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Über die Tätigkeit des Ordensreformers Leonhard Huntpichler OP in Ungarn

In document Auf Schmuggelpfaden (Pldal 142-148)

G ábor Sarbak

(B udapest)

D ie Forschungsstelle F ragm enta C odicum in B ibliothecis H ungáriáé arbeitet an der Edition der lateinischen H andschriftenfragm ente in Ungarn. D er dritte B and der R ei­

he F ragm enta et codices in bibliothecis H ungáriáé enthält die F ragm ente der ver­

schiedenen kirchlichen und w eltlichen Sam m lungen in der alten w estungarischen B ischofsstadt R aab (ung. G yőr).' Hier, in der B ibliothek des sog. N agyszem inárium i K önyvtár (G roßes Priestersem inar, seit einigen Jahren Egyházm egyei K incstár és K önyvtár genannt) sind zw ei riesige K om m entarbände von A ntonius de B utrio (1408) zu den D ekretalen G regors IX. zu finden.2

D ie E inbände d er großform atigen T rägerbücher (Höhe: ca. 49 cm ; Breite: ca. 28 cm ) bestehen aus stark abgeriebenen, deshalb kaum lesbaren Pergam entblättern - hö ch st­

w ahrscheinlich - m it den K om m entaren zum L ib er Sententiarum des Petrus Lom bar- dus von H ugolinus von O rvieto (H. M alabranca de U rbe Veteri, 1373) O ES A .3 Stärke und Stabilität verlieh dem E inband die enorm dicke Papier-M akulatur. D ie Inhalts­

analyse d er P ergam entblätter und der E inband-M akulatur w eisen eindeutig au f einen gelehrten D om inikaner und eine gute B ibliothek hin: auf L eonhard H untpichler und

Abbildung 1

' Vizkelety, András(Hg.): Mittelalterliche lateinische Handschriftenfragmente in Győr. Budapest: Balassi Kiadó, Gemeinschaftsausgabe mit dem Verlag Otto Harrassowitz, Wiesbaden, 1998 (= Fragmenta et Codices in Bibliothecis Hungáriáé, 3). - Der vorliegende Beitrag entstand im Rahmen des OTKA Förderungsprogramms T 029984.

2 A n t o n i u s d e B u t r i o : Completus super quinque libris Decretalium cum repertorio eiusdem cum privilegio ....

Venetiis, 1501 (Sign. VII. c. 36); D e r s .: Super teritio [sic] libro Decretalium. Venetiis, 1503; Super secundo lib­

re Decretalium. Venetiis, 1503; Rubrica De probationibus ... Venetiis, 1503 (Sign.: VII. c. 37; Sammelband).

3 Fragmenta et codices. Bd. 3, Nr. 17 und 18; St e g m ü l l e r, Fr ie d r ic h: Repertorium commentariorum in Senten- tias Petri Lombardi. Bd. 2, Würzburg, 1947, Nr. 378.

152 Gábor Sarbak

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Abbildung 2

die B üchersam m lung des D om inikanerkonvents in W ien.4 E ine nähere B eschäftigung mit d er P apier-M akulatur in bezug au f H untpichler lohnt sich, weil die A bsicht der K atalogreihe nicht in der ausgiebigen A ufarbeitung der M akulatur besteht. D ieses Ver­

fahren w ird gerechtfertigt durch die Tatsache, daß m ehrere B lätter in der M akulatur derselben H andschrift entnom m en sind, und ein großer Teil dieser B lätter m it H unt­

pichlers N am en zu verbinden ist. W ertvoll sind die in der M akulatur enthaltenen eigen­

händigen V erm erke des in W ien als L ector tätigen H untpichler au f einem dreieckigen Zettel von ca. 130x80 m m (Abb. 2).5 Ein anderes, handgeschriebenes B latt führt uns in die Z elle des L ektors und ist zugleich ein Z eugnis einer B uchleihe (A bb. I).6 D er in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts in B rixen geborene (B rixen im Thale, Tirol) H un tp ich ler spielte um die M itte des Jahrhunderts eine bedeutende R olle im L eben des W iener D om inikanerkonvents und der U niversität. E r begann seine Studi­

en 1421 an der A rtistenfakultät der W iener U niversität, 1423 w urde er baccalaureus artium , drei Jahre später m agister in artibus, und als m agister novellus hielt er auch V orlesungen. D anach ging er w ohl nach U ngarn, wo er höchstw ahrscheinlich eine

„P artikularschule“ od er „L ateinschule“ leitete; über seinen A ufenthalt in U ngarn ist uns N äheres nicht b ekannt.7 S eine angebliche L ehrtätigkeit in U ngarn m ußte rasch ein

Der Ordensreformer Huntpichler 153

Huntpichler (-puhler, Hundsbichler), Leonhard. - In: Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon.

