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Allgemeine, textsortenübergreifende Typologien

In document Roberta V . Rada (Pldal 45-52)

3.2 Typologien in der Linguistik

3.2.1 Allgemeine, textsortenübergreifende Typologien

Eine allgemeine, d.h. an keine spezielle Textsorte, bzw. an keinen speziellen kom-munikativen Bereich gebundene IT-Typologie in der Linguistik ist mit dem Namen mehrerer LinguistInnen verbunden. Diese Typologisierungsversuche unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich des zugrunde gelegten Textbegriffes und des Ausma-ßes an Binnendifferenzierungen. Die meisten (jedoch nicht alle) werden mehr oder minder an Holthuis angelehnt und gehen von einem moderaten IT-Begriff aus.

Die Typologie von Steyer (1997: 86 ff.) strebt zwar einen allgemeinen Charakter an, beschränkt sich aber auf den Globaltyp der referentiellen IT. Die Grundlage der Klassifizierung bilden differenzierte Relationen zwischen denjenigen sprachlichen Einheiten, mit denen der Sprecher auf etwas Bezug nimmt, und denjenigen sprachli-chen Entitäten, auf die Bezug genommen wird. Mit IT wird ein grundlegendes Refe-renzmuster gemeint, das wie folgt aussieht:

Referenzsubjekt X ---→ Referenzobjekt Y X bezieht sich auf Y

X und Y können unterschiedlicher Komplexität sein, es kann um lexikalische Schlüsseleinheiten, Syntagmen, satzwertige Einheiten, komplexe Ausdrucksfolgen aber auch um Texte in ihrer Ganzheit gehen. Alle Einheiten unter der Textebene wer-den Ausdrücke genannt. Demgemäß lassen sich verschiewer-dene referenzielle Muster auseinanderhalten:

Abb. 2: Referentielle Muster bei Steyer (1997: 87)

Für die Bezugnahme auf einzelne Ausdrücke (d.h. bei a) und b)), bei denen ein expli-zites Bezugsobjekt rekonstruierbar ist, wird der Terminus „Reformulierung”30 vor-geschlagen, weil er die Erfassung eines größeren Bereiches von Übernahmen ermög-licht als z.B. Zitieren, Redewiedergabe usw.

Die Relation a) meint eine elementare Beziehung, bei der der Sprecher einen Aus-druck eines anderen Sprechers reformuliert, ihn mit eigenen Ausdrücken verknüpft und einen intertextuellen Zusammenhang herstellt. Wichtig ist, dass hier nicht ein-fach zwei sprachliche Zeichenfolgen miteinander in Beziehung gesetzt werden, son-dern auch die jeweiligen kontextuellen, illokutiven und strukturellen Einbettungen der Äußerungen. Dies ist besonders im öffentlichen Sprachgebrauch der Fall, wo zentrale, häufig thematisierte Einheiten verbunden mit einer prägnanten Konnotati-on, z.B. brisante Wörter, Schlüsseleinheiten, wiederaufgenommen werden.

Die Relation b) meint eine Bezugnahme eines Textes auf einen Ausdruck und ist bei interpretierenden Texten zu finden. Solche sind Schüleraufsätze zu einem Zitat, Kommentare zu bestimmten Aussprüchen von Vertretern der Öffentlichkeit.

Bei der Relation c) nimmt ein Ausdruck Bezug auf einen Text. Mit einer solchen Relation haben wir es bei Verweisen auf andere Arbeiten in wissenschaftlichen Tex-ten zu tun.

