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9. Die Lenkung der Minderheitenpresse

9.4. Kommunikation nach außen

Unter Kommunikation nach außen verstehe ich das Image der deutschen Minderheit in den ungarischsprachigen Medien: Es geht um das Bild, das in den ungarischsprachigen Medien über die deutschsprachige Nationalität entsteht.

Der Verband wurde 1955 gegründet und seine Mitarbeiter befanden sich in einer zwiespältigen Lage. Sie hatten als Vertreter des Kollektivs zu agieren, hatten aber in erster Linie der Politik der Partei und Regierung zu folgen. Diese Organe entschieden über die Gründung des Verbandes und besaßen auch die Kontrolle über dessen Arbeit.

Das Bild der deutschen Minderheit war in der Presse der Nachkriegszeit negativ besetzt. József Révai war Chefredakteur von ’Szabad Nép‘ (Freies Volk), dem Blatt der Partei der Ungarischen Werktätigen und damals ihr Leitmedium.175 Seine Ansichten wurden von anderen Presseerzeugnissen kritiklos übernommen. In seinem Blatt stand: „die Schwaben waren schon immer die Gegner der Freiheit“, sie seien als Landesverräter gebrandmarkt, die keinen Platz in Ungarn verdienten.176 Nicht nur während der Vertreibung erschienen Artikel über die Kollektivschuld der Deutschen, noch im September 1950 schrieb die regionale Tageszeitung ‘Dunántúli Napló’177:

„Das Büro von Délsajt ist der Versammlungsort von Faschisten” („Fasiszták gyülekező helye a Délsajt irodája”). Wenn auch die sozialistische Verfassung 1949 die Lage dieser Minderheit rechtlich klärte, tauchten solche Artikel in der ungarischen                                                                                                                

174  Die Schreibweise der Namen der Journalisten in der vorliegenden Arbeit richtet sich nach dem Namensgebrauch in den behandelten Medien.  

175 Révai war von 1945-1950 der Chefredakteur von ’Szabad Nép’, zwischen 1948–1953 war er der Lenker und Gestalter der Kulturpolitik – darunter auch der Pressepolitik – der Partei. Horváth (2013:22)  

176 Horváth bei Manherz und Föglein (2013:22)  

177  Zeitung des Komitats Baranya  

Presse später noch auf. Dieser Einstellung der Presse, besonders wenn sie aus der Zentrale gelenkt wird, war schwer entgegenzuwirken.

Dr. Friedrich Wild, Generalsekretär des Verbandes, schrieb 1959 an den Chefredakteur von ‘Dunántúli Napló’ und bot ihm eine engere Zusammenarbeit mit der deutschen Organisation an.178 Der Verband versuchte mit der ungarischsprachigen Presse und den elektronischen Medien eine stabile Beziehung aufzubauen, um eigene Informationen in den Zeitungen unterbringen zu können und für ein positives Bild der deutschen Bevölkerung zu sorgen. Der Kontakt zum Hörfunk war mehrschichtiger:

Wegen der deutschen Redaktion in Fünfkirchen/Pécs und der Sendung ‘Gruß und Kuss’ in Budapest verhandelte der Verband mit der Leitung dieses Mediums. Ähnlich funktionierte es mit dem Programm ‘Unser Bildschirm’ beim ’Ungarischen Fernsehen’, wo der Verband als Sprecher der Zielgruppe agierte. Aber bei beiden Institutionen ging es auch um das Bild der deutschen Bevölkerung, die Vorstellung ihrer Aktivitäten. Diese Ausrichtung der Kommunikation konnte sich erst Ende der 60er Jahre durchsetzen. Nunmehr öffneten sich die Medien und zeigten begrenzt Interesse an Themen der Nationalitäten. Das Ungarische Fernsehen stellte das Landesfestival der Nationalitäten 1971 in Tata vor und das Staatliche Dokumentarfilmstudio ‘Mafilm’ produzierte einen Film ebenfalls in diesem Jahr über das Dorf Hajós, in dem ein bedeutender deutschsprachiger Bevölkerungsanteil lebt.

Deutsche Folkloregruppen nahmen an der Fernsehserie ‘Röpülj Páva’ (Fliege Pfau) teil. Diese Sendungen richteten sich an die ungarische Mehrheit und wurden in ungarischer Sprache gesendet. Die Redaktion von ‘Unser Bildschirm’ produzierte neben dem Magazin ungarische Dokumentarfilme, die auch die Mehrheit oder – Ende der 70er, Anfang der 80er – auch die Generationen des deutschen Kollektivs ansprachen, die wenig oder gar kein Deutsch mehr sprachen. Die Filme ‘Ha a haza szót hallom’ (Wenn ich das Wort Heimat höre) oder ‘Apa és fia’ (Vater und Sohn), beide in Fünfkirchen/Pécs vom Redakteur Johann Wolfart auf Ungarisch produziert, richteten sich an die ungarischen Zuschauer und erreichten damit ein breites                                                                                                                

