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Performance der rechtsradikalen Parteien

B. Kommunikation und Mobilisierung durch Facebook

3. Performance der rechtsradikalen Parteien

Wie aus dem vorhergehenden Kapitel deutlich wurde, ist Jobbiks Leistung hinsichtlich der schieren Zahl an Anhängern auf Facebook und der Entwicklung dieser Anhängerschaft außergewöhnlich. Das Ziel dieses Kapitels ist, diese Erkenntnis zu verifizieren, indem die gesamte Facebook-Performance der Parteien verglichen wird. Die identitäre Bewegung wird aus dieser Untersuchung ausgeklammert, da ihre Werte wesentlich geringer sind als bei den untersuchten rechtsradikalen Parteien, also der BNP, der FPÖ, der Front National und der NPD. Deren Facebook-Performance wird in Tabelle 5 verglichen. Die Facebook-Performance setzt sich zusammen aus dem Verhältnis der Gesamtzahl an Anhängern zur Zahl der Facebook- und Internetnutzer im jeweiligen Land, der Gesamtentwicklung der Anhängerschaft, dem Platz, welchen die Facebookseite im nationalen Ranking der 500 beliebtesten Facebookseiten einnimmt und dem Vergleich zur Zahl von Wählerstimmen im Untersuchungszeitraum. Durch die einzelnen Variablen, die die Facebook-Performance bilden, ist eine präzisere Vergleichbarkeit der Facebook-Anhängerschaften von Parteien aus verschiedenen Ländern möglich. Da sich das vorige Kapitel mit der Entwicklung der Anhängerschaft als solcher bereits eingehend beschäftigt hat, liegt der Fokus in der Analyse auf den weiteren Kategorien. Begonnen wird dabei mit dem Stellenwert der jeweiligen Facebookseite im nationalen Vergleich.

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ABBILDUNG III-5:VERGLEICH DER FACEBOOK-PERFORMANCE DER RECHTSRADIKALEN PARTEIEN

Jobbik BNP FPÖ FN NPD

Anzahl der Gesamtlikes Ende

2014 287.818 181.733 226.639 209.851 117.389

Entwicklung der Likes (in

Prozent) 210 105 69 109 241

Platz unter Top 500 83 - 53 - -

Facebooknutzer Ende 2012 4.265.960 32.950.400 2.915.240 25.624.760 25.332.440

Anzahl der Likes Mai 2013 92.681 88.340 133.707 100.289 34.368

Verhältnis Facebooknutzer -

Likes 0,0217 0,0027 0,0459 0,0039 0,0013

Internetnutzer Ende Juni 2014 7.388.776 57.266.690 7.135.168 55.221.000 71.727.551 Anzahl der Likes Juli 2014 279.967 156.422 206.493 173.028 93.740 Verhältnis Internetnutzer - Likes 0,0379 0,0027 0,0289 0,0031 0,0013 Wahlergebnisse 2013-2014 1.017.550190 179.694191 962.313192 4.712.461193 560.828194

In dieser Kategorie gibt es nur zwei Parteien, die bei den 500 Hundert beliebtesten Facebookseiten des jeweiligen Landes vertreten sind: Jobbik in Ungarn und die FPÖ in Österreich. Jobbiks Seite war am 24. Januar 2015 auf Platz 83 der beliebtesten Facebook-Seiten Ungarns unmittelbar vor der Seite Vodafones und vor der Präsenz der Telekom. Die einzige Politikerseite, die beliebter war, ist die persönliche Facebook-Präsenz von Premierminister Viktor Orbán auf Rang 62 mit 332.387 „Gefällt-Mir“ Angaben. Die französische Front National ist nicht in den Top 500 Frankreichs vertreten. Innerhalb der Top 500 gibt es nur eine einzige politische Seite, diese ist die der Front National Chefin Marine Le Pen auf Platz 486 mit 636.633 Anhängern. In Ungarn sind neben der Präsenz von Jobbik acht weitere Seiten, die zu einem Politiker oder einer Partei gehören, unter den beliebtesten 500 Seiten.195

190 Ungarische Parlamentswahlen 2014. Die amtlichen Endergebnisse sind unter http://www.valasztas.hu/ ersichtlich.

191 Wahlen zum Europäischen Parlament 2014.

192 Österreichische Nationalratswahlen 2013. . Die amtlichen Endergebnisse sind unter http://www.bmi.gv.at ersichtlich.

193 Wahlen zum Europäischen Parlament 2014.

194 Deutsche Parlamentswahlen 2013, Die Zweitstimmenergebnisse sind unter http://www.bundeswahlleiter.de/

ersichtlich.

195 Die LMP gehört nicht dazu, sie hatte am 22.März 2015 40.774 Likes.

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In Österreich ist die Webseite des FPÖ-Chefs Strache, die gleichzeitig als offizieller Account der FPÖ fungiert, die beliebteste Facebook-Präsenz aus der politischen Sphäre und liegt auf Rang 53.

