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Realisierung der Sprachhandlungen aus der

6 Besonderheiten der rezeptiven

6.6 Forschungsergebnisse in ihrer Bedeutung

6.6.3 Realisierung der Sprachhandlungen aus der

Bei der Befragung wurden von den Probanden folgende Sprachhandlungen vollzogen:

⇨ die für das Textverstehen strategisch wichtigen Wörter in den einzelnen Sprachen finden

⇨ Themawörter in den einzelnen Sprachen identifizieren

⇨ Bezugnahmen auf die Themawörter in den einzelnen Sprachen finden

⇨ Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Bezugnahme auf die

Themawörter zwischen den Sprachen finden

⇨ textuelle Funktion und kohäsionsstiftende Kraft ausgewählter

Konnekto-ren in den einzelnen Sprachen erfassen

⇨ Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf die textuelle Funktion

der Konnektoren zwischen den Sprachen erfassen

Im Folgenden wird aufgrund der Analyse der Ergebnisse der mit den Pro-banden durchgeführten Befragung überblicksmäßig dargestellt, inwiefern sich die oben dargestellten Sprachhandlungen beim Lesen von Texten in drei Spra-chen auf der individuellen Ebene realisieren und wie sich die rezeptive Mehr-sprachigkeit der Probanden äußert.

Erstens werden die Tendenzen dargestellt, die beim Herausfinden der für das Textverstehen wichtigen Wörter in den einzelnen Sprachen bei den befragten zwanzig Probanden ermittelt worden sind. Im Mittelpunkt steht dabei, wie das Auffinden dieser Wörter in den einzelnen Sprachen erfolgte und warum die genannten Wörter ausgewählt wurden.

Bei der Begründung der Wahl der für das Textverstehen wichtigen griffe wurden zwei Tendenzen beobachtet: Einerseits wurden alle Be-griffe genannt und erst danach eine umfassende Begründung gegeben;

andererseits wurde die Wahl jedes genannten Begriffs sofort erläutert.

Letzterer Fall lässt auf eine größere Bewusstheit folgern: die Probanden, die auf diese Weise vorgegangen sind, haben die textuelle Funktion jedes genannten Textelementes vermutlich bewusst erkannt.

Aufgrund der Analyse der Sprachhandlung lässt sich feststellen, dass die Probanden in der Lage waren, in ihrer Muttersprache über Texte sowohl in der Muttersprache, als auch in unterschiedlichen Fremdsprachen zu reflektieren.

Bei der Begründung der Wahl der für das Verstehen wichtigen Wörter wurden die jeweiligen Textinhalte zusammengefasst. Das ist ein Hinweis dafür, dass die Probanden diese für das Verstehen unerlässlichen Wörter aus dem Inhalt ableiten konnten.

Über die Textzusammenfassung hinaus wurde die Wahl der genannten Begriffe auch damit begründet, dass durch diese Begriffe der Sinn des Textes erfasst werden kann.

Von einzelnen Probanden wurde die Wahl der Wörter auch damit be-gründet, dass die ausgewählten Wörter den Textzusammenhang bzw.

den Sinn des Textes sichern und der Text ohne diese nicht sinnvoll wäre.

Sie haben also die für den Textinhalt relevanten Wörter und Begriffe, die für das Verstehen die wichtigsten Informationen tragen, genannt.

Im Vergleich zur Textlänge wurde z.T. eine hohe Anzahl an Begriffen ge-nannt. Dies kann darauf hindeuten, dass der jeweilige Proband Schwie-rigkeiten damit hatte, die die wichtigsten Informationen tragenden Wör-ter im Text zu finden.

In Bezug auf die genannten Begriffe scheint wichtig, dass oft nicht nur Wörter, sondern auch Phrasen, Teilsätze und sogar ganze Sätze erwähnt worden sind.

Während der Analyse konnte ermittelt werden, dass die Begründung der Wahl der ausschlaggebenden Wörter in den drei Sprachen bei vielen Probanden identisch war, sie konnten also für das eigene Textverstehen wichtige Wörter bzw. Begriffe offensichtlich sprachenunabhängig, mit demselben Verfahren auswählen.

Auffallend ist, dass die Rolle bzw. die Nutzung des Titels bei der Nen-nung der wichtigen Wörter ebenfalls hervorgehoben wurde. Der Titel war in vielen Fällen wegweisend und die dazu am meisten passenden Wörter als für das Verstehen wichtige Wörter ausgewählt.

Im Falle der deutschen und englischen Texte wurde erwähnt, dass die Auffindung der wesentlichen Wörter auch dadurch beeinflusst wurde, welche Wörter den Probanden bekannt/unbekannt waren, so dass der Auswahlprozess dieser Wörter die jeweilige Sprachbasis, insbesondere ded Wortschatz, beeinflusst wurde.

