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Jan Hus und der Vers Lukas 14,23

In document Auf Schmuggelpfaden (Pldal 164-170)

W ir alle w issen, w ie die S ch riften d e r gelehrten m ittelalterlich en A utoren m it Z itaten g e fü llt sind. A u f die B ibel, die S entenzen d er K irch en v äter {patres) und der anerk an n ten A u to ritäten zu verw eisen, gehörte zum R üstzeug und zum g u ten R u f eines je d e n m ittelalterlich en g ebildeten V erfassers. A uch M eister Jan H us w a r keine A u sn ah m e,' e r sp arte in d e r Tat n ich t m it V erw eisen a u f die S ch rift und resp ek tierte seine L ehrer: D as N etz von Z itaten sollte den S ch riften - ähnlich w ie bei anderen zeitgenössischen A utoren - G laubw ürdigkeit und G ew icht verleihen und sie zugleich auch stilistisch aussch m ü ck en .

U nter den Sentenzen, die H us in seine R eden und Schriften einarbeitete, genossen Z itate aus der B ibel, die als authentisches W ort des H errn galten, eine V orrangstel­

lung. Es w äre sicher interessant zu bestim m en, w elche Stellen von H us vor allem aus­

gesucht w urden, w elche er für besonders zutreffend und einer ständigen V ergegenw är­

tigung für w ert befand. S olche F eststellungen sind aber nicht m öglich angesichts der b ish er n ich t abgeschlossenen kritischen H erausgabe des literarischen N achlasses von M eister Jan H us, d er vielfach noch in seinen H andschriften vergraben ist.2

M an kann jed o c h schon je tz t eine vorläufige K lassifizierung und A nalyse vornehm en und m it ein er gew issen L izenz auch unter den B ibelzitaten differenzieren. E inige Verse tauchen bei den verschiedensten A nlässen, andere dagegen nur selten oder überhaupt nicht auf. V ieles w urde durch die O rdnung des K irchenjahres und durch die eingeführte Perikopenfolge bestim m t, m anches w ar aber auch von d er persönlichen A usw ahl des A utors abhängig.

D ie ein zeln en B ib elsp rü ch e w urden von versch ied en en G lossatoren u n tersch ied lich ausgelegt. M an ch e Z itate blieben u n b estritten , w ährend andere von In terp retatio n en b eg leitet w aren. Zu d en k o n tro v ers bew erteten g eh ö rt das Z itat aus dem E v an ­ g elium nach L ukas (L c 14,23), das an die W orte des H errn an seinen D ie n e r e rin ­ nert, die G elad en e n , falls erfo rd erlich , m it G ew alt zu dem von ihm g egebenen A bendm ahl zu bringen.

' Vid m a n o vA, A.: Autenticnost Husovych citdtü. - In: Filosoficky casopis 18 (1970), p. 1018-1024; Die s.:

Zitationsprobleme zur Zeit des Konstanter Konzils. - In: Communio viatorum 40 (1998), no. 1, p. 16-32.

2 Dies.: Zdkladni vyddni spisü M. Jana Husa. Praha, 1999. Cfr. Dies.: K tzv. Husove bibli. - In: Studie o rukopisech 25 (1986), p. 33-45.

174 Pavel S punar

D ie A uslegung dieses Verses w ar in der G eschichte der E xegese nicht eindeutig. E r konnte sow ohl E roberungszüge als auch Strafsanktionen rechtfertigen. D ie w ider­

sprüchliche T radition reicht bis in die Z eit von A urelius A ugustinus und seiner K äm ­ pfe m it den D onatisten zurück.3 D ie problem atische A uslegung erw ies auch gute D ien ste in den A u sein an d ersetzu n g en d er katholischen K irch e m it den H äretik ern und ist später sogar als R echtsprinzip form uliert w orden.4 So w ie d er biblische G ast­

g eb er dem D ie n er befah l, die G äste m it G ew alt an seinen T isch zu fü h ren , so w ürde d er H e rr auch erzw in g en , die vom richtigen W eg ab gekom m enen und irreg efü h rten S ch äflein m it allen M itteln in seinen P ferch zurück zu b rin g en . So rech tfertig te dieser Vers in d e r au g u stin isch en In terp retatio n w ährend d er In q u isitio n auch harte M aßn ah m en und erm ö g lich te es, in versch ied en en K o n flik tsitu atio n en G ew alt an ­ zuw enden. D ie kath o lisc h e K irche suchte zw ar v ersch ied en e W ege zu r M ild eru n g d ieser harten W eisung,5 aber ihre E rklärungen und E ntschuldigungen w irkten eher abenteuerlich und nicht überzeugend.

