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11. Das ‘Deutsche Programm’ im Ungarischen Hörfunk (MR – Magyar Rádió)

11.2. Deutsche Sendungen im Regionalstudio in Fünfkirchen/Pécs

11.2.2. Die Arbeit in der Redaktion

Die deutsche Redaktion war Teil der Regionalstruktur und unterstand dem Leiter des Regionalstudios des ’Ungarischen Rundfunks’. Der Studioleiter war bis 1979 in die Chefredaktion der Politischen Sendungen (PAF – Politikai Adások Főszerkesztősége) des ’Ungarischen Hörfunks’ (Magyar Rádió) eingebunden und musste mit dem Chefredakteur Kontakt pflegen. Die Entscheidungen wurden auf der Ebene des Intendanten getroffen, an wichtigen Sitzungen nahmen nur die Chefredakteure teil, und sie gaben die Informationen und auch die Beschlüsse an die Regionalstudios weiter. Diese waren nicht nur geographisch weit von der Zentrale entfernt, ein langer Weg führte von der Peripherie in das Zentrum der Medien, von dessen Entscheidungen sie in finanziellen, technischen und personellen Fragen abhängig waren.

Da es sich aber um ein regionales Medium handelte, wurde das Studio sowie die Komitatszeitung auch, von der Partei im Komitat Baranya kontrolliert. Béla Szende, Redakteur der Sendung, erinnerte sich an die Arbeit der Anfangsjahre folgenderweise: „Die Redaktionsarbeit verlief unter strenger zentraler Überwachung, die in deutscher Sprache verfassten Texte, beziehungsweise die auf Tonbandgerät aufgenommenen Berichte musste man Tag für Tag dem Chefredakteur ins Ungarische übersetzt zur Verfügung stellen. Die Aufgabe der Redaktion bestand darin, die tägliche, politische Tätigkeit der Partei und der Regierung an die deutschsprachige Bevölkerung zu vermitteln.”333 Die täglich zwanzigminütigen, später                                                                                                                

332 Aus einem Bericht von Valéria Benke, der Intendantin des Ungarischen Hörfunks, an das Informationsbüro der Regierung ging hervor, dass der Regierungsbeauftragte für Nationalitätenangelegenheiten und die Nationalitätenverbände ihr die Bitte eines landesweiten Hörfunkprogramms unterbreitet haben. Der einzige Sender, der zur Verfügung stünde, sei der Sender auf 1250 M Wellenlänge, der vor der Revolution das „Friedensprogramm” ausgestrahlt hatte. Die Situation des Senders wurde bis zum Eingang des Briefes mit der Sowjetunion nicht geklärt, daher stünde kein freier Sender zur Verfügung. Brief von Valéria Benke an István Szirmai im Informationsbüro, vom 4. Mai 1957. Archiv des Ungarischen Hörfunks. Ohne Signatur.  

333 „A szerkesztőségi munka szigorú központi ellenőrzés alatt folyt, a német nyelven írt szövegeket, illetve a magnetofonon rögzített hangos tudósítások tartalmát napról napra magyar fordításban kellett a főszerkesztőnek rendelkezésére bocsátani. A szerkesztőség feladata a párt és a kormány napi politikai

dreißigminütigen Sendungen waren mit vorgeschriebenen Beiträgen gefüllt, die vor der Ausstrahlung genehmigt werden mussten. Die oft als passiv bezeichnete deutsche Gruppe sollte angesprochen werden und durch die dargebotenen Themen überzeugt werden.334 Die AgitProp-Abteilung der Partei im Komitat beschäftigte sich regelmäßig mit der Arbeit des Regionalstudios, das auch die Redaktion des deutschsprachigen Programmes beinhaltete. Laut Bericht war das deutsche Programm das zweitbeliebteste nach dem ungarischen Programm und erfüllte damit seine Aufgabe, die deutsche Bevölkerung über die Ziele der Partei zu informieren und sie für die Aufgaben des sozialistischen Aufbaus und die Bewahrung der deutschen Traditionen zu mobilisieren. Denn, „bei dieser Nationalität ist es sehr wichtig, denn die Situation besteht immer noch: Wer einmal ‘von der Schlange gebissen wurde, hat sogar vor der Eidechse Angst’. Bei der Beseitigung der politischen Zurückhaltung haben wir noch viel zu tun.”335 Durch die Einstellung der Redakteure Szende und Réger wurde die Redaktion in Fünfkirchen zu einer Anlaufstelle für die Angehörigen der deutschen Bevölkerung. Das deutsche Programm bekam einen festen Platz im Alltag der Radiohörer.336

