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3.2 Textanalyse

3.2.11 Familienschicksale

Erzählungen über Familienschicksale finden sich unter den hier behandelten Autorengruppen am häufigsten bei den Feldgeistlichen, was sich aus der Natur ihrer Arbeit ergibt, denn sie hatten auch zu den Angehörigen der gefallenen Soldaten Kontakt. Es sind jedoch auch kurze Verweise auf die Frau oder die Familie der Gefallenen sowohl bei den

366 Vgl. Balázs, Lélek S. 19.

367 Balázs, Lélek S. 16–17.

368 Vgl. Balázs, Lélek S. 28–29.

369 Vgl. Balázs, Lélek S. 33.

370 Vgl. Balázs, Lélek S. 38.

371 Vgl. Balázs, Lélek S. 22–23.

372 Tumlirz, Kriegstagebuche S. 41.

373 Pilisi, A kárpáti S. 106.

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Soldaten als auch bei den Sanitätsleuten zu finden. Decsey fällt einmal kurz die Frau seines gefallenen Freundes ein, die erst kurz vor dem Krieg geheiratet haben: Rasch, in tausend Freuden wird die Ehe geschlossen, (…) am 7. Juli. Am 27. Juli r'ckt er als Leutnant ein.

Keinen Monat sp%ter versendet die Witwe die Trauernachricht. Gl'ck und Tod in ein paar Wochen…374 Braun berichtet über Briefe, die die Angehörigen gefallener Soldaten – denen vielleicht der einzige Ern%her, Familienvater oder Sohn gefallen ist375 – schrieben.

Auf die trauernde Familie, oder zumindest auf eine trauernde Ehefrau, lässt das Ehering am Finger eines Gefallenen schließen. Darüber ist in den Texten an einigen Stellen zu lesen.376 Der Ehering macht dem Beobachter und dem Leser klar, dass um den Verstorbenen zu Hause eine Ehefrau und vielleicht auch Kinder trauern werden.377 Menke erzählt davon, dass vor der Bestattung den Verheirateten der Ehering vom Finger gezogen und den Witwen als letztes Andenken gesendet wird.378

Die Sterbenden bitten den Feldgeistlichen häufig darum, ihren Angehörigen eine Nachricht oder den letzten Gruß zu überbringen: „Ich habe mich in Gottes Willen ergeben und sterbe gern f'r mein Vaterland. Gr'&en Sie bitte Frau und Kinder von mir und meinen alten Vater.“379 An einer Stelle findet sich auch in den Aufzeichnungen von Kortheuer eine ähnliche Bitte eines Landwehrmannes, der nach einem Bauschuss noch mehrere Stunden lebt: Er tr%gt mir noch Gr'&e auf an seinen Pfarrer und seine Frau (…).380

Für Menke ist es hart, junge Burschen, kr%ftige M%nner, vor allem aber Familienv%ter in den Tod hineinlaufen zu sehen.381 Der entsetzliche Anblick der zahllosen Toten nach einem Angriff lässt ihn an das Leid der vielen Familien denken, die nicht einmal wissen, dass ihr Sohn, Vater oder Ehemann gestorben ist: Und welch namenlose Trauer war damit verkn'pft- Denn alle diese waren Vermi&te, von allen diesen hatten die Angeh$rigen niemals genauere Nachricht erhalten!382 Er schreibt über eine allgemeine Trauer aller Mütter, die ihre Söhne im Krieg verloren haben.383 An einer Stelle erzählt er:

Von einer edlen Frau wird berichtet, da& sie, als eines Tages an der Nordseek'ste, am Strand eines Seebades, die Leiche eines jungen Matrosen angeschwemmt wurde, den

374 Decsey, Krieg S. 50.

375 Braun, Aus nachgelassenen S. 194.

376 Vgl. Pilisi, A kárpáti S. 105.

377 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 142.

378 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 162.

379 Menke, Ohne Waffe S. 191.

380 Kortheuer, Erlebnisse S. 32.

381 Menke, Ohne Waffe S. 140.

382 Menke, Ohne Waffe S. 30.

383 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 30.

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Ring der umstehenden Kurg%ste durchbrach, vor dem Toten niederkniete und denselben auf die bleiche Stirn k'&te mit den Worten: ‚Im Namen der fernen Mutter-‘384

Nach einem Angriff versucht Menke die Gefallenen – auch die verfeindeten Franzosen – zu identifizieren, sucht nach Erkennungsmarken, kann aber bei den Leichen nichts mehr finden. Er vermutet, dass es für die Franzosen typisch war, vor dem Sturm ihre Todesmahnerin zu entfernen.385 Dabei fallen ihm wiederum die Daheimgebliebenen ein. Er spricht über eine doppelte Trauer,386 sowohl um die Gefallenen als auch um ihre Angehörigen. Bei Kortheuer sind öfter nur einige kurze Bemerkungen zu lesen, welchen Verlust der Gefallene für seine Familie bedeutet: Er war der einzige Sohn seiner Eltern.

Wie viele einzige S$hne liegen hier-387 Oder Er ist der zweite und letzte Sohn, den die Mutter verliert.388

Auch Menke schreibt darüber – wie Mierisch –, dass er den Angehörigen in einem Brief die Gräber der Soldaten beschreibt, weil sie keine Möglichkeit haben, diese persönlich aufzusuchen.389 Er berichtet darüber – wie Mierisch –, dass sich die Angehörigen immer wieder mit Fragen an ihn wenden, sie wollen immer genau wissen, wie der Soldat gestorben ist.390 Es gibt jedoch auch Angehörige, die das Glück haben bei der Bestattung des Soldaten anwesend sein zu können.391 Menke betont, welche wichtige Rolle bei der Tröstung der Sterbenden und ihrer Angehörigen die Religion hat; eine Art Trost, den die Krankenschwestern nicht geben können. Dafür bringt er die Dankbriefe der Angehörigen als Beispiel:

Ein Blick in die Dankesbriefe, die ich von den Angeh$rigen unserer Gefallenen erhielt, w'rde auch den gr$&ten Skeptiker davon 'berzeugen, da& in Ungl'ck und Leid die Religion eine geheimnisvolle Kraft %u&ert, f'r die Gleichwertiges auf dieser Welt nicht gefunden werden kann.392

Es ist ebenfalls ein Trost für die trauernden Angehörigen, wenn sie erfahren, dass der junge, noch unverheiratete Soldat sich geopfert hat, damit die älteren Väter und Ehemänner am Leben bleiben können. So ist es zumindest bei Menke zu lesen.393

384 Menke, Ohne Waffe S. 273.

385 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 150–151.

386 Menke, Ohne Waffe S. 272.

387 Kortheuer, Erlebnisse S. 45.

388 Kortheuer, Erlebnisse S. 158.

389 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 256.

390 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 266.

391 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 183.

392 Menke, Ohne Waffe S. 266.

393 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 254.

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Tumlirz denkt in einem Granatengewitter an seine Familie und Freunde und nimmt Abschied von ihnen: Gute Nacht Eltern, Freunde, Geschwister! Lebt wohl, denk manchmal an mich! Mein letzter Gedanke galt Euch.394