Sozialrollendrama, symbolische Handlung, Unterhaltungsartistik, sozialintegratives Nachrichtenritual. Dabei geht es stets um die Erzeugung von Aufmerksamkeit, Neugier und Spannung mit den Stilmitteln des Theaters, um ein möglichst breites Publikum zu gewinnen (Meyer 2009a, 187).

5.1.2.2 Kritik

Worauf auch die Bezeichnung „vierte Gewalt“ bereits hinweist, ist Journalismus ein Beruf, der Macht innehat: Durch die Auswahl von Medieninhalten schaffen Journalist*innen

Wirklichkeit. Indem sie Inhalte nicht an die Öffentlichkeit durchdringen lassen, zeigen sie mitunter auch Verweigerung, spezifische Facetten der Wirklichkeit für eine größere Öffentlichkeit zu publizieren, und nehmen eine wesentliche Rolle in der Konstruktion von Realität ein (Kaltenbrunner et al. 2008, 10).

Neverla und Grittmann weisen diesbezüglich darauf hin, dass Journalist*innen nicht in ihrer Gesamtheit Realität herstellen, sondern Themen durch „Stereotypisierung“, Routinen und Standardisierung auswählen. Darauf macht auch die Nachrichtenwertfaktorenforschung aufmerksam: Merkmale, die Journalist*innen gewissen Ereignissen zuordnen bzw. durch journalistische Bearbeitung verleihen (Neverla & Grittmann 2002, 560), können als Strukturprinzip der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit gelten. Kaltenbrunner et al. schreiben dem Journalismus eine doppelte öffentliche Aufgabe zu: „Die Medien machen das, was wirklich ist, und die Medien zeigen das, was wirklich ist. Sie produzieren und repräsentieren Öffentlichkeit.“ (Kaltenbrunner et al. 2008, 10) Sie weisen darauf hin, Journalismus nicht nur als System, Struktur und spezifische Berufskultur sowie Ergebnisse der Gatekeeper- und Redaktionsforschung zu betrachten, sondern auch die Rolle des*der individuellen Journalist*in zu berücksichtigen: „Bei aller Betonung funktioneller Zwänge und struktureller Beschränkungen scheint das Wollen und Können der Medienakteure doch eine differenzierende Rolle zu spielen. Die strukturbedingten Determinanten können dabei allerdings auch in einem solchen Maße verinnerlicht sein, dass sie dem Handelnden zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung nicht bewusst werden.“ (Kaltenbrunner et al. 2008, 10) Vor allem divergenten journalistischen Rollenauffassungen und individuellen subjektiven Werthaltungen bzw. ethischen Einstellungen wird Relevanz zugesprochen (Kaltenbrunner et al. 2008, 11). Die wissenschaftliche Betrachtung der Journalist*innen ist nach Kaltenbrunner et al. daher aus mehreren Gesichtspunkten heraus wesentlich: „Auch wenn die Qualität der Öffentlichkeit nicht exklusiv von den individuellen Einstellungen und Merkmalen einzelner Journalistinnen und Journalisten abhängt, so ist ihre Kenntnis doch wesentlicher Ansatzpunkt zur Selbstreflexion (und der damit verbundenen Hoffnung auf Aufklärung) und zur Formulierung von Kritik (und der damit verbundenen Hoffnung auf Professionalisierung)“

(Kaltenbrunner et al. 2008, 12–13). Indem die empirische Journalismusforschung die Frage nach der Basis von journalistischen Entscheidungen stellt, wird ihr daher eine wesentliche Rolle zugesprochen (Kaltenbrunner et al. 2008, 10–11).

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