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Linguistische Kriterien der Analyse von IT-Beziehungen in Sachtexten

In document Roberta V . Rada (Pldal 97-102)

Betrachtet man die für die linguistische Analyse der IT-Bezüge in Sachtexten ent-wickelten Ansätze und Vorschläge für Analyseschemata und -kriterien, so fällt auf, dass sie sich in erster Linie auf die Text-Text-Beziehungen/Einzeltextreferenz bezie-hen und jeweils für die Analyse eines konkreten Korpus (z.B. Zeitungstexte, jugend-kulturelle Texte) aus einem ausgewählten Gesichtspunkt gedacht sind. In ihnen ha-ben wir es jeweils mit der Einzeltextperspektive zu tun.

6.3.1 Produzenten- und textorientierte Analyse der IT

Androutsopoulos (1997: 341) schlägt für die Untersuchung der Beziehung zwischen einem Referenztext und Prätext im Bereich jugendkultureller Texte zwei Aspekte, den formalen und den semantisch-funktionalen vor.

Unter formalen Gesichtspunkten sollen die Verfahren der Konstitution von IT und dadurch die formale Nähe oder Distanz zwischen dem Prä- und Referenztext eine Rolle spielen. Zu den Verfahren der Konstitution von IT werden die klassischen

IT-Verfahren, wie Zitat, Anspielung und modifiziertes Zitat/Modifikation gezählt, wobei die Modifikation als intertextuelles Verfahren mithilfe rhetorischer Transfor-mationsverfahren (Addition, Subtraktion, Permutation, Substitution) weiter unter-gliedert werden kann. Aus formaler Sicht soll auch überprüft werden, in welchem Textteil des Referenztextes die IT-Bezugnahmen erscheinen.

Unter semantisch-funktionalen Gesichtspunkten sollen die Funktionen der inter-textuellen Referenz ermittelt werden. Dabei wird das semantische Verhältnis zwi-schen Referenz- und Prätext untersucht, das in Relation zur Absicht der Produktion einer intertextuellen Referenz und letzten Endes zu ihrer Funktion gesetzt werden soll. Androutsopoulos unterscheidet zwischen mimetischer/identifizierender und ver-fremdender/distanzierender intertextueller Referenz (ebd. 344). Während die mimeti-sche IT-Referenz eine „Reproduktion von positiv bewerteten kulturellen Ressourcen und gemeinsamen Wissensbeständen der Beteiligten” (ebd.) darstellt, werden bei der verfremdenden IT-Referenz Muster, die aus der negierten dominanten Kultur stam-men, sprachspielerisch verfremdet. Grundsätzlich geht es dabei um die Parodie, bei der negierte Prätexte formal nachgeahmt und inhaltlich durch ein neues positiv be-wertetes Wertesystem ausgefüllt werden. Ein besonders illustratives Beispiel bieten sog. Falschlogos (ebd. 356 ff.). Es handelt sich dabei um Verfälschungen von Logos bekannter Firmen und Marken, die formal nur minimal abgewandelt werden, aber einen maximalen semantischen Kontrast, d.h eine maximale Verfremdung erzielen wollen, um die Alltäglichkeit der Konsumgesellschaft zu parodieren, und gleichzei-tig auf die Jugendkultur zu verweisen, z.B. Adidas – Adihash, Die Weissen – Nie Scheißen.

Solche IT-Referenzen erfüllen eine Gruppen indizierende Funktion, zu der sich auch noch eine persuasive Funktion, wie sie bei intertextuellen Werbetexten ausge-prägt ist (vgl. dazu ausführlich Kap. 5 über die Funktionen der IT), gesellen kann.

