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Arbeit mit Synonymen

In document Cathedra Magistrorum 2019/2020 (Pldal 70-74)

Wortschatzarbeit im DaF-Unterricht

5 Arbeit mit Synonymen

Die Wortschatzarbeit bedeutet bei fortgeschrittenen Lernenden in erster Linie das Erlernen von Synonymen. Sie sollen vielfältige sprachliche Mittel zum Ausdruck von einem Sachverhalt parat haben, d.h. sich einen elaborierten Kode aneignen.

Synonyme sind Ergebnisse des Deutlichkeitstriebes: Wir sind bestrebt, einen Inhalt semantisch und stilistisch so treffend wie möglich zu erfassen. Synonyme sind bekanntlich „bedeutungsverwandte Wörter“ (ung. rokon értelmű szavak), sie sind also auf keinen Fall ‘identisch’. Die Lernenden sollen durch verschie-denartige Aufgaben und Textbeispiele dafür sensibilisiert werden, dass zwi-schen Synonymen semantische und/oder stilistische Divergenzen vorliegen.14 Eine semantische und stilistische Identität würde der sprachlichen Ökonomie widersprechen. Wenn zwei Wörter zu einem bestimmten Zeitpunkt sowohl se-mantisch als auch stilistisch übereinstimmen, so kommt es zum Sprachwandel:

Das eine Wort macht einen semantischen oder stilistischen Wandel durch. Das kann z.B. Bedeutungserweiterung sein, wobei die Bedeutung durch Tilgung spezifizierender Seme umfangreicher wird (Generalisierung). Der umgekehrte Fall ist auch möglich: Durch zusätzliche Seme kann der Bedeutungsumfang eingeschränkt werden (Bedeutungsverengung / Spezialisierung). Wörter kön-nen sich auch in ihren Konnotatiokön-nen verändern (Bedeutungsverbesserung / Bedeutungsveredelung vs. Bedeutungsverschlechterung). Wenn bei bedeu-tungsgleichen Wörtern weder ein semantischer noch ein stilistischer Wandel eintritt, stirbt das eine Wort aus.

Synonyme könnte man nur dann als bedeutungsgleich, d.h. als vollständige Synonyme betrachten, wenn sie beliebig, in jedem Kontext austauschbar wä-ren. Als Synonyme dieser Art werden oft die Verben anfangen und beginnen aufgeführt. Die beiden Verben sind zwar in der Tat in vielen Kontexten, jedoch durchaus nicht immer substituierbar. In den folgenden Kontexten ist nur anfangen korrekt: Das fängt ja gut/toll/nett (o. ä.) an! (ironisch ‘Ausdruck des Galgenhumors, wenn etwas unglücklich beginnt, gleich am Anfang misslingt’;

s. Duden 2013: 44); Du fängst schon wieder damit an! (‘du schneidest schon wieder ein bestimmtes Thema an’; s. DUW 2003: 131); Mit ihm ist heute nichts anzufangen. (‘er ist heute nicht in Form, nicht ansprechbar’; s. DUW ebd.).

14 Der Unterschied unter den Synonymen kann in der Denotation und/oder in der Konnotation liegen, und darüber hinaus gibt es auch regionale Unterschiede (Varietäten des Deutschen, z.B.

Süddeutsch vs. Norddeutsch usw.). Dazu kommt noch die historische Dimension (Modewort, veraltendes bzw. veraltetes/archaisches Wort) und die soziale Dimension (Schichtenspezifik – dichterisch, gewählt–gehoben, normalsprachlich, umgangssprachlich, salopp–umgangs-sprachlich und grob/vulgär) (vgl. Adamzik 2010: 74ff.).

Die Unterschiede unter den Synonymen können im Fremdsprachenunterricht vor allem durch Textarbeit erschlossen und bewusst gemacht werden.

Textbeispiel 1

Bei einem Festessen hatte Bismarck die Gattin eines ausländischen Diplomaten als Tischdame. Die etwas arrogante Frau suchte die deutsche Sprache als minder-wertig hinzustellen, indem sie ihr den Vorwurf machte, im Deutschen gebe es für dieselbe Sache immer wieder verwirrend viele Ausdrücke, z.B. speisen und essen.

Bismarck verteidigte sich: „Verzeihen Sie, Gnädigste. Diese beiden Wörter sind nicht gleichbedeutend. Denn Christus speiste die fünftausend Mann, aber er aß sie nicht.“ – „Aber schlagen und hauen ist gleich!“ – „Verzeihung, dass ich auch hierin anderer Meinung bin. Sehen Sie, diese prachtvolle Standuhr schlägt die Stunden, aber sie haut sie nicht.“ – „Das gebe ich zu, aber von den Wörtern senden und schicken ist doch sicher eines ganz überflüssig!“ – „Keineswegs. Denn Ihr Gemahl ist zwar ein Gesandter, aber kein geschickter!“ – „Aber in einem müssen Sie mir recht geben, Durchlaucht: Sicher und gewiss ist doch genau dasselbe!“ – „Ich bitte um Verzeihung, Gnädigste, dass ich auch hierin gänzlich anderer Ansicht bin.

