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Linguistische Ansätze

In document Roberta V . Rada (Pldal 72-77)

4.2 Der Begriff „Markiertheit/Markierung” in der IT-Diskussion

4.2.2 Linguistische Ansätze

Die wenigen linguistischen Ansätze in Bezug auf die Problematik der Markierung intertextueller Referenzen in Sachtexten sind insgesamt auf drei Beiträge beschränkt, die sich in der Hauptsache nicht mit intertextueller Markierung als solcher auseinan-dersetzen.

Hausendorf/Kesselheim (2008) befassen sich mit der Markierung der IT-Relatio-nen in Sachtexten im Kontext der Kriterien der Texthaftigkeit: „Die Textualität ei-nes Textes erfassen, impliziert immer auch, die Einbettung eiei-nes Textes in die Welt anderer Texte mitzuerfassen” (ebd. 186). Die Einbettung eines Textes in die Welt anderer Texte wird durch die sog. „Intertextualitätshinweise” nachgezeichnet, und zwar so, wie sie im Text selbst nahegelegt sind. Darin wird ähnlich wie bei Helbig die generelle Leistung der IT-Hinweise gesehen. Als IT-Hinweis „kommt prinzipiell alles in Frage, was dazu beiträgt, dass wir einen Text in Beziehung sehen zu ande-ren Texten oder Textwelten” (ebd. 187). Ähnlich wie bei Füger wird betont, dass die IT-Hinweise vom Autor gezielt und bewusst gegeben, vom Leser mehr oder weniger bewusst nachvollzogen werden. Erfassbar sind aber die Hinweise als Mittel der Ma-terialisierung der IT. Bei der näheren Beschreibung der IT-Hinweise wird von einem Kontinuum der Markierungen ausgegangen. Es gibt einerseits Hinweise, die konkret und präzise markieren, andererseits auch solche, die nur vage andeuten. Es gibt Mar-kierungen, die auffällig sind, andere bleiben eher versteckt. Die Klassifizierung der IT-Hinweise erfolgt nach dem Kriterium des Bezugsobjektes, d.h., ob sie einen Be-zug auf eine klar identifizierbare textuelle Einheit oder aber auf eine näher nicht de-finierbare Menge textueller Einheiten, d.h. auf eine Textwelt leisten. In dieser Grup-pierung von Markierungen wird also neben der Einzeltextreferenz als Mikrotext-Mikrotextreferenz auch die Mikrotext-Makrotextreferenz berücksichtigt. Den beiden

großen Gruppen werden Untergruppen untergeordnet, die funktional differenziert werden. Die erste Gruppe bilden die sog. Text-Text-Hinweise (ebd. 187 ff.), in der eine Reihe von Untergruppen mit jeweils konkreten Markierungsformen auseinan-dergehalten werden können. Die erste Untergruppe bilden die metakommunikativen Hinweise, in denen ein Text-Text-Bezug selbst- und rückbezüglich thematisiert wird, z.B. die Erwähnung von konkreten wissenschaftlichen Werken oft mit Titel, Erschei-nungsjahr und Autor im Vorwort eines wissenschaftlichen Werkes. Unter Textnach-weisen, die die zweite Untergruppe ausmachen, sind solche IT-Hinweise zu verste-hen, die die Möglichkeit implizieren, einen anderen Text als abgrenzbare Einheit zu identifizieren, z.B. Literaturhinweise, Fußnoten, Quellennachweise, Anmerkungen usw. in einem wissenschaftlichen Werk. Zahlreiche Textnachweise in Sachtexten gel-ten dabei als hochgradig formelhaft, z.B. Nachweise in Gesetzestexgel-ten. Die Textwie-dergaben stellen die dritte Untergruppe dar. Ist die Textwiedergabe eine wörtliche Übereinstimmung mit dem wiedergegebenen Text, hat man es mit dem Zitat zu tun, geht es nur um eine sinngemäße Wiedergabe, sprechen Hausendorf/Kesselheim über die Paraphrase. Besteht ein Text gänzlich aus Zitaten und Paraphrasen, stellt er eine Collage dar. Zitate und Paraphrasen können im Text sprachlich als solche kenntlich gemacht werden, z.B. durch die direkte, indirekte Redewiedergabe (verba dicendi, Konjunktiv-Formen usw.), durch grafische Mittel (Anführungszeichen, Doppelpunkt) und typografische Hervorhebungen (Kursivierung, Einrückung). Oft gibt es keine auffälligen sprachlichen Marker der Textwiedergabe, deren Wahrnehmung somit stark wissensabhängig ist. Wenn der Text-Text-Hinweis in betrügerischer Absicht verborgen wird, geht es um das Plagiat. Die letzte Untergruppe wird Anspielung genannt. Anspielungen aktivieren einen Text als Hintergrund für die Lektüre des aktuellen Textes, ohne dass der fragliche Text in seiner textuellen Eigenständigkeit und um seiner selbst willen auftritt. Mit der Anspielung kommt ein anderer Text ins Spiel, ohne dass er identifiziert oder nachgewiesen wird. Anspielungen stellen somit eine sprachspielerische Verfremdung eines Originaltextes dar und sind für Werbe- und Zeitungstexte besonders typisch, z.B. Er kam, sah und siegte nicht im Titel eines Zeitungsartikels mit dem Thema Sport.