Da der Hörfunk als Propagandamaschinerie der Partei aufgefasst wurde, mussten Berichte regelmäßig auch nach Budapest in die Parteizentrale geschickt werden. 1968 wurde in einem dieser Berichte festgestellt, dass die Assimilierung der Deutschen und der Südslawen nicht so schnell verlaufen würde wie zunächst angenommen. Die Veränderungen seien eher äußerlicher Natur.337 Die Sendungen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

intézkedéseinek német nyelvű közvetítése volt.” Erinnerungen von Béla Szende, Beiträge zur Geschichte des deutschsprachigen Programms im Fünfkirchner Regionalstudio des Ungarischen Hörfunks. (Stand: 24.11.2014)

http://www.sulinet.hu/oroksegtar/data/magyarorszagi_nemzetisegek/nemetek/pecs/adalekok_pecs_nem etsegenek_jelenehez/pages/magyar/003_mediak.html  

334 Anhang- Drehplan einer Sendung aus 1959. Nr. 15.  

335 Bericht der Agitprop-Abteilung der USAP in dem Komitat Baranya vom 18. 04. 1964.

Komitatsarchiv der Baranya, XXXV/1. „Ez ennél a nemzetiségnél nagyon fontos, mert ’akit egyszer a kígyó megmart, az a gyíktól is fél’. A politikai tartózkodás eloszlatása még sok tennivalóval jár.”  

336 Das deutsche Programm wurde regional ausgestrahlt. Die landesweite Sendung 1978 konnte diese Stelle in den anderen Landesteilen nicht mehr einnehmen. „Der Pécser Rundfunk, der in den 60er, 70er und 80er Jahren in Gebiet B (d.h. also direkt in der Umgebung von Pécs/Fünfkirchen und Baja/Paje) als alleinherrschendes deutschsprachiges Medium in diesem Sektor galt, und sich einer außerordentlichen Popularität erfreute (...)” Knipf/Erb (1996:33) Mit dem deutschsprachigen Regionalprogramm in den 60er und 70er Jahren identifizierten sich Generationen.  

337 „In der Kleidung bahnt sich die billige Konfektion ihren Weg, die teure Volkstracht wird verdrängt. (…) Groß ist die Anstrengung, die ungarische Sprache gut zu beherrschen. ‘Man soll es nicht merken, dass man nicht ungarisch ist.’ (…) In einer Hinsicht ist ihre Assimilation vollkommen:

sie versuchen sich den modernen gesellschaftlichen Auffassungen und der Technik anzunähern.”

würden laut Bericht ihre Aufgaben erfüllen: „Wir fühlen, dass wir mit diesen Sendungen vielseitige und gute Dienste leisteten und leisten für die politische Beeinflussung der in Südtransdanubien lebenden Nationalitäten.”338

Die Redakteure des Hörfunks arbeiteten ohne jegliche journalistische Ausbildung, alles brachten sie sich selbst bei oder erlernten es von den etwas erfahreneren Kollegen im Studio. Weder formell, noch inhaltlich wurde ihnen etwas vorgeschrieben, die Aufsicht bezog sich nicht auf die Qualität des Programms, sondern auf seinen politischen Inhalt. „Es ist typisch, dass die kroatische Sendung seit 11 Jahren existiert, die deutsche seit 8 Jahren, bis jetzt hat noch niemand deren Aufgabengebiet bestimmt. Bis jetzt hat jeder Studioleiter und Redakteur mit mehr oder weniger Erfolg die Ziele und Struktur nach seiner eigenen Auffassung geformt.”339 Die Kadersituation des Studios fasste die Agitprop-Abteilung im selben Jahr so zusammen: die Mitarbeiter des Studios verfügten über eine unzureichende marxistische Ausbildung. Die Mitarbeiter seien zwar politisch stabil, aber am Inhalt der Arbeit sei das niedrige Niveau der ideologisch-politischen Ausbildung zu spüren.340 Für die Journalisten stand nur die Journalistenschule von MÚOSZ (Magyar Újságírók Szövetsége – Ungarischer Journalistenverband) zur Verfügung, in der die selben Inhalte unterrichtet wurden wie in der Parteischule und an der marxistisch-leninistischen Parteihochschule. Eine Loslösung von der Parteipropaganda bedeutete für die Redakteure, sich den für die Gemeinschaft wichtigen Themen zuzuwenden.