M eister Jan H us kannte begreiflicherw eise den Vers Lc 14,23 und auch dessen B edeu­

tung, er taucht in seinem literarischen W erk allerdings nicht häufig auf. O bw ohl Hus in einer Z eit ernster K ontroversen lebte, suchte er der gew alttätigen D eutung der W or­

te des E vangelium s eher auszuw eichen. D ie „aggressive“ M ission w urde von ihm en t­

schieden nicht voll gew ürdigt, und er betrachtete die A ufforderung „com pelle in trare“

(Lc 14,23) nicht als Z ündkapsel, die zur E ntfesselung von G ew alt führen sollte.

D er L ukas-T ext ü b er den aggressiven G astgeber (Lc 14,23) w ird im L aufe des K irchenjahres am zw eiten Sonntag nach der H eiligen D reifaltigkeit gelesen. H u s’

exegetische A nm erkungen finden w ir schon in seiner Postille C ollecta,6 die in die Zeit zw ischen dem 30. N ovem ber 1404 und dem 21. N ovem ber 1405 fällt und deshalb als literarischer Text höchstw ahrscheinlich erst 1406 beendet w urde. Im E inklang m it der Tradition w ird der Text von H us allegorisch ausgelegt. D er freigebige G astgeber ist Jesus C hristus, das G astm ahl ist ein A ngebot ew iger E rlösung an V örbestim m te, das A ussenden des D ieners (der A postel und Propheten) ein Z eichen der D em ut.7 D er D iener bem ühte sich vergeblich, und erst als er zum dritten M al die A nw eisung erhielt, zw ang e r die G eladenen zum K om m en.8 H us reagiert nur vage au f die dram a­

tische Stelle des E vangelium stextes: G em äß den W orten von L ukas sind w ir zum

1 CSEL (Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, hg. von der Wiener Akademie der Wissenschaften, 1866ff.) 53, 226 sq.; Ka d l e c, J: Cirkevnidejiny 1. (Scriptum) 3. Aufl. Litomcfice, 1983.

4 Decretum Gratiani 1 (1881), p. 917-919 (C. 23, cap. 38, q. 4).

5 Ka d l e c, o. c., p. 148.

6 BartoS, F. M.; Spunar, P.: Soupispramenü k literdrnicinnosti M. Jana Husa a M. Jeronyma Prazskeho. Praha, 1965, no. 88; M. lohannis Hus Sermones de tempore qui Collecta dicuntur. Ed. A. SchmidtovA [Vidmanovä], Pragae, 1959, p. 303-308.

1 Ibid., p. 303-304: „Homo ergo quidam, scilicet singularis, ‘quid est’, ait Augustinus in sermone, ‘nisi media­

tor Dei et hominum Cristus Iesus?’ Hie fecit cenam magnam, quia omnibus predestinatis preparavit etemam glo- riam. [...] Humiles autem eius et diligens invitacio ostenditur, quia misit servum suum, id est multitudinem prophetarum et apostolorum. Ecce humilitas. Misit enim dignissimos pro indignis, ymmo et solus de throno maiestatis descendit, ut miseros invitaret. Diligencia autem patet, quia ter in ewangelio servum mittit.“

* Ibid., p. 304: „Nam primo dicitur: ‘Misit servum suum’ (Lc 14,21). Secundo: ‘Exi cito in vocis et plateas civi­

tatis’ (Lc 14,23). Tercio: ‘Exi in vias et sepes et compelle intrare’ (Lc 14,23).“

Jan Hus und der Vers Lukas 14,23 175 G astm ahl nicht geladen, sondern w ir w erden hingeführt, aber nicht nu r hingeführt, sondern auch eingeladen („in ew angelio ergo ad cenam vocati sum us; ym m o alii vo- cati, nos non vocati, sed ducti; non solum ducti sed eciam vocati“).9

