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3.2 Textanalyse

3.2.5 Beschreibung von Sterbenden und Toten

Pilisi schildert seine Begegnung mit einem Toten sehr detailliert, er beschreibt dessen Gesicht, wie er sich ihm langsam nähert und sein Entsetzten, als er in seinem Blut kniet:

Toter Soldat. (…) Ich drehe seinen Kopf in meine Richtung. Kalt und blutlos ist sein Mund. Sein Blick ist zersetzt, matt und gl%sern. Ich beuge mich auf sein Herz. Es ist still. Ich sp're etwas Nasses an meinem Knie. Ich st'rzte in sein Blut. In das Blut dieses Menschen, der hier tot ist. Und sein Blut ist auch schon kalt. Und kalt ist seine Stirn und kalt sind seine Haare, die ich sch$n streichele… Mein Herz schl%gt fast aus meinem Mantel… meine Tr%nen stocken in meiner Kehle…243

Im Weiteren schreibt er auch über seinen Schmerz, weil er ihn nicht wecken kann und er empfindet deshalb auch Wut auf sich selbst. Er fühlt sich so machtlos wie der Tote.244 Tumlirz entdeckt Gefühle auf dem Gesicht eines gefallenen Soldaten, die nicht einmal der Tod wegwischen konnte: Ein Zug des Leidens lag auf dem bleichen Gesicht, aber auch ein Zug des fanatischen Hasses, den selbst der Meister Tod nicht hinwegl$schen konnte.245 Später beschreibt er den furchtbaren Anblick der Leichen, die massenweise auf dem Schlachtfeld herumliegen.246 Bei Braun gibt es wenige Beschreibungen über Sterbende und Tote, darunter findet sich der folgende Satz: Die Toten lagen heute fr'h noch in ihrem Blute schwimmend auf der Stra&e.247 Er schreibt auch über seine tote Mutter: Sie liegt da mit hoheitsvoller Majest%t, sch$n und beruhigt wie Demeter, die sie so liebte, die Himmelsk$nigin.248

Die bereits erwähnten „fachlichen“ Beschreibungen von Ärzten über Sterbende und Tote bedeuten einerseits, dass diese grausam klingen können, andererseits, dass sie auch ihre

242 Praclik, Unter Stahlhelm S. 24.

243 Pilisi, A kárpáti S. 105.

244 Vgl. Pilisi, A kárpáti S. 106.

245 Tumlirz, Kriegstagebuche S. 47.

246 Vgl. Tumlirz, Kriegstagebuche S. 102.

247 Braun, Aus nachgelassenen S. 240.

248 Braun, Aus nachgelassenen S. 191.

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Tätigkeit – oder gerade ihre Machtlosigkeit – als Arzt schildern: Mehr konnte ich nicht tun, sein Tod stand unmittelbar bevor.249 Dabei riskieren sie selbst ihr Leben:

In dem Raum einer anderen Kasematte (…) war ein Arzt damit besch%ftigt gewesen, einen durch Explosionsgase bewu&tlos gewordenen Offizier durch

*thereinspritzungen ins Leben zur'ckzurufen. Eine Granate hatte ihn jedoch dabei gest$rt, denn nun lagen beide, sowohl Arzt als Offizier, tot 'bereinander, wobei der Arzt noch die Apparate in den H%nden hielt.250

