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Generelle Zugänge und Analyseperspektiven

In document Roberta V . Rada (Pldal 91-94)

Wie in der Einleitung erwähnt, verfügt der analysierende Sprachwissenschaftler über einen Spielraum mit zwei Zugängen zum intertextuellen Text: Zum einen nähert sich der Analysierende dem Text als ein durchschnittlicher Rezipient, zum anderen als ein Wissenschaftler. Die Interpretation der IT muss jedoch nicht unbedingt mit den von dem Textproduzenten beabsichtigten IT-Bezügen zusammenfallen, weshalb es sinnvoll ist, zwischen „interpretierter” und „präsentierter” IT zu unterscheiden (Steyer 1997: 91). Der Begriff „präsentierte IT” bezieht sich darauf, wie der Textpro-duzent seinen Text auf der Grundlage von Vorwissen und in Kenntnis anderer Texte intertextuell herstellt. Dabei muss er nicht unbedingt intentional geleitet sein und die Referenzen immer explizit kennzeichnen (vgl. Kap. 4). Die „interpretierte IT” meint, dass der Rezipient den aktuellen Text mit seinem Vorwissen und der Vortextwelt in Beziehung setzt, und mithilfe impliziter und/oder expliziter Signale bestimmte Refe-renzen ermittelt. Steyer betont, dass die vom Produzenten in seinem Text angelegte Referenz (präsentierte IT) also nicht notwendigerweise auch adäquat zu

rekonstruie-ren (interpretierte IT) sei. Am meisten verifizierbar erweisen sich solche IT-Bezüge, für die es im Text explizite Signale gibt. In der Alltagskommunikation bleibt jedoch die Mehrzahl dieser intertextuellen Zuordnungen vage. Selbst der analysierende Wis-senschaftler kann Texte miteinander nicht nur vermeintlich und beliebig in Bezie-hung setzen, vielmehr muss er verifizierbare Möglichkeiten suchen, diese Zuordnun-gen vorzunehmen. Das Spektrum beschreibbarer sprachproduktbezoZuordnun-gener Referenz ist ziemlich weit, es reicht vom referenziellen Muster „Ausdruck X bezieht sich auf Ausdruck Y” bis hin zu komplexen Bezugnahmestrukturen in Form von Vernetzun-gen. In Anbetracht dieser Erkenntnisse leitet Steyer drei Perspektiven ab, die Einzel-textperspektive, die synchrone und die diachrone Perspektive (ebd. 93), aus denen IT auf sprachlicher Ebene identifizierbar sei.

Die sog. Einzeltextperspektive (ebd. 94 ff.) meint, wenn der Linguist nach expli-ziten Indikatoren, sprachlichen Spuren für Bezugnahmen auf andere Texte im jewei-ligen Einzeltext sucht, die gefundenen Indikatoren isoliert und systematisiert. Das ist der kommunikative Normalfall, indem der Rezipient die IT-Marker entdeckt, sie in Abhängigkeit von seinen kognitiven, erfahrungsgeleiteten und intentionalen Prädis-positionen verarbeitet und Referenzen rekonstruiert.

Im Sinne der synchronen Perspektive (ebd. 98 ff.) kann man den aktuellen Text mit dem oder den referierten Text(en) bzw. Ausdrück(en) vergleichen, referenzielle Muster (vgl. Kap. 3) erfassen. Die Erfassung der IT aus synchroner Perspektive kann im Unterschied zur Einzeltextperspektive ohne ein intendiertes analytisches Heran-gehen überhaupt nicht erfolgen.

Im Falle der diachronen Perspektive geht es um die Erfassung der (Inter)Textge-schichte, indem der Linguist empirisch auf der Basis großer Textkorpora die Genese zentraler lexikalischer Einheiten, Formulierungs-, Argumentations- und Textsorten-muster rekonstruiert. Die Ermittlung der IT aus diachroner Perspektive verlangt ne-ben dem intendierten analytischen Herangehen ein angemessenes wissenschaftliches Instrumentarium.

Aus den einzelnen Perspektiven können unterschiedliche sprachliche Phänome-ne beschrieben werden. Aus eiPhänome-ner reiPhänome-nen Einzeltextperspektive lassen sich beispiels-weise Reformulierungsausdrücke der direkten und indirekten Redewiedergabe (z.B.

