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Taxonomie von Holthuis als Grundlage linguistischer IT-Typologien

In document Roberta V . Rada (Pldal 41-45)

In Anlehnung an Petöfi/Olivi erarbeitet Holthuis (1993) eine höchst differenzierte Taxonomie, wobei die IT auf Beziehungen zwischen verbalen Objekten beschränkt bleibt und als restriktiver Begriff gedeutet wird.

Abb. 1: Globaltypen intertextueller Relationen bei Holthuis (1993: 49)

Ins Zentrum der Differenzierung rücken die Auto-Intertextualität, die sich auf die Relation zwischen den Texten eines Autors bezieht, und die Hetero-Intertextualität,

die sich in den Textbeziehungen der Schriften mehrerer Verfasser manifestiert. Auf der nächsten Gliederungsstufe befinden sich IT-Beziehungen zwischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten. Ist der Folgetext ein literarischer Text, geht es um die ästhetische IT, im Falle eines nicht-literarischen Folgetextes geht es dagegen um die nicht-ästhetische IT, unabhängig vom Charakter des Prätextes. Die für das IT-Kon-zept von Holthuis grundlegende Dichotomie, die auch für die Untersuchung der ge-brauchssprachlichen IT theoretische und methodische Perspektiven eröffnet, ist die zwischen den beiden Globaltypen „typologische“ und „referentielle IT“. Die beiden Kategorien sind an die Einzeltext- und Systemreferenz von Broich/Pfister angelehnt.

Die referentielle IT meint Text-Text-Beziehungen, genauer thematische Textrefe-renzen, wie sie lange im Zentrum der Aufmerksamkeit standen. Holthuis beschreibt ausführlich Zitat, Paraphrase, Reproduktion, Collage, Parodie und Allusion als kon-krete Verfahren der referentiellen IT. Im nächsten Schritt wird zwischen den IT-Ty-pen unterschieden, die als „homo-lingual“ und „hetero-lingual“ bezeichnet werden.

Homo-linguale intertextuelle Beziehungen bestehen zwischen einsprachigen Texten, während die intertextuellen Relationen zwischen Texten aus unterschiedlichen Spra-chen „hetero-lingual“ genannt werden. Die Differenzierung in partielle und totale IT betrifft den Vollständigkeitsgrad der textuellen Übernahme, die Unterscheidung zwischen diskursiver und metadiskursiver IT ist auf die Einbettung innerhalb eines globalen Diskurses oder eines Metadiskurses bezogen. Im Metadiskurs finden sich einzelne Metatexte, die direkt intertextuelle Konnexitäten, wie z.B. ein Vorwort oder Nachwort, beinhalten. Aus dem Modell ist ersichtlich, dass manche Subtypen offen gelassen werden, die sich als Leerstellen verstehen, die mit bestimmten konkreten Formen belegt werden können, z.B. Zitat als totale, referentielle IT oder Anspielung als partielle, referentielle IT. Konkrete Texte können durchaus andere Formen her-vorbringen, die vor dem Hintergrund dieser Taxonomie als theoretischen Angebots eingeordnet werden können. In Bezug auf den Begriff „referentielle IT“ bemerkt Tegtmeyer (1997: 64) kritisch, dass der Ausdruck selbst ein Pleonasmus sei, schließ-lich meine der Ausdruck „Intertextualität“ an sich, dass ein Text auf einen anderen oder auf mehrere andere Texte referiere.29

Mit typologischer IT sind bei Holthuis Beziehungen gemeint, die Textexemplare zu Gattungen, Mustern, Genres, also zu Systemtexten haben. Dieser IT-Typ wurde bereits bei Genette als Architextualität bezeichnet, von Broich/Pfister unter dem Na-men Systemreferenz wieder aufgegriffen. Darunter wird die globale und allgemeine Bedingung literarischer Produktion und Rezeption verstanden, die konzeptuell im Kontext kanonisierter, normativ festgelegter Systemtexte verankert ist, wobei Bro-ich/Pfister die Systemreferenz weniger berücksichtigt, und diesen Typ in Randzonen

29 Auch die Unterscheidung der IT-Formen Zitat, Paraphrase und Allusion wird bei Tegtmeyer einer differenzierten Kritik unterzogen, obwohl er selbst zugibt, dass die ermittelten Schwierigkeiten be-züglich der Zuordnung von konkreten Beispielen zu den einzelnen IT-Formen in Gebrauchs- und Sachtexten kaum auftauchen (ebd. 66).

der IT verortet. Der kommunikationstheoretische textlinguistische Ansatz von Be-augrande/Dressler ist mit der Auffassung über die typologische IT durchaus kompa-tibel, stellt sie aber noch expliziter in den Zusammenhang von Texttypologien (vgl.

