• Nem Talált Eredményt

Textsorten- bzw. domänenbezogene Typologien

In document Roberta V . Rada (Pldal 52-58)

3.2 Typologien in der Linguistik

3.2.2 Textsorten- bzw. domänenbezogene Typologien

IT-Typologien, die sich auf bestimmte Textsorten beziehen, orientieren sich am kom-munikativen Alltag, sind auf die Mikrotextintertextualität beschränkt und auf der Folie konkreten empirischen Materials entwickelt worden.

Die Typologie von Androutsopoulos (1997) wurde vor dem Hintergrund des Fel-des der jugendkulturellen schriftlichen Textsorten, wie Plattenkritiken, Flugblätter und Falschlogos erstellt. Androutsopoulos ist bestrebt, intertextuelle Beziehungen in multimodalen Texten mit sprachlichen und Bildelementen aufzudecken.

Abb.5: Typen intertextueller Referenz bei Androutsopoulos (1997: 346)

Die Klassifikation basiert auf zwei Parametern:

A) der Code: Text als verbaler, Bild als visueller Code und sog. bimodale Texte mit der Integration von Zeichen beider Codes,

B) das Bezugsfeld: In Anlehnung an Broich/Pfister (1985) wird zwischen intertex-tueller Referenz auf individuelle Prätexte, d.i. Einzeltextreferenz, und zwischen Referenz auf abstrakte Textsortenmuster als Prätext, d.h. Mustertextreferenz, un-terschieden.

Die Binnengliederung erfolgt im Bereich des sprachlichen Codes nach der Selbst-ständigkeit des Referenztextes. Letzterer kann ein eigenständiger Text sein oder in-nerhalb eines anderen Textes eingebettet sein. Im Bereich des bimodalen Codes wird eine Differenzierung nach der Funktion der Interpretation des Folgetextes durch den Prätext unternommen. Diese Feingliederung wurde anhand des empirischen Befun-des vorgenommen und erhebt keinen Anspruch auf rezeptive Personenbefragungen.

Die Typologie von Androutsopoulos ist in der Lage, „die Dynamik intertextueller Verfahren und ihre soziale und medienspezifische Verteilung aufzuzeigen” (And-routsopoulos 1997: 350). Die Bewegung nach rechts auf der Achse Bezugsfeld ist mit zunehmender Abstraktion des Referenzverfahrens verbunden, während die Be-wegung auf der Achse Code die abnehmende Dominanz des sprachlichen Codes und die zunehmende Dominanz von bimodalen Prätexten markiert. Eine von der Zelle 1 bis 6 gezogene virtuelle Diagonale illustriert die Tendenz von den traditionellen zu den innovativen Typen der IT. Anscheinend sind innovative IT-Typen mit der multi-modalen Informationsgesellschaft eng verbunden.33

Betrachtet man die Mustertextreferenz, werden für die Kategorie „verbaler eigen-ständiger Referenztext“ Beispiele gebracht, in denen das Muster der Traueranzeige intertextuell verarbeitet wird, um über den Untergang der Vinylschallplatte zu trau-ern (vgl. D28). Veranstaltungen in Klubs werden in Form von Menükarten darge-boten, politische Flugblätter parodiert (vgl. D50). Die eingebettete Mustertextrefe-renz definiert Androutsopoulos, wie folgt: „das Muster einer Textsorte A (wird) im Rahmen einer Textsorte B aufgebaut” (S. 348). Es wird an Plattenkritiken illustriert, die nach dem Muster von Kochrezept oder wissenschaftlichem Bericht verfasst sind, z.B. in D49:

[…] Die chemische Zusammensetzung dieser beiden Tracktrips verursacht tatsäch-lich Reaktionen, die einer fortschritttatsäch-lichen Geisteskrankheit erschreckend ähntatsäch-lich sind. In unseren Tests mit einigen tausend Versuchspersonen stellte sich spätestens nach zwei Sekunden andauernder Einwirkung der Droge unkontrolliertes Zucken mit etlichen Gliedmaßen ein […] Leider musste die Versuchsreihe vor Beendigung aller Tests abgebrochen werden: der leitende Prof. Fast A.S. Fuck starb an einer Überdosis. („Frontgpage“, Berlin)

