• Nem Talált Eredményt

Untersuchung der Netzwerke Jobbiks

D. Die Methodik: Exploration, Erhebung und Vergleich

1. Untersuchung der Netzwerke Jobbiks

Am Anfang und – insofern es zweckmäßig erschien - gegen Ende der Studie wurden Jobbiks Netzwerke erkundet. Zunächst ging es darum explorativ herauszuarbeiten, welche Akteure der radikalen Rechten in Jobbiks Umfeld zentral sind und wie sie mit der Partei verbunden sind.

Die zweite Untersuchung wurde nur zu Vergleichszwecken durchgeführt und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Untersuchung der Netzwerke Jobbiks besteht aus folgenden Teilen: (1) der Exploration von Netzwerkstrukturen zwischen Webseiten in Form von Hyperlinks; (2) der Auflistung Verknüpfungen auf Facebook in Form von „Gefällt-Mir“

Angaben; (3) der Analyse von Veranstaltungen Jobbiks und einem exemplarischen Schwerpunkt auf den Maifesten.

a) H yperlink anal ysen

Zur Durchführung einer Hyperlinkanalyse, also einer Untersuchung der Verlinkungen einer Anzahl von unterschiedlichen Internetpräsenzen, benötigt man zunächst einen Startpunkt. Um das Umfeld Jobbiks zu ergründen, ist es notwendig, die Webseite von Jobbik40 als einen solchen Startpunkt zu wählen. Wie aus der Analyse ersichtlich werden wird, ist dies jedoch nicht ausreichend, um einen Eindruck des Online-Netzwerkes zu erhalten. Daher wurden weitere zwei Webseiten – die Webseite der Bekleidungsmarke Magyar Harcos41 und die rechtsradikale Nachrichtenseite Kuruc.info42, eine der beliebtesten Webseiten in Ungarn,43 als Ausgangspunkt verwendet. Die Bekleidungsmarke Magyar Harcos ist nach den Erfahrungen des Autors eine der meistgetragenen Bekleidungsmarken unter ungarischen Rechtsradikalen. Sie ist sichtbar bei Protestereignissen und ist bedeutsam für den Habitus der rechtsradikalen Skinhead-Szene in Ungarn. Kuruc.info ist im Fokus der Forschung (Róna 2014), da die Seite einerseits populär ist und andererseits durch virulenten Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit auffällt. Um exemplarisch aufzuzeigen, wie die Erhebung durchgeführt wurde, sind nachfolgend zwei Screenshots von Kuruc.info dargestellt, die einige Punkte verdeutlichen

40 www.jobbik.hu. Zuletzt abgerufen am 01.10.2015.

41 www.magyarharcos.hu. Zuletzt abgerufen am 01.10.2015.

42 www.Kuruc.info. Zuletzt abgerufen am 01.10.2015.

43 Am 10.01.2015 war die Seite auf Platz 85 der meistbesuchten ungarischen Webseiten laut http://www.alexa.com/topsites/countries;3/HU. Der ungarische Rechtsradikalismus-Experte Daniel Róna spricht von der Kurucinfo-Generation (Róna 2014).

ABBILDUNG I-2:SCREENSHOTS DER WEBSEITE KURUC.INFO VOM 22.JANUAR 2015

In der ersten Abbildung sind Teile von Hitlers Werk „Mein Kampf“ gezeigt, auf der zweiten Abbildung ist die Werbung dafür zu sehen, dass es auf Kuruc.info erworben werden kann: ein deutliches Beispiel für die antisemitische Ausrichtung der Seite. Beide Screenshots stammen aus dem Frühjahr 2015. Der erste Screenshot beinhaltet in der linken unteren Ecke ein Banner, welches ein Buch des Jobbik-Parteichefs Gábor Vona bewirbt. Auf dem zweiten Screenshot ist links ein Banner von Magyar Harcos zu sehen. Die Werbung beinhaltet den Slogan: „Nicht für Sklaven, nur für Patrioten.“ Beide Screenshots zeigen somit Verknüpfungen in Form von Hyperlinks repräsentiert durch Werbebanner: einerseits zu dem Buch des Jobbik-Parteichefs, andererseits zu Magyar Harcos. Solche Hyperlinks in Form von Linklisten und Anzeigen bzw.