Begr. v. Wo l fc a n g St a m m l e r; fo rtg ef. v. Ka r l La n o o s c h. 2., v ö llig n eu b earb . A u fl. u n te r M ita rb . z a h lre ic h e r

9 Johannes Nider führte den Konvent zur Observanz 1434, und der Konvent galt als Zentrum der Ordensreform und der Wissenschaften: Selbst Aeneas Sylvius lobte sie ( Fr a n k: Huntpichler, S. 329f.; Ha r s á n y i: A Domon­

kosrend, S. 39), und ein unbekannter Ungar schrieb in einem Brief Gutes über die Verhältnisse im Konvent (Fr a n k: Der antikonziliaristische Dominikaner, S. 370, Anm. 75; vgl. Dominikanerkonvent, Cod. 70/291, Nr.

114, fol. 45r). Nebenbei ist noch zu erwähnen, daß der von Herzog Leopold VII. im Jahre 1226 gegründete Wiener Konvent von Ungarn aus bevölkert wurde, vgl. Pfe iffe r. Nik o l a u s: Die ungarische Dominikaner­

ordensprovinz von ihrer Gründung 1221 bis zur Tatarenwüstung 1241-1242. Zürich, 1913, S. 26.

10 Fr a n k: Huntpichler. S. 3 2 4 . Diese Angabe kennen wir heute aufgrund der Schrift von Huntpichler: „Anno 4 3 in octava omnium sanctorum incepi prímám partém sancti Thome“, Fragment Nr. I des Dominikanerkonvents in Wien; vgl. Fr a n k: Der antikonziliaristische Dominikaner, S. 55 , Anm. 67 . - In den Klöstern der Observanz spielten die Studien, besonders die des Aquinaten, eine bedeutende Rolle, vgl. Fr a n k: Der antikonziliaristische Dominikaner, S. 371 f. So ist es leicht erklärbar, daß sich in der Einbandmakulatur der Antonius-de-Butrio-Bände in Raab viele Summa theologiae-Fragmenle befinden.

II Fr a n k: Hausstudium, S. 22 3 .

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Z ur Z eit seines ersten - angeblichen - A ufenthaltes in U ngarn w ar L eonhard H unt­

pichler noch nicht M itglied des D om inikanerordens. Als A nlaß für die zw eite R eise diente ihm die R eform der ungarischen O rdensprovinz, d.h. die E inführung der O bservanz (reguláris observantia). Vom S om m er 1454 bis S om m er des folgenden Jahres arbeitete H untpichler als vicarius generalis conventuum reform atorum in reg- nis et terris serenissim i regis L a d isla i.u D er G ouverneur János H unyadi betrieb zu­

sam m en m it D énes Szécsi, E rzbischof von G ran (ung. E sztergom ), und Á goston, B isch o f von R aab seit 1452, die E inführung der R eform in den ungarischen D om ini­

k an erk lö stern , sie sahen näm lich das reform ierte K o nventleben zu r Z eit der V erhandlungen m it dem K önig L adislaus V. in W ien aus der N ä h e .'4 D ie in W ien w eilenden D eputierten des ungarischen L andtags zu Preßburg (ung. P ozsony) baten Papst N icolaus V. um H ilfe, dam it sie den allgem einen Verfall der ungarischen O rdensprovinz verhindern könnten; sie baten den Papst in einem B rie f um die E rn eu ­ erung d er D isziplin; „ut deputetur [...] aliquis fráter in vicarium dicti ordinis in regno nostro prefato H ungarie cum plena qua debet potestate, qui scilicet in observancia regulari plene edoctus lapsum predicti ordinis reparare valeat et fratres ad vere obser- vancie viam reducere“ ,15 w o auch der K onvent von Raab erw ähnt w urde: „ut prefatus conventus civitatis nostre Jauriensis reform etur, quantum possibile fu erit.“ 16 D ie D urchführung der R eform w ar von dem W iener K onvent und dem angesehenen L eonhard H untpichler zu erw arten. N och im A pril desselben Jahres bat der u nga­

rische O rdensprivinzial a u f A nregung eines B riefes von D énes Szécsi, dem E rzbi­