Nehmen wir einmal an, dass hier plötzlich ein Brand ausbricht, so würde es mir eine Ehrenpflicht sein, Sie, gnädige Frau, sogleich an einen sicheren Ort zu führen, aber um Himmelswillen nicht an einen gewissen Ort!“ (Zitiert durch Röhrich 1977: 52; Anpassung an die neue Rechtschreibung und Hervorhebungen durch Fettdruck von mir – E. D.-Sz.).

Der Text zeigt zunächst, dass zwischen synonymen Wörtern immer ein Unterschied vorhanden ist. Speisen und essen gehören zu verschiedenen Stilschichten an, hier ist allerdings nicht der stilistische, sondern der seman-tische Unterschied relevant: Nur speisen kann nämlich die Bedeutung ‘jmdm.

etw. zu essen geben’ (ung. (meg)etet, táplál) bedeuten.

Schlagen und hauen (ung. üt, ver, (oda)csap, (oda)vág) unterscheiden sich in ihren Kollokationen: Während man z.B. mit der Faust auf den Tisch sowohl hauen als auch schlagen kann (ung. ököllel az asztalra üt/ver/csap/vág),15 kann die Uhr die Stunden nicht hauen, sondern nur schlagen (vgl. ung. az óra delet üt). Auch die Sahne kann man nur schlagen (vgl. Schlagsahne), nicht jedoch hauen (vgl. ung. felveri a tejszínt).16

15 Die Wendung auf den Tisch hauen/schlagen kann sowohl als freie Wortverbindung als auch als feste Wortverbindung, d.h. als umgangssprachlicher Phraseologismus in der Bedeutung ’sich gegenüber anderen sehr energisch einsetzen, durchsetzen’ (s. Duden 2013: 753) aufgefasst werden – vgl. ung. az asztalra csap vki (‘mit einem energischen Auftreten Ordnung schaffen’).

16 So können die beiden Verben auch in den meisten Phraseologismen nicht ausgetauscht wer-den, vgl. z.B. zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, Wurzeln schlagen oder Dem Glücklichen schlägt keine Stunde; aber jmdn. vom Hocker/Stuhl hauen, jmdn. übers Ohr hauen, auf die Pauke

Die synonymen Verben senden und schicken können in gewissen Kontexten ausgetauscht werden, als Berufsbezeichnung wird allerdings nur Gesandter (ung. küldött) verwendet. Außerdem kann das Radio oder das Fernsehen keine Sendungen schicken, sondern nur senden. (In dieser Bedeutung muss senden bekanntlich schwach konjugiert werden, d.h. das Radio sendete ein Interview (ung. a rádió egy interjút sugárzott/közvetített); vgl. aber in der anderen Lesart:

er sandte (d.h. schickte) ihr ein Paket (ung. küldött neki egy csomagot.) Zu betonen ist noch, dass die Lautkette [gəˈʃɪkt] homonym ist: Das eine Wort geschickt ist die Partizip-Form des Verbs schicken, das andere Wort geschickt ist ein Adjektiv und entspricht dem ungarischen Wort ügyes. Es handelt sich hier also um ein komplexes Sprachspiel.

Sicher und gewiss sind in einigen Kontexten ebenfalls substituierbar, z.B. bei Versprechungen in der Bedeutung ‘unbezweifelbar, unbestreitbar’

(d.h. synonym zu Zweifellos! / Bestimmt! / Jawohl!), z.B. Kommst du heute zur Party? – Aber sicher / gewiss! (ung. etwa Hát persze! / Naná!). Als Adjektive sind sie jedoch nicht auszutauschen: ein sicherer Ort ist ein Ort, wo man in Sicherheit ist (ung. biztos/biztonságos hely), ein gewisser Ort ist aber eine euphemistische Paraphrase für ‘Toilette’ (ung. egy bizonyos hely).

Textbeispiel 2

Die Arbeit mit Synonymen bedeutet Arbeit mit paradigmatischen Feldern.17 Dabei kommt der Gedanke zur Geltung, dass die Sprache ein System ist, „des-sen Glieder sich alle gegenseitig bedingen und in dem Geltung und Wert des einen nur aus dem gleichzeitigen Vorhandensein des andern sich ergeben“

(Saussure 1967: 136f.).

