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Beschreibung des auffälligen MuSTER MIScHENs

In document Roberta V . Rada (Pldal 125-130)

8.1 MuSTER MIScHEN und Mustermischung als stilistische Kategorien

8.1.3 Beschreibung des auffälligen MuSTER MIScHENs

Bei den Mustermischungen, die für besondere Stil-Angebote benutzt werden, handelt es sich nach Sandig (2006: 164 ff.) um textinterne Relationen, die nach bestimmten Kriterien beschrieben werden können.

8.1.3.1 Der Gegenstand des Mischens

Dieses Kriterium meint Fragen, wie: Was wird gemischt, d.h. welche Arten von Mustern werden gemischt? Geht es um die Mischung von Elementen gleicher lingu-istischer Beschreibungsebenen oder nicht? Werden Elemente gemischt, die konventi-onell zu verschiedenen stilistischen Handlungsmustern gehören? In welcher Relation stehen sie konventionell? In welchem Maße sind sie verträglich?

Wie oben erwähnt, werden bei Sandig (1989) verschiedene Typen von Mustern je nach linguistischen Bereichen unterschieden, wie Intonationsmuster, Satzmuster, Wissensmuster, Handlungsmuster, Textmuster und Stilmuster. Während etwa In-tonationsmuster Einheiten aus spezifisch relationierten intonatorischen Elementen darstellen, geht es bei den Satzmustern um Einheiten aus in spezifischer Weise re-lationierten verschiedenartigen Syntagmen, wie Nominalgruppen oder Fragesatzmu-ster. Die Kategorie Stilmuster meint zweierlei, entweder ein Inventar „für strukturell gleichförmiges stilistisch markiertes Textherstellen”, z.B. Stilebenen, oder „Muster für das Ausdrücken bestimmter stilistischer Sinn-Qualitäten mit verschiedenarti-gen Stilelementen”, z.B. Bewerten, das durch rhetorische Fraverschiedenarti-gen, Ironie, Metaphern, Fremdwortgebrauch erfolgen kann (Sandig 1989: 135). In den Wissensmustern wer-den Wissenszusammenhänge repräsentiert, die aus lexikalischen Einheiten ver-schiedener Wortarten und semantischen Relationen zwischen diesen bestehen, z.B.

Frames und Scripts. Der hinsichtlich dieser Arbeit relevante Begriff des Textmusters wurde bereits oben (in Kap. 7.4) als konventionelle komplexe Einheit zu sozialen Zwecken, als eine Einheit für das Sprachhandeln mit Texten definiert. Als komplexes

Sprachhandlungsmuster bieten Textmuster für die Textgestaltung mehr oder weniger stark festgelegte sprachliche Vorgaben.

Manche Muster sind dabei Konfigurationen von Elementen einer einzigen lin-guistischen Beschreibungsebene, z.B. Satzmuster, oder Stilmuster des ersten Typs.

Andere Muster umfassen heterogene Elemente, wie z.B. Textmuster, Wissensmuster.

Dabei kann die Mustermischung rein sprachlicher Art sein: z.B. bei der okkasi-onellen Wortbildungskonstruktion Site-Seeing-Tour, wo zwei Lexeme (Sight-Seeing-Tour und Web-Site) und damit auch zwei Wissensmuster auf der Basis von Wortbil-dungsregeln und lautlicher Ähnlichkeit gemischt werden. Es können aber auch Spra-che und Elemente anderer ZeiSpra-chenarten gemischt werden. Besonders typisch sind die Mischungen von Sprache und Bild, die von Sandig am Beispiel eines Spiegel-Titelblattes (2006: 169) veranschaulicht werden.

Auf dem Bild ist eine Schwimmbadszene mit dem Verteidigungsminister Schar-ping und mit dessen Lebenspartnerin zu sehen, die ganze Szene ist in das Innere eines Stahlhelms einmontiert worden. Der Helm selbst ist mit dem Bild behelmter Soldaten und mit einem Button aus der Zeit der Hippie-Bewegung dekoriert: MAKE LOVE NOT WAR. Zum Bild, das also an und für sich eine Bild-Mischung darstellt, gehört auch ein sprachlicher Teil, als Teiltext des Gesamt-Textes auf dem Titelblatt:

Rudolf der Eroberer.

VERTEIDIGUNGSMINISTER ScHARPING: BEDINGT ABWEHRBEREIT.