Innerhalb der zweiten großen Gruppe von IT-Hinweisen, genannt Text-Textwelt-Hinweise (ebd. 196 ff.), werden lediglich zwei Untergruppen differenziert: die The-matisierungen von Textwelten und die Anspielungen auf Textwelten. Die Untergrup-pe „Thematisierung von Textwelten” ist analog zu den metakommunikativen Text-Text-Hinweisen zu deuten, z.B. Thematisierung der Welt wissenschaftlicher Texte durch das Lexem „Forschungsstand” oder durch die Wortverbindung „Linguistik der deutschen Gegenwartssprache”. Die Anspielungen auf Textwelten funktionieren ge-nauso wie Anspielungen auf konkrete Einzeltexte. Man kann damit eine Textwelt als relevanten Hintergrund einer Lektüre „anklingen” lassen. Als Anspielungen auf Textwelten kommen Eigennamen (z.B. durch den Eigennamen Bounty wird auf Fil-me und Bücher, die die Story des berühmten Schiffes behandeln, angespielt),

Schlüs-selwörter (z.B. durch Umwelt und Recycling wird auf die Umweltschutzdebatte ange-spielt), sowie Motive und Topoi in Frage.

Diese funktional bedingte Klassifizierung der IT-Hinweise erweist sich als ein-deutig rezipientenbezogen. Die IT-Signale verstehen sich als Hilfe für den Rezipien-ten nachvollziehen zu können, welche anderen Texte für die Lektüre des aktuellen Textes von Bedeutung sind, um auf diese Weise das bessere, wenn nicht überhaupt das Verstehen schlechthin, eines Textes gewährleisten zu können. Auf den Ort, Deut-lichkeits- bzw. Expliziertheitsgrad der IT-Signale wird eigens nicht eingegangen, demgegenüber wird im Zusammenhang mit dem Hinweis auf die textsortenspezi-fische Verwendung bestimmter IT-Signale, gelegentlich auch auf den charakteristi-schen Ort dieser hingewiesen.

In anderen linguistischen Arbeiten, wie Steyer (1997) und Rößler (1997 und 1999) wird die Frage der intertextuellen Markierung vor dem Hintergrund möglicher Ana-lysemodelle und -perspektiven für die IT behandelt.

Bei Steyer (1997) werden Markierungen eingebettet in den intertextuellen Kom-munikationsprozess betrachtet. Es wird davon ausgegangen, dass der Produzent sei-nen Text in Kenntnis anderer Texte herstellt, wobei er das einerseits nicht unbedingt intentional geleitet tut, und andererseits diese Referenzen nicht immer kennzeichnen muss. Es wird auch betont, dass die IT eine Zuschreibungsqualität sei, weil intertex-tuelle Relationen nicht per se bestehen sondern erst vom Leser (mehr oder weniger) adäquat rekonstruiert werden (können).