schof von G ran, um die B eförderung einer R eform in den K onventen zu R aab und O fen (ung. B u d a).17 D er W iener K onvent hatte zu dieser Z eit übrigens schon genü­

gend M önche - m ehr als 70 lebten da - , so konnte er die nach U ngarn zu entsenden­

den M önche en tb eh re n .18 H untpichler begann w egen seiner anderw eitigen A ufgaben noch nicht, die Problem e der ungarischen D om inikaner zu lösen. A us einem B rief von A eneas Sylvius Piccolom ini kann m an d arau f schließen, daß in Sachen der R e­

form irgend etw as schon früher begonnen hatte, aber gescheitert war: „P ropter non- nulla negotia pia et praecipue occasione quarundam plantationum in regno H ungáriáé noviter introductarum sub reform atione regulae quae iam illic erat om nino aboleta.“19

12 Dekanatsjahre: 1453, 1460, 1463, 1468; vgl. Asc h b a c h: Geschichte, S. 535; Uib l e in, Pa u l(Hg ): Die Akten der Theologischen Fakultät der Universität Wien, 1396-1508. Wien: Verband der wissenschaftlichen Gesell­

schaften Österreichs, 1978.

13 Fr a n k: Huntpichler, S. 33 1 .

14 Im Jahre 1454 erließ Fábián Igali, Provinzial der ungarischen Franziskaner die Reformstatuten seines Ordens;

vgl. Ma g y a r, Ar n o l d: Die Ungarischen Reformstatuten des Fabian Igali aus dem Jahre 1454. Vorgeschichte und Auswirkungen der Statuten. - In: Archívum Franciscanum Historicum 64 (1971), S. 71-122.

15 Ha r s ä n y i: A Domonkosrend, S. 41; Mo r t ie r, A .: Histoire des Maîtres Généraux de l'Ordre des Frères Prê­

cheurs. (5 Bde.) Paris, 1903-1911, hier Bd. 4, S. 461, vgl. Wien, Dominikanerbibliothek Cod. 291, 45v.

16 Mo r t ie r: Histoire, S. 463; vgl. Ha r s ä n y i: A Domonkosrend, S. 44; und Wien, Dominikanerbibliothek Cod.

2 9 1 ,48r-v.

17 Im Kloster zu Ofen: „tamquam in capite et corde regni“; Ha r s ä n y i: A Domonkosrend, S. 43ff.

18 Pe r g e r, Ric h a r d; Br a u n e is, Wa l t h e r: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. W ien , Hamburg, 1977, S. 150.

19 Wiener Neustadt, am 12. November 1452; Ha rsä n y i: A Domonkosrend. S. 48f.; ferner: Fe rra r iu s, Sig ism u n d u s:

Der Ordensreformer Huntpichler 155 E rst im S om m er 1454 m achte sich der G eneralvikar H untpichler m it einigen B eglei­

tern über R aab und O fen a u f den W eg nach K aschau (ung. K assa), und w ahrschein­

lich kehrten sie unterw egs auch in ihre eigenen K löster ein:20 „Iam cum fratribus aliquot ad reform acionem conventus nostri C assoviensis iter facio.“21 Es ist nicht aus­

zuschließen, daß R aab und O fen die R eform in irgendeinem M aße akzeptierten, so konnte auch das große und angesehene K loster K aschau an die R eihe kom m en. D er O rdensgeneral ernannte in seinem B rief vom 23. A pril 1455 H untpichler zum G ene­

ralvikar (vicarius generalis) über der ungarischen O bservanz.22 A us dem am 17. Juli 1457 geschriebenen B rief von Jacobus Riecher, dem N achfolger H untpichlers, geht eindeutig hervor, daß H untpichler m ehrere K onvente reform ierte.23 D er N am e L eon­

hard H untpichler ist aufs engste m it den erfolgreichen R eform en der ungarischen D om inikanerklöster verbunden, und m it großer W ahrscheinlichkeit w urde der G rund­

stein für die kom m ende B lütezeit von dieser R eform tätigkeit gelegt, und sie erm ög­

lichte die G ründung ein er ganzen R eihe von K löstern der O bservanten (z.B. Cobor- szentm ihály, K o m itat B odrog; K örösszeg, K o m itat B ihar; L áb atlan , K o m itat E sztergom ).24