Das folgende Zitat berichtet über einen langsam Sterbenden, ebenfalls aus der Sicht eines Arztes: (…) waren seine H%nde, F'&e und Beine bereits erkaltet, sein Atem ging schwer und r$chelnd, die Lider sanken ihm zu, und dazu durchsch'ttelte seinen K$rper ein schreckliches K%ltefieber.251 Auch in den Texten von Ärzten kommen Erwähnungen von Sterbenden und Toten manchmal nur kurz vor, wenn sie über ihre Arbeit, das Versorgen der Verwundeten erzählen, oder wenn sie eine Auflistung über diese geben.252 Nach Angriffen und Beschüssen, wo zu vermuten ist, dass es Sterbende und Tote gegeben hat, werden diese meistens nur kurz erwähnt: Einmal (…) fielen die Bomben ganz nahe bei uns, und wir wurden zu einem Soldaten gerufen, der getroffen war. Da lag er hingestreckt, unbeweglich und bleich, mit einer nur ganz kleinen Wunde am Hinterkopf, get$tet.253 Bei den Ärzten ist auch zu beobachten, dass, wenn sie nach Angriffen über Verletzte und ihre Versorgung berichten, diese nur mit einigen Ausnahmen als Sterbende oder Tote bezeichnet werden: Wir drei *rzte arbeiten aus Leibeskr%ften. Es liegen scharenweise Verletzte, darunter Sterbende, um uns herum (…).254 Bei Von Wyss ist an einer Stelle folgender pathetischer Satz über einen Toten zu lesen: Im Tode lag er da, einem Marmorbild eines tapferen Soldaten auf dem Sarkophag eines K$nigs %hnlich.255

Obwohl es für die Texte von Ärzten nicht so typisch wie bei Mierisch ist, erzählen sie manchmal auch darüber, wie sich die Soldaten im Sterben verhalten. Bei Requadt ist zum Beispiel an einer Stelle zu lesen, dass der Sterbende dem Arzt einen Brief mit der Bitte übergibt, er möge ihn einem seiner Angehörigen zukommen lassen.256

In der Tätigkeit der Feldgeistlichen spielt die Begleitung der Sterbenden eine wesentliche Rolle. Sie können daher ausführlich darüber berichten, wie die Soldaten ihr Sterben

249 Requadt, Lüttich S. 67.

250 Requadt, Lüttich S. 80.

251 Requadt, Lüttich S. 67–68.

252 Vgl. Von Schullern, Erinnerungen S. 75.

253 Von Wyss, Als Arzt S. 53.

254 Von Schullern, Erinnerungen S. 175.

255 Von Wyss, Als Arzt S. 61.

256 Vgl. Requadt, Lüttich S. 68.

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wahrgenommen haben, wie sie handelten oder was sie sagten. Menke schreibt darüber mit viel Pathos, bei ihm sind die Soldaten brav und sterben als Helden und gute Christen.257 Es gibt keinen Verletzten, der seine Hilfe zurückweisen würde:258 Ein Schwerverletzter Wehrmann bat: „Herr Pfarrer, bleiben Sie bei mir, bis ich sterbe-“ Er empfing mit r'hrender Andacht die hl. Sakramente, k'&te das Kreuz mehrere Male, dann reichte auch dazu die Kraft nicht mehr aus, er sank zur'ck und verschied.259 Wie sich die Sterbenden ihm gegenüber verhalten, ist für Menke erschütternd: Sterbende suchten mit letzter Kraft – oft war ihr Auge schon gebrochen – meine Hand und hielten sie krampfhaft umfa&t, bis sich in einem letzten Beben ihre Seele vom K$rper l$ste.260

Wie bereits erwähnt, hatten die Feldgeistlichen auch Kontakt zu den Angehörigen der Sterbenden und Toten. In ihren Aufzeichnungen schreiben sie auch über sie, über die Familien der Gefallenen. In diesen Beschreibungen werden die Sterbenden und Toten im Massensterben des Krieges dadurch individualisiert, dass der Autor etwas Persönliches über sie schreibt, zum Beispiel ihren Namen oder die Erinnerung daran, wie sie sich vor kurzem noch unterhalten haben.261 (Zitat siehe Anhang Nr. 1.)

