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Textsorten-Intertextualität

In document Roberta V . Rada (Pldal 58-61)

Neben den beiden Haupttypen thematische/referentielle IT/Einzeltexterferenz ei-nerseits und allgemeine/typologische IT/Systemreferenz andererseits hat sich in der einschlägigen linguistischen Forschungsliteratur als dritter Haupttyp die sog. „Texts-orten-IT” etabliert (vgl. Janich 2008: 193). Der Begriff wurde von Klein (1991, vgl.

auch 2007) geprägt, der darunter systematische funktionale Zusammenhänge, Ver-netzungen zwischen Textsorten versteht. Im Unterschied zur referentiellen IT sind hier nicht konkrete formale oder inhaltliche Bezugnahmen sondern syntagmatische und paradigmatische Beziehungen zwischen Textsorten gemeint. Letztere sind ver-fahrensbedingt (z.B. beim Gesetzgebungsverfahren) festgelegt und können unter Umständen auch als textkonstitutiv betrachtet werden. So steht eine Rezension syste-matisch in einem syntagsyste-matischen Verhältnis mit dem rezensierten Text.

Die Vernetztheit von Textsorten innerhalb bestimmter Interaktionsrahmen stellt in der Textsortenlinguistik für die Textsortenbestimmung und -beschreibung eine bisher wenig beachtete Dimension dar (vgl. Adamzik 2007a, 2007c).37 Funktionale Beziehungen zwischen Textsorten rühren daher, dass Texte nie isoliert produziert und rezipiert werden, sondern in bestimmten Interaktionen oder Diskursrahmen ein-gebettet sind. Innerhalb dieser dienen die Textsorten zur Bewältigung bestimmter kommunikativer Aufgaben. Um eine komplexe kommunikative Aufgabe erfüllen zu können, wird eine ganze Reihe von Textsorten nacheinander oder gleichzeitig

pro-37 Adamzik bemerkt (2007c: 28). in Bezug auf die zukünftigen Herausforderungen für die Textsor-tenlinguistik: „Solche Ansätze zur Systematisierung vernetzter Textsorten könnten und sollten nun fortgeführt werden, indem man die vernetzten Textsorten einer differenzierten sprachlichen Analy-se unterwirft.”

duziert. In Bezug auf einen Diskursrahmen sind Textsorten miteinander vielfältig vernetzt. Klein illustriert die Textsorten-IT an zwei Beispielen (vgl. Bereich poli-tischer Gesetzgebung in Klein (1991) und die TV-Soapopera in Klein (2007)), und versucht, funktionale Beziehungen zwischen den vernetzten Textsorten zu ermitteln, ohne eine angemessene theoretische Grundlegung entwickeln zu wollen. Textsorten-intertextuelle Relationen werden jeweils im Netzformat repräsentiert.

Abb. 8: Textsorten-Intertextualität am Beispiel der Soapfolge bei Klein (2007: 35) Die funktionalen Relationen können unterschiedlicher Art sein, z.B. die Soapfolge

„eröffnet Erwartungen“ für die Fortsetzung, oder sie wird durch TV-Kritiken „be-wertet”. Solche Relationen können auch in umgekehrter Richtung interpretiert wer-den, z.B. die Soapfolge „erfüllt, enttäuscht Erwartungen” aus der vorherigen Folge.

Zur Beschreibung der Textsorten-IT schlägt Klein (2007: 36) die Einführung der Kategorien Vor-, Parallel- und Nach-Textsorten vor. Vortextsorten sind solche, de-ren Exemplare „typischerweise modellbildend, subsidiär oder motiviede-rend” für die Produktion von Exemplaren der zu beschreibenden Textsorte sind. Nachtextsorten, als Pendants von Vortextsorten, nennt Klein solche Textsorten, die für die beschrie-bene Textsorte eine Vortextsorte darstellen. Drehbuch, vorherige Folge oder Ankün-digungstext gelten als Vortextsorten für die Soapfolge, während TV-Kritiken, Zu-schaueräußerungen oder Fortsetzungen als Nach-Textsorten von dieser funktionie-ren. Parallel-Textsorten sind Textsorten, deren Exemplare unter einem einheitlichen Gesichtspunkt gleichzeitig mit der zu beschreibenden Textsorte produziert oder emit-tiert würden, z.B. Werbeplakat, Werbeanzeige, Werbespot zu demselben Werbepro-dukt. Manche Textsorten können mit der Markierung „verfahrensbedingt” versehen werden, falls sie im Rahmen eines institutionellen Verfahrens mit der beschriebe-nen Textsorte fest verknüpft sind, z.B. im Gesetzgebungsverfahren. Zusätzlich führt Klein auch die Kategorie „Filter-Textsorte” ein. Gemeint sind damit Textsorten, de-ren Funktion darin besteht, „in gefilterter Form, d.h. meist in komprimierter Refor-mulierung, den Inhalt von Exemplaren der beschriebenen Textsorte wiederzugeben.”

