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5. Geschichte der deutschsprachigen Medien in Ungarn bis zum Ende des Zweiten

5.1. Die Geschichte der deutschsprachigen Presse in Ungarn bis 1918

Das deutschsprachige Pressewesen spielte bis zum Ende der Monarchie in der Ausbildung und Verbreitung von Presseprodukten eine bahnbrechende Rolle. Die deutschsprachige Presselandschaft mit ihrem Wissen über Drucktechnik und die Gestaltung von Presseerzeugnissen war für die spätere Entwicklung der ungarischsprachigen Presse maßgeblich. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges existierte eine bunte und vielfältige Presselandschaft in deutscher Sprache, die eine Verbindung zu deutschsprachigen Ländern aufrechterhielt und für einen regen Austausch mit dem übrigen Europa sorgte. Die Zahl und Art dieser Produkte nahm mit dem Ausgleich allmählich ab, um in der Zwischenkriegszeit nur mehr eine unbedeutende, politisch-instrumentalisierte Rolle im Pressewesen zu spielen.

In Ungarn blickt die deutschsprachige Presse auf eine lange Vergangenheit zurück.95 Nach ersten Versuchen in Latein erschien die erste Zeitung in Ungarn in deutscher Sprache, mehr als ein Jahrhundert später als in Deutschland, England oder Frankreich. Zu der Zeit waren die deutschen Siedler in Ofen/Buda finanziell so stark geworden, dass sie imstande waren, eine Zeitung in ihrer Muttersprache herauszugeben. 1730 erschien die Zeitung: ‘Wochentlich zweymal neuankommender Mercurius. Die sowohl in-als ausser Europa neu-eingelofene Affairen und Begebenheiten in sich enthaltend’. Das Blatt wurde von Johann Nottenstein, dem Besitzer der Landerer Druckerei, herausgegeben. Die Zeitung überlebte nur neun Jahre. Doch die 1787 erschienene Zeitung ‘Ungarische Staats- und Gelehrte Nachrichten’, später die ‘Ofner und Offner und Pester Zeitung’ bewiesen, dass das Bürgertum in Ofen bereit war, eine Zeitung zu bezahlen und es auch genug Bürger gab, die das Bedürfnis hatten, eine Zeitung zu lesen. Diese Zeitungen orientierten sich an Wien und übernahmen teilweise Inhalte von dortigen Presseprodukten. Auch in                                                                                                                

95 „Hier müssen wir feststellen, dass in der deutschsprachigen periodischen Presse Ungarns zwei Tendenzen bemerkbar sind: ein Teil der Blätter befriedigte vorrangig die Ansprüche und Bedürfnisse der Deutschen in Ungarn, der andere Teil beabsichtigte, das Ausland über Ungarn zu informieren bzw.

Kontakte mit deutschsprachigen Ländern aufrechtzuerhalten.” Rózsa (2011:7)  

Pozsony/Pressburg gründeten die deutschsprachigen Bürger 1764 eine Zeitung. Die

‘Pressburger Zeitung’ ist ein Kuriosum, sie bestand bis 1929, die längste Periode in der Geschichte des Pressewesens. Deutschsprachige Zeitungen wurden im Königreich Ungarn noch im 18. Jahrhundert neben Ofen, Pest und Pressburg in Herrmannstadt/Sibiu herausgegeben.96 Diese Zeitungen waren meistens vierseitig und erschienen in wenigen Exemplaren. Die Zensurbestimmungen wurden unter Josef II.

1780-1790 gelockert und dies führte zu einer freieren Entwicklung der Presse im ganzen Land. Es erschienen nicht nur aus Wien übernommene Nachrichten, auch eigene Periodika und wissenschaftliche Zeitschriften wurden in diesem Jahrzehnt gegründet. Nach dem Tod Josef II. wurde die Zensur strenger, dadurch ging auch in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Zahl der Presseprodukte zurück.97 Bei den Zeitschriften war die Lage etwas besser. Die Zensur war in Ungarn etwas liberaler, deswegen konnten literarische Texte deutscher und österreichischer Autoren in Ungarn leichter verlegt werden.98 Das Reformzeitalter brachte einen großen Aufschwung im geistigen Leben Ungarns mit sich. Die deutschsprachige Bevölkerung befand sich sehr bald am Scheideweg: es ging um die Unterstützung der Freiheitsbewegung der Ungarn gegenüber Wien oder darum sich diesem Prozess zu widersetzen und zu versuchen, die eigene Muttersprache und Kultur beizubehalten.

Der größte Teil der Presse schlug sich auf die Seite der ungarischen Nationalbewegung. Während der Revolution entstanden zahlreiche Zeitungen.99 Sie verschwanden auch mit ihrem Ende. Ab 1853 wurden erneut Zeitungen gegründet.

