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3. Minderheitenmedien

3.3. Minderheitenjournalisten oder Journalisten in den Minderheitenmedien

Die wichtigsten Akteure der Massenkommunikation sind die Journalisten,52 denen eine weitaus wichtigere Rolle zugeschrieben werden kann, wenn sie für                                                                                                                

50 Riggins (1992)  

51 „It is unrealistic to expect broadcasting to accomplish such a cultural mission when the sources of decline somewhere else. To lay the responsibility for a culture’s decline at the door of any medium of communication is to make it a scapegoat for more deep-seated factors and to mark the existence of wider structural issues and sectional interests.” Bevan (1984:115)  

52 „Als Journalistin oder Journalist wird definiert, wer hauptberuflich an der Erarbeitung bzw.

Verbreitung von Informationen und Meinungen durch Medien mittels Wort, Bild und Ton beteiligt ist.

Zu journalistischen Leistungen gehören vornehmlich die Erarbeitung von Wort- und Bildinformationen durch Recherchieren sowie Auswählen und Bearbeiten der Informationsinhalte, deren eigenschöpferische, medienspezifische Aufbereitung, Gestaltung und Vermittlung, ferner disponierende Tätigkeiten im Bereich von Organisation, Technik, Personal.” Esser/Weßler (2002:171)  

Minderheitenmedien tätig sind. Oft kommen sie aus dem Kollektiv selbst. Auf jeden Fall sind sie wichtige Akteure der Kommunikation innerhalb ihrer Gruppe und vertreten sie auch sehr oft nach außen. Sie gehören zu der Gruppe der Intellektuellen des Kollektivs, die stark die Meinung beeinflussen, nicht nur in einem bestimmten Kreis, denn sie haben Zugriff auf die Medien, wodurch sie die ganze Gruppe erreichen können. Sie bestimmen das Agenda-Setting, worüber in der Gruppe selbst gesprochen wird, produzieren selbst Kultur, bewahren die Sprache, verweisen auf Veränderungen der Minderheitensprache und besitzen die Kontrolle über den Zugang zu den Medien. „In a minority language community they can have a disproportionally influential role, particularly since those who choose to work in the minority language will tend to be language activists, having made their carrier choice as a political decision.”53 Diese Ansicht teilt auch Riggins,54 der betont, dass bei der Auswahl der Journalisten für Minderheitenmedien das Wissen um die Kultur und die Kontaktpflege in der Gemeinschaft wichtiger seien als die Professionalität, Enthusiasmus zähle mehr als fachliche Qualifikation. Jemanden nur nach fachlichen Kriterien auszuwählen, hieße laut Riggins, den Weg der Assimilierung einzuschlagen.

Das heißt aber nicht, dass die Kriterien des Journalismus hier nicht gültig wären.

Besonders dort, wo Minderheitenjournalisten Programme für das eigene Kollektiv herstellen und das Medium, für das sie tätig sind, nicht unter der Kontrolle der Minderheit steht. Das sind meistens die öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehanstalten. Hier gelten andere Normen, die Journalisten berücksichtigen müssen. Besonders weil Minderheitenjournalisten, die in solchen Institutionen arbeiten, sich nur selten in Leitungspositionen befinden. Wenn sie in diese Strukturen aufgenommen werden, werden sie mit dem Norm- und Wertesystem der Medienanstalt bekannt gemacht. Sie arbeiten mit Kollegen der anderen Abteilungen zusammen, der Arbeitsablauf ist standardisiert, der Journalist wird Teil der Maschinerie. Das trifft auch dann zu, wenn um einen herum auch andere Berufe – Toningenieur, Kameramann, Regisseur – von den Mitgliedern der Mehrheit ausgeübt werden. Die Arbeitsmethode hat immer Vorrang. Je professioneller, und größer die Redaktion des Mediums, desto wahrscheinlicher werden höhere professionelle Standards erwartet. In der Folge wird das Medium weniger in die Aktivitäten der Minderheit einbezogen. Der Grad der Professionalität wird teilweise an der                                                                                                                

53 Cormack (1998:45)  

54 Riggins (1992)  

‘Objektivität’ der Berichterstattung gemessen. Journalisten von Minderheitenmedien werden sehr oft als weniger professionell angesehen, weil ihnen die Objektivität zu bestimmten Themen abgestritten wird.55

Die professionelle Ausbildung von Journalisten in Minderheitenmedien kann immer noch sehr unterschiedlich sein. Dort, wo die Zugehörigkeit zur Gruppe wichtiger ist als die Professionalität selbst, genießen die Journalisten keine klassische Ausbildung. Sie werden meistens von älteren Kollegen ausgebildet. So lernen sie nicht nur die Ausübung ihres Berufs, sondern werden auch mit den Erwartungen und dem Wertesystem der Redaktion bekannt gemacht. Journalisten in Minderheitenmedien können auch die im Lande aufgebaute klassische Ausbildung durchlaufen. Das wird in erster Linie in größeren Medien, in den öffentlich-rechtlichen Anstalten, erwartet. Hierbei kann es aber sehr schnell passieren, dass die talentierten, jungen Journalisten einer Minderheitenredaktion abgeworben und in den Mainstreamprogrammen beschäftigt werden.56 Sie werden schnell für die Ethnie oder Minderheit im Newsroom zuständig, weil sie die Kontakte und das bessere Verständnis für die Gruppe haben. Elementare Voraussetzung ist in diesen Fällen die Zweisprachigkeit.

Minderheitenmedien sind schlechter ausgestattet, haben weniger Zugriff auf Informationsquellen, verfügen über keine eigene Nachrichtenagentur, vieles muss darum aus der Mehrheitssprache übersetzt werden. Das ist in den Medien unabhängig von der Art und den Eigentumsverhältnissen der Fall.57 Andere Informationsquellen kommen aus der Minderheit selbst. Diese Informationen machen die Minderheitenmedien zu etwas Besonderem, aber engen sie auch durch ihre Quellen ein. Die Quellen stammen meistens von Bekannten oder den wenigen offiziellen Stellen des Kollektivs selbst. So wiederholt sich vieles in den verschiedenen Medienformen und gewisse Themen werden dadurch überrepräsentiert, andere tauchen dafür kaum auf.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Minderheitenmedien einer komplizierten Aufgabenpalette entsprechen müssen. Neben den allgemeinen                                                                                                                

55 „Commonly, ethnic media journalism is labeled as activist and their staff members are seen more as community advocates than journalist.” Matsaganis/Katz/Ball-Rokeach (2011:237)  

56 BBC, NPS, RTBF, aber auch in deutschen Fernsehanstalten ist das der Fall.  

57 „Ethnic news media do not always deviate from predominant journalistic values. Although in some cases they develop journalistic practices attuned to the group’s communicative traditions, ethnic media are more likely to tailor mainstream news content to their audiences.” Lazarte-Morales (2008:1578)  

Funktionen von Medien müssen sie noch weitere Aufgaben erfüllen, auch wenn ihnen sehr oft weniger an technischen und finanziellen Mitteln zur Verfügung steht.