Zitate), anaphorische und kataphorische IT-Verweise isolieren und systematisieren, sowie der Status von Referenzausdrücken sequenz- und textanalytisch hinsichtlich der Konstitution von propositional-argumentativer und funktionaler Textstruktur be-stimmen.

Der synchrone Textvergleich kann Aufschluss darüber bringen, inwieweit die referierten Texte als Vertreter einer Textwelt in der aktuellen Textwelt modifiziert, interpretiert und bewertet werden. Es muss ermittelt werden, welche Elemente der referierten Texte im aktuellen Text übernommen worden sind, weiterwirken und wie sie mit der neuen Textwelt verwoben sind. 48 Dazu muss untersucht werden:

48 Eine Analyse von IT-Beziehungen unter der im Steyerschen Sinne synchronen Perspektive erfolgt

a) welche Eingriffe an der sprachlichen Oberfläche zu semantischen oder syntak-tischen Veränderungen führen,

b) ob die Eingriffe zu propositionalen Verschiebungen in der Wiedergabe führen, und wenn ja, welcher Art die sind (Sinn variierend, Sinn verändernd, einen neuen Sinn stiftend),

c) ob die einbettende Sequenzstruktur verändert worden ist,

d) ob die Eingriffe zu funktionalen Verschiebungen führen (in Bezug auf illoku-tive Funktionen, Adressatenbezüge usw.).

Insgesamt kann auf diese Weise geklärt werden, welche Lesarten der referierten Tex-te im aktuellen Text fokussiert, expliziert und welche InTex-terpretationen und Bewer-tungen angeboten werden, bzw. welche Modifikationen und Uminterpretationen die-se erfahren. „Intertextuelle Bezugnahmen kann man demzufolge auch als Prozesdie-se der Disambiguierung und Vagheitsauflösung ansehen, bei denen die im Original an-gelegten komplexen und zumeist auch eher impliziten Strukturen in der Wiedergabe expliziter zu Tage treten und in ihrer Komplexität aufgelöst werden” (ebd. 105). Es geht hier um Prozesse und Mechanismen, die die Sprachteilhaber gar nicht bewusst wahrnehmen.

Die diachrone Perspektive (ebd. 101 ff.) richtet den Blick des Analysierenden da-rauf, wie in einer Sprachgemeinschaft auf über häufige Wiederaufnahmen entstan-denen Schlüsseleinheiten, Themen, Argumente, Topoi, sprachliche Muster auch spä-ter Bezug genommen wird, also auf ihre Genese. Diachrone Unspä-tersuchungen der IT können anhand von Fragen durchgeführt werden, wie (ebd. 104):

a) Welche identischen oder ähnlichen sprachlichen Strukturen wiederholen sich in Texten, die in größeren Zeitabständen produziert wurden?

b) Welche sprachlichen Wurzeln haben sie und wie veränderbar sind diese?

c) Welche Themen, Argumente sind in einem gegebenen Zeitraum präferiert, welche dagegen vernachlässigt worden?

d) Welche relevanten Deutungsmuster lassen sich für bestimmte Zeiträume her-ausarbeiten?

Die von Steyer angeführten Fragestellungen und vorgestellten Möglichkeiten der Untersuchung der IT aus synchroner und diachroner Perspektive fanden bereits in der Diskursanalyse, besonders in der Mediendiskursanalyse ihren Niederschlag. Die

bereits bei Bračič (1998). Bračič kennt die Terminologie von Steyer (1997) nicht, weil der der Pub-likation von Bračič zugrunde liegende Vortrag an einer Konferenz im Jahre 1996 gehalten worden ist. Bračič illustriert, wie intertextuelle Beziehungen zwischen einem in „Der Zeit” erschienenen Interview und einem wenige Tage später publizierten offenen Brief analysiert werden können.

sprachanalytische Detailarbeit, die Steyer für diese Untersuchungen verlangt, kann mittels Diskursanalyse durchaus geleistet werden.

6.2 Literaturwissenschaftliche Beschreibungskriterien in

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