Schließlich spricht Steyer von einer Text-Text-Relation (referenzielles Muster d)), wenn ein Text in einen anderen transformiert wird. In den wiedergebenden Texten sind Struktur und Funktion des Bezugstextes in seinen relevanten Teilen noch re-konstruierbar, d.h der referierende Sprecher lässt sich eng von dem wiedergegebenen Text leiten (vgl. auch transformierende IT bei Krause (2000)). In Bezug auf diese

Re-30 Der Terminus wird aus einem Face-to-Face-Ansatz übernommen, wo er ursprünglich ausschließlich textinterne Bezugnahmen auf andere Ausdrücke meint.

lation d) spricht Steyer von „Intertextualität im eigentlichen Sinne“. Eine solche Re-lation besteht in vielen Kommunikationsbereichen des öffentlichen Sprachgebrauchs, in Verwaltungstexten oder journalistischen Texten etwa. So kann beispielsweise eine Regierungserklärung im Politikerdiskurs in Form einer Parlamentsdebatte oder ei-nes Redeberichtes wiederaufgenommen werden. So entstehen im Allgemeinen ganze Ketten von interpretierenden Texten.

Rößler betrachtet die Typen intertextueller Relationen aus einer weiten Perspekti-ve, indem sie im Unterschied zu Holthuis den Begriff IT nicht nur auf Beziehungen zwischen verbalen Objekten beschränkt, sondern den Textbegriff erweitert und ihn im Sinne eines semiotischen Textbegriffes auffasst. Intertextuelle Beziehungen sind zwischen Objekten mit verbalen und nicht verbalen Zeichen (z.B. im Film aber auch in einem Werbetext31), sowie auch zwischen Objekten mit ausschließlich nichtverba-len Zeichen (z.B. in den bildenden Künsten oder in der Architektur) möglich. Des Weiteren werden auch mündliche und schriftliche verbale Texte unterschieden. Pa-rallel zu den Kategorien „fiktional” bzw. „nicht-fiktional” von Holthuis werden die Kategorien „poetische” IT für die IT zwischen literarischen Texten bzw. „nichtpoe-tische” IT für die zwischen nicht literarischen und literarischen bzw. nur zwischen nichtliterarischen Texten eingeführt. Rößler behält die beiden Globaltypen der IT, aber nennt sie nicht „referentielle“ und „typologische IT“ sondern „Einzeltextrefe-renz“ bzw. „System-/Textsortenrefe„Einzeltextrefe-renz“.

Die Merkmale „explizit” und „implizit” werden zu Differenzierungsmerkmalen erhoben, denen das Merkmal Sprache (vgl. die Typen homo- und heterolingual bei Holthuis) des Prä- bzw. Folgetextes hierarchisch untergeordnet wird, und – zumin-dest bei der Einzeltextreferenz – die IT-Typen „einsprachig” vs. „mehrsprachig” er-gibt. Dieses Modell will keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben (vgl. Rößler 1999: 68, Fußnote 137), scheint aber durch die Darstellung der multimodalen, semi-otischen Perspektive als Ausgangspunkt einer generellen Grobgliederung zu funkti-onieren. Andererseits aber merkt man, dass hier bestimmte Kategorien von Holthuis überhaupt nicht erscheinen (z.B. Auto- und Hetero-IT), weil diese Gliederung für Sachtexte und innerhalb dieser Textgruppe für die linguistische Analyse von verba-len Zeitungstexten gedacht ist. Daher werden nur diejenigen Typen weiter spezifi-ziert, die durch das Untersuchungsanliegen von Rößler bedingt sind. Das ist auch der Grund für die Umbenennung und die abweichende hierarchische Gewichtung von bestimmten Typen der IT.

31 Vgl. dazu auch Opiłowski 2006, s. u.

Abb.3: Grobgliederung möglicher intertextueller Relationen bei Rößler (1999: 68).

Fix (2000b: 449) unterscheidet für den Bereich der Sachtexte in Anlehnung an den IT-Begriff und an die zwei Globaltypen von Holthuis zwischen Text-Text-Beziehun-gen einerseits und Text-Textmuster-BeziehunText-Text-Beziehun-gen andererseits. Die Text-Text-Bezie-hung meint, wie die referentielle IT bei Holthuis, die BezieText-Text-Bezie-hung eines konkreten Tex-texemplars auf ein anderes, indem letzteres formale und/oder inhaltliche Elemente von Vortexten aufgreift bzw. auf Folgtexte verweist. Die Text-Textmuster-Beziehung betrifft das Wissen des Textproduzenten über Textmuster, auf die er bewusst oder unbewusst zurückgreift und dadurch intertextuelle Text-Textmuster-Beziehungen herstellt. Hierbei handelt es sich um die Kategorie der typologischen IT bei Holthuis.