Der nächste Text beinhaltet ein ganzes paradigmatisches Feld, d.h. die Synonyme von sprechen.18 Die Bedeutungen der Feldmitglieder, die semanti-schen Unterschiede (z.B. laut oder leise, deutlich oder undeutlich artikuliert usw.) können durch einsprachige Wörterbücher erschlossen werden. Die nächste Aufgabe der Lernenden kann das Zusammenstellen des entsprechen-den ungarischen paradigmatischen Feldes sein. Schließlich können die beientsprechen-den Felder verglichen werden: Die Frage ist, wieweit die beiden Felder einander

hauen usw. Die Lernenden können die Phraseologismen im Duden (2013) nachschlagen bzw.

eine Liste von Zusammensetzungen mit dem Verb schlagen erstellen, z.B. der Schlaganfall, der Schlagbaum, die Schlagsahne, die Schlagzeile, das Schlagwort, das Schlaginstrument, die Schlagader, schlagfertig (s. dazu DUW 2003: 1378ff.). Sowohl bei den Phraseologismen als auch bei den Komposita sollen auch die ungarischen Äquivalente angegeben werden.

17 Auf der folgenden Webseite findet man Aufgaben zu vielen Wortfeldern: deutschunddeutlich�

de/index�php?actualid=25&which_set=36 (letzter Zugriff: 02. 03. 2020).

18 Zum Wortfeld ‘sprechen’ siehe auch Schwarz/Chur 2001: 61.

decken, ob jedes deutsche Wort ein ungarisches Äquivalent hat oder mehrere (und umgekehrt), ob der Bedeutungsumfang der deutschen und der ungari-schen Wörter übereinstimmt. Durch solche Aufgaben kann bewusst gemacht werden, dass die Bedeutung nicht an sich, isoliert existiert: Die Bedeutung der Wörter ist relativ, d.h. sie hängt von den Bedeutungen der Wörter ab, mit denen das Wort ein paradigmatisches Feld konstituiert.

Hauchte, wetterte, sprach, brüllte Gestern Abend, sprach er.

Es war schon dunkel, erzählte er.

Wollte ich zu meinem Schwager, berichtete er.

Aber in dem Fliederbusch vor seinem Haus, raunte er.

Sah ich etwas glühen, zischte er.

Zwei grüne Augen, keuchte er.

Da lauerte ein Gespenst, schrie er.

Ich –, stieß er hervor.

Auf und davon wie der Blitz!, gestand er.

Da hättest du auch Angst gehabt, behauptete er.

Nun haben sie ohne mich Geburtstag gefeiert, jammerte er.

Es war bestimmt sehr lustig, schluchzte er.

Aber das nächste Mal, knurrte er.

Nehme ich einen Prügel mit, drohte er.

Und dann haue ich es windelweich, verkündete er.

Dieses freche, böse, hinterhältige, gemeine …, brüllte er.

Hoffentlich hat es das nicht gehört, hauchte er.

Aber untertags schläft es, versicherte er.

Wahrscheinlich, meinte er.

Dieses verdammte Gespenst, wetterte er.

Oder war es eine Katze?, fragte er.

Das kann gut sein, sagte ich.

(Guggenmos 1978: 28; zitiert durch Ulrich 1997: 124; Hervorhebungen durch Fettdruck von mir – E. D.-Sz.)

Die Synonyme werden auch im DaM-Unterricht19 konsequent in paradigma-tischen Feldern thematisiert.20 So können im Vergleich der das Feld konstitu-ierenden Wörter die divergkonstitu-ierenden semantischen bzw. stilistischen Merkmale erschlossen werden, vgl. Ulrich (2002: 127, Aufgabe 3):

19 DaM: Deutsch als Muttersprache.

20 Zum Wortfeld ‘Nahrung zufügen’ siehe Ulrich 1997: 123f., Aufgabe Nr. 171. Die Unterschiede in den Bedeutungen der Synonyme werden mit semantischen Merkmalen beschrieben: gesittet (speisen), viel (prassen), genussvoll (genießen), geräuschvoll (schmatzen), gierig (schlingen) usw.

Bei welchen folgenden Verben kannst du das jeweils Besondere mit Hilfe eines Bedeutungsmerkmals angeben? Zum Beispiel: stoßweise und mit Wiederho-lungen – viel und nichts sagend – leise – unaufhörlich – zwanglos unterhaltend.

sprechen, reden, sagen, stottern, lispeln, stammeln, lallen, quatschen, schwatzen / schwätzen, plappern, flüstern, quasseln, plaudern.

Man kann auch umgekehrt, d.h. onomasiologisch vorgehen, genauer von den semantischen Merkmalen ausgehen und zu den Bedeutungen die Wörter, d.h.

die Form suchen, vgl. z.B. Ulrich (2002: 127, Aufgabe Nr. 4):

Welche Verben des Sagens fallen dir zu den folgenden Bedeutungsmerkmalen ein?

laut – ärgerlich – schlecht artikuliert und schwer verständlich – drohend – etwas wissen wollend – geziert.

In document Cathedra Magistrorum 2019/2020 (Pldal 70-74)