6.3.2 Rezipientenorientierte Analyse der IT

Wenn von der Analysemöglichkeit der IT die Rede ist, müssen auch Analysemodelle kurz vorgestellt werden, mit deren Hilfe ermittelt werden kann, wie IT-Bezüge in Sachtexten von Laien-Lesern wahrgenommen und interpretiert werden. Diesen Ana-lysen liegt eine rezeptionsorientierte Auffassung über die IT zugrunde, die besagt, dass im Text intertextuelle Verweise auf andere Texte gesetzt werden, die als tex-tuelles Angebot und Anweisungspotential an den Leser funktionieren. Die Ermitt-lung von IT-Bezügen verlangt vom Leser, sei es ein Laie oder ein Wissenschaftler, eine spezifische, komplexe Verarbeitungsleistung. Die Rezipientenperspektive, wie die Ausführungen in Kap. 2 und 3 zeigen, meint in der Linguistik die Perspektive des analysierenden Linguisten als professionellen Interpreten. Eine wissenschaftliche Analyse und Interpretation darf jedoch mit der Rezeption eines alltäglichen Sprach-teilhabers nicht identifiziert werden, weil die beiden Rezeptionen notwendigerweise Unterschiede aufweisen. Im Fokus des Interesses bei der Erfassung der IT-Bezüge

von Laien stehen die Fragen, ob „das Erkennen eines intertextuellen Bezugs beim Lesen eines Textes überhaupt möglich, nötig und tatsächlich von konkreten Rezi-pienten geleistet wird und zur angenommenen Bereicherung der Textbedeutung führt” (Rößler 1997: 237). Solche kognitiven Prozesse der Wahrnehmung, der Wis-sensrepräsentation und -verarbeitung sind nicht unmittelbar zugänglich, weswegen die Analyse aus methodologischer Sicht eine richtige Herausforderung darstellt. Bei der Erarbeitung von angemessenen und entsprechenden Analysekriterien, -methoden muss auf Ergebnisse der Psycholinguistik, Sprachpsychologie, Gedächtnisforschung und KI-Forschung (z.B. das dynamische Mehrebenenmodell der strategischen Be-deutungsanalyse von Kintsch/vanDijk (1983)) zurückgegriffen werden.50

Die Grundlage der Erfassung der Rezeptions-IT bildet die Ermittlung des textuel-len Angebotes selbst, indem man die IT-Bezüge aus formalem Aspekt erfasst. Dafür hat Rößler (1997: 240) ein relativ differenziertes Analyseschema entwickelt, das für die Analyse der Text-Text-Beziehungen in den Zeitungstexten erstellt worden ist. Es enthält folgende Kriterien:

1. Ort der Bezugnahme im Text, d.h. an welcher Stelle im Text bzw. auf welcher Ebene der Textkonstitution ist der IT-Verweis angesiedelt,

2. Referenztyp/Art der Bezugnahme, d.h. genau welche Form der IT liegt vor, 3. Anzahl und Verteilung der Prätexte,

4. Umfang reproduzierter fremder Textmaterialien (punktuelle Wiederaufnahme einzelner Wörter, Reproduktion größerer Textpassagen oder eines Ganztex-tes),

5. Grad der Veränderung reproduzierter fremder Textteile (maximal wörtliche Wiederholung, partielle, größere Abänderungen),

6. Art und Weise der Markierung eines Text-Text-Kontaktes (z.B. deutliche Kennzeichnung durch grafische Mittel wie Anführungszeichen, Kursiv-/Fett-druck, explizite Quellenangaben usw.).

Die in diesen Kriterien erfassten Aspekte bedingen entscheidend die Rezeption, wo-bei diese Aspekte mit der Kenntnis der entsprechenden Vortexte zusammenspielen.

Umsonst verweisen die IT-Bezüge formal sehr eindeutig auf einen Vortext, wenn diesen der Leser überhaupt nicht kennt. Je deutlicher die IT-Bezugnahme markiert ist, je geringer die Abänderung der Quelle ist, umso mehr wird die Bezugsquelle erkannt, die eine Verständnishilfe für die Kohärenzbildung bietet.