Dies waren Inhalte der Volkskunde, der Kultur und Sendungen, die sich mit Musik beschäftigten. Dazu stellte die Parteiführung fest: „Unsere Meinung dazu ist, dass auch diese Sendungen den kurz- und langfristigen Plänen der Regierung und der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

Bericht über die Hörfunkprogramme der Nationalitäten und Erfahrungen im Pécser Studio des Ungarischen Hörfunks. Pécs, vom 02.11.1968. Verfasser unbekannt. Archiv des Ungarischen Hörfunks. Ohne Signatur. S. 3. „Ruházatban utat tör az olcsó konfekció, kiszorítva a drága népviseletet. (…) Nagy a törekvés, hogy tökéletesen beszéljék és beszéltessék a magyart. ‘Ne vegyék észre, hogy nem magyar.’(…) Asszimilációjuk egy vonatkozásban teljes: igyekeznek alkalmazkodni a korszerű társadalmi felfogásokhoz és a technikához.”  

338 Bericht über die Hörfunkprogramme der Nationalitäten und Erfahrungen im Pécser Studio des Ungarischen Hörfunks. Pécs, vom 02.11. 1968. Verfasser unbekannt. Archiv des Ungarischen Hörfunks. Ohne Signatur. S. 5. „Ugy érezzük, hogy a müsorokkal sokirányu és jó szolgálatot tettünk és teszünk a Dél-Dunántúlon élő nemzetiségek politikai befolyásolására.”  

339 Bericht der Agitprop-Abteilung der USAP in dem Komitat Baranya vom 18. 04. 1964.

Komitatsarchiv der Baranya, XXXV/1 „Jellemző, hogy a horvát müsor 11 éve, a német 8 éve létezik, még soha, senki nem dolgozta ki, határozta meg ezek feladatkörét. Eddig mindegyik stúdióvezető és szerkesztő kevesebb-több sikerrel maga felfogása szerint alakitgatta céljait, strukturáját.”  

340 Bericht der AgitProp-Abteilung der USAP in dem Komitat Baranya über die Kaderstituation des Regionalstudios vom 05.04.1964. Komitatsarchiv der Baranya, XXXV/1.  

Partei zu dienen, und sich an die aktuellen wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und lokalen Aufgaben zu orientieren haben.”341

Der Ausbau der Regionalstudios geschah schrittweise und ging nur langsam voran. Der ’Ungarische Rundfunk’ stellte in den 60er Jahren dem Studio nur einen PKW bereit, der allen drei Programmen (deutsch, serbokroatisch, ungarisch) zur Verfügung stehen sollte. Die Gehälter der Redakteure waren niedriger als die der Mitarbeiter der Komitatszeitung: sogar innerhalb des Regionalstudios verdienten die Mitarbeiter der ungarischen Sektion teilweise für weniger Arbeit mehr als die Redakteure der Nationalitätenprogramme.342 Die technische Ausrüstung, die Sendezeit und das zentral zur Verfügung gestellte Material der Ungarischen Nachrichtenagentur (MTI – Magyar Távirati Iroda) der deutschen und der serbokroatischen Redaktion stimmten überein, das deutsche Programm hatte jedoch weitere Aufgaben zu übernehmen. Die ersten Redakteure arbeiteten noch nach einem fertigen Plan, denn sie bekamen fertige ungarische Texte, die sie ins Deutsche übersetzten. Ihnen wurde zwar nicht mitgeteilt, wie die Sendung auszuschauen habe, aber die Lenkung von oben engte die journalistische Arbeit ein, die Inhalte wurden diktiert. Im Gegensatz zur serbokroatischen Sendung erwartete die Partei von der deutschen Redaktion, ein gewisses Gegengewicht zur angeblichen Propaganda aus der Bundesrepublik Deutschland zu bilden.343 Vertonte Materialien wie Literatur und                                                                                                                

341 Bericht der AgitProp-Abteilung der USAP in dem Komitat Baranya über die deutschen und serbokroatischen Sendungen des Pécser Regionalstudios 1966, Juli, Komitatsarchiv der Baranya, XXXV/1. „Az elmúlt években különféle törekvések voltak a tartalomra. Pl.csak néprajzi, csak kulturális, csak zenei műsor legyen. Az a véleményünk alakult ki, hogy ezeknek a műsoroknak is a párt és a kormány rövidebb és hosszabb távu politikáját kell szolgálnia, kapcsolódva a soronlévő gazdasági, politikai és kulturális lokális feladatokhoz.”  