33 Die innovativen Typen 3 und 4 sind nach Androutsopoulos bereits seit Anfang der 90er Jahre im Aufschwung.

Die Referenz auf ein bimodales Textsortenmuster äußert sich in der Umfunktiona-lisierung von produktbegleitenden Textsortenmustern. Es geht dabei um produktbe-gleitende Gebrauchstextsorten, wie Kleideretikette, Tickets, Waschpulververpackun-gen, Etikette von Milch- oder Tomatendosen mit primär informativer Funktion, die zu Flyern mit primär persuasiver Funktion umfunktionalisiert werden, um Veran-staltungen anzukündigen.

Für die Referenz auf ein visuelles Textsortenmuster konnte von Androutsopoulos kein Beleg geliefert werden. Als denkbare Beispiele kommen witzige, parodistische Piktogramme oder Verkehrsschilder in Frage. In seinen weiteren Untersuchungen konzentriert sich Androutsopoulos auf die Einzeltextreferenz.

Rößler (1997) verbindet in ihrer textsortenbezogenen Typologie die Textsortenbezo-genheit mit der Überprüfung von Rezeptionsleistungen. Methodisch macht sie eine Unterscheidung zwischen Text- und Rezeptionsintertextualität. Unter dem Begriff Textintertextualität sind Verweisformen zu verstehen, die „anhand einer Textstruktur dingfest gemacht werden können, was empirische Textanalysen transparent machen sollen” (Rößler 1997: 238). Textintertextualität meint eine Reihe von intertextuellen Beziehungen, die ein Text mit anderen auf der Textoberfläche eingehen kann. Un-ter dem Begriff RezeptionsinUn-tertextualität sind Text-Text-Beziehungen zu verstehen, die „ein konkreter Rezipient im Textverstehen herstellt” (ebd.), was im Experiment mittels verschiedener Methoden getestet werden kann. Die Untersuchungen beziehen sich auf journalistische Texte und Textsorten.

Abb.6: Referenztypen bei Rößler (1997: 238-239)

Auch Rößler unterscheidet in Anlehnung an Broich/Pfister zwischen den Referenz-typen „Einzeltextreferenz” und „Systemreferenz” als Textsortenreferenz (vgl. auch Kap. 3.2.1). Die Systemreferenz als Textsortenreferenz umfasst den konventionellen Text-Textmuster-Bezug, der Referenztext verweist als Vertreter einer Textsorte auf das zugrunde liegende Textmuster. Mit Referenztextelementen sind bestimmte syn-taktische Formeln und Wendungen als konkrete Verweise auf Texte anderer Sorten gemeint, z.B. „Es war einmal…” als Märchenelement. Solche expliziten Verweise können sich auch in Form von metakommunikativen Verweisen äußern, z.B., wenn in einem Werbetext (D3) zu lesen ist: Wer glaubt, hier wird ein Märchen erzählt.

Die bekannte Dichotomie – fett umrissen in der Abb. 6 – wird durch zwei weitere Referenztypen ergänzt, durch die Systemreferenz als Diskurstypreferenz bzw. die Systemreferenz als allgemeine Textreferenz. Diese meinen IT-Relationen, die „nur in mittelbarer oder recht abstrakter Verbindung zu einem Ausgangstext stehen, da (…) alle journalistischen Texte (…) von den entsprechenden Mitteln ständig Gebrauch machen, ’ohne darauf zu verweisen’” (ebd. 239).34

Für den Bereich der Medientexte liegt auch bei Burger eine Typologie vor. Er unterscheidet drei hauptsächliche Typen der IT (2005: 75 ff.): Diachrone, synchrone und typologische IT.