Er [d.h. der Rezipient – R.R. ] muß jedoch nicht unbedingt dieselben Kontextuie-rungen und Inferenzen vornehmen wie der Produzent. Anhand bestimmter impli-ziter und/oder expliimpli-ziter Signale kann es sich dem Rezipienten quasi andeuten, daß der Produzent noch andere kognitive bzw. textuelle Referenzen außerhalb dieser aktuellen Kommunikationssituation hergestellt hat. Dabei handelt es sich aber um fakultative Prozesse, die nicht unwesentlich von dem Expliziertheitsgrad der Mar-kierung einer Bezugnahme abhängen. (Steyer 1997: 92)

Die Markierungen tragen zur Verifizierbarkeit der IT-Referenzen seitens des Rezipi-enten bei, indem sie als „Spuren im Text eine Bezugnahme indizieren können und in gewissem Maß thematisieren” (ebd.). Auch Steyer betont, dass eine intertextuelle Relation sowohl explizit gemacht werden als auch vage bleiben kann. Als Extremfall einer expliziten Markierung ist zu betrachten, wenn ein Sprecher etwa sagt: „Hier-mit beziehe ich mich auf etwas oder jemanden”. Dies entspricht etwa dem metakom-munikativen Text-Text-Verweis in der Terminologie von Hausendorf/Kesselheim. Bei den nicht so explizit markierten IT-Bezugnahmen läuft der Sprecher Gefahr, dass die von ihm intendierte Referenz unbemerkt bleibt, oder der Rezipient nur vermeint, sie zu erkennen.

Eine Möglichkeit für die wissenschaftliche Analyse der IT auf sprachlicher Ebe-ne stellen nun gerade die Markierungen dar. Der Linguist kann nämlich nach den

expliziten Indikatoren, sprachlichen Spuren für Bezugnahmen auf andere Texte, d.h. nach den Intertextualitätsmarkern im aktuellen Text suchen, diese isolieren und systematisieren. Diese Analyseperspektive wird von Steyer Einzeltextperspektive genannt und bezieht sich auf Text-Text-Beziehungen. Die Illustration einer Analy-se der IT aus der Einzeltextperspektive erfolgt anhand von Medientexten, die Ana-lyse richtet sich auf rekonstruierbare explizite IT-Marker. Als explizite IT-Marker gelten solche Indikatoren, die „relationale Beziehungen zu anderen Äußerungen und Texten signalisieren” und solche „Ausdrücke oder Sequenzen” sind, die explizite Referenzkennzeich nungen und Elemente oder Bezugsobjekte enthalten” (ebd. 94).

Beispielsweise kann ein Ausdruck auf einen anderen Text explizit referieren, indem er den Bezugssprecher oder die Textsorte nennt oder eine kommunikative Handlung des Bezugssprechers, ohne explizit Elemente des Bezugstextes wiederaufzunehmen.

Zu den weiteren expliziten IT-Markern zählt Steyer die direkte und die wörtliche Redewiedergabe. Eine gesonderte Gruppe bilden diejenigen sprachlichen Ausdrücke, die „zwar auch explizit ihre Referenz zu anderen Ausdrücken bzw. Texten signalisie-ren, sich jedoch mehr oder weiniger auf fiktive verbale Objekte beziehen, die als eine Art Kondensationsprodukt zahlreicher Äußerungen zu verstehen sind” (ebd. 96). Es geht also um eine globale Referenz auf mögliche Äußerungen durch Negationen, fik-tive Fragen, relativische Konstruktionen, rückwärts verweisende Verben, Referenzen auf nicht explizit gemachte Adressaten. Rein anaphorische oder kataphorische IT-Verweise des Typs wie gesagt, ferner, erneut wiederholt markieren die Referenz auf andere versprachlichte Objekte, ohne dass Elemente der referierten Ausdrücke oder Texte explizit verarbeitet werden.

Steyer geht es also nicht um die Inventarisierung möglicher expliziter IT-Marker, vielmehr geht sie empirisch vor und versucht korpusbezogen Beispiele für die expli-zite Markierung einer IT-Relation zu liefern und eine mögliche Analysemethode zu erproben.