342  „Verglichen mit ihrer vielschichtigen Arbeit und ihrer Schulausbildung ist ihr Gehalt niedrig: 2.350 bzw. 2000 Forint. Deswegen ist innerhalb des Studios die Spannung wegen der unterschiedlichen Löhne groß. Die Realität ist, dass bei den ungarischsprachigen Programmen mehrere Personen, für eine weniger vielfältige Arbeit, weniger Leistung ein höheres Gehalt bekommen.“ Bericht der Agitprop-Abteilung der USAP in dem Komitat Baranya über die deutsche und serbokroatische Sendungen des Pécser Regionalstudios vom Juli 1966, S. 8. Komitatsarchiv der Baranya, XXXV/1. „Összetett munkájukhoz, képzettségükhöz képest alacsony a fizetésük: 2.350, illetve 2000 forint. Emiatt bérfeszültség is van a studionál. A valóság az hogy a magyar nyelvü műsornál többen, kevésbé sokrendű munkáért, kevesebb teljesítményért több fizetést kapnak.“  

343 „In der ideologischen Formung der deutschsprachigen Nationalitätenbevölkerung rechnen wir mit einem äußerlichen Faktor, mit den Radiostationen von großer Leistung aus der BRD, den Besuchen aus der BRD – obwohl die heimische Verbesserung der ökonomischen Situation, das Auto, die eigenen Produkte um das Haus und das Familienhaus, die Wirkung der Beeinflussung verminderten.” Bericht von Dr. József Borsos, Studioleiter des Pécser Studios des Ungarischen Rundfunks, über die Nationalitätensendungen des Pécser Studios des Ungarischen Rundfunks, Pécs, vom 1.Februar 1973, aus der privaten Sammlung von Stipan Filakovity, Redakteur des serbokroatischen Programms von 1957–1980. „A német anyanyelvű nemzetiségi lakosság ideológiai formálásában külső ható tényezőként számolunk az NSZK nagyteljesítményű adóállomásaival, az NSZK rokoni látogatásokkal

Musik durften nur von der DDR importiert in die Redaktion übernommen werden.

Deshalb war auch Werbung für die Deutsche Demokratische Republik in die Sendungen eingebaut.

Ab Mitte der 60er Jahre maß die Parteizentrale den Regionalstudios landesweit eine größere Bedeutung zu. Ihre Arbeit wurde deswegen auch auf Komitatsebene noch mehr gewürdigt und mit der Komitatszeitung als ebenbürtig gewertet. Die Aufgabe dieser Regionalstudios stimmte mit den Aufgaben der Printmedien überein: die Agitations- und Propagandaarbeit im Komitat mit eigenen Mitteln voranzutreiben. Erst in dieser Periode wurde die Forderung nach einer bedarfsgerechten, technischen Ausrüstung der Studios anerkannt. Denn zu dieser Zeit standen immer noch zu wenig Aufnahmegeräte, PKWs und Telefonleitungen nach Budapest – die ebenfalls zur Verschickung der Beiträge nötig waren – zur Verfügung.

Das betraf auch das deutsche Programm, dessen Mitarbeiter innerhalb des Regionalstudios um die geringen Ressourcen zu kämpfen hatten.

Die halbstündige Sendung bestand jetzt aus je fünfzehn Minuten Musik und Text an vier Tagen in der Woche; an drei Tagen waren es zwanzig Minuten Musik und zehn Minuten Text. Die Sprache der Radiosendungen war Hochdeutsch, ein Dialekt kam nur selten vor. Einen Vorteil bedeutete jedoch für den Hörfunk die Nutzung der Musik. Durch die Musik fühlten sich die Zuhörer angesprochen und identifizierten sich mit der Sendung. Die gespielten Musikstücke waren den Zuhörern bekannt und bauten ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Medium und ihrer Hörerschaft aus. Mit der Zeit standen auch Aufnahmen der eigenen Chöre und Musikkapellen bereit, die zur Wiederbelebung und Pflege der ungarndeutschen Musikkultur führten. Selbst die Vertretung der Gruppe, der Verband, sah in der Verwendung der Musik eine der wichtigsten Aufgaben des Hörfunks. „Der Rundfunk von Pécs erzieht und informiert unsere deutschsprachigen Werktätigen in Form der Sprache und der Volksmusik, sichert ihnen eine bedeutende Möglichkeit zur Entwicklung der eigenen Volkskultur, da der Sender oftmals deutsche Volkslieder, deutsche Hörspiele und Volkstanzmusik ausstrahlt.”344 Die Sendungen wurden 1968 samstags um zehn Minuten erweitert und verfügten über vierzig Minuten Sendezeit                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

– bár az utóbbi években tapasztalt hazai gyarapodás, az autó, a háztáji, a családi ház megléte a fellazító hatást csökkentette.”  

