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Kulinarische Phraseologismen und Lexik

In document Cathedra Magistrorum 2019/2020 (Pldal 183-186)

Kulinarische Phraseologismen in der fremdsprachlichen Kommunikation

4 Kulinarische Phraseologismen und Lexik

Im Folgenden soll anhand einiger Fallbeispiele das Potential kulinarischer Phraseologismen für den FU ausgelotet werden.

4�1 Theoretisches „praktisch“ erläutert

Sicher ist es durchaus zeitaufwändig, die syntaktische und morphologische Struktur von Phraseologismen zu erklären. Dass es dennoch lohnend und durchaus amüsant sein kann, anhand von ausgewählten Phrasemen Lernende für den Phrasemgebrauch zu sensibilisieren, zeigen die vier kurzen, anspruchs-vollen Sprachreport-Beiträge von Donalies (2012, 2013a,b,c). Anschaulich für Laienlinguisten hat sie vier Gründe für den Phrasemgebrauch skizziert und dabei Herd und Esstisch als Bildspender benutzt. Vier die Gründe do-kumentierende, „sprechende“ Belege stehen zugleich für vier morphologisch zentrale Phrasemtypen (in ihrer Diktion Adjektiv-, Substantiv-, Verb- und Satzphraseme):

Teil I: Klar wie Kloßbrühe – Adjektivphraseme: Phraseme sind klar wie Kloßbrühe; sie erleichtern unsere Kommunikation.

Teil II: Auf dem Präsentierteller – Substantivphraseme: Phrase-me servieren uns auf dem Präsentierteller, sie zeigen und verorten Teil III: uns.Seinen Senf dazu geben – Verbphraseme: Mit Phrasemen können wir unseren Senf dazu geben; sie transportieren griffig unsere Gedanken.

Teil IV: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei – Satzphra-seme: Nicht zuletzt transportieren Phraseme kollektives Wissen, kollektive Kultur. (vgl. Donalies 2012: 29)

Kurz zusammengefasst lauten die Gründe:

(1) Phraseme erleichtern die Kommunikation, weil sie anschaulich und – bedingt durch oftmaliges Wiederholen – einprägsam sind und deshalb dem Menschen weitere Diskussionen ersparen. Sie haben eine „formulierungserleichternde Funktion“ (Margewitsch 2005, zit. n. Donalies 2012: 29). Vergleichsphraseme bringen frappant das Wesentliche des Vergleichs auf den Punkt: klar wie Kloßbrühe, weich wie Butter, platt wie ein Pfannkuchen.

(2) Aufgrund ihrer Expressivität können Phraseme Wertungen, Emotio-nen, Anschauungen, Grundeinstellungen pointiert versprachlichen.

Sie exponieren den Sprechenden/Schreibenden, bezeugen seine sozi-ale Kompetenz. Ihr Gebrauch verrät Witzigkeit, Geist. Der „wertende, zuspitzende, verstärkende, emotionale Mehrwert“ (Donalies 2013a:

50) zeigt sich in Substantivphrasen: auf dem Präsentierteller, erste Sahne, kalter Kaffee, kein Honigschlecken; in biblischen Substantiv-phrasen wie junger Wein in alten Schläuchen, elitären Kulturzitaten wie Das Brot der frühen Jahre (Romantitel von H. Böll).

(3) Dadurch, dass Phraseme einen Begriff verbalisieren und der Mensch über Begriffe Sachverhalte begreift, dienen sie der prägnanten Er-fassung der Welt (vgl. Donalies 2013b: 35). Küchenbildliche Verb-phraseme enthalten menschliches Verhalten veranschaulichende Verben, stehen häufig mit menschlichem Subjekt und sind besonders geeignet, komplexe Szenen zu transportieren: seinen Senf dazu geben, in den sauren Apfel beißen, Süßholz raspeln, reinen Tisch machen.

(4) Als Wissensquintessenzen transportieren sie Erfahrungen, indem sie

„in kompakter, leicht weiterreichbarer Form [tradieren], was wir über die Welt herausgefunden haben“ (Donalies 2013c: 22) (Sprichwörter verkünden „Regeln für erwünschtes Verhalten“: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Jeder Topf findet seinen Deckel. Viele Köche verderben den Brei. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.).

