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Die Erforschung der Besonderheiten der individuellen Mehrsprachigkeit lässt viele Herangehensweisen zu. Die vorliegende Arbeit stellt die Förderung der individuellen Mehrsprachigkeit in den Fokus und fügt sich dadurch in die Fachdiskussion über die Relevanz individueller Mehrsprachigkeit auf euro-päischer Ebene ein. Die Arbeit beschränkt sich auf den rezeptiven schrift-lichen Bereich.

Die vorliegende Abhandlung wurde durch die Analyse der gegenwärtigen bildungs- und sprachenpolitischen Situation angeregt, wozu festzustellen ist, dass der Förderung der Mehrsprachigkeit der Lernenden heute in Ungarn auf der bildungspolitischen Ebene große Bedeutung zugeschrieben wird. Für die erfolgreiche Umsetzung dieser Ziele sind empirische Arbeiten notwendig, die das komplexe Phänomen der Mehrsprachigkeit spezifisch im ungarischen Kontext untersuchen und neue Ergebnisse erbringen. Die vorliegende Unter-suchung fokussiert die Erforschung der individuellen Mehrsprachigkeit im rezeptiven Bereich.

Rezeptive Mehrsprachigkeit beinhaltet eine spezifische Sprachhandlungs-fähigkeit, die für den Bildungserfolg und für das erfolgreiche Agieren in der Wissensgesellschaft eine unabdingbare Voraussetzung bedeutet. Die Förde-rung der sprachlichen Handlungsfähigkeit ist eine vorrangige Zielsetzung im Fremdsprachenunterricht (FSU), in dem seit der pragmatischen Wende Spra-che als soziales Handeln betrachtet wird. Die individuelle Sprachhandlungs-fähigkeit wird in dieser Arbeit im Kontext der Mehrsprachigkeit behandelt.

Mit den Fragestellungen der Entwicklung und der Förderung der indi-viduellen Mehrsprachigkeit befassen sich zahlreiche Wissenschaften in unter-schiedlichen Annäherungen. Die vorliegende Arbeit knüpft an diese vorhan-denen Forschungen an und untersucht die Besonderheiten bzw. die spezifi-schen Merkmale der sprachlichen Handlungsfähigkeit von Sprachlernenden mit L1 Ungarisch in mehreren Sprachen im rezeptiven Bereich.

Um die Besonderheiten der sprachlichen Handlungsfähigkeit in mehre-ren Sprachen erforschen zu können, sind vor allem Erkenntnisse und For-schungsergebnisse der Lernpsychologie, der Spracherwerbsforschung, der Mehrsprachigkeitsforschung, der Leseforschung und der Textlinguistik von hoher Relevanz. Dementsprechend gliedert sich die Arbeit in vier theoreti-sche Kapitel, in denen die empiritheoreti-sche Forschung theoretisch begründet und eingebettet wird.

Da die sprachliche Handlungsfähigkeit von Lernenden im Kontext des institutionellen Fremdsprachenunterrichts untersucht wird, stehen im Mittel-punkt des ersten theoretischen Kapitels das Lernen und das Fremdsprachen-lernen, wobei zunächst Lernen als Forschungsgegenstand unterschiedlicher Disziplinen unter die Lupe genommen wird. Lernen wird außerdem im Kon-text der Sprachentwicklung behandelt, außerdem soll im Zusammenhang mit der Sprachentwicklung auch die Problematik der Bezeichnungen der Spra-chen je nach Erwerbsreihenfolge und -bedingungen analysiert werden.

Das zweite theoretische Kapitel widmet sich dem Thema der Mehrspra-chigkeit, dem zentralen Gegenstand der Arbeit. Nach einem Überblick über die Definitionsmöglichkeiten von Mehrsprachigkeit werden die Forschungs-kontexte, in denen Mehrsprachigkeit untersucht wird, kurz umrissen. Für die Arbeit sind Erkenntnisse der Spracherwerbsforschung von hoher Relevanz, daher widmet sich ein Teil des Kapitels der Etablierung der Spracherwerbs-forschung, anschließend wird die Erforschung der kognitiven und neurona-len Grundlagen der Mehrsprachigkeit in den Mittelpunkt gestellt.