Bannern auf den Webseiten wurden aufgelistet und kategorisiert. Die erste Analyse wurde im Frühjahr 2013 durchgeführt. Eine Prüfung der Ergebnisse fand im August 2015 ausgehend von denselben Startpunkten statt. Die Hyperlink-Analyse hat einen explorativen Charakter und verfolgt nicht das Ziel, die Onlinewelt der radikalen Rechten in Ungarn vollumfänglich abzubilden. Das Ziel besteht vielmehr darin, zentrale Akteure des subkulturellen Netzwerks um Jobbik zu identifizieren und ihre Beziehungen zu Jobbik zu verdeutlichen. Wie beispielhaft gezeigt wurde, sind alle Hyperlinks, die von den Startwebseiten der Analyse ausgingen, erfasst, überprüft und kategorisiert worden. Nur funktionierende Verknüpfungen zu tatsächlich existierenden Webseiten wurden aufgenommen.

b) Auswertung der „Gefällt-mir“ Angaben Jobbiks und Jobbik IT’s

Dieser Teil der Analyse konzentriert sich auf die Facebook-Seiten, welche von Jobbik und Jobbiks Jugendorganisation Jobbik Ifújsági Tágozát (Jobbik IT). gelikt worden sind. An zwei Zeitpunkten wurden die „Gefällt-mir“ Angaben auf Facebook erhoben: einmal im März 2013 und im April 2015. Im ersten Zeitraum ging es darum, die Ergebnisse der anderen Untersuchungen zu verifizieren oder zu falsifizieren sowie Besonderheiten der Verknüpfungs-Muster auf Facebook herauszuarbeiten. Im zweiten Zeitraum war es das Ziel die Ergebnisse zu überprüfen und Veränderungen sichtbar zu machen. Die Untersuchung wurde ausgehend von Jobbik, und der Jugendorganisation Jobbiks durchgeführt, bei denen jeweils die „Gefällt-mir“

Angaben zu anderen Facebook-Seiten erhoben wurden. Anschließend wurden die gelikten Seiten zur näheren Einordnung aufgerufen und nötigenfalls wurden weitergehende Recherchen angestellt. Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden diese Facebook-Seiten kategorisiert und geclustert.

c) Untersuchung von Veranstaltungen und das Beispiel der Maifeste

Die Analyse der Protestveranstaltungen erfolgte in mehreren Etappen auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen nahm der Autor im Frühjahr 2012 an mehreren Veranstaltungen als Beobachter teil, welche er mit Fotos und Videos dokumentierte. Zum anderen hat die Sichtung von Veranstaltungsplakaten, Fotos und Videos im Spätsommer 2015 diese Analysen ergänzt.

Der Autor war bei drei Veranstaltungen Jobbiks und zwei weiteren Protestaktionen radikaler Rechter zwischen Januar 2012 und Juli 2012 anwesend, die er teils gefilmt hat und bei denen er fotografierte. Daneben war er ebenso bei Veranstaltungen der MSZP und der Fidesz. Er war damals im Rahmen eines universitären Praktikums bei der Online-Zeitung Pester Lloyd tätig.

