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Die Schweiz war nach England das zweite Land, mit dessen Gelehrten Kalmár 1754, 1757 und von 1760 bis 1766 gelehrte Kontakte knüpfte. Kalmár präsentierte sich Schweizer Theologen und Altertumsforschern als vergleichender Sprach-und Kulturforscher, der sein theologisches Studium als Basis für seine sprachver-gleichenden und sprachphilosophischen Forschungen ansah und sein Wissen auf Reisen erweitern wollte. Johann Caspar Hagenbuch, der Freund Breitingers und wie dieser Altertumsforscher, Altphilologe und Theologe in Personalunion, erhielt im November 1760 ein Exemplar der Hebräisch-Grammatik95 und war beeindruckt von dem jungen ungarischen Gelehrten. Auch für jüngere Theologen und Altertumsforscher, Leonhard Usteri (geboren 1741) und Franz Samuel Schmidt (geboren 1737), war der weitgereiste Ungar ein Vorbild, wie wir aus einem Brief erfahren.96

94 [Johann Matthias Schröckh:] Rezension von Kalmár: Praecepta grammatica, Allgemeine deutsche Bibliothek 1777, Bd. 2, S. 816 (online im Katalog der UB der Uni Bielefeld.de).

95 Hagenbuch an Kalmár, aus Zürich, pridie Idus Novembris 1760; ZB Zürich: Ms. C 276 (1760), fol. 241.

96 Hagenbuch an Buxtorf, 1760, in: Ms C 276 (1760), Bl. 238; Friedrich Samuel Schmidt an Ha-genbuch, September 1760; ebd., fol. 239:Doctiss. [Leonhard] Usterius vester et Eruditiss: Kal-már Hungarus tuo me nomine inuisere, quos ita tractavi ut intelligerent commendationem Tuam mihi non fuisse vulgarem; prior Graeci alter Hebraici atque Arabici sermonis peritissi-mus uidetur.

Kalmár hielt sich seit Juni 1760 in Genf auf, um den Druck seiner hebräi-schen Grammatik zu beaufsichtigen. 140 Exemplare dieses Werks versandte Kalmár an Gelehrte und Bibliotheken.97Hagenbuch, Breitingers Freund, habe Kalmár geraten, Beck zu bitten, er möge in Basel 20 Subskribenten für die Heb-räisch-Grammatik gewinnen und für das Werk werben. Ein Exemplar ist in Ha-genbuchs Bibliothek überliefert. Im Dezember 1760 und im Juni 1767 war Kalmár in Zürich.98 Kalmárs Bibliothek enthält mehrere Drucke von Zürcher, Berner und Basler Gelehrten. Von Breitinger besaß Kalmár den Kommentar über die Idiotismen des Hebräischen.99

Die Universitätsbibliothek Bern besitzt ein Exemplar von Kalmárs hebräischer Grammatik, das vom Autor signiert und annotiert ist. Auf dem Titelblatt, im Vor-wort und am Ende profilierte sich Kalmár als Hebraist, der sich selbstbewusst in eine ehrwürdige Tradition von Bibelphilologen stellt, und widmete dieses Werk namhaften Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern, unter ihnen Breitinger und Johann Caspar Hagenbuch.

Genvina linguae hebraicae Grammatica sive vetvs illa sine Masoretharvm pvnctis hebraisandi via. Quam prius (A. Ae. Chr. MDCCLVI MM. Sext. Sept.) ingenui Discipuli sui, admodum reue-rendi P. Cyrilli, Equestris Academiae, quae Petrapoli est, Presbyteri, priuatum in usum, noua plane aptioreue methodo, delineatam; domi demum suae compluribus iisque Criticis augtam Scholiis, non modo discentium ac Docentium, sed etiam eorum, qui ad Criticen Sacram se comferunt, atque faciles in ea felicesque progressus desiderant, in gratiam, publici iam iuris esse uult Georgivs Kalmár, Hungaro-Pannon. a Tapoltzafo. Inoperatoriarum Academiarum Florentinarum adlegtus [!] Socius. Psal. XVIIII: 8.9.Genevae, typis P. Pellet, Typographi.

1760.100

Die Rückseite des Titelblatts nennt vier Hebraisten und Bibelübersetzer, welche das Studium des Hebräischen empfohlen haben: den Kirchenvater Hieronymus,101

97Bernhard: Zürich als Anziehungspunkt (Anm. 1), S. 255. Ich danke Prof. Dr. Claudia Wiener (München) für wertvolle Hilfe bei der Transkription und Übersetzung dieses Briefs.

98Ebd., S. 255257.

99Ebd., S. 257.