Mehrsprachigkeit wird zudem im Kontext der Fremdsprachendidaktik behandelt, wobei die im Bereich der Lehrerforschung gewonnenen For-schungsergebnisse zur Mehrsprachigkeit sowie internationale didaktische Ansätze zur Erweiterung der sprachlichen Handlungsfähigkeit in ihrer Be-deutung für die Förderung der individuellen Mehrsprachigkeit im ungari-schen institutionellen Fremdsprachenunterricht dargestellt werden. Das Ka-pitel endet mit einer Auseinandersetzung mit forschungsmethodologischen Fragestellungen in der Mehrsprachigkeitsforschung.

Das nächste Kapitel fokussiert das Thema Lesen bzw. die Erkenntnisse der Leseforschung. Nach der Definierung und Abgrenzung von Lesen als Deko-dierung und Sprachhandlung steht die Auseinandersetzung mit dem Lesen im Kontext der Erst- bzw. in der Fremdsprache und mit deren spezifischen

Zügen im Mittelpunkt. Einen weiteren Schwerpunkt des Kapitels stellen zum einen Beschreibung und unterschiedliche Modellierungen der Lesekompe-tenz, zum anderen die Behandlung der Lesestrategien dar. Darüber hinaus werden Erkenntnisse der Disziplinen überblickt, in denen Lesen als For-schungsgegenstand wissenschaftlich erforscht wird.

Da den Forschungsgegenstand der empirischen Forschung der Text dar-stellt, wird im letzten theoretischen Kapitel der Text als Forschungsgegen-stand unterschiedlicher Diszpilinen behandelt. Außerdem werden Textbe-schreibungsmodelle und für die vorliegende Arbeit relevante Textanalyse-verfahren bzw. wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über den Prozess und die Modellierung der Textverarbeitung in den Mittelpunkt gestellt.

Nach der theoretischen Grundlegung werden im als Kernstück der Arbeit zu betrachtenden sechsten Kapitel die von mir durchgeführte fremdsprachen-didaktisch angelegte empirische Forschung zu den Besonderheiten der rezep-tiven individuellen Mehrsprachigkeit von Lernenden mit L1 Ungarisch und deren Ergebnisse in ihrer Bedeutung für die individuelle Mehrsprachigkeit vorgestellt.

Die Forschung setzte sich zum Ziel, die spezifischen Merkmale der sprachlichen Handlungsfähigkeit von Sprachlernenden mit der L1 Ungarisch im rezeptiven Bereich in mehreren Sprachen zu untersuchen. Im Rahmen der Forschung wurde der Frage nachgegangen, über welche Besonderheiten die sprachliche Handlungsfähigkeit von Lernenden in den drei untersuchten Sprachen (L1 Ungarisch, L2 und L3 Deutsch bzw. Englisch) verfügt und wie sich die rezeptive Mehrsprachigkeit der Rezipienten äußert.

Dabei wird davon ausgegangen, dass Textverstehen eine einzelsprachspe-zifische sprachliche und eine sprachenunabhängige kognitive Arbeit voraus-setzt. Es wird angenommen, dass Textverstehen eine sprachenunabhängige, zwischen den Sprachen transferierbare kognitive Fähigkeit ist und dass Unter-schiede zwischen den Sprachen in der sprachlichen Realisierung der Inhalte bestehen. Die sprachenspezifischen Besonderheiten der sprachlichen Arbeit ergeben sich aus den etymologischen, sprachtypologischen und sprachstruk-turellen Unterschieden zwischen den Sprachen, die zu unterschiedlichen Sprachfamilien gehören. Außerdem wird angenommen, dass Lernende mit L1 Ungarisch bei der Ausführung ihrer sprachlichen Handlungen (in diesem Fall beim Lesen von Texten in germanischen Sprachen) wegen der

sprachenspe-zifischen Besonderheiten und der zwischen den Sprachen bestehenden Un-terschiede eine andere kognitive Leistung erbringen müssen.