Bilder werden in einer Sprachtextumgebung „textualisiert” (vgl. Stegu 2000: 319), d.h., sie weisen sowohl Eigenschaften der außersprachlichen Wirklichkeit, die sie abbilden, als auch solche des Sprache-Bild-Textes auf. Innerhalb der Sprach-Bild-Mustermischungen wird von Sandig eine weitere Unterscheidung danach gemacht, ob die Mischung vorwiegend den sprachlichen Anteil oder weitere Zeichenqualitäten (Typografie, Farbe oder Grafie) oder das Verhältnis von Sprache und Bild betrifft.

Beim komplexen Sprache-Bild-Text auf dem Spiegel-Titelblatt haben wir es mit den beiden letzten Arten zu tun. In dem sprachlichen Teil Rudolf der Eroberer werden verschiedene Schrifttypen gemischt. Diese sprachliche Formulierung stellt gleichzeitig eine Mischung von Wissensmustern dar, das Muster Wilhelm der Erobe-rer wird gemischt mit dem Privaten, der Abgebildete wird nur mit seinem Vornamen erwähnt. Eroberer gehört zwar zum Militärframe, kann aber im übertragenen Sinne auch dem Liebesframe zugeordnet werden.

8.1.3.2 Art und Ergebnis des Mischens

Die Frage heißt: Wie wird gemischt? Welche Konnektoren werden genutzt? Was für eine Art formaler Relationen besteht zwischen den gemischten Elementen?

Rehbein (1983: 30) betont, dass bei der Mischung die Elemente verschiedener Muster miteinander durch sog. „Konnektoren” verknüpft werden. In seiner Analyse

listet er syntaktische Mittel als Konnektoren für die Mischung von Wissensmuster auf, z.B. wenn Elemente der ersten Domäne als Attribute in die zweite eingegliedert werden.

Sandig (1989: 148-149) zählt eine Reihe von weiteren Konnektoren der verschie-densten Art und Komplexität auf, z.B. Wortbildung (Leserbriefinnen), Polysemie von Lexemen, Redewendungen mit der Möglichkeit des Wörtlichnehmens, referentielle Mehrdeutigkeit, Koordination (Spiel mit einem großen weißen Tuch und mit dem Zu-schauer), sequenzielle Überschneidung von Mustern (Führungskraftfahrzeug). Auch Handlungsumstände können der Konnexion dienen und sogar „Wissensmustermi-schung kann genutzt werden für Textmustermi„Wissensmustermi-schung” (ebd. 149).

Mustermischungen manifestieren sich in verschiedenen Techniken:

- Um eine konventionelle Mischung verschiedener Muster geht es, wenn bei-spielsweise in einem politischen Kommentar auf Elemente verschiedener Wis-sensmuster zurückgegriffen wird, z.B. „politökonomische Wissensdomäne”,

„Kriegsmetaphorik”, „Domäne formelhaften Alltagswissens”, die jeweils zu unterschiedlichen Zwecken der Sachverhaltsdarstellung oder des Argumentie-rens eingesetzt werden (Rehbein 1983: 31).

- Eine fehlerhaft geltende Technik der Mustermischung stellt der sog. „Stil-konflikt” dar. Hier geht es um eine ungewollte Mischung von Mustern, die konventionell unverträglich sind. Diese Technik illustriert Rehbein am Bei-spiel einer mündlichen Diskussion, in der öffentlich-rechtlicher und umgangs-sprachlicher Sprachgebrauch im Konflikt stehen. Der Stilkonflikt entsteht durch den Import zweier Muster.

- Stilistisch relevant sind die Techniken Musterimplementierung und Muster-synthese.

• Die Musterimplementierung meint, wenn „ein Sprecher während eines ge-meinsamen sprachlichen Musters partiell auf ein anderes Muster umsteigt, um mit dessen Hilfe Zwecke innerhalb des bestehenden Diskurses zu er-reichen (…), die er bei Beibehaltung des sprachlichen Musters nicht errei-chen würde” (ebd. 38). Als Beispiel dient ein Alltagsgespräch, welches um das Muster des Ratgebens ergänzt wird.

• Die Mustersynthese meint die Synthetisierung der sprachlichen Mittel zweier verschiedener Muster, die zusammenwirken, um einen gemeinsa-men Zweck zu erzielen. Rehbein veranschaulicht die Mustersynthese am mündlichen Interview, in dem zum Charakterisieren einer Person Muster wie „Erzählung, Anekdote, Porträtieren und mimetischer Diskurs intonato-rischer Natur” (ebd. 42) hinzutreten.