Aus den Begründungen geht hervor, dass jene Wörter ausgewählt wur-den, die ganz eindeutig den Textinhalt erfassen. Die Begründung dafür lautete, dass die ausgewählten Wörter in dem Fall, dass sie aus dem Text herausgerissen und miteinander verbunden wären, auf den Textinhalt schließen ließen. In vielen Fällen wurden also Schlüsselbegriffe (von den Probanden auch Basisbegriffe genannt) erwähnt, die die Aufmerksam-keit der Lesenden leiten.

Die Probanden konnten die ausgewählten Wörter und Begriffe mit dem Textinhalt explizit in Verbindung setzen.

Bei einigen Probanden wurden die drei Sprachen bzw. der Inhalt der Texte in den drei Sprachen bereits bei der Nennung der für ihr Verstehen wichtigen Wörter verglichen. An dieser Stelle lässt sich noch einmal das ähnliche bis gleiche Textthema hervorheben, das den Lesenden mit der gleichen kognitiven Herausforderung konfrontiert.

Die Begründung spielt eine besonders wichtige Rolle: sie ist ein Signal dafür, wie bewusst Lesende mit dem Textinhalt umgehen können.

Es war auch typisch, dass die Probanden den Text in größere themati-sche Einheiten gegliedert und die einzelnen, für das Verstehen wichtigen Wörter diesen Einheiten zugeordnet haben, wobei der Text als Ganzes betrachtet wurde. Außerdem war bei der Nennung der wichtigen Wörter die Gliederung des Textes in Absätze ein wichtiger Anhaltspunkt.

Unter den Probanden fanden sich auch solche, die die genannten Ele-mente im Vergleich zueinander genannt und erläutert haben. Ein Begriff (oder der Titel) wurde in den Mittelpunkt gestellt und durch weitere ge-nannte Begriffe thematisch expliziert.

Bei der Begründung hoben die Probanden gelegentlich ebenfalls hervor, dass sich die ausgewählten Wörter mit dem Textthema eng verbinden lassen.

Zweitens sollen im Folgenden die Schlussfolgerungen bezüglich der Identifi-kation der Themawörter, der Bezugnahme auf diese Themawörter in den ein-zelnen Sprachen sowie der Erfassung der Merkmale beim Herausfinden der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede hinsichtlich der Bezugnahme auf die Themawörter zwischen den Sprachen zusammengefasst werden. Dabei wer-den die Rezipienten- und die Forscherperspektive integriert behandelt.

Von den Rezipienten wurden in allen drei Sprachen überwiegend die-selben Themawörter identifiziert wie in der Forscherperspektive. Diese Wörter sind zentrale, die wichtigen Informationen tragende Wörter, die im Text fortlaufend wiederaufgenommen werden und den Lesenden im Leseprozess leiten.

Die Probanden konnten durch die von ihnen genannten Themawörter den Leitfaden des Textes erfassen.

Es war auch typisch, dass die Probanden weniger Themawörter identifi-ziert haben als dies aus der Forscherperspektive der Fall war, was u.a.

daran liegen kann, dass sie die Themawörter, auf die weniger Bezug ge-nommen wird, nicht wahrgege-nommen haben.

Bei der Identifizierung der Themawörter spielte der Titel eine maßge-bende Rolle.

Es gab Probanden, die top-down gearbeitet, d.h. aus den zuerst ge-nannten umfassenden Themen die Themawörter abgeleitet haben.

Es gab auch welche, die keine Themawörter, sondern größere Themen-einheiten genannt haben, die mit den aus der Forscherperspektive er-mittelten Themawörtern nicht übereinstimmen.

In Bezug auf die identifizierten Themawörter in den drei Sprachen gab es zwischen der Rezipienten- und der Forscherperspektive ebenfalls Unterschiede. Die meisten Übereinstimmungen ließen sich bei den un-garischen und deutschen Texten ermitteln, während Abweichungen eher in den englischen Texten zu beobachten waren.

Es ist festzustellen, dass die aus der Rezipientenperspektive ermittelten Themawörter, die aus der Forscherperspektive nicht wahrgenommen wurden, für das Textverstehen ebenso zentral sind.

Aus der Rezipientenperspektive waren bei der ungarischen Sprache Wiederholungen, Synonyme und bedeutungsähnliche Ausdrücke die häufigsten sprachlichen Mittel der Bezugnahme auf die Themawörter;

außerdem wurden hier auch Pronomen sporadisch erwähnt. Die Flexive der Konjugation und die Possessivflexive, die aus der Forscherperspek-tive zu den dominantesten sprachlichen Mitteln der Bezugnahme im Ungarischen gehören, wurden von den Probanden kaum erkannt. Ein weiterer Unterschied ist, dass satzübergreifende Konnektoren, thema-tisch ähnliche Wörter und die Subjektrolle in den Sätzen als sprachliche Mittel der Bezugnahme von den Rezipienten nur im Ungarischen ge-nannt wurden.