Diachrone IT liegt vor, wenn sich der Medientext in irgendeiner Form auf einen oder mehrere vorhergehende Texte bezieht. Die vorhergehenden Texte werden Prä-, die späteren darauf basierenden Texte Posttexte genannt. Innerhalb des Typs der dia-chronen IT wird zwischen linearer und kompositioneller IT unterschieden. Mit li-nearer IT hat man es zu tun, wenn ein Text verschiedene Stadien im Verlauf seiner Textgeschichte durchläuft und dabei „als ’derselbe’ identifizierbar bleibt” (ebd. 76), z.B. ein original mündliches Interview als Prätext wird verschriftlicht und zum Me-dientext Presseinterview als Posttext umgestaltet, wobei dieser Posttext den Prätext und nicht anderes wiedergeben soll. Von kompositioneller IT spricht Burger, wenn der Medientext als Posttext nicht eingleisig auf einen Prätext rückführbar sei, son-dern gleich auf mehrere Prätexte zurückgehe. Das ist der Fall bei Medientexten, die auf der Basis von Texten verschiedener Agenturen entstanden sind.

Der Typ synchrone IT meint Relationen, die zwischen dem Medientext und an-deren Texten zur gleichen Zeit, d.h. in der gleichen Zeitung bestehen (ebd. 87), z.B., wenn in einem Bericht auf der Frontseite einer Zeitung ein Interview zitiert wird, das sich ebenfalls in der gleichen Zeitung, jedoch nicht (unbedingt) auf der Front-seite befindet. Es ist auch möglich, dass in zwei oder gleich mehreren verschiedenen Zeitungen gänzlich oder partiell identische Texte erscheinen, die auf dem gleichen Prätext basieren.35

34 Die journalistischen Texte wenden permanent und konventionell diese IT-Untertypen an. Rößler berücksichtigt aber in ihren weiteren Untersuchungen nur die Einzeltextreferenz.

35 Besonders in der Gratispresse ist es typisch, Texte von Nachrichtenagenturen mit marginalen Verän-derungen abzudrucken, was zum erwähnten Phänomen führt.

Unter typologischer IT werden die Relation zwischen dem Text und der Texts-orte, d.h. die Textsortenreferenz verstanden. Der diachrone Aspekt dieser Kategorie äußert sich darin, dass der Medientext „in der Nachfolge zahlloser Prätexte der glei-chen Textsorte steht und insofern eine Reihe gleichartiger Texte fortsetzt” (Burger 2005: 88).

Die ganze Klassifikation steht im Dienste der Erfassung der intertextuell gepräg-ten Textgenese von Medientexgepräg-ten, was besonders die Deutung des Phänomens typo-logische IT aus synchroner und diachroner Perspektive widerspiegelt, sonst hätte es keinen Sinn, diese beiden Aspekte auseinanderzuhalten.

Opiłowski entwickelt eine eigene Typologie der IT in der Werbung der Printmedien.

In seiner Taxonomie werden anhand von fünf Kategorien intertextuelle Beziehungen voneinander abgegrenzt und klassifiziert.

Abb. 7: Intertextualitätstypen bei Opiłowski (2006: 35)

Die erste Kategorie betrifft den intertextuellen Typ. Die zwei Haupttypen nennt Opiłowski in Anlehnung an die Bezeichnungen von Holthuis „typologische“ und

„thematische“ IT. Diese Haupttypen nehmen in bestimmten intertextuellen Formen reale Gestalt an.

Die typologische IT meint nicht die konventionalisierte typologische IT als Texts-ortengeprägtheit eines jeden Textes, sondern die typologische IT zwischen zwei Textsorten im Sinne der evaluierenden typologischen IT bei Holthuis.

Die thematische IT umfasst die inhaltliche Bezugnahme eines Textes auf einen anderen, ähnlich wie dies die Begriffe „referentielle IT” bei Holthuis, „Einzeltex-treferenz” bei Broich/Pfister, Androutsopoulos und Rößler (vgl. oben) oder aber

„Intertextualität” bei Genette meinen. Die Benennung „thematische” IT begründet Opiłowski damit, dass „die Bezeichnung „referentielle IT” (…) wenig über diesen Beziehungstyp [sagt], und außerdem jeder Typ und jede Form von IT ’referentiell’

[ist]. Mit ’thematisch’ wird ein unmittelbarer und ad hoc verständlicher Terminus und ein Kontrast zu ’typologisch’ gebildet” (2006: 35).