Diese Klassifikation von Rehbein bezieht sich auf die Stilmuster (vgl. oben), San-dig zeigt jedoch an einer Reihe von Beispielen, dass diese Techniken der Muster-mischung auch im Falle anderer Muster nachweisbar sind. Zeugma, Anakoluth,

Pa-renthese sind als Stilmittel, als Stilfiguren bekannt, die jeweils syntaktische Mus-termischungen für stilistische Zwecke darstellen. Bei einem Anakoluth werden zwei Satzmuster gemischt, wobei das eine in der Regel unvollständig realisiert wird: Hat mir dann ne alte Decke hab ich dann schließlich noch gefunden. Die Mischung von Wissensmustern illustriert der Wandspruch Laßt den Krieg in Frieden. Obwohl

„Krieg“ wie „Frieden“ zum selben Wortfeld gehören, eröffnet jedes für sich einen komplementären Wissensrahmen, weil jmden. in Frieden lassen in diesem Kontext sowohl wörtlich (’wenn ihr Frieden habt, sollt ihr auf den Krieg verzichten’) als auch im übertragenen Sinne (in Anlehnung an die phraseologische Bedeutung ’jmden. in Ruhe lassen’ als ’Nie wieder Krieg!’) interpretiert werden kann.

Im Falle von Textmustermischungen kann zwischen verschiedenen Möglichkeiten differenziert werden (Sandig 1989: 146). Eine Möglichkeit stellt die Einbettung einer Handlung nach einem Muster in eine nach anderem Muster dar, was mit der Technik der Musterimplementierung von Rehbein identisch ist. Eine gesamte Texthandlung wird innerhalb einer anderen Texthandlung realisiert, wobei beide im aktuellen Text

„zusammenarbeiten“. Als Beispiel dient ein Feuilletonartikel aus „Der Zeit”, in dem das Muster einer Richtigstellung in das Muster einer Würdigung zum Geburtstag eingebettet ist (Sandig 1986: 188-189):

Hilde Domin zu ehren

Wenn man etwas ganz gut machen will, wird es manchmal schlecht. Weil wir die Dichterin Hilde Domin zu ihrem 70. Geburtstag am 27. Juli rechtzeitig und mit ei-nem Gedicht von ihr ehren wollten, hat Günther Kunert in seiner Lyrik-Kolumne

„Gedichte der Zeit“ Hilde Domins Gedicht „Landen dürfen“ vorgestellt. Bei der telephonischen Übermittlung sind in der Eile zwei Wörter verstümmelt worden. Das Land (der Emigration), in dem die Dichterin ankommt, ist in Hilde Domins Gedicht keine Stütze, sondern nur eine „Küste“, und nicht etwas nur zum „Anfliegen“. Wir bitten Hilde Domin (und Günter Kunert) um Entschuldigung – mit diesem Vierzeiler von Hilde Domin(…): „Wort und Ding / lagen eng aufeinander / die gleiche Körper-wärme / bei Ding und Wort.“

Es ist auch möglich, Teilhandlungen eines Musters, im Rahmen einer Handlung nach einem Muster zu benutzen. Sandig (1989: 146-147) illustriert diese Möglichkeit durch eine Buchbesprechung (D23), in der Elemente von drei Textmustern, nämlich Buchbesprechung, Glosse und Feuilleton gemischt werden.

Die Schöne und das Schloß

Auge, Nase, Mund: Nur eine Seite ihres zarten Gesichts, ganz groß, ist auf dem Titel-bild zu sehen. Der Band selbst, „Anne Rohart” (Verlag Schirmer/Moselm, München 1987; 29 S., 78, -DM), zeigt ganz andere Seiten der Französin. Aber bis zum Ende ist das Bild unvollständig, bleibt das Photomodell eine geheimnisvolle Märchenprin-zessin in einem verwunschenen Schloß, photographiert und verzaubert von Domi-nique Issermann.

Das Titelbild ist die verwirrende Ouvertüre zu einem Spiel in 29 Szenen und zwei Sätzen: „Den Bau verhüllt so dichte Vegetation, daß nur an drei Tagen im Jahr Licht einfällt. An diesen drei Tagen photographierte ich Anne Rohart.” Danach wird nicht mehr gesprochen, schon spielen die beiden Frauen ihr Spiel mit dem diffusen Licht und dem Schatten der Fenstersprossen, mit einem großen, weißen Tuch und mit dem Zuschauer. Anne Rohart hält ihm die Hand hin und gibt dann nur den kleinen Fin-ger, läßt aufreizenden Posen keusche und denen wieder klassische folgen. Ihr Blick ist immer vom Betrachter abgewandt, nicht selten auch der Körper: ein schöner Rücken.