F ü n f Jahre sp äter benutzten Jan H us und seine Freunde das um strittene Z itat in der notariellen N iederschrift über die A bberufung von Papst Johann X X III., die gegen die V erlautbarung des E rzbischofs Zbynek vom 16. Juni 1410 über das H erausgeben von W iclifs B üchern zum V erbrennen und das Verbot von Predigten in den K irchen gerichtet w ar.10 D ie A utoren zitierten den Vers im Z usam m enhang m it der E inschrän­

kung des Predigens von G ottes W ort außerhalb der K irchen und erinnerten daran, daß m an m ehr a u f G ott als au f die M enschen hören m üsse.11

D as T hem a des G astm ahls und der W eisung, die G äste auch m it G ew alt hinzubringen (Lc 14,23), ist zum zentralen M otiv von H u s’ Predigt am zw eiten Sonntag nach der Hl. D reifaltigkeit und der sogenannten B ethlehem spredigten (Serm ones in Bethlehem ) in den Jahren 1410 und 1411 gew orden.12 H ier vertiefte sich Hus schon m ehr in die B otschaft des E vangelium s. D ie vom W ege abgekom m enen und ungehorsam en Schäflein („com pelle intrare“) zu dem vorbereiteten und heilbringenden G astm ahl zu zw ingen, w ar A ufgabe und Pflicht der w eltlichen H erren, die den A uftrag C hristi gel­

tend m achten. D iese um gürteten sich m it dem w eltlichen S chw ert nicht allein aus Liebe, sondern sie taten es aus der ihnen anvertrauten Pflicht, die heim zusuchen, die sich taub stellten zur E inladung des H errn. H us gedachte der beiden D iener, die eine schw ere A ufgabe erhielten. D er erste ist im G eiste der üblichen A llegorien geistigen W esens, w ährend der zw eite die m it einem S chw ert bew affnete und das G esetz C hristi schützende w eltliche M acht darstellt. W er sich dagegen auflehnen sollte, w ird elend zu g ru n d eg eh en .'3 H us hatte offensichtlich die gegenw ärtige Lage in Böhm en und die M achtrolle von K önig W enzel im Sinn. D ieser sollte verm öge seines A m tes das G ottesgesetz verteidigen und dessen W idersacher unterdrücken.14 D ie Ü bero rd ­ nung d er w eltlichen (königlichen) M acht über die geistliche entsprach dam als dem Interesse d er R eform er und K ritiker der offiziellen K irche,15 obw ohl deren Position in spiritualibus bislang nicht ernstlich gefährdet w ar.16 A u f je d en Fall w ußte H us die dam alige A tm osphäre zu nutzen, indem e r seine P redigten d arau f richtete, die B

edeu-• Ibid.

10 B a r t o S ; S p u n a r , o. c ., n o . 161; M. Jana Húsa Korespondence a dokumenty. Ed. V. N o v o t n y , Praha, 1920, no. 17.

" Ibid., p. 67: „Sed quia Deo est magis obediendum quam hominibus in hiis, que sunt necessaria ad salutem 12 B a r t o S ; S p u n a r , o. c., no . 93; M. Iohannis Hus Sermones in capella Betlehem. Ed. V. F l a j S h a n s . IV, VKŐSN, 1941, p. 214-216.

13 Ibid., p. 215: ,Jscce, hie due servi colliguntur, qui debent ad cenam Domini vocare invitatos. Primus est spi­

rituális, qui debet vocare ad cenam Domini, alius est secularis, qui datus est gladius ideo, ut defendat legem Dei.

[...] Qui vero legem Dei defendere non curabant, miserrime interierunt et [alia] sunt absorpti.“

14 Ibid.: „Rex igitur debet ex vi sui officii defendere legem Dei et compellere rebelles eciam spirituales contra legem Dei facientes.“

13 Ibid., p. 216: „Nam seculares sunt in ordine geadus et dignitatis secularis, ut sic, superiores spiritualibus et debent subici ipsis spirituales in licitis exemplo Iesu Christi, qzu Pylato subici voluit ex voluntate sui Patris, ymmo et Cesari in tributi dacione“

14 Ibid.: „Quamvis turn e converso in statu spiritual] eciam spirituales secularibus preferentur“

176 Pavel Spunar

tung d er w eltlichen M acht zu festigen. E r tat dies zw ar nicht in radikaler W eise, aber dennoch leisteten die W orte des Evangelium s nach Lukas (Lc 14,23) seiner kritischen E instellung zur K irche einen guten D ienst.