344 Referat des Generalsekretärs des Deutschen Verbands auf der Festsitzung vom 22. Mai 1965 vor dem Ehrenamtlichen Ausschuss, LdU-Bibliothek, Nr. 3083 S.18.  

anstatt dreißig wie bisher. Die ungarischen Sendungen wurden dafür am Samstag verkürzt, an den anderen Tagen blieb die Programmstruktur beim Alten.

Die Nationalitätensendungen durften in eigenen Angelegenheiten nicht selbst vorgehen, sie mussten immer die vorgeschriebene Hierarchie berücksichtigen und sich an den Leiter des Regionalstudios ausrichten. Da die Entfernungen in der Hierarchie sehr groß waren und der Erfolg vom Wohlwollen von vielen in dieser Struktur abhängig war, konnten Anliegen selten erfolgreich artikuliert werden.345 In den meisten Fällen zog die Redaktion die Interessenvertretung der Nationalität hinzu, deshalb schrieb der Verband sehr oft in diesen Angelegenheiten und artikulierte von sich aus die Probleme. Das führte zu einer engen Zusammenarbeit der Redaktion mit dem Verband. Neben den Journalisten der ‘Neuen Zeitung’ wurden in die Verbandsarbeit auch die Mitarbeiter des Hörfunks mit eingebunden. Schon der erste Redakteur, István Szigeti, pflegte gute Kontakte zum Verband. Im März 1959 äußerte Verbandsekretär Dr. Wild brieflich seinen Wunsch, vierteljährlich in der deutschsprachigen Sendung seinen politischen Bericht vorzulesen. In einem späteren Brief wurde der Redakteur beim Ausbau eines Aktivistennetzes um Hilfe gebeten.346 Auf der anderen Seite versuchte der Verband der Redaktion zu helfen, indem er bei der Botschaft der DDR um technische und inhaltliche Hilfe ersuchte. Der Verband vertrat auch regelmäßig die Angelegenheiten der Redaktion gegenüber der Hörfunk- und Studioleitung. Diese Zusammenarbeit ging auch später weiter und bedeutete die Einbindung der Journalisten in die Arbeit des Verbandes auf verschiedener Weise.347                                                                                                                

345 Mehrmalige Korrespondenz zwischen dem Verband und der Leitung des Ungarischen Hörfunks wegen der Vorverlegung der deutschsprachigen Programme auf 16 und 17 Uhr, von 19 bis 20 Uhr im Sommer 1958. Bis zum 5. September 1957 wurden die deutschsprachigen Programme am Abend ausgestrahlt. Diese Sendezeit eignete sich im Winter, aber im Sommer fiel diese Sendezeit außerhalb der Gewohnheiten der deutschsprachigen Bevölkerung. Da nach der Programmstruktur die Regionalstudios ihre Sendungen bis 19 Uhr beenden mussten, um Budapester Programme zu hören, ergab sich eine Zwischenlösung: Im Sommer wurde die deutsche Sendung ab 18 Uhr und in den restlichen Monaten ab 17.30 Uhr ausgestrahlt. Die ursprüngliche abendliche Sendezeit war nicht mehr verhandelbar.  

346 Brief von Dr. Friedrich Wild an István Szigeti vom 28. März 1959 und vom 21. April 1961, Ungarisches Staatsarchiv - MOL, XXVIII-I-1, Schachtel 29. Dokumente des Verbandes der Deutschen in Ungarn.  

347 „Die bisher eingeführten Formen der Kooperation waren die folgenden. Die Deutsche Sektion hat zwei unserer Rundreisen in der Baranya vorbereitet, angekündigt, dafür sozusagen um Publikum geworben. Nach der Beendigung dieser Rundreisen trug der Generalsekretär des Verbands im Radio beides Mal einen Bericht an die deutschsprachige Hörerschaft der Baranya vor. (...) Von 1965 bis 1967 hielt der Generalsekretär eine Neujahrsansprache an die deutschsprachigen Radiohörer. In der Planung, Formulierung, Aufnahme und Ausstrahlung dieser Reden unterstützen die Redakteure Béla Szende und Anton Réger den Generalsekretär bedeutend.” Bericht von Dr. Friedrich Wild, dem Generalsekretär des Verbandes auf der Sitzung des Ehrenausschusses, vom 2. Februar 1967, LdU-Bibliothek Nr.3085.