(ebd.). Als Beispiele werden Abstracts, Synopsen sowie massenmediale Nachrichten und Berichte aufgezählt. Im Zusammenhang mit dem Begriff „Filter-Textsorte” ist jedoch kritisch zu fragen, warum Abstracts und Synopsen nicht als Vor-Textsorten zu anderen wissenschaftlichen Textsorten wie wissenschaftlicher Beitrag oder Arti-kel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift aufgefasst werden könnten. Eine in diesem Sinne definierte Textsorten-IT kann auch in massenmedialen Texten nachvollzogen werden, z.B. Kommentar und Nachricht. Nachrichten und Berichte stützen sich – wie früher in Anlehnung an Burger (2005) erwähnt – auf eine Reihe von anderen Texten, meistens jedoch nicht unbedingt abweichender Vor-Textsorten. Eine Nachricht kann sich durchaus auch auf eine andere Nachricht stützen.

Die Etablierung der Intertextualität zwischen Textsorten als IT-Typ ist nicht unproblematisch. Das Phänomen Textsorten-IT wird in der einschlägigen IT-For-schungsliteratur sowohl in Bezug auf die typologische als auch auf die referentielle IT behandelt, ohne von einem neuen IT-Typ auszugehen.

Bei Margot Heinemann (1997) wird die Textsorten-Intertextualität im Zusam-menhang mit der Intertextualität als gattungsspezifisches Phänomen, d.h. im Kontext der typologischen IT behandelt. Am Beispiel von Graffiti und Losungen werden die intertextuelle Korrelation zwischen beiden Textsorten dargestellt, indem die in-tertextuellen Bezüge zwischen den Textsorten durch Gemeinsamkeiten der Textsor-tenmerkmale gestiftet werden, die mithilfe einer Textsorten-Matrix veranschaulicht wird, z.B. Spontaneität und Lockerheit in der Textgestaltung in Demo-Losungen und Graffiti, oder Anonymität und Demonstration im Falle aller drei behandelten Texts-orten. Heinemann betont, dass die Rezipienten nicht einfach auf Einzeltexte refe-rieren, sondern häufig auf Textmuster, die bei der Bedeutungskonstitution ständig mitzudenken gelten.

Betrachtet man die kooperative IT bzw. die transformierende IT mit Textsorten-abwandlung als Untertypen der speziellen IT bei Krause, so zeigen auch diese Ka-tegorien Verwandtschaft mit der Textsorten-IT. Die kooperative IT definiert Krause als eine „direkte Beziehung zwischen vollständigen Texten als Repräsentanten von Textsorten” und betont, dass es in der kommunikativen Praxis eine „Reihe von in-stitutionalisierten Formen solcher Text(sorten)kooperationen” gibt (ebd.). Unter den Beispielen befinden sich auch Rezension und Buch/Aufsatz/Artikel oder Warenka-talog und Bestellung. Im Falle der transformierenden IT geht es nicht nur um die Transformation von einem Ausgangstext in einen Zieltext zumal Textsorten – zu-mindest ihre Genese betrachtend – auf der Grundlage der Transformation von be-stimmten anderen Textsorten entstanden sind, z.B. mündlicher Vortrag und dessen Beitragsmanuskript. Offensichtlich geht es hier um Vor- und Nachtextsorten im Kleinschen Sinne, also um eine Textsorten-IT, selbst wenn Krause auf diesen IT-Typ in seiner Taxonomie verzichtet.38

38 Die systematische Beschreibung der Textsorten-IT stellt zurzeit ein Forschungsdesiderat dar (vgl.

Janich 2008: 193).

In document Roberta V . Rada (Pldal 58-61)