100 Das Titelblatt trägt eine handschriftliche Widmung:Bibliothecae Ill. Gymnasii Berna-tium offert Auctor. Oxoniae [Ein Datum ist nicht lesbar, da die Seite beschnitten ist.] Elegantis-simae Bernatum Bibliothecae obtulit Auctor 28. gbr. 60.

101Kalmár zitiert aus einem Brief des Hieronymus:Hieron.[ymus] Epist. ad Domnionem et Rogatianum. Vgl. Hieronymus: Liber de optimo genere interpretandi (ep. 57), hg. von G. J. M. Bartelink. Leiden 1980, S. 80f. Gemeint ist die Vorrede zu den Büchern Esdra und Nehemia, wo Hieronymus darüber informiert, dass er bei der Übersetzung des Neuen Testamentes bisweilen auf den hebräischen Text zurückgegangen sei, der nicht bei den LXX überliefert sei.

Gilbert Genebrard (1537–1597),102sowie zwei Gelehrte, die Kalmár selbst kennen ge-lernt hatte, Thomas Hunt103und Jakob Christoph Beck. Gerade die zeitgenössischen Hebraisten verwiesen auf die Notwendigkeit, sich zum besseren Verständnis der biblischen Textüberlieferung mit dem hebräischen Originaltext vertraut zu machen, was sogar Theologen der römischen Kirche eingestehen würden.

Kalmár widmete seine Einleitung zu seiner neuen lateinischen Grammatik des Hebräischen, die er als tenues conatus in rem hebraicam bezeichnet, allen Universitäten Europas, einschließlich Wittenberg, Padua, Königsberg, Löwen, Turin, Glasgow, Pisa, Klausenburg und Krakau, sowie den Gymnasia acade-mica in Zürich Bern, Genf, Bremen, Herborn und Lausanne, den Kollegien in Debrecen, Klausenburg, ferner den Seminarien in Mailand, Fünfkirchen, außer-dem den Gymnasien in Schaffhausen, Hannover, Chiavenna und Moskau, schließlich den Hohen Schulen in Ungarn. Das Büchlein enthält am Ende eine Liste internationaler Gelehrter, deren Aufmerksamkeit Kalmár gewinnen wollte, darunter eine Reihe von Zürcher Professoren, die Kalmár auch in seinen Briefen an Breitinger respektvoll erwähnt.

Johann Georg Hamann berichtete Johann Gotthelf Lindner am 25. Juli 1761 von der Begegnung mit Kalmárs Hebräisch-Grammatik. „Was ich in diesem Buch verstanden, ist elend Zeug, von dem ich auf das übrige schließe, das ich nicht Lust gehabt habe weder zu lesen noch näher anzusehen.“104 Hamann stört sich an der Neigung Kalmárs zu ungewöhnlichen, archaisch wirkenden Schreibweisen des Lateinischen und Hebräischen und findet seine Ankündi-gung wie auch die Liste der von ihm adressierten Gelehrten großsprecherisch.

Der Autor sei überdies ein „Cabbalist“. Es nehme ihn, Hamann, wunder, wie ein derartig eigenwilliger, bizarrer Sprachforscher daheim, d.h. in einer ungari-schen Landpfarre, wirken wolle:„Sacrificulus in pago et rusticos decipit,“sagt er spöttisch voraus –wir wissen über Kalmárs Tätigkeit in seiner Heimat aber so gut wie nichts.105

102 Kalmár zitiert aus einem Brief von Gilbert Genebrard (15371597), dem Professor für Heb-räisch am Collège Royal, an Benito Arias Montanus (15271598), einen spanischen Orientalis-ten und Editor der Antwerpener Polyglotte-Bibel.

103 Thomas Hunt, S. Th. P. R. S. Londin. Sod. Aedis Christi, quae Oxonii est, Canonicus, Linguae Hebraeae Prof. Regius, & Arabiae Praelector Laudianus, in Oratione de vsu & Praestantia Linguae Hebraeae:En uobis Textum Hebraicum, a Punctis Rabbiniciis liberatum! Editum cum doctiss.

N. Forster, S. TH.P. Collegii Corporis Christi Socii. Thomas Hunt (16961774) war in Oxford Pro-fessor für Altes Testament, dann für orientalische Sprachen, ab 1740 Mitglied der Royal Society, seit 1757 Mitglied der Society of Antiquarians.

104 Hamann an Johann Gotthelf Lindner, 25. Juli 1761, in: Ders.: Briefwechsel, Bd. 2, S. 98f.;

vgl. Hegedüs: Prodromus (Anm. 24), S. 140f.

105 Ebd.