Dazu gehörte der ‘Pester Lloyd’ im Jahre 1854, der bis 1945 verlegt wurde und dann nach der Wende 1989 erneut erschien. In anderen Städten des Landes mit deutschen Bürgertum gab es gleichfalls deutschsprachige Zeitungen, wie die ab dem 5. April 1848 in Fünfkirchen/Pécs erschienene ‘Pressfreie Flugblätter’, einen Monat später die

‘Fünfkirchner Zeitung’, dasselbe Blatt unter einem neuen Namen. In Kaschau/Kosice erschien gab es das ‘Kundschaftsblatt’, später die ‘Oberungarische Illustrierte Zeitung’. In Arad/Oradea gab es gleichfalls ein ‘Kundschaftsblatt’ und ab dem 1. Juli                                                                                                                

96  ‘Preßburger Zeitung’, 1764; ’Ofner Zeitung’, 1798 später ’Ofner und Pester Zeitung’; ’Siebenbürger Zeitung’, 1784  

97 „Dieser Zustand dauerte (...) bis zur vollständigen Aufhebung der Zensur, bis 1848 bzw. in Ungarn bis 1867.” Réz (1935:23)  

98 Zum Beispiel: ’Pannonia’ (1819–1822), ’Iris’ (1825–1828), ’Der Spiegel’ (1828–1852), ’Der Schmetterling’ (1836–1848), ’Der Ungar ’(1842–1849) In: Rózsa (2011); Réz (1935)  

99 „Die Zahl der deutschen Zeitungen in Ungarn wuchs von 27 auf 86, um 1850 wieder auf 29 zurückzugehen.” Réz (1935:35)  

1848 erschien der ‘Patriot’. In Temeschwar/Timisoara gab es vor der Revolution ein Wochenblatt mit dem Titel ‘Temesvarer Wochenblatt für nützliche Unterhaltung und heimatliche Interessen’. Innerhalb der deutschsprachigen Presse in Ungarn hatten die Siebenbürger Sachsen vierzehn verschiedene Presseorgane. Diese vertraten unterschiedliche politische Meinungen und erschienen regional, in Herrmanstadt/Sibiu und Kronstadt/Brasov. Die deutschsprachige Presse kann in dieser Zeit in drei großen Gruppen aufgeteilt werden: die politischen, die wissenschaftlichen und die fachlichen, an einzelne Berufe gebundenen Blätter.

Das politische Klima änderte sich nach 1867 und die Zahl der nicht ungarischsprachigen Presseprodukte nahm wieder ab.100 Mit dem Ausgleich von 1867 begann eine zielstrebige Kampagne, die natürlich auch wirtschaftlicher Art war, und die es als patriotische Pflicht propagierte, ungarische Zeitungen zu lesen. Die

‘Fünfkirchner Zeitung’ zum Beispiel wurde von den ungarischen Zeitungen der Stadt so lange bekämpft, bis sie 1906 ihren Betrieb einstellte. Die meisten deutschsprachigen Zeitungen verloren immer mehr Leser und stellten ihr Erscheinen meist Ende des 19. Jahrhunderts ein.101 Bis auf wenige Ausnahmen gab es nur noch in Siebenbürgern und in Südungarn eine deutschsprachige Presse. Unterstützt wurden deutschsprachige Blätter in Südungarn, sogar mit Regierungsgeldern. So wurden sie zu Organen der Regierung, genauso wie der ‘Pester Lloyd’ in der Hauptstadt, der den Standpunkt der Regierung übernahm. Jene Presse, die nicht regierungsfreundlich war, wurde mit finanziellen, administrativen oder juristischen Mitteln unter Druck gesetzt.

Die sicherste Methode war eine hohe Kaution, um unliebsame Presseorgane zum Schweigen zu bringen. Trotzdem zählte man 1913 in Ungarn noch 236 deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Während des Krieges entstanden kaum neue Zeitungen, auch der Papiermangel und der Versand der Blätter verursachten unlösbare Schwierigkeiten.

                                                                                                               

100 „Paragraf 172 des Strafgesetzes von 1878 stellte Personen unter Strafe, die durch Verbreitung eines Druckwerks eine Klasse der Bevölkerung, eine Nationalität oder Religionsgemeinschaft zum Hass gegen andere aufreizten. In der Praxis wurde diese Bestimmung fast immer gegen nicht Magyaren angewendet.” Olechowsky, bei Seewann (2012:48)  

101 „Das Jahr 1867 bedeutet nicht nur in der Geschichte Ungarns und Österreichs, sondern auch im Falle der Pressegeschichte eine Zäsur, obwohl immer mehr darauf verwiesen wird, dass infolge der Assimilation des deutschsprachigen Bürgertums das deutschsprachige Pressewesen an Bedeutung einbüßte.” Ujvári (2012:15)