2.2.2).

Das IT-Konzept von Holthuis umfasst Produktions- und Rezeptionsschemata bzw.

-bedingungen textueller Kommunikation im Allgemeinen, und meint eine konstitu-tive Eigenschaft der Textualität überhaupt. Damit wird die typologische IT auf alle Kommunikations- und Texttypen ausgedehnt. Eine derart weite IT-Auffassung birgt jedoch die Gefahr in sich, dass man sie mit texttypologischen Aspekten gemeinsam diskutiert, wodurch der Begriff an Trennschärfe verlieren könnte. Diese Problematik widerspiegeln die früher erwähnten Diskussionen, ob die Text-Textmuster-Beziehun-gen zum GeText-Textmuster-Beziehun-genstand der IT gemacht werden sollten oder nicht (vgl. die Positionen von Heinemann vs. Tegtmeyer in Kap. 2).

Holthuis versucht vor diesem Hintergrund die Frage zu klären, in welchen Be-reichen es notwendig und legitim sei, die typologisch motivierten Beziehungen zwi-schen Texten zu diskutieren. Sie betont, dass die „unreflektierte Zuordnung textty-pologischer bzw. ’systemtextreferentieller’ Aspekte der Profilierung einer Intertextu-alitätskonzeption genausowenig dient wie ihre rigide Ausblendung” (Holthuis 1993:

51). Um mögliche Relevanz- und Funktionsunterschiede innerhalb des Globaltyps typologische IT besser sichtbar zu machen, geht Holthuis von verschiedenen Gra-dationsstufen der typologischen IT-Relationen aus, die eine Binnenunterteilung in funktionale und system-immanente IT-Relationen abbildet.

Die system-immanente typologische IT erfasst alle gültigen Vertextungskonven-tionen, die die Texttypologie bzw. Gattungsforschung vorsieht. Im Prinzip handelt es sich hier um das in einer Kommunikationsgemeinschaft vorhandene kollektive Textmusterwissen, um kanonisierte Textsorten. In diesem Sinne spricht auch Fix von Text-Textmuster-Beziehung als Textsortenbezogenheit (Fix 2000b: 454). Tegtmeyer (1997: 59) hält jedoch den Begriff der system-immanenten typologischen IT für frag-würdig, denn „daß Einzeltexte immer zu verstehen sind als Repräsentanten eines Textmusters (…), gehört zum Wesen von Texten überhaupt und sollte mithin unter dem Titel Textualität und nicht unter dem Titel Intertextualität abgehandelt werden“.

Diese konventionalisierte typologische IT befindet sich zwar in der Randzone, bildet aber die Grundlage für die anderen Untertypen typologischer IT. Eine Rele-vanz besitzt nämlich die konventionalisierte typologische IT als Folie zur Erfassung von Verstößen gegen bestimmte Vertextungskonventionen. Genau das macht das Wesen der funktional bedingten typologisch evaluierenden IT aus. Diese deckt das Spektrum von Textbezügen ab, die in der Literaturwissenschaft als „Dialog der Gat-tungen” bezeichnet werden:

Inwieweit ein Text dieses intertextuelle Potential dann dialogisch ausspielt, hängt hier wie überall natürlich davon ab, bis zu welchem Grade er vorgegebene Gattungs-muster nicht einfach fortschreibt, sondern sie variiert, durchbricht oder thematisiert

und damit in einen Dialog mit den vorausgesetzten Gattungsexemplaren tritt. (Pfis-ter 1985: 56)

Die evaluierende typologische IT meint die Explizierung und Thematisierung des Gattungsmusters, aber auch eine Abweichung, Variation und einen Verstoß gegen die geltenden Vertextungskonventionen (vgl. Gattungsparodie in der Literaturwis-senschaft). Diesen Aspekt der typologischen IT greift auch Fix (2000b: 454) auf, indem sie von typologischer Intertextualität „im Sinne von Mustermischungen und Textmusterbrüchen, im Sinne eines Ausbruchs aus den Konventionen der Zeichen”

spricht. Evaluierend solle nach Holthuis (1993: 56) in diesem Kontext den Funkti-onsbezug signalisieren, die Art der Relation auf Textmuster. Die evaluierend typo-logische IT ist stark kontextbezogen, und die Erfassung typologisch-evaluierender Bezüge erfordert Abstraktionen, die aus dem textexternen Bezug herzuleiten sind.