S.38. „A kollaborálás eddig bevált formái az alábbiakban nyilvánultak meg. A Német Szekció két

Trennlinien zwischen der redaktionellen Arbeit und der Nationalitätenvertretung wurden nicht gezogen, die Arbeit für die Nationalität – die Aktivistenrolle der Minderheitenjournalisten – wurde der fachlichen Kompetenz vorgezogen.

Ende der 60er Jahre änderte sich die Zusammenstellung der Redaktion. Béla Szende wechselte an den Deutschen Lehrstuhl der Pädagogischen Hochschule in Pécs, blieb aber im Verband und in den deutschsprachigen Medien noch bis zur Wende aktiv. Anton Réger wurde als Redakteur in die Chefredaktion der Auslandsprogramme (KAF – Külföldi Adások Főszerkesztősége) berufen. Ab 1973 war er zehn Jahre lang Generalsekretär des Verbandes, um danach wieder zurück in den Ungarischen Rundfunk, in seine alte Redaktion zu gehen. Von 1985 bis 1989 leitete er die Chefredaktion für Politische Sendungen (Politikai Adások Főszerkesztősége).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die deutschsprachigen Hörfunkprogramme in Pécs der Initiative der AgitProp Abteilung der Partei im Komitat und der örtlichen Studioleitung zu verdanken waren. Sie dienten der Information der Ungarndeutschen, die im Komitat Baranya zahlenmäßig immer noch stark vertreten waren. Um mit der Propaganda die deutsche Gruppe vollständig zu erreichen, schien nach dem Vorbild des serbokroatischen Programmes das Radio das richtige Mittel zu sein.

Das Regionalstudio arbeitete mit wenig Personal, die Kontrolle übte der Studioleiter aus, der aber sowohl der Partei auf Komitatsebene, als auch der Rundfunkhierarchie untergeordnet war. Wegen der unzureichenden Ressourcen konnte die Redaktion wenig für den Inhalt tun. Die Themen, das Agenda-Setting, waren fokussiert auf Volkskunde, Kultur, Sprache, Erziehung und Schulbildung. Der Pflichtteil bestand aus Nachrichten, die das MTI (Ungarische Nachrichtenagentur) an das Studio verschickte. Die Interviews mit Angehörigen der deutschen Gruppe verdeutlichten die Schwerpunkte des „Arbeiter- und Bauernstaates”. Der parteipolitisch bestimmte Rahmen begünstigte keine vielfältige Themenauswahl. Die Themen auf der Agenda waren für die Zuhörer absehbar, ohne Überraschungen, also langweilig. Die Journalisten waren nur unzureichend ausgebildet, sie mussten sich                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              

Baranya megyei körutunkat előkészítette, meghirdette, azokra hogy ugy mondjam hallgatóságot toborzott. A körutak befejezése után a szövetség főtitkára a rádióban a Baranya megyei németajkuak számára mindkét alkalommal beszámolót tartott. (...) 1965-től 1967-ig minden évben a Szövetség főtitkára németnyelvű ujévi beszédet tartott a Baranya megyei németajkú rádióhallgatók számára. E beszédek megtervezésében, megfogalmazásában, felvételében és közvetítésében Szende Béla és Réger Antal elvtársak a Főtirkárnak jelentős támogatást nyújtottak.”  

alles selbst beibringen oder von anderen erfahreneren Kollegen lernen. Falls sie anderer Meinung als die Partei waren, wurden diese unterdrückt, denn sie durften in den Sendungen nur die allgemein vorherrschende Meinung vertreten. Diese Schweigespirale in der Redaktion und im Studio erstickte die Minderheitenmeinungen. Wie in anderen Redaktionen wurden auch hier unerwünschte Inhalte vermieden. Die deutsche Redaktion war weder personell, noch technisch und finanziell gut ausgestattet. Jahre vergingen, bis überhaupt feste Stellen für Redakteure bereitgestellt wurden. Die größte Errungenschaft des Hörfunks war seine Existenz, denn das Programm als solches bedeutete für die deutschsprachige Bevölkerung ihre Rehabilitierung und Akzeptanz.