Während also Steyer erstrangig intertextuelle Potenzen des Textes linguistisch er-fassen möchte, indem sie Mittel ihrer Kennzeichnung möglich detailliert beschreibt, geht Rößler (1999) davon aus, dass die Analyse der IT in einer rein textanalytischen Suche und Identifizierung der entsprechenden Verweise im Text nicht stehen bleiben darf, sondern es gilt die Rolle dieser Verweise für den Kommunikationsprozess, die Interaktion zwischen Prä- und Folgetext zu untersuchen. Rößler nimmt darüber hi-naus an, dass es bei den Zeitungstexten, die ihren Untersuchungsgegenstand bilden, im Interesse des Autors liegt, die von ihm verwendeten Texte eindeutig und deutlich zu signalisieren. Dabei soll der Autor darauf achten, auf bei seinem anvisierten Ad-ressatenkreis mehr oder weniger gut bekannte Prätexte zu referieren. Daher richtet sie ihr Augenmerk auf die explizite IT i.S.v. Füger. Ihr geht es also in Anlehnung an Füger grundsätzlich darum, zu ermitteln, ob die Leser die intertextuellen Bezüge wahrnehmen, und wie sie sie im Textverstehen verarbeiten, wodurch interpretato-rische Aussagen, wie sie etwa bei Steyer gemacht worden sind, überprüft werden können. Zu diesem Zwecke wird ein Analyseraster für die Ermittlung der IT

entwi-ckelt.45 Ein wesentliches Kriterium des Analyserasters stellt die „Art und Weise der Markierung eines Text-Text-Kontaktes” dar. Rößler hebt hier die „generelle Möglich-keit deutlicher Kennzeichnung durch verschiedene grafische Marker, wie Zitieran-führungen, Kursiv- oder Fettdruck, explizite Quellenangaben und dergleichen” her-vor (1999: 240). Innerhalb des expliziten Bereiches grenzt Rößler einen Kernbereich intertextueller Markierung (ebd. 135) ab, der wie folgt charakterisiert werden kann:

a) in größerem Umfang nicht modifizierte Formen der Einzeltextreferenz, die b) maximal wörtlich,

c) örtlich, graphematisch oder drucktechnisch zusätzlich herausgehoben sind, d) im gegebenen Text mehrfach wiederholt eingebettet sind.

Den anderen Pol auf der Skala des Expliziertheitsgrades der IT-Markierung stellen unmarkierte IT-Bezüge, z.B. im Falle der Anspielung, dar.

Rößler betont, dass das Kriterium „Art und Weise der Markierung” mit Aspek-ten, wie Umfang reproduzierter Textmaterialien, Grad der Veränderung reproduzier-ter Textmareproduzier-terialien, Art der Bezugnahme sowie Ort der Bezugnahme im Text kor-respondiert. (Beispielsweise wenn der Grad der Veränderung so groß ist, dass eine intertextuelle Strategie kaum noch erkennbar ist, oder im Falle von Anspielungen, die als besonders bekannt vorausgesetzt und generell nicht als solche gekennzeichnet werden.) Selbst wenn zusätzliche grafische Marker fehlen, werden IT-Bezüge im Ti-tel (Ort der Bezugnahme) besser erkannt.

Dabei sanktioniert beispielsweise der Umfang übernommener Materialien den Grad der Modifikationsmöglichkeiten, z.B. kann ein Lexem nur phonetisch-phono-logisch und/oder morphophonetisch-phono-logisch modifiziert werden. Die Modifizierung kann dabei sämtliche Ebenen des Textes, so neben der phonetisch-phonologischen, morphologi-schen und syntaktimorphologi-schen Ebene auch die grafisch-graphematische, die thematische und die stilistische Ebene, die Sprachhandlungsebene und die Textsortenebene be-treffen. Die Erfassung des Grades möglicher Modifizierungen wird an die Transfor-mationstypen bei Plett angelehnt: Substitution, Addition, Subtraktion, Permutation Repetition von Prätextelementen. Die Erfassung der Markierungen ist für Rößler zwar sehr wichtig, weil sie die Rezeption eines Textes mit intertextueller Referenz grundsätzlich bedingen und beeinflussen. Als materialisierte Mittel der IT sind sie für den Rezipienten am meisten fassbar, daher bei der Analyse der IT am besten handhabbar. Von dem Untersuchungsziel her werden aber weder eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff Markierung, noch eine Klassifizierung oder eine generelle Auflistung von Markierungen angestrebt.

45 Zur ausführlichen Erläuterung des Analyserasters vgl. Kap. 6.

4.3 Zusammenfassende und weiterführende

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