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Arbeit mit Homonymen

In document Cathedra Magistrorum 2019/2020 (Pldal 80-83)

Wortschatzarbeit im DaF-Unterricht

8 Arbeit mit Homonymen

Unter Homonymen werden formal identische Wörter verstanden, unter deren Bedeutungen jedoch – aus synchroner Sicht − kein Zusammenhang zu erken-nen ist (vgl. Drahota-Szabó 2015b: 145ff.). Für die Arbeit mit Homonymen bieten sich zahlreiche Übungsformen an – auf einige wird hier eingegangen.

(1) Die Studierenden erlernen die homonymen Wortpaare spätestens im Kurs Morphologie, wenn die Wortart Substantiv thematisiert wird (vgl. Drahota-Szabó 2015c: 53ff.). Im Deutschen bilden typischerweise solche Substantive homonyme Wortpaare, deren Genus und/oder Pluralbildung unterschied-lich ist. Die Liste der homonymen Wortpaare wird auswendig gelernt. Zur Übung eignen sich z.B. Lückentexte, wie auch kreative Aufgaben, die auch im schulischen DaF-Unterricht ab B1/B2 Niveau eingesetzt werden können.

Die Studierenden können für die Homonyme auch durch Sprachwitze sensi-bilisiert werden, z.B.:

„Warum haben Fische keine Haare?“ – „Weil sie Schuppen haben.“ – „Und warum haben sie Schuppen?“ – „Weil sie nichts dagegen tun.“ – „Und warum tun sie nichts dagegen?“ – „Damit sie ihre Fahrräder unterstellen können.“24

Der Witz ist ins Ungarische nicht zu übersetzen, denn den Bedeutungen der Wortform [ˈʃʊpən] entsprechen im Ungarischen Wörter mit unterschiedli-chen Formen:

die Schuppe, Pl. die Schuppen = ung. 1. pikkely; 2. korpa (a fejen)

der Schuppen, Pl. die Schuppen = ung. (kocsi)szín, fészer, pajta, szerszámos kamra.

(2) In den Aufgaben, die man in diversen Büchern findet, wird zwischen Polysemie und Homonymie – obwohl es wichtig wäre − oft nicht konsequent unterschieden, wie im folgenden Ratespiel (s. Bohn/Schreiter 1989: 56f.):

(a) Welcher Hahn kann nicht krähen? (Lösung: der Wasserhahn; Polysemie; vgl.

der Hahn – die Hähne = ung. kakas + (der Wasserhahn) ung. vízcsap)

(b) Welche Mutter kriegt nie ein Kind? (Lösung: die Schraubenmutter; Homony-mie; vgl. die Mutter – Pl. die Mütter = ung. (édes)anya; die Mutter – die Muttern (die Schraubenmutter) = ung. anyacsavar)

(c) Auf welcher Bank kann man nicht sitzen? (Lösung: die Bank als ‘Geldinstitut’;

24 Quelle: mittelschulvorbereitung�ch/contentLD/DE/Div19IDoppelbed�pdf (letzter Zugriff:

08.03.2020). Auf dieser Seite ist eine lange Liste mit homonymen Wortpaaren zu finden. – Zur Polysemie in Witzen siehe Forgács 2005: 111ff.; zur Homonymie in Witzen siehe Forgács 2005: 124f.

Homonymie; vgl. die Bank – Pl. die Bänke = ung. pad; die Bank – die Banken = ung. bank)

(d) Welcher Schimmel braucht keinen Stall? (Lösung: der Schimmel als ‘Belag’;

Homonymie; vgl. der Schimmel − Pl. die Schimmel = ung. fehér/szürke ló; der Schimmel − nur im Sg. = ung. penész)

(e) Mit welchem Kamm kämmt man sich nicht? (Lösung: der Bergkamm; Polyse-mie; vgl. der Kamm – die Kämme = ung. fésű + (‘Bergkamm’) hegyhát, hegygerinc).

(3) Das Spiel Teekesselchen (oder Teekessel)25 soll hier noch erwähnt wer-den, mit dessen Hilfe Homonyme und Polyseme geübt werden können. Das Spiel hat mehrere Varianten, das Wesentliche dabei ist aber, dass die Bedeu-tungen von zwei homonymen Wörtern oder zwei BedeuBedeu-tungen eines polyse-men Wortes umschrieben, „definiert“ werden. Das Spiel hat seinen Napolyse-men dadurch erhalten, dass die zu erratenden Wörter (Homonyme) oder das zu erratende Wort (ein polysemes Wort) durch das Wort Teekesselchen ersetzt werden kann. Im Ratespiel können schrittweise mehr und mehr Informatio-nen angegeben werden, z.B.:

(a) Mit meinem Teekesselchen kann man spielen oder Sport betreiben. / Es ist rund, d.h. kugelförmig.

(Lösung: der Ball, Pl. die Bälle = ung. labda)

Mein Teekesselchen ist eine Veranstaltung. / Das ist eine größere, feierliche Ver-anstaltung, an der auch getanzt wird.

(Lösung: der Ball, Pl. die Bälle = ung. bál; den homonymen Wörtern entsprechen im Ungarischen zwei formal unterschiedliche Wörter)

(b) Mein Teekesselchen ist ein Kompositum. Es wird von einem Insekten verur-sacht. / Ein bekannter Vertreter dieser Insektenart heißt Maja.