Eine allgemeine Typologie für Gebrauchstexte finden wir auch bei Krause, die ohne Rückgriff auf Holthuis, bereits in den 80er Jahren auf der Grundlage von frü-heren Arbeiten des Autors erarbeitet worden ist. In dieser Typologie wurde neben der typologisch orientierten IT im Sinne von Beaugrande/Dressler auch das in der Literaturwissenschaft präferierte moderate IT-Konzept mit markierten Bezügen zwi-schen Einzeltexten berücksichtigt worden. Krause geht von insgesamt zwei Global-typen, genannt „spezielle“ („aktuelle“) und „allgemeine“ („potentielle, paradigmati-sche“) IT, aus.

Die speziellen IT-Bezüge sind in Gebrauchstexten an konkreten Einzeltexten nachzuweisen, eine spezifische Taxonomie solcher intertextuellen Bezüge ergibt sich aus dem unterschiedlichen Charakter dieser Beziehungen. Die Binnengliederung spezieller IT enthält folgende Kategorien (2000: 63 ff.):

1. Die deiktische IT: zeigt einen punktuellen Bezug zwischen zwei Textexemplaren, der hergestellt wird, indem der Textproduzent aus einem vorangegangenen Text etwas aufgreift oder auf einen kommenden Text hinweist. Die Herstellung deiktischer IT ist mit sprachlichen Handlungen, wie Verweisen, Zitieren und Referieren verbunden.

2. Die kooperative IT: basiert auf der Kooperation von vollständigen Text-exemplaren als Repräsentanten von Textsorten. Es wird auf im Moment der Erzeugung des Folgetextes aktualisierte Vortexte Bezug genommen, oder ein solcher Vortext wird stillschweigend vorausgesetzt. Kooperative IT-Relationen bestehen z.B. zwischen Buch und Rezension, Vorschlag und Ablehnung usw. Es wird meistens der Inhalt des Vortextes global erfasst und die Textsortenqualität desselben verarbeitet, bzw. mit einer kooperativen Textsorte geantwortet. Wie die Beispiele zeigen, sind zahlreiche Kooperationen institutionalisiert.

3. Die transformierende IT: meint die Umformung eines Textes in einen oder mehrere neue Texte. Diese Transformationen können mit oder ohne Textsortenänderung erfolgen. Im Unterschied zur kooperativen IT entstehen hier immer von einem konkreten Ausgangstext abgeleitete Zieltexte.

3.1 Abwandlungen mit Textsortenänderung stellen z.B. Berichte dar, die aus einer Erzählung abgeleitet werden können, oder Alltagstexte, die in ein Gebet umfunktioniert werden. Auch Werbetexte, die durch andere Textsorten kaschiert werden, zählt Krause zu diesem Typ der IT.

Andererseits geht es hier um die Entstehung von Texten neuer Textsorten als Ergebnis eines bewussten Verarbeitungsprozesses seitens des Textproduzenten, z.B. Transformation eines Vortrags zu Notizen, oder einer Vorlesung zu Vorlesungsmitschriften.

3.2 Abwandlungen ohne Textsortenänderung illustrieren die Text-adaptationen, bei denen der Text an den Hörer/Leser angepasst wird.

Man denke hier an die Aufbereitung von Originaltexten in einer fremdsprachlichen Kommunikation, an die Adaptation von literarischen Texten für Kinder, an die Verwandlung von wissenschaftlichen Texten in populärwissenschaftliche.

4. Die inkorporierende IT: fasst Bezüge zusammen, die im Spannungsfeld zwischen intra- und intertextualer Determiniertheit stehen, z.B. Fußnoten und Volltext des wissenschaftlichen Beitrags, Vita als Element der Laudatio, Definition als Teil wissenschaftlicher Texte. Diese Art IT berührt fundamental die Frage nach der Autonomie von Texten und Teiltexten.