4�2 Kulinarische Phraseologismen und Weltbild – kontrastiv

Das Frühstück ist, wenn man dem Sprichwort Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler glau-ben darf, die wichtigste Mahlzeit am Tag.18 Der typische Deutsche kann sich ein Sonntagsfrühstück ohne (gekochtes) Ei nicht vorstellen.19 Das Ei nimmt demzufolge in der bundesdeutschen Kulturgemeinschaft unter den Nahrungsmitteln einen herausragenden Platz ein. Einen umfassen-den deutsch-ungarischen Sprachvergleich der Phraseologismen, in deren Komponentenbestand das Nahrungsmittel zu finden ist, habe ich in Szatmári

18 Dass dies nicht allgemeingültig ist, zeigt die Besprechung des Lexems in Eichinger (2018).

19 Einer Erhebung zufolge besteht das typische Frühstück unter der Woche in Deutschland aus Kaffee, Brot oder Brötchen, Aufschnitt, Marmelade und gekochten Eiern. In Österreich kon-sumiert man zum Frühstück Kaffee oder Tee, Brot, Croissants und Marmelade. Zur Schweiz hieß es, dass ihre Essgewohnheiten denen ihrer Nachbarn ähneln, wobei sich der Schweizer Frühstücksklassiker Müsli besonderer Beliebtheit erfreut (vgl. https://www�hometogo�de/

media/fruehstueck-in-europa/ [30.03.2020]).

(2018) vorgestellt. Einige Ergebnisse dieser Analyse greife ich hier auf, um die Möglichkeiten der Phraseologismen mit dem Lexem Ei/tojás für den Gegenstand dieses Beitrags auszuloten�

4.2.1 Zum Lexem Ei und zu Aspekten seiner Bedeutung

Das Lexem Ei in der Bedeutung ‘aus Schale, Eiweiß und Eigelb bestehen-des Hühner-, Vogelei’ ist seit dem 8. Jh. im deutschen Wortschatz belegt (vgl. Pfeifer 2005: 263). Auch im Ungarischen gehört das Lexem Hühnerei (ursprünglich ein Lehnwort aus dem Uralischen tikmony (tik heute tyúk und mony heute tojás; mony wurde metaphorisch die Bedeutung ‘Hoden’

übertragen, wodurch dieses Lexem zunehmend tabuisiert wurde und an seine Stelle tojás trat) zum Kernwortschatz.20 Für das Lexem Ei lassen sich folgende Bedeutungen ausmachen, wobei der Sprachvergleich mit dem ungarischen Lexem tojás gewisse Übereinstimmungen erkennen lässt (vgl.

Szatmári 2018: 182):21

Sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen wird das Lexem verwen-det zur Bezeichnung

(1) eines von bestimmten Tieren (besonders Vögeln, aber auch Repti-lien und verschiedenen Insekten) gelegten, von einer Schutzhülle umschlossenen, Eizelle und meist Dotter und Eiweiß enthaltenden kugelförmigen Gebildes,

(2) des Hühnereis als Lebens-/Nahrungsmittel sowie (3) der tierischen und menschlichen Hoden (derb).

Daneben wird im Deutschen damit (a) die befruchtete oder nicht befruch-tete weibliche tierische oder menschliche Keimzelle, (b) der Ball (besonders im Fußball-, Basketballjargon), (c) die Fliegerbombe (umgangssprachlich), (d) Geld, Euro o. Ä. (umgangssprachlich) bzw. (e) ein Mensch, den jemand aus irgendeinem Grund ablehnt (salopp abwertend), bezeichnet.

Im Ungarischen dient tojás fernerhin dazu (a) das Eierlegen (eines Vogels) (selten), (b) menschliche Fäkalien (vertraulich) sowie (c) eine unkundige Person, meist ein Kind (Mit akar ez a tojás?) (vertraulich) zu benennen.22

20 Vgl. http://tist-fla�blogspot�com/2016/01/osi-magyar-szavak-nyomaban-nyom-mony_17�

html und https://m�nyest�hu/hirek/mi-az-a-mony (20.02.2020).

21 Vgl. duden�de, wortschatz�uni-leipzig�de; Magyar Értelmező Kéziszótár (1992: 1381) (Reihenfolge der Bedeutungsangaben entspricht der der Quellen). Dabei wurde zu vertraulich angegeben: „charakteristisch für vertrauliche, direkte, ungezwungene Gespräche“.

22 In vielen Kulturen ist das Ei ein Symbol für Fruchtbarkeit, Leben und dessen Fortbestand, was gleichfalls in der Schöpfungsgeschichte vieler Völker (z.B. der Inder, Perser, Ägypter) seinen

Sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen spiegeln die zahlreichen sprach-lichen Ausdrucksmittel (Kollokationen und Wendungen), die die Produktion, den Zustand, die Zubereitung bzw. den Verzehr des Lebensmittels Ei themati-sieren (u.a. Eier legen; auf den Eiern sitzen (‘brüten’); ein hart-/weichgekochtes Ei; Frühstücksei – friss tojás, lágytojás, tojásokat kikelt) bzw. die Verwendung des Lexems zur Benennung der Eier enthaltenden Speisen oder Getränke (vgl.

Spiegeleier, Rührei, Eierkuchen/Eierfladen, verlorene/pochierte Eier, Eierlikör – tükörtojás, tojásrántotta, tojáslepény, rakott tojás, posírozott tojás, tojáslikőr) die Bedeutung dieses Nahrungsmittels (ausführlicher in Szatmári 2018).23

In document Cathedra Magistrorum 2019/2020 (Pldal 183-186)