An einer Stelle schreibt Menke über die Toten, als wären sie eine Mahnung für die Gräueltaten der Menschen:

Auf dem Blutfeld bei Pinth#ville lagen f'nf tote Franzosen im Kreise. Der Sprengtrichter nebenan und blauwandige Eisenbrocken ringsum verrieten, da&

dieselbe Granate sie zerrissen hatte. In ihrer Mitte sah man den Arm eines sechsten emporragen, dessen 'briger K$rper im tiefen Wo¸vrelehm versunken war. Der gespenstische Arm schien aus dem Grabe zu wachsen und reckte sich mit seiner gelben Mumienhand wie zu einer furchtbaren Anklage, einer schrecklichen Drohung, einem ungeheuren Schwur 'ber all den Toten empor.262

Nach einem Angriff, nachdem Menke die Sterbenden versorgt hat, berichtet er über die Toten. Der eine sieht so aus, als wäre er an ein Kreuz geheftet und als wenn er vom Himmel eine Antwort auf die Frage nach seinem Schicksal erwarten würde: Einer derselben [ein Toter] lag r'cklings, Arme und Beine weit ausgestreckt, auf der Erde wie an ein Kreuz geheftet. Mit dem erblindeten, tr'ben Spiegel seiner Augen starrte er den Himmel an, als wollte er von ihm f'r sein namenloses Ungl'ck eine Antwort haben.263

257 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 142.

258 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 156.

259 Menke, Ohne Waffe S. 155–156.

260 Menke, Ohne Waffe S. 142.

261 Vgl. Menke, Ohne Waffe S. 155–156.

262 Menke, Ohne Waffe S. 152–153.

263 Menke, Ohne Waffe S. 143.

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Die Beschreibung von sterbenden oder toten Tieren – meistens Pferden – ist in den Texten ebenfalls zu finden.264 Bei Von Schullern fällt auf, dass er öfter über sterbende und tote Pferde schreibt, ihr Leiden und ihr grausames Sterben schildert. Diese Tiere erregen Mitleid in ihm und er glaubt in ihren Augen die Vorahnung des Todes zu sehen:

Zwei Pferde sind nicht mehr zu retten. Einem Schimmel ist der Unterkiefer weggeschossen; er langt fortw%hrend mit der Zunge an die zermalmte Stelle hin.

Einem gutm'tigen Braun springt ein Blutb$rnlein unausgesetzt seitlich vom Halse heraus. Beide folgen bis zum letzten Augenblicke dem Befehle des zuf%llig anwesenden Proviantoffiziers, der hierauf durch gut gezielte Pistolensch'sse ihr Leiden behebt.

Die traurigen Augen dieser armen Tiere, aus denen die Ahnung des nahen Todes zu lesen war, wollten mir lange nicht aus dem Sinn.265

Balázs sieht, wie aus dem Gebüsch ein blutiges Pferd hervorkriecht und noch einige Schritte mit der Truppe geht. Ihn berührt das Leiden des armen Tieres und er stellt sich die Frage, warum ihn das Ringen eines verletzten Tieres mehr bewegt als das eines Menschen.

Seine Antwort lautet: Weil es [das Pferd] stumm ist. Weil es ausgeliefert ist, waise und hilflos. Und weil es ein unschuldiges Opfer ist. Er schämt sich mehr vor den Pferdekadavern als vor Menschenleichen, weil es der Unsinn des Menschen ist, der das mit den armen Tieren tut. Es gibt nichts Groteskeres, Paradoxeres, als das Tier, das auf dem Schlachtfeld ums Leben kam – schreibt Balázs und nennt weitere „kriegstote“ Tiere: Eine kopflose Kuh sah ich vor kurzem. Dort ist ein Schwein, das von einer Kugel auf dem Herzen getroffen wurde. H'hner, die von einem Schrapnell vom Baum heruntergeholt wurden.266 Kortheuer berichtet aus einem zerstörten Dorf: Aus den Ruinen schaffte man die verkohlten Reste verbrannter Haustiere heraus. Ein entsetzlicher Geruch verpestete die Luft. (…) Hier und da lagen gefallene Pferde.267