Zu dem Vers kehrte er auch in d er Predigt am 21. Juni 1411 zurück, die jed o ch hin­

sichtlich V erfasser und F unktion noch nicht fest eingeordnet w erden k o n n te.17 E r hielt eine R ede zu dem bekannten Text („Et ait dom inus servo: Exi in vias et sepes, et com - pelle intrare, ut im pleatur dom us m ea“, Lc 14,23), die eine R eaktion au f das Interdikt des E rzbischofs Z bynek Z ajic von H asenburg vom 2. M ai 1411 darstellte, K önig W enzel unterstützte und sein R echt belegte, die G eistlichen zu G ottesdiensten zu zw ingen - und zw ar trotz des V erbotes der K irchenobrigkeit. H us erinnerte hier an die beiden D iener G ottes: an den einen, der die G äste (die G läubigen) anspricht und den geistlichen Stand darstellt, und an den anderen, der sie zum G ehorsam zw ingt und den w eltlichen S tand repräsentiert.18 E r erklärte, w ann m an zu gehorchen hatte und w ann m an sich dagegen nicht nach dem B eispiel richten sollte, und m einte, daß der w ichtig­

ste w eltliche D ien er im K önigreich der K önig sei, dem sich sow ohl die G eistlichen als auch die w eltlichen M enschen unterzuordnen haben.19 E r erw ähnte das A lte T esta­

m ent und führte verschiedene B eispiele aus den E vangelien an. D er K önig ist ein D ie­

n er G ottes, er dient ihm m it seinem S chw ert und hat das R echt, die S chlechten zum G uten zu führen (sie zu zw ingen), ob sie nun dem geistlichen oder dem w eltlichen Stand angehören.20 E r b erief sich au f W iclif und stellte fest, daß die w eltlichen H erren allerdings keine geistlichen B efugnisse besitzen, um die Söhne G ottes zu bekehren.21 G ott kann m an sich nur freiw illig nähern.22

Jede G ew alt ist bedrückend und w idersprüchlich. D eshalb m üssen w ir daran glauben, daß es richtig ist, w enn die w eltliche M acht das R echt übertragen bekom m t, im K am pf m it dem Ü bel Z w angsm ittel einzusetzen.23 U nd dam it erreichte H us die Pointe seiner A rgum entation: K önig W enzel m achte, als er die G eistlichen zur E rfüllung ihrer Pflicht zw ang, lediglich ordnungsgem äß die ihm von G ott anvertrauten R echte geltend.24 D er E rzb isch o f seinerseits w idersetzte sich G ottes W illen, als er das Inter­

dikt verhängte.25 Im G runde genom m en gab H us, die W orte des L ukas-E vangelium s

17 B a r to S ; S p u n a r , o . c ., no. 28; lohannis Hus et Hieronymi Pragensis confessorum Christi Historia et monu- menta. Norimbergae, 1558, 2, f. 47r (2Francofurti, 1715, 2,73). Cfr. M. Jana Husi Sebrané spisy. I, 1 Übersetzt von M. Svoboda u. V. FlajShans. Praha, 1904, p. 218-223.

Historia (1558) 2, ed. c., 47r: „Duplex servus per Salvatorem in evangelio exprimitur. Primus ut vocet, alius ut compellat. Primus significat servum et sic statum spiritualem. Alius servum et sic statum saecularem.“

19 Ibid.: „Principalissimus autem servus brachii hujus modi, est quilibet rex in regno suo, cui tarn saeculares quam spirituales debent subjecti esse.“

20 Ibid., 45r: „quod rex est minister Dei, habens ad hoc gladium [...] malos ad bonum compeliendo, sive sunt saeculares, sive spirituales.“

21 Ibid., 47rv: „Sed hic Magister Iohannes Wiclef facit dubium, quomodo licet spiritualiter saecularibus dominis praedestinatos compellere [...] Et videtur quod non, quia tales non habent spiritualem iurisdictionem, ut conver- tant filios Dei.“