Die zweite Kategorie, „typologisch-thematische Intertextualität“ genannt, ist ein Subtyp, der eine Vermittlung zwischen den beiden Haupttypen bildet. Dieser Subtyp scheint für den Werbebereich besonders relevant zu sein, da Werbetexte multimodal sind.36

Die dritte Kategorie nennt Opiłowski teilweise in Anlehnung an Steyer (1997) die „Perspektive auf den referentialisierten Text”, die diachron oder synchron sein kann. Diese Kategorie wird mit der vierten, der sog. „Perspektive auf den Ort des referentialisierten Textes” zusammen behandelt. Die Verbindung der beiden Perspek-tiven ergibt in Bezug auf die intertextuelle Werbepraxis folgende Konstellationen:

diachron und extern, synchron und intern sowie synchron und extern.

Bei der diachronen und externen IT haben wir es mit einem externen, d.h. außer-halb der Bezug nehmenden Werbung befindlichen Text zu tun, auf den die Werbung rekurriert. Dieser externe Text wird Prätext, der auf diesen rekurrierende Werbetext Folgetext genannt. Der Prätext existiert also früher als der Folgetext, ist in diesem Sinne diachron, darüber hinaus ist er auch unabhängig von ihm, daher extern. Die diachrone Perspektive wird durch die Vorzeitigkeit und Nachzeitigkeit beim Prä- bzw. Folgetext geprägt.

Die IT kann auch in der „Gleichzeitigkeit der intertextuellen Texte” stattfinden.

Solche Texte nennt Opiłowski „Paralleltexte” (ebd. 38). Der referentialisierte Text kann sowohl außerhalb der Werbung als auch innerhalb dieser liegen.

Die synchron-externe IT wird durch die typologisch-thematische Übersetzung illustriert, die Übersetzungen der Werbebotschaften auf dem internationalen Wer-bemarkt umfasst. Die intertextuelle Übersetzung wiederholt nicht nur die typologi-sche Geprägtheit des Paralleltextes, sondern erstellt auch sprachliche Äquivalente.

Das sehr oft gleichzeitige Erscheinen der anderssprachigen Werbeexemplare in un-terschiedlichen Ländern spricht gegen die Annahme eines diachronen Prätextes.

36 Es ist beispielsweise in einem schriftlichen Werbetext als Folgetext möglich, auf einen Zeichentrick-film als andersmedialen Prätext Bezug zu nehmen, indem sowohl die typologischen als auch die thematischen Merkmale des multimodalen Prätextes übernommen werden.

Die synchrone und interne IT kommt ausschließlich im Bereich der thematischen IT als Haupttyp vor. Das sog. Autoritätszitat als Beispiel bezieht sich auf Äußerun-gen von Sportlern, Schauspielern in der Prominantenwerbung, die dort als Zitate markiert werden, obwohl es nur um eine fingierte Referenz auf den Paralleltext Zitat geht. Das Zitat erweist sich als interner Bestandteil der Werbung, kommt mit ihr und in ihr zustande.

Die typologisch-thematische Übersetzung meint dabei Formen der IT, die die fünfte Kategorie bilden.

Nimmt man den Haupttyp typologische IT unter die Lupe, so erweist sich dieser IT-Typ als diachron und extern, d.h. das Textmuster Werbeanzeige tritt mit einem anderen, von diesem abgegrenzten, unabhängigen und schon vorhandenem ter in Beziehung. Die drei Formen der typologischen IT nennt Opiłowski Textmus-termontage, Textmustermischung und Textmustermetamorphose (vgl. dazu ausführ-lich Kap. 10.2).

In document Roberta V . Rada (Pldal 52-58)