Das nackte Schloß bildet den passenden Rahmen für die genauso klassisch schlichte Schönheit des Modells, das hier einmal nicht als Kleiderständer im grellen Schein-werferlicht steht, sondern als Kunstwerk pur gefeiert wird. Eingerahmt von Säulen, Tür- und Fensterrahmen, steht sie da wie eine Skulptur, die gerade enthüllt wurde – das Tuch liegt noch auf der Erde. Aber im nächsten Augenblick hat sich das weib-liche Ausstellungsstück schon selbständig gemacht, schlüpft zwischendurch selbst in die Rolle des Zuschauers und setzt die Entdeckungsreise durch das Schloß fort. Am Schluß ist sie verschwunden, ohne zu sagen wohin. Im offenen Fenster liegt noch ihr Tuch: Anne Rohart war hier. War sie hier?

Susanne Kippenberger Hier werden einerseits Teilhandlungen des Textmusters des Feuilletons, genauer Il-lokutionen, wie Ästhetisieren und intelligentes Unterhalten dem Thema/Inhalt der Buchbesprechung angepasst, andererseits wird die Buchbesprechung durch die für die Glosse typische spannungsvolle Argumentationsweise und Pointe angereichert.

Schließlich ist die Verkleidung einer Handlung nach einem Muster als nach einem anderen zu erwähnen, z.B., wenn eine Richtigstellung in einer Zeitung als Leserbrief verkleidet wird (Sandig 1986: 184):

Kürzung

„Von gelungen bis verheerend“, SZ vom 16./17. Juli.

Im Leserbrief des Gustav Pitz aus Dudweiler zur Schloßrestaurierung hat sich durch eine Kürzung ein sinnentstellender Fehler eingeschlichen. Herr Pitz lehnt die Böhm-Lösung für den Schloß-Mittelteil ausdrücklich ab.

Die Redaktion Opiłowski (2006: 165) deutet diese Techniken als „Intensitätsstufen der Kompatibi-lität”, als Ausmaß der Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit von Textmustern bei der Mustermischung. Bei der Einbettung ist das Ausmaß der Kompatibilität am größten, ein Textmuster interagiert mit einem anderen in seiner Ganzheit. Bei der zweiten Möglichkeit, der Benutzung einer Teilhandlung eines Musters im Rahmen einer Handlung nach einem anderen Muster erhöht sich die Inkompatibilität, weil nur Elemente eines Textmusters in das andere Muster eingebettet werden, z.B. Illokution des Feuilletons in das Textmuster der Buchbesprechung. Bei der Verkleidung haben

wir es nach Opiłowski mit der intensivsten Differenz der kombinierten Textmuster zu tun.

Sandig führt (2006) weitere Techniken an, wie plötzlicher Musterwechsel (z.B.

indem man eine unerwartete Wendung macht), Musterbrechung (z.B. bei Nervenun-heilanstalt, wo Elemente zweier unverträglicher Frames gemischt werden), Mus-tereinflechtung (wenn Elemente eines Musters kontinuierlich wiederaufgenommen werden), Mustermix (d.i. assoziatives Hüpfen von einem auf einen anderen Frame), Parallelisierung von Mustern sowie Musterandeutung als Anspielung auf ein Muster.

Diese terminologische und begriffliche Vielfalt erschwert die Orientierung trotz der zur Veranschaulichung angeführten Beispiele.

8.1.3.3 Funktionen von Mustermischungen

Von Sandig (1989: 149, 2006: 166) werden folgende generelle Funktionen von Mus-termischungen in der Gebrauchssprache, konkret in den Zeitungstexten, aufgezählt:

- VERDECKEN von Handlungen, wie Kritik und Provokation,

- ÖKONOMISCH DARSTELLEN, d.h. ökonomische Themenabhandlung und Handlungsdurchführung und damit INTENSIVIEREN,

- sich SELBST als geistreich, sprachvirtuos DARSTELLEN, - AUSDRÜCKEN von Einstellungen, wie Bewerten, - ÄSTHETISIEREN,

- EMOTIONALISIEREN,

- AUFMERKSAM MACHEN, Erregung der Aufmerksamkeit des Adressaten.

Diese Ausführungen beziehen sich auf die Mustermischungen generell, es bleibt zu fragen, welche Aspekte bei der Beschreibung von Textmusterinteraktionen eine Rol-le spieRol-len, bzw. inwiefern sich diese Aspekte für die Beschreibung und Abgrenzung von verschiedenen Formen der stilistisch motivierten typologischen IT eignen.

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Terminus MUSTER MISCHEN im Sin-ne eiSin-nes stilistischen Handlungsmusters oder Verfahrens in Anlehnung an Sandig (2006) verwendet.

8.2 ABWEIcHEN und Abweichung als stilistische

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