Die Erfassung dessen, inwiefern die erkannten IT-Bezüge bei der Kohärenzbil-dung tatsächlich berücksichtigt werden, erfolgt bei Rößler mithilfe verschiedener Ex-perimente. Mittels eines Satzergänzungstestes, bei dem aufgrund modifizierter An-spielungen konkrete Einzeltexte identifiziert werden sollen, können Kenntnisse über Quellentexte überprüft werden (Dichtung und …, vom Winde …). Assoziationstests

50 Vgl. dazu ausführlich Rößler (1999).

wurden eingesetzt, um Frames, die in den analysierten Texten versprachlicht werden und beim Textverstehen eine besondere Rolle spielen, zu aktivieren (z.B. Framewis-sen über die Textsorte Werbung oder über die Märchengestalt Schneewittchen usw.).

Schließlich kann man mit einer freien Reproduktion des Textinhalts arbeiten, indem ermittelt werden kann, ob die Probanden bei der Zusammenfassung des Textinhaltes den erkannten IT-Bezug berücksichtigen, bzw. inwiefern sich die IT-Bezüge für den Leser als notwendig bei der Verarbeitung des Textinhalts erweisen (vgl. dazu aus-führlich Rößler (1999)).

6.4. Zusammenfassung und weiterführende Gedanken

In der einschlägigen linguistischen Forschungsliteratur über die IT erfolgt die Ana-lyse der intertextuellen Beziehungen aus der Einzeltextperspektive bzw. der synchro-nen Perspektive. Das Analyseobjekt bilden fast ausnahmslos Text-Text-Beziehungen.

Dabei geht es jeweils um die Perspektive des analysierenden Wissenschaftlers, dessen vorrangiges Ziel – obwohl er auch nur ein Interpret ist – darin besteht, die präsentierte IT zu erfassen. Die meisten Analysen haben vor, die IT produzenten- und textseitig zu überprüfen, intertextuelle Produktionsstrategien und ihre Konkre-tisierung innerhalb des Textaufbaus zu ermitteln. Es gibt in der Linguistik zurzeit eine einzige Untersuchung zur Ermittlung der interpretierten IT und der Rezeptions-intertextualität.

Aufgrund der Vorstellung der für die Analyse und Beschreibung von IT-Bezügen in Sachtexten entwickelten Kriterien und Aspekte (vgl. Rößler und Androutsopoulos) lassen sich Kompatibilitäten von und Parallelen zwischen bestimmten Aspekten und Kriterien verschiedener linguistischer und literaturwissenschaftlicher Analysesche-mata entdecken.

Die Pfisterschen Kriterien Dialogizität, Selektivität und Kommunikativität kön-nen eindeutig dem semantisch-funktionalen Aspekt zugeordnet werden, sie erlauben zumindest theoretisch eine Differenzierung dieses Aspektes. Die Relevanz des funk-tionalen Kriteriums wird in den linguistischen Beschreibungs- und Analysemodellen für die IT in Sachtexten einstimmig erkannt (vgl Opiłowski und Androutsopoulos).

Die Merkmale Referentialität, Strukturalität und Autoreflexivität bei Pfister kön-nen auf den formalen Aspekt bezogen werden. In Bezug auf den formalen Aspekt bietet das Analyseschema von Rößler einen differenzierten und gut handhabbaren Apparat für die Detailanalyse. In diesem Analyseschema sind in den Punkten 1, 2 und 5 einerseits alle von Androutsopoulos für den formalen Aspekt vorgeschlagenen Kriterien enthalten, zusätzlich bietet es weitere Anhaltspunkte für die differenzierte-re Erfassung des formalen Aspektes.

Für die Beschreibung und Analyse der typologischen IT eignet sich zumindest rein theoretisch gesehen auch das Analysemodell von Opiłowski, es muss aber vor

dem Hintergrund eines entsprechenden Beschreibungsmodells für Textsorten bzw.

Textmuster durchgeführt werden.

7 – Stilistische Grundlegung der

typologischen Intertextualität in

Gebrauchstexten

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