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5 Der Text

5.4 Textanalyse

Textanalytische Verfahren sind Ergebnisse textlinguistischer Erkenntnispro-zesse, „die durch unterschiedliche Erkenntnisinteressen gesteuert werden“

(Feld-Knapp 2010b: 191). Linguistische Textanalysen werden sowohl in theo-retisch–begrifflicher, als auch in methodischer Hinsicht durch die

Textlin-guistik bestimmt. Die TextlinTextlin-guistik hat die Aufgabe, die Bedingungen und Regeln der Textkonstitution systematisch zu beschreiben und die Bedeutung der Textkonstitution für die Textrezeption darzustellen. Das Ziel linguisti-scher Textanalyse ist es, die Struktur und die kommunikative Funktion von Texten transparent zu machen und darzustellen (Brinker /Cölfen/Pappert 2014: 9).

Im empirischen Teil der Arbeit werden Sachtexte der Textsorte Bericht ei-ner textlinguistischen Analyse unterzogen. Wie bereits in Abschnitt 5.2 erläu-tert wurde, liegt der Analyse die kommunikative Textdefinition zugrunde, die den Text als sprachliche und kommunikative Einheit auffasst und somit eine strukturelle und funktionale Herangehensweise an den Text ermöglicht.

In der Textlinguistik wurden unterschiedliche Verfahren zur linguisti-schen Textanalyse entwickelt, die bei der Entwicklung meines eigenen Ver-fahrens für die vorliegende Textanalyse als Modelle dienten. Die Entwicklung meines Analyseverfahrens bedarf der Analyse vorhandener Analyseverfahren bzw. Analyseaspekte und der Auseinandersetzung mit grundlegenden Be-griffen textlinguistischer Analysen. Im Folgenden werden die Analyseverfah-ren von Brinker (1997) und Gross (1990), die für mein AnalyseverfahAnalyseverfah-ren Anhaltspunkte lieferten, vorgestellt und miteinander verglichen. Bei der Be-handlung vorhandener Verfahren wird auf Grundbegriffe in ihrer Bedeutung für die Durchführung der Analyse eingegangen. Anschließend daran wird das von mir entwickelte Textanalyseverfahren vorgestellt.

Einen wichtigen Anstoß bei der Konzipierung meines Analyseverfahrens bedeutete das Modell von Klaus Brinker (1997), das strukturelle sowie kom-munikativ–funktionale Aspekte umfasst, aufgrund deren die Analysekate-gorien unterschieden werden. Unter dem strukturellen Aspekt werden eine grammatische und eine thematische Strukturebene unterschieden. Auf der grammatischen Ebene ist die grammatische Kohärenz die zentrale Analyse-kategorie, „die auf den syntaktischen und semantischen Verknüpfungsbezie-hungen zwischen den Sätzen des Textes beruht“ (Brinker /Cölfen/Pappert 2014: 154). Die thematische Ebene bezieht sich auf die Struktur des Text-inhalts, wobei das Textthema und die Themenentfaltung als die wichtigsten Analysekategorien gesehen werden.

Der kommunikativ–funktionale Analyseaspekt betrifft den Handlungs-charakter des Textes, also die kommunikative Beziehung zwischen Emittent

und Rezipient. Bei diesem Aspekt fungiert die Textfunktion als Analysekate-gorie, wodurch die im Text dominierende Kommunikationsintention des Emittenten ausgedrückt wird. Bei Brinker wird über den strukturellen und funktionalen Aspekt hinaus auch der situative berücksichtigt, der sich auf die Kommunikationssituation bezieht (Brinker /Cölfen/Pappert 2014: 154ff.). Im Folgenden werden die einzelnen Analyseschritte in der von Brinker aufgrund methodischer Überlegungen vorgeschlagen Reihenfolge vorgestellt. Dement-sprechend geht man vom Text als Ganzem zu den konstituierenden Einheiten und Strukturen vor.