Das Ziel war es, das Geschehen möglichst objektiv zu erfassen. Konkret wurden Fotos von der Veranstaltung Jobbiks zum Nationalfeiertag am 15. März, von der Maifeier Jobbiks am 1. Mai 2012 sowie ein Video und Fotos eines Protestmarsches vom 12. Mai 2012 genauer unter die Lupe genommen. Die Fotos und das Video44 halfen dabei Szenemarken, Musikbands, paramilitärische und paganistische sowie Rockergruppierungen zu identifizieren. Bands und Szenemarken konnten sowohl offizielle Teilnehmer sein oder von Anwesenden anhand deren Kleidung zu Schau getragen werden. Von jeder der genannten Veranstaltungen gibt es Fotos, Videos und Notizen bzw. Artikel.45

Die Untersuchung des Videos wurde mit dem Programm VirtualDub vorgenommen. Dieses Programm erlaubt es, das Standbild pro Standbild anzusehen. Es hat eine Gesamtlänge von 8.29 Minuten. Der Autor hat das Video während seiner journalistischen Tätigkeit beim Pester Lloyd zu dokumentarischen Zwecken aufgenommen, dabei war er auf eine möglichst übersichtliche und komplette Aufnahme der Demonstration bedacht. An einigen Stellen des Videos liegt der Fokus kurzzeitig auf einer bestimmten Untergruppe (jeweils der Magyar Nemzeti und der Új Magyar Gárda), welche dann mit der Kamera gefolgt wird. Der Fokus und die Ausrichtung der Kamera sind somit nicht konstant. Bei der Kamera handelt es sich um eine handelsübliche Digitalkamera. Das Video wurde in Budapest aufgenommen: an der Ecke Andrássy út/Rippl-Rónai utca. Der Jobbik-Demonstrationszug bog an dieser Ecke von der Andrássy út aus kommend in die Rippl-Rónai utca ab.46

44 Es ist unter http://www.dailymotion.com/video/x1dd5zj_jobbik-demonstration-budapest-12-05-2012_news abzurufen. Die Fotos können auf Anfrage ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.

45 Einige Bilder sind auf der Homepage des Autors https://philippkarl.wordpress.com/eindrucke-des-ungarischen-rechtsradikalismus-in-bildern/ öffentlich zugänglich.

46 Die ersten zwanzig Sekunden des Videos eignen sich nicht für eine Analyse, da in diesem Abschnitt der

Urheber des Videos von einem Jobbik-Ordner an den Straßenrand verwiesen wurde und die Kameraführung somit unstet ist. Aus dieser konfliktbehafteten Ausgangssituation resultieren Verbalinjurien, die am

Um die Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung, der Foto- und der Videoanalyse auf die Aktualität hin zu überprüfen, sind verschiedene ergänzende Untersuchungen durchgeführt worden. Der Fokus lag dabei auf offiziellen Publikationen Jobbiks auf der offiziellen Homepage und der Facebook-Seite. Jobbik publiziert regelmäßig Plakate und Ankündigungen zukünftiger Veranstaltungen und postet dann im Nachgang Videos und Fotos sowie Berichte.

Es ist klar, dass diese offiziellen Posts schöngefärbt sind und teilnehmende Gruppen, mit denen Jobbik nur ungern in Verbindung gebracht werden möchte, nicht abbilden. Insofern dienen sie nur der Erhärtung der Erkenntnisse von vorigen Analysen. Allerdings hat dieser Fokus den Vorteil, dass die Nähe Jobbiks zu anderen Organisationen umso deutlicher wird, wenn diese auf offiziellen Plakaten, Fotos und Videos auftauchen. Im Spätsommer 2015 ist dieser Teil der Untersuchung durchgeführt worden.

Jobbiks Maifeste sind seit mehr als zehn Jahren ein essentieller Szenetreff der radikalen Rechten und finden einmal im Jahr auf der Hájogyári Insel in der Donau im Norden Budapests statt. Aufbauend auf den Recherchen des Journalisten Mark Herczeg und ergänzt durch eigene Nachforschungen ist ausgewertet worden, welche Musikbands wann und wie oft bei Maifeiern als Teilnehmer anwesend waren. Zusätzlich dazu ist die Kommunikation zu den Maifeiern 2013 und 2015 anhand von Plakaten ausgewertet worden. Die vorgestellten Herangehensweisen bilden den ersten Teil der Methodik, um herauszuarbeiten, inwiefern Jobbik als Bewegungspartei bezeichnet werden kann oder nicht.