178 „Nekünk, a Német Szövetségnek a közelmúltban lezajlott salzburgi találkozó óta hatalmas iramban fokoznunk kell politikai munkánkat. Ezzel kapcsolatban arra gondoltunk, hogy konkrét és hasznos kapcsolatot építünk ki a Dunántúli Naplóval. Annál is inkább szükséges ez, mert Baranya megyében mintegy 70 000 németajkú él, akiknek közkedvelt újságja a Dunántuli Napló:” Brief an Ferenc Vasvári, Chefredakteur, am 27. VII. 1959. Ungarisches Staatsarchiv - MOL, XXVIII-I-1, 29. Schachtel. „Wir der Deutsche Verband müssen seit dem Treffen in Salzburg unsere politische Arbeit in einer hohen Geschwindigkeit vorantreiben. In Bezug dazu dachten wir, dass wir mit ’Dunántúli Napló’ eine konkrete und nützliche Beziehung ausbauen müssen. Auch aus diesem Grund ist dies nötig, da in dem Komitat Baranya ca. 70.000 Deutschsprachige leben, deren beliebte Zeitung ’Dunántúli Napló’ ist.”  

Publikum. Solche Beiträge wurden nur gelegentlich produziert. Die Journalisten der Minderheitenredaktionen waren in ihrem Alltag mit der Herstellung ihrer Magazine beschäftigt. Die Leitung der Mehrheitsmedien war an einer Zusammenarbeit mit den Nationalitätenjournalisten nur in Ausnahmefällen interessiert. Die muttersprachlichen Medien der Minderheiten schufen so eine parallele Kommunikation in der Gesellschaft. Die Programme der Nationalitäten wurden in ihrer Muttersprache gesendet und erreichten nicht den Teil der Gesellschaft, der die Sprache nicht verstand. Es entstanden Medienprogramme, die die Gesellschaft segmentierten und der weitaus größere ungarischsprachige Teil wurde dadurch nicht über die Minderheiten informiert, diese blieben für sie unbekannt.

Das Kultusministerium arbeitete Ende der 70er einen Bericht aus, in dem die minderheitenpolitische Arbeit der Massenkommunikation kritisch bewertet wurde.179 Der Bericht beschrieb die Arbeit der Presse ereignisorientiert, in dem gebotenen Format einseitig, denn die Medien degradierten die Minderheiten zu „singenden-tanzenden” Gruppen, zeigten sie nicht als Teil der Gesellschaft. Diese Idee griff das Beratungsgremium für Nationalitätenangelegenheiten der Partei (Nemzetiségi Tanácsadó Bizottság) auf. Es schrieb im Mai 1983 an das Politbüro in seinen Empfehlungen unter anderem: Die Zahl der Artikel und Berichte über die Nationalitätenfrage soll in Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Organen erhöht werden, die Medien sollen weniger über Ereignisse und Kuriositäten des Nationalitätenlebens berichten.180 Die Partei und die Regierung stellten mit ihren Organen ein fundiertes Programm auf, das weder von ihnen, noch vom Verband durchgeführt werden konnte. Der Verband aber konnte für das Bild der deutschen Minderheit außerhalb seines Einflussbereiches wenig tun. Der Verband konnte in                                                                                                                

179„A tömegtájékoztatásnak másik, politikai jelentőségét tekintve igen fontos területe a nemzetiségi politika, a nemzetiségi lakosság életének tükröztetése a magyar nyelvű sajtóban, rádióban, televízióban. A kérdés politikai jelentőségének hangsúlyozására egy szempontot említünk csupán, nevezetesen, hogy az ország közvéleménye olyan mértékben képes azonosulni pártunk nemzetiségi politikájával, amilyen mértékben reális a kép, amelyet a nemzetiségi lakosságról kap. E tekintetben a tömegtájékoztatási rendszerünknek szinte kizárólagos szerepe van.” Ungarisches Staatsarchiv-MOL, XXVIII-I-1, 29. Schachtel. „Das andere, aus politischer Sicht wichtige Gebiet in der Massenkommunikation ist die Nationalitätenpolitik, die Widerspiegelung des Lebens der Nationalitätenbevölkerung in der ungarischsprachigen Presse, Hörfunk und Fernsehen. Um die politische Wichtigkeit dieser Frage zu unterstreichen, erwähnen wir nur einen Gesichtspunkt, nämlich, dass die Öffentlichkeit des Landes sich nur in dem Maße mit der Nationalitätenpolitik unserer Partei identifizierenkann, in wieweit das Bild, das sie über die Nationalitätenbevölkerung bekommt,realistisch ist. Aus dieser Hinsicht übernimmt unser Massenkommunikationssystem eine entscheidende Rolle.”  

180 Aufgabenplan an das Politbüro von USAP, Feladatterv, MSZMP KB Politikai Bizottságának, Budapest, Mai 1983, NZ Archiv. Ohne Signatur.  

erster Linie nur durch die ‘Neue Zeitung’ und durch die Nationalitätenjournalisten im Hörfunk und Fernsehen stark begrenzt aktiv werden. Mit der Zeit nahm sein Einfluss bei den Ungarndeutschen ab und immer häufiger wurden seine Leiter kritisiert und in Frage gestellt. Der Verband der Ungarndeutschen wurde nach der Wende mit der Gründung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen aufgelöst, die Verbände anderer Minderheiten in Ungarn – der slowakischen, rumänischen, kroatischen und serbischen– bestehen jedoch noch heute.