Mein Teekesselchen ist ebenfalls ein Kompositum. Das kann man essen. / Das ist ein Hefekuchen mit Pudding- oder Cremefüllung, mit zerkleinerten Mandeln darauf.

(Lösung: der Bienenstich, Pl. die Bienenstiche; die ungarischen Äquivalente des deutschen polysemen Wortes sind: méhecskecsípés und Bienenstich, d.h. als Fan-tasiename des deutschen Kuchens kann das Wort als Realienbezeichnung über-nommen werden)

c) Mein Teekesselchen ist ein Tier. / Das ist ein männliches Säugetier, das schnur-ren kann, wenn du es streichelst.

(Lösung: der Kater, Pl. die Kater = ung. kandúr)

Mein Teekesselchen ist ein unangenehmer körperlicher und seelischer Zustand. / Man befindet sich in dieser Verfassung, nachdem man viel Alkohol getrunken hat.

25 Vgl. die englische Bezeichnung des Spiels: Teapot (s. schon in White, Mary [1896]: The Book of a Hundred Games. New York: Charles Scribner’s Sons. S. 117).

(Lösung: der Kater, wird im Sg. verwendet = ung. másnaposság, macskajaj; die deutschen Wörter bilden ein homonymes Wortpaar)

d) Mein Teekesselchen kann man essen. / Das ist ein Synonym zu Speise.

(Lösung: das Gericht, Pl. die Gerichte = ung. étel, fogás)

Mein Teekesselchen ist eine öffentliche Institution. / Das ist eine Institution, die mit der Rechtsprechung betraut ist. / Von dieser Institution werden Verstöße ge-gen Gesetze bestraft.

(Lösung: das Gericht, Pl. die Gerichte = ung. bíróság; die formal identischen deut-schen Wörter sind Homonyme)

d) Mein Teekesselchen findest du in einer Tür. / Du kannst einen Schlüssel rein-stecken und so die Tür zu- oder aufmachen.

Mein Teekesselchen ist ein großes prachtvolles Gebäude. / Könige und Königin-nen wohKönigin-nen darin.

(Lösung: das Schloss, Pl. die Schlösser; dem polysemen deutschen Wort entspre-chen im Ungarisentspre-chen zwei formal unterschiedliche Wörter: zár und kastély).

(4) Dem Teekesselchen ähnlich ist die folgende spielerische Aufgabe (sie-he Bohn/Schreiter 1989: 57f.) Es werden die Bedeutungen homonymer Wortpaare und Bedeutungen polysemer Wörter angegeben. Die Studierenden sollen entscheiden, ob es sich um Homonymie oder Polysemie handelt; die Wörter sollen mit ihrem Genus und mit ihren Pluralformen angeben werden (dies ist besonders bei den Homonymen wichtig), schließlich die ungarischen Äquivalente.

(a) Als Neutrum ein Einlass, meist aus Holz,

als Mann ziemlich dumm und manchmal auch stolz.

(Homonymie: das Tor − Pl. die Tore = ung. kapu; der Tor − Pl. die Toren = ung.

balga ember)

(b) Ich kann sicher Wunden schützen, bin zum Laufen auch zu nützen.

(Polysemie: das Pflaster − Pl. die Pflaster = ung. (seb)tapasz + kövezet, útburkolat) (c) Ich habe Zähne, kann aber nicht kauen,

als Teil eines Berges will ich bis in die Wolken schauen.

(Polysemie: der Kamm – Pl. die Kämme; ung. fésű + (‘Bergkamm’) hegyhát, hegy- gerinc)

(d) Schütz’ ich vor Dieben, bin ich klein, doch groß – wollen Reiche in mir sein.

(Polysemie: das Schloss − Pl. die Schlösser; ung. zár + kastély)

(e) Ein Mensch, der mir sehr nahe steht oder was man an einer Schraube dreht.

(Homonymie: die Mutter – Pl. die Mütter = ung. (édes)anya; die Mutter (‘die Schraubenmutter’) – Pl. die Muttern = ung. anyacsavar)

(f) Sie hat nicht ein bisschen Mut, doch als Frucht – da ist sie gut!

(Homonymie: feige = ung. gyáva; die Feige – Pl. die Feigen = ung. füge) (g) Ich kann sein ein Federtier,

kann auch geben Wasser dir.

(Polysemie: der Hahn – Pl. die Hähne = ung. kakas + (‘der Wasserhahn’) ung.

vízcsap)

(h) Am liebsten möchte’ ich Künstler sein, bin aber auch ein Vogel klein,

eine Augenkrankheit gar!

Ruf mich nur! Ich bin ein …!

(Homonymie: der Star – Pl. die Stare = ung. seregély; der Star – Pl. selten: die Stare

= ung. hályog a szemen (z.B. der graue Star = szürke hályog); der Star – Pl. die Stars

= ung. sztár)

(i) In jedem Falle bin ich weiß – als Pferd und auf verdorbener Speis’.

(Homonymie: der Schimmel − Pl. die Schimmel = ung. fehér/szürke ló; der Schim-mel − nur im Sg. = ung. penész)

(j) Als Blumengebinde bin ich bekannt, als Vogel steck’ ich den Kopf in den Sand.

(Homonymie: der Strauß – Pl. die Sträuße = ung. (virág)csokor; der Strauß – Pl. die Strauße = ung. strucc)

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