22 Ibid., 47v: „Nemo convertitur ad Deum, nisi volens. Compulsio ergo repugnat isti introitui.“

25 Ibid.: „Omnis autem compulsus est tristabilis, et sic dicta compilsio videtur includere repugnationem in adjecto.

Isto dubio tenendum est, ut fides, quod saeculares Domini habent ad hoc ad Deo potestatem taliter coactivum.“

24 Ibid.: ,£ x iam dictis patet, quod rex noster Weceslaus compeliendo sacerdotes ad predicandum [...] exercet a Deo sibi concessam potestatem.“

Jan Hus und der Vers Lukas 14,23 177 (Lc 14,23) ausnutzend, je n e n w eltlichen H erren R echt, die ihre R echte w ahrnahm en und die G eistlichen zw angen, ordnungsgem äß zu predigen und das S akram ent zu reichen. D ie M enschen reagierten positiv und kam en in Scharen, um das W ort des H errn zu hören.26 In der Postilla adum brata genannten P ostille27 ist die W eisung des L ukas („com pelle in trare“) die sechste der sieben barm herzigen Taten, die Jesus C hristus fü r die M assen vollbrachte (cfr. M r 8,1-9).

H us d rü ck te sich also im E in k lan g m it den A n fo rd eru n g en seiner Z eit aus. E r trieb seine K ritik n ic h t a u f die S p itze, m ach te je d o c h deu tlich , w er im L ande zu e n t­

sch eid en habe.

N ach H us sollte sich die K irche m it den K etzern auseinandersetzen. In seiner po lem i­

schen S chrift C ontra octo doctores, die e r 1414 verfaßt hatte, b evor e r nach K onstanz ging,28 stellt er die klare F orderung, daß offensichtliche K etzer von der K irche zum w ahren G lauben Jesu C hristi zurückgeführt w erden sollen.29E r schränkt zw ar ein, daß niem and glauben kann, w enn e r nicht w ill, trotzdem können ihn die Taten, zu denen m an ihn zw ingen kann, au f den richtigen W eg bringen.30 E r erinnert erneut an den L ukas-V ers,31 distanziert sich jed o ch von einer extrem en A uslegung. Z w ingen bed eu ­ tet noch nicht V ernichten od er E rm orden.32

D as M osaik von H u s’ Interpretationen der L ukas-S telle w ird durch die A uslegung aus dem polem ischen T raktat K nízky proti knézi kuchm istrovi, verm utlich vom A ugust 1414, vervollständigt.33 H us geht es auch hier um das A ussprechen einer M axim e,

„aby knezie n epanovali“ ( ‘dam it die P riester nicht herrschen’).34 D ie H erren w ider­

setzen sich je d o c h G ott, „volajíce knézím panovati, souditi a lidi hrdlovati, dávajíc jim svú m oc u v ladarstvi“ ( ‘die Priester zum H errschen, Richten und M aßregeln der M enschen berufen, ihnen ihre M acht und H errschaft überlassen’).35 Sie führen sie fälschlicherw eise ein „na panstvie a na urady“ ( ‘in die H errschaft und Ä m te r’),36 die P riester w erden dort rasch heim isch, w ollen sich nicht m ehr A lm osenbettler und D iener G ottes nennen, „ale chtie, aby sluli páni“ ( ‘sie w ollen H erren h eiß en ’).37 M it einer solchen E instellung ist H us nicht einverstanden. N icht den P riestern, sondern den w eltlichen H erren gab G ott „zbozie a m oc, aby pripudili jin é k je h o sluzbé“

2S Ibid.: „Secundo patet, quod aechiepiscopus ponens interdictum in tota Praga [...] potestationi Dei restitit.“

“ Ibid., 48r: „et accurunt undique ad audiendum evangelium Iesu Christi ..."

27 Biblia adumbrata. Ed. B. Ryba. Pragae, 1975 (sermo 85, p. 343).

n B a r t o S ; S p u n a r , o. c„ no. 5 8 ; M. lohannis Hus Polemica. E d . J. E r S il. Pragae, 1966. Cfr. M. Jana Husi Spisy latinské [Lateinische Schriften]. II. Übersetzt von M. Svoboda u. V. Flajähans. Prag, 1904.