Den Forschungsgegenstand der empirischen Untersuchung stellen Texte dar, auf die sich die Datenerhebung bezieht. Die in die Forschung einbezo-genen Texte wurden nach den Kriterien des Sprachniveaus, des Themen-bereichs, der Textlänge und der Textsorte ausgewählt. Die Texte wurden aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht, die sich als eine Einheit betrach-ten lassen.

Erstens wird der jeweilige Text als statisches Objekt behandelt und einer textlinguistischen Analyse unterzogen. Exemplarische Textbeispiele der Text-sorte Bericht wurden in den drei Sprachen Ungarisch, Deutsch und Englisch mit textlinguistischen Mitteln aus der Forscherperspektive analysiert, um die Texte transparent zu machen und die textuelle Funktion der textgrammati-schen Mittel, die als Indikatoren für Textverarbeitungsprozesse fungieren, auf der Ebene der Textkohäsion zu ermitteln.

Zweitens wird der jeweilige Text im Prozess der Verarbeitung untersucht, wobei die mentalen, nicht sichtbaren kognitiven Prozesse der Textverarbei-tung der Probanden in mehreren Sprachen im Rahmen eines reflektierten Interviews erfasst bzw. beschrieben wurden. Der Text wurde bei der Verarbei-tung aus der Perspektive der Rezipienten untersucht, die zu ihrer Sprach-handlung gezielt befragt wurden. Das Ziel der Befragung war zu ermitteln, ob die Rezipienten auch die aus der Forscherperspektive bestimmten sprach-lichen Mittel im Leseprozess wahrnehmen und von diesen gelenkt werden.

Drittens steht der verstandene Text im Mittelpunkt, wobei der individuelle Prozess des Textverstehens objektiv überprüft wurde. Das Textverstehen wur-de mittels verstehenssichernwur-der und verstehenskontrollierenwur-der Fragen un-terstützt, um das Verstehen zu optimieren. Außerdem wurde der Verstehens-prozess von den Probanden aus ihrer subjektiven Sicht durch einen Frage-bogen reflektiert. Dabei haben sich die Probanden zu den Schwierigkeiten bei der Ausführung ihrer sprachlichen Handlungen in den drei Sprachen, zum Umgang mit dem Transfer zwischen den Sprachen und zu ihrem strategi-schen Leseverhalten geäußert.

Die durch die Forschung gewonnenen Ergebnisse werden sowohl quali-tativ, als auch quantitativ ausgewertet. Die Ergebnisse der Textanalyse, der Be-fragung zur Sprachhandlung und der Textverständniskontrolle werden

quali-tativ gedeutet. Die aus den Fragebögen zur Reflexion des eigenen Verstehens-prozesses gewonnenen Ergebnisse wurden einer computergestützten quanti-tativen Datenanalyse mit dem SPSS-Programm unterzogen.

Nach der Darstellung der Datenanalyse, die aus Platzgründen lediglich die exemplarische Vorstellung von zwei kompletten Analysen umfasst, werden die Forschungsergebnisse in ihrer Bedeutung für die individuelle Mehrspra-chigkeit vorgestellt. Bei der Vorstellung steht der Handlungscharakter bzw. die Handlungsqualität der Sprache im Mittelpunkt. Aufgrund der Forschungs-ergebnisse lassen sich die Qualität und die Besonderheiten der sprachlichen Handlungsfähigkeit der Probanden feststellen. Bei der Erfassung der Beson-derheiten der sprachlichen Handlungsfähigkeit wird zum einen die textuelle Funktion der sprachlichen Mittel für die Bezugnahme auf die Themawörter als Sprachhandlung und zum anderen die textuelle Funktion der sprachlichen Mittel für die Konnexion aus der Forscherperspektive berücksichtigt. Dar-über hinaus werden die Realisierung der Sprachhandlung aus der Rezipi-entenperspektive und der Beitrag der Sprachhandlungen zum Textverstehen vorgestellt.

Die Arbeit endet mit einem Fazit und einem Ausblick, in dem die For-schungsergebnisse in ihrer Bedeutung für die Förderung der individuellen Mehrsprachigkeit im institutionellen Fremdsprachenunterricht im ungari-schen Kontext umrissen werden.