In den beiden germanischen Sprachen galten aus der Rezipientenper-spektive die Pronomen, die Wiederholung, die Synonymie und die Wortbildungsmittel als die dominantesten sprachlichen Mittel der Be-zugnahme auf die Themawörter. Außerdem wurden die Rolle bzw. die Funktion der Artikel, die Passivkonstruktionen, die Verben bzw. Pro-nomen der dritten Person im Plural und die Temporal- und Lokal-adverbien als typische grammatische Mittel der deutschen Sprache her-vorgehoben. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Redemittel, die Textwiedergabe, die Zitate und die Beziehung zwischen einer Frage und einer Antwort zu den sprachlichen Mitteln gezählt. Im Englischen wur-den zusätzlich das Tempus, die Temporaladverbien, die Redemittel, die Konnektoren, die indirekte Rede, die rhetorische Frage, die Ironie und sogar literarische Mittel als Instrumente der Bezugnahme betrachtet.

Bei der integrierten Behandlung der drei Sprachen hinsichtlich der Be-zugnahme auf die Themawörter wurden auch aus der Rezipientenper-spektive die Wiederholung, die Synonymie, die bedeutungsähnlichen Ausdrücke und die Ellipse als sprachenunabhängige Mittel der Bezug-nahme ermittelt. Bei den sprachenabhängigen lassen sich mehr Unter-schiede zwischen der Rezipienten- und der Forscherperspektive beob-achten. Die für die germanischen Sprachen charakteristische Pronomi-nalisierung wurde von den Probanden zwar ebenfalls als wichtig er-kannt, weniger aber die für das Ungarische typische bestimmende Rolle der Flexive und die für die germanischen Sprachen typischen Pronomi-naladverbien.

Aus der Forscherperspektive wurde den Hyperonymie–Hyponymie-Be-ziehungen als sprachlichem Mittel der Bezugnahme eine große Bedeu-tung beigemessen, die von den Rezipienten allerdings nicht wahrge-nommen wurden. Die Probanden haben andererseits den logisch bzw.

semantisch bedingten Zusammenhang zwischen den Begriffen in allen Sprachen erkannt.

Die Probanden haben die sprachlichen Mittel der Bezugnahme auf die Themawörter in den einzelnen Sprachen erkannt und dabei die Begriffe

‚Verweis‘, ‚Verweiswörter‘ bzw. ‚Rückverweis‘ verwendet; die sprachli-chen Mittel, durch die sich die Bezugnahme realisiert, wurden dabei jedoch nicht immer expliziert.

Bei der Ermittlung der sprachlichen Mittel der Bezugnahme haben die Probanden auch die Textfunktion, die Textstruktur und den Textaufbau mit berücksichtigt. Es gab auch Probanden, die eher thematisch und in-haltlich an den Text herangegegangen sind und keine konkreten Mittel der Bezugnahme genannt haben.

Außerdem wurden die Sprachen aus der Rezipientenperspektive in Be-zug darauf verglichen, inwiefern sie über einen abwechslungsreichen Wortschatz zum Ausdruck der jeweiligen Konzepte verfügen.

Aus der Rezipientenperspektive wurden außerdem die Umschreibun-gen und ÜberleitunUmschreibun-gen als sprachliche Mittel der Bezugnahme Umschreibun-genannt.

Schließlich werden kurz noch die Tendenzen zusammengefasst, die sich aus der Analyse der Sprachhandlung zur Erfassung der textuellen Funktion und

der kohäsionsstiftenden Kraft ausgewählter Konnektoren in den einzelnen Sprachen und zur Erfassung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüg-lich der Textfunktion der Konnektoren zwischen den Sprachen ergeben:

Die Probanden konnten sowohl die verbindende, als auch die verwei-sende Funktion der Konnektoren in den drei Sprachen ermitteln. Sie konnten ebenso den Rück- und den Vorverweis auf Propositionen im Text identifizieren. Aus der Rezipientenperspektive wurden auch die-jenigen zu den Konnektoren gehörenden Junktionen, Pronomen und Pronominaladverbien ermittelt wie aus der Forscherperspektive. Die Probanden konnten auch bewusst einen Unterschied machen zwischen den Junktionen, die Sachverhalte miteinander verbinden, und den Pro-nomen bzw. Pronominaladverbien, die anaphorisch oder kataphorisch verweisen.

An einigen Stellen fehlte bei der Erklärung die linguistische Termino-logie, was die Wahrnehmung der textuellen Funktion allerdings nicht beeinflusst hat.

Die Probanden haben ebenfalls erkannt, dass die Ermittlung der textu-ellen Funktion der Konnektoren sprachenunabhängig erfolgen kann und sie in den drei analysierten Sprachen über die gleiche Textfunktion verfügen bzw. denselben Beitrag zur Textkohärenz leisten können.

Auch aus der Rezipientenperspektive wurde erkannt, dass die Konnek-toren in allen Sprachen satzübergreifend wirken.

Die Probanden haben die Unterschiede in Bezug auf die Bedeutung, die Frequenz und den Verwendungszweck von Konnektoren in den einzel-nen Sprachen explizit nachvollzogen.

6.6.4 Der Beitrag der Sprachhandlungen zum Textverstehen