25 Polemica, ed. c., p. 464: „Concedo [...], quod debent manifesti heretici per ecclesiam compelli ad fidem, ut vere confiteantur Cristum et legem suam.“

* Ibid.: „quia licet nomo potest credere nisi volens, tarnen cogi potest ad actus corporeos, quia ut secta inducit filum, sic actus alliciunt ad credendum.“

J1 Ibid., p. 464-465: „Ideo docet Luce 14 Dominus ut compellantur intrare ad cenam.“

12 Ibid., p. 465: „Sed aliud est compellere, aliud exterminare vel occidere.“

15 BartoS; Spunar, o. c., no. 121. Cfr. M. Jana Husa Drobné spisy ceské [Kleine Schriften in tschechischer Sprache]. Ed. J. Dañhelka. Praha, 1985.

M Drobné spisy, p. 319.

35 Ibid.

“ Ibid.

57 Ibid.

178 Pavel Spunar

( ‘M ittel und M acht, um andere zu zw ingen Ihm [dem w eltlichen H erren] zu d ien en ’).38 B ew eis dafür ist uns der bekannte A usspruch des H errn aus dem vierzehn­

ten K apitel des E vangelium s nach Lukas, der dem D iener zuruft: „P rip u d ’ a t’ jd o u k v eceri“ ( ‘N ötige sie zum A bendm ahl zu k o m m en ’).39 U nd eben die vorbehaltlose Ü bergabe d er E xekutivm acht in w eltliche H ände schafft die M öglichkeit, au f die P riester allerlei w eltliche Pflichten und D ienste abzuw älzen; die H erren „pudie kné- zie, aby nechajíce kázánic a sluzby B ozí, ohledávali jic h vsi, voly, koné a k u chyné“

( ‘nötigen die Priester, statt Predigten und G ottesdiensten ihre D örfer, O chsen, Pferde und K üchen zu h ü ten ’),40 und den Priestern schm eckte die M acht. H us stellt deshalb die b ittere Frage: „I kterakz tehdy jsú vem é B ozie sluhy?“ ( ‘U nd w o sind dann die treuen D iener G o tte s?’).41

H us hat den Vers 14,23 aus dem L ukas-E vangelium nicht m ißbraucht. E r hat au f sei­

nem H intergrund nicht zur G ew altanw endung aufgefordert, sondern w ar sich vielm ehr dessen bew ußt, daß der Vers im G eiste von W iclifs K ritik der K irche gegen die P ries­

terherrschaft sow ie zur S tärkung der A utorität des K önigs und der w eltlichen H erren genutzt w erden kann. Seine E rw ägungen w aren zw ar nicht im m er klar zu E nde ge­

führt, aber an ihrem Sinn kann m an nicht zw eifeln. M it dem angesprochenen D iener im L ukas-E vangelium , der die G eladenen nötigt, an dem vorbereiteten G astm ahl teilzunehm en, w ar in H u s’ allegorischer Interpretation nicht d er Stand der G eistlichen gem eint, sondern einzig und allein die w eltliche M acht.42

“ Ibid.

" Ibid.

,0 Ibid.

■" Ibid.

,2 In der kurzen Studie befaßte ich mich also nicht mit der Interpretation des Verses Lc 14,23 in den Werken der Vorgänger von M eister Jan Hus: Miliő von K rom Sfii und M eister M atthäus von Janow. Zu Miliő von K rom örß vgl.: O. Odlo íílík: Jan M ilic von K rom éríi, 1924; M. Kanak: M ilic von Kroméríz, 1975; P.

Moréé: Preaching in Fourteenth-Century Bohemia. The Life and Ideas o f M ilicius de Chremsir, 1999; zu M atthäus von Janow vgl.: V. Kybal: M atéj z Janova, jeh o spisy a uceni [M atthäus von Janow, seine Schriften und Lehren], 1905; F. Loskot: M atéj z Janova [Matthäus von Janow], 1912; zu beiden siehe noch: Lexikon ceské literatury [Lexikon der tschechischen Literatur], Bd. 2 (1993) bzw. Bd. 3 (2000); fer­

ner: Slovnik ceskych filozoju [W örterbuch der tschechischen Philosophen], 1998. Auch die Auslegungen des Verses bei John W iclif, die Hus zweifellos stark beeinflußten, habe ich beiseite gelassen. Für nützliche Bem erkungen danke ich Frau Dr. A. Vidmanová.

Péter Lőkös

(P iliscsaba)

Die Praxis der übersetzerischen Explizierung

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