Im ersten Schritt erfolgt die Analyse des Kontextes unter dem Aspekt der Beschreibung kontextueller Merkmale und der Reflexion der Konsequenzen für die Textkonstitution. Im zweiten Schritt wird die Textfunktion unter unterschiedlichen Gesichtspunkten analysiert. Der dritte Schritt umfasst die Analyse der Textstruktur, die aus der Bestimmung des Textthemas, aus der Beschreibung der Themenentfaltung, der Art der Themenbehandlung und der die Thematik ausdrückenden sprachlichen Mittel besteht. Es ist zu beto-nen, dass die Beschreibungsebenen und -aspekte voneinander nicht isoliert werden können, da zwischen dem situativen und medialen Kontext, der Text-funktion, dem thematischen Aufbau und der grammatischen Struktur von Texten komplexe Beziehungen bestehen. Außerdem müssen die sprachlichen Mittel in ihrer textuellen Funktion beschrieben und untersucht werden (V.

Rada 2010 und 2014; Brinker/Cölfen/Pappert 2014: 156f.; Feld-Knapp 2018a).

Die Textstruktur kann auf der mikro- und makrostrukturellen Ebene untersucht werden. Auf der Mikroebene spielen die Verweisung, die textinter-nen und textextertextinter-nen Konnektoren, die Funktionale Satzperspektive, die The-ma–Rhema-Gliederung, die thematische Progression und die Tempusformen eine wichtige Rolle. Für die vorliegende Arbeit haben einerseits die Verwei-sung, wobei Konzepte der Stellvertretung, Wiederaufnahme und der Weiter-führung dominieren, andererseits die Textkonnektoren eine Schlüsselbedeu-tung (Feld-Knapp 2010b: 191). Auf der Makroebene sind die Bestimmung der Makrostrukturen und die Schemabildung von großem Belang.

Außer dem Textanalyseverfahren hat das Programm der linguistischen Textanalyse von Gross (1990: 108ff.), der wie Brinker den Text als eine kom-munikative und funktionale Einheit betrachtet, für die Entwicklung meines eigenen Analyseverfahrens weitere Anregungen gegeben. In Gross’ Modell

wird der Text auch unter funktional–pragmatischen und strukturell–gram-matischen Gesichtspunkten untersucht, die sich an diesem Punkt mit denen bei Brinker überschneiden.

Gross geht von einem überschaubaren, authentischen Text aus, der einer pragmatischen und grammatischen Analyse unterzogen wird. Im Rahmen der pragmatischen Analyse wird die Kommunikationssituation untersucht.

Das umfasst die Analyse des Autors, der Zielgruppe, die Intention des Autors, das Medium und die Textgliederung. Die grammatische Analyse konzentriert sich in erster Linie auf die transphrastische (satzübergreifende) Kohärenz und erstreckt sich auf die phonologische, syntaktische und semantische Ebene.

Auf der syntaktischen Ebene werden die Rekurrenz- und Verweisungsformen anhand von Artikelselektion, Proformen und Ellipsenverwendung, die Kon-nexion, die Verwendung von Wort- bzw. Satzgliedstellung und die Abfolge von Tempora, Aspekten, Aktionsarten und Modi untersucht. Auf der seman-tischen Ebene erfolgt die Untersuchung der Isotopie, der Informationsstruk-tur durch thematische Progression und der ArgumentationsstrukInformationsstruk-turen. Nach diesen Analyseschritten werden funktionale Bezüge der Beobachtungen un-tereinander untersucht.

Aufgrund der Auseinandersetzung mit den Modellen des Analyseverfah-rens von Brinker und Gross lässt sich feststellen, dass die beiden die gleichen Analyseaspekte umfassen und sich auf die funktionale, die strukturelle und die thematische Ebene erstrecken. Die bei Gross genannten Ebenen lassen sich der bei Brinker erläuterten Mikro- und Makrostruktur zuordnen. Beide fokussieren also sowohl die Oberflächenstruktur, als auch die semantische Texttiefenstruktur und beziehen darüber hinaus pragmatische Aspekte ein.

6 Besonderheiten der rezeptiven