D ie heute in R aab verw ahrten H untpichler-Fragm ente kam en leider nicht au f diesem W ege von W ien nach Raab, obw ohl L eonhard H untpichler diesen W eg sicherlich m ehrm als zurücklegte.25 Es ist so gut w ie sicher, daß sich H untpichler nicht ohne B ücher a u f den W eg m achte, aber er hinterließ sie nicht in Raab. A ngesichts des trau­

rigen Z ustands des K onvents zu R aab hätte eine zufällig dort hängengebliebene H unt- pichler-H andschrift m it S icherheit nicht erhalten bleiben können.26 D as Trägerbuch selbst, dessen E inband die B lätter der auseinandergeschnittenen Papierhandschriften enthielt, bildete einen Teil des N achlasses des D om herrn zu Raab, des B ibliophilen S án d o r B alogh (gest. 1810).27 B alogh kaufte in W ien B ü ch er an, m it aller

De rebus Hungaricae Provinciáé Ordinis Praedicalorum, partibus quatuor, et octo libris distributi commentarii.

Viennae Austriae: Typis Matthaei Formicae in Aula Coloniensi, 1637, S. 588.

20 Wahrscheinlich hatte er unterwegs den Konvent zu Komom (ung. Komárom) und die Königsstadt Gran be­

sucht, er kann auch in Ofen auf der Burg gewesen sein, auf der Haseninsel (Insula leporum; heute: Margitsziget, dt. Margareteninsel) und in Pest, bevor er seinen Weg nach Kaschau fortsetzte.

21 Ofen, am 7. Juni 1454. - In: Fe r r a r iu s: De rebus, S. 589f. (Wien, Dominikanerbibliothek Cod. 9/9, 45r);

Fr a n k: Huntpichler, S. 332.

22 „commisi vobis [...] curam reformátorom conventuum provincieUngarie“: Ha r sá n y i: A Domonkosrend, S. 51 f.

23 „super conventus per rev. Magistrum Leonardum reformatos“: ebd., S. 57.

24 V g l. F. R o m h á n y i, B e a t r i x : Kolostorok és társaskáptalanok a középkori Magyarországon. Katalógus [K lö s­

te r u n d K o lle g ia tstifte im m itte la lte rlic h e n U n g a rn . K a talo g ]. B u d ap e st: P y th e a s, 2000.25 A n d rá s H a rsá n y i d a ch te n o c h , d a ß „ d e r n ic h t in s e in e r E ig e n s c h a ft als L e h re r, a b e r d o c h s e h r b e rü h m te M a g is te r L e o n a rd u s de B rix e n th a l a u c h B ü c h e r m it sic h g e b ra c h t h a b en k a n n .“ : H a r s á n y i : A Domonkosrend, S. 292.

26 Bis 1447 war in Raab österreichisches Militär stationiert, und 1475 durften die Mönche im ganzen Land we­

gen des Zustands ihres an einem heute nicht mehr festzustellenden Ort befindlichen Klostergebäudes (in subur- bio, urkundlich belegt aus dem Jahr 1518), um die Renovierungskosten aufbringen zu können, mit Genehmigung betteln. 1529 wütete in Raab ein Großbrand, und wir wissen nicht, ob die Dominikaner davon verschont blieben.

Die letzte Angabe stammt aus dem Jahr 1539, als sie nämlich dem Konvent 5 Florini hinterließen. Nach 1542 wird das Kloster nirgendwo mehr erwähnt, vgl. Bedy, Vin c e: Győr katolikus vallásos életének múltja [Das religiöse Leben der Katholiken von Raab in der Vergangenheit]. Győr, 1939, S. 39ff. (= Győregyházmegye múltjából, 5).

27 Über Balogh vgl. die Schriften von Vince Bedy.

W ahrscheinlichkeit stam m ten auch diese zwei B ände von dort, ursprünglich von den W iener D om inikanern.28 Es ist lediglich dem Zufall zuzuschreiben, daß diese B ände in R aab auftauchten, w o es im M ittelalter zufällig ein D om inikanerkloster gab und wo sich auch der A utor und ehem alige E igentüm er dieser B ücher um die M itte des 15.

Jahrhunderts aufgehalten haben muß.

2K T h e o d o r G o ttlie b b e ric h te t ü b e r d as V ersch w in d en m e h re re r B ü c h e r a u s d e m B e sta n d d e r W ie n e r D o m in ik a ­ n e rb ib lio th e k seit d e r z w e ite n H älfte d e s 16. Ja h rh u n d e rts; s. G o t t l i e b , T h e o d o r : Mittelalterliche Biliothekska- taloge Österreichs. B d. I: Niederösterreich. W ie n , 1915, S. 2 8 4 ff.

Zum Wirken des päpstlichen Legaten

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