5. Die translatorische IT: besteht zwischen dem Originaltext und dem Translattext.

Hier geht es um eine durch den Dolmetscher und Übersetzer vermittelte Beziehung zwischen zwei Einzeltexten. Die Besonderheit der translatorischen IT liegt darin, dass die zwei Texte in verschiedenen Sprachen verfasst sind (vgl.

die hetero-linguale IT bei Holthuis). Dabei muss gleichzeitig auch die Textsorte des Originaltextes angemessen übertragen werden. Die Untersuchung dieses Typs der IT fällt in den Kompetenzbereich der Translatologie, kann aber einen Spezialfall der speziellen IT darstellen.

Die allgemeine IT bringt auch Krause mit dem Begriff der Systemreferenz bei Bro-ich/Pfister in Zusammenhang und betrachtet sie als eine Eigenschaft, „die auf der Rekurrenz als typisch anerkannter Textexemplare beruht und damit auch die Grund-lage für Texttypologien und für klassifikatorische Ordnung von Texten wird” (2000:

66). Mit dieser Auffassung über die allgemeine IT vertritt auch Krause die Positi-on vPositi-on Heinemann, die Textsortengeprägtheit aller Texte als IT zu interpretieren.

Krause begründet die Notwendigkeit der Einbeziehung der allgemeinen IT mit dem Argument, dass dieser Aspekt der intertextuellen Prägung von Texten auch sei-tens der Textlinguistik einen Erklärungsansatz für die mentale Repräsentation von Textmustern biete. Die im Bewusstsein von Kommunizierenden gespeicherten und die Textproduktion und -rezeption ermöglichenden kommunikativen Erfahrungen und Wissen über andere Texte werden intuitiv oder bewusst eingesetzt, um kom-munikative Aufgaben adäquat zu lösen. Dieses Wissen gilt als Ergebnis der Verall-gemeinerung bestimmter Qualitäten von Texten, die regelmäßig unter bestimmten Bedingungen, Handlungsintentionen und in Bezug auf bestimmte Kommunikations-gegenstände immer wieder auftreten. Die allgemeine IT erweist sich als Bestandteil dieses Wissens überhaupt und als integrale Komponente vorgängiger Kommunika-tionserfahrungen. Letzten Endes geht es um die verallgemeinernde Abbildung von Texten mit äquivalenten Merkmalen. Wenn man einen Text liest oder hört, verbinden sich mit diesem aktuellen Textexemplar gleiche oder ähnliche Texte in Richtung auf Varianten und Invarianten im Bewusstsein, wodurch sich durch Verallgemeinerung Prototypen, Muster von Textsorten herausbilden können. Innerhalb des Globaltyps allgemeine IT werden bei Krause keine Untertypen auseinandergehalten.

Auch Krause betont, dass beide Haupttypen der IT nicht immer deutlich vonei-nander abgegrenzt werden können, was einen jedoch davon nicht abhalten darf, die Unterschiede zu erkennen und zu benennen.

Adamzik erweitert die beiden Globaltypen referentielle/spezielle IT/Einzeltextrefe-renz bzw. typologische/allgemeine IT/SystemrefeIT/Einzeltextrefe-renz um zwei weitere Typen, näm-lich um die Relation zwischen Teiltext und Teiltext (vgl. inkorporierende IT32 bei Krause bzw. Intratextualität) sowie um die zwischen Textsorten (Textsorten-Intertex-tualität) (vgl. dazu ausführlich unten). Adamzik strebt aber keine Binnendifferenzie-rung an.

Abb.4: Relationstypen der IT bei Adamzik (2004: 105)

32 In der Tabelle wird die kooperative Intertextualität als synonymer Terminus für die Relation zwi-schen Teiltext und Teiltext falsch angegeben, vgl. dazu die Behandlung der Typologie von Krause bei Adamzik selbst (2004: 99 und 103).

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