Als Sonderfall typologisch evaluierender IT betrachtet Holthuis die Gattungstrans-formationen (z.B. Einsatz von lyrischen Texten in Dramen und Romanen) und die Gattungscollagen (z.B. Montage von Gattungsmerkmalen des historischen Romans, des Kriminalromans und der Memoiren in Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose”). Sie gewinnen eine intertextuelle Funktion erst dann, wenn der Bezug auf die Gattungen evaluierend erfolgt. Typologisch evaluierende IT erfordert als Vergleichs-grundlage immer die konventionalisierten Vertextungskonventionen, die Gattungen und Texttypen.

Mit dem Typ der typologisch motivierten Intertextualität zwischen Einzeltexten gerät ein weiterer Aspekt der typologischen IT in den Vordergrund. Texte gehören nicht nur zu einem Textmuster sondern auch zu anderen Texten mit äquivalenten typologischen Dispositionen. Dieser Untertyp der typologischen IT basiert „auf dem Prinzip der Äquivalenz, verstanden als mehr oder weniger komplexe identische oder äquivalente typologische Relation zwischen Texten” (ebd. 59). Diese lassen sich system-immanent oder funktional analysieren. Bei der system-immanenten Analy-se werden Eigenschaften eines Textes auf der Grundlage eines explizit dargestellten konventionalisierten Wissenssystems intersubjektiv erschlossen. Bei der funktiona-len Analyse geht es darum, dass der Leser bestimmte texttypologische Eigenschaf-ten eines Textes als Indikatoren intertextueller Referenz funktionalisiert, z.B. bei Parodien oder Travestien. Beide basieren sowohl auf texttypologisch äquivalenten als auch auf divergenten Eigenschaften, z.B. äquivalente Aktanten-Konfiguration, di-vergente stilistische Ebene bei einer Parodie und umgekehrte Konstellation im Falle der Travestie. Die typologisch motivierte IT erfordert als Beschreibungsbasis einen Katalog definierter texttypologischer Konstituenten, der die unterschiedlichen Äqui-valenzrelationen abbilden kann. Andererseits können Parodien und Travestien zu der referentiellen IT gezählt werden, da meistens ein konkreter Einzeltext parodiert wird. Holthuis weist darauf hin, dass dieser Untertyp der typologischen IT auch im Grenzbereich der referentiellen IT relevant werden kann und Anlass gibt, die eindeu-tige Trennung zwischen beiden Globaltypen zu relativieren, bzw. den Bereich der

referentiellen IT in seinen Randzonen hin zur typologischen IT zu öffnen. Tegtmeyer (1997: 62 ff.) ist dagegen der Meinung, dass die zur Veranschaulichung der typolo-gisch motivierten IT behandelten Beispiele von Hothuis alle eher die referentielle IT illustrieren, weshalb mit der Kategorie typologische IT nicht viel gewonnen ist.

Fix bewertet die Taxonomie von Holthuis jedoch positiv:

Alles basiert auf einem Schema von Bezugsebenen und Einbettungstypen, dass es ermöglicht, die Arten von Referenzen klar zu charakterisieren, aber auch Modifika-tionen und Abwandlungen einzuordnen. Es wird ein Kategoriensystem vorgestellt, mit dem man wesentliche Erscheinungsformen von Intertextualität, nicht nur der literarischen, gut erfassen kann. (Fix 2000b: 453)

Dies muss natürlich nicht automatisch bedeuten, dass in Gebrauchstexten alle in der Taxonomie von Holthuis erfassten Relationen notwendigerweise auch vorhanden sein müssen.

In document Roberta V . Rada (Pldal 41-45)