Sie ist eine von insgesamt fünf Seiten, die zu Politikern oder politischen Parteien gehören, unter den beliebtesten 500 Facebook-Seiten in Österreich. Aus Deutschland hat Angela Merkel die populärste Seite und ist in Deutschland auf Rang 179. Es ist geleichzeitig die einzige Seite aus der Politik, die sich innerhalb der wichtigsten 500 Facebookseiten aus Deutschland befindet. In Großbritannien gibt es keine einzige entsprechende Seite in den Top 500. Durch diesen Vergleich wird sehr deutlich wie stark der relative Erfolg der FPÖ und Jobbiks im Verhältnis zur Größe Österreichs und Ungarns ist – und wie eindeutig er außerdem gegenüber der Front National, der British National Party und der NPD ist.

Betrachtet man die prozentuale Entwicklung der Anhängerschaft über den gesamten Untersuchungszeitraum, wird die Stellung Jobbiks abermals deutlich. In dieser Kategorie sind Jobbik und die NPD am erfolgreichsten mit einem Wachstum von 210 Prozent im Falle Jobbiks bzw. 241 Prozent bei der NPD. Dies ist die einzige Kategorie, bei der die NPD hervorsticht. Die Front National und die British National Party sind nahezu gleichauf mit 105 bzw. 109 Prozent.

Das Wachstum der Likes ist bei beiden Parteien hoch, aber wesentlich geringer als bei Jobbik und der NPD. Die FPÖ hat mit 69 Prozent das geringste Wachstum. Dies ist die einzige Kategorie, in der die FPÖ vergleichsweise schwach abschneidet.

Umso beeindruckender ist das Verhältnis der österreichischen Facebook-Nutzer, zu der Zahl der Facebook-Follower die Anhänger der FPÖ bzw. des Parteichefs sind. In dieser Kategorie ist die Partei am erfolgreichsten. Das Verhältnis beträgt 0,0459, also prozentual gesehen etwa 4,6 Prozent. Da die Nutzer, die einer Partei ihre Zustimmung auf Facebook mithilfe des „Gefällt-mir“

Buttons zukommen lassen, nicht aus dem Land der Partei stammen müssen, kann man nicht festlegen, dass 4,59 der österreichischen Facebooknutzer der FPÖ ihre Zustimmung offenbart haben. Nichtsdestotrotz wäre dies aufgrund der Wahlergebnisse der FPÖ, die regelmäßig über 20 Prozent erreicht und bereits Regierungserfahrung hat, nicht auszuschließen. Es wird in jedem Fall deutlich, wie hoch die Zahl der Likes in Relation zu den österreichischen Facebooknutzern ist. Die einzige andere Partei, die in dieser Kategorie ein Verhältnis aufweist, welches mehr als einem Prozent entspricht, ist Jobbik mit 0,0217. Auffällig ist, dass der Anteil mehr als halb so niedrig, wie in Österreich ist. Das ist unter anderem auf zwei Eigenheiten der Vergleichsmethode zurückzuführen: den Vergleichszeitpunkt und die Vergleichsgröße.

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Die Zahlen für die Nutzer Facebooks gelten für Ende 2012. Die ersten Zahlen für den Vergleich der Facebook-Likes stammen hingegen von Mai 2013. Es ist anzunehmen, dass die Zahlen der Facebook-Nutzer angestiegen sind bis zu diesem Zeitpunkt und es ist sicher, dass die Zahl der Likes Ende 2012 noch geringer ausfiel. Außerdem entwickeln sich die Facebook-Likes unterschiedlich stark an unterschiedlichen Zeitpunkten, wie im vorigen Kapitel ausführlich dargelegt. Trotz dieser Schwächen ist die gewählte Methode die einzige Möglichkeit des Vergleiches der Likes zur Anzahl der Facebooknutzer, da keine aktuelleren validen Daten vorlagen. Um exakt diesen Mangel auszugleichen, wurde die Zahl der Internetnutzer Ende Juni 2014 ebenfalls ins Verhältnis zur Zahl der Likes gesetzt. Eindeutig ist in jedem Fall und trotz der Einschränkungen der gewählten Herangehensweise, dass Jobbik und die FPÖ wesentlich mehr Facebook-Likes in Relation zur Zahl der Facebook-Nutzer haben als die Front National, die NPD und die BNP. Alle drei werden proportional gesehen von weniger als 0,04 Prozent der Nutzer im jeweiligen Land gelikt. Die FN ist noch die erfolgreichste der Drei und erreicht ein Verhältnis von 0,0039. Die BNP kommt gerade mal auf 0,0027 und die NPD auf 0,0013. Die Wichtigkeit des Zeitpunktes für den Vergleich wird offensichtlich, wenn man sich das Verhältnis der Jobbik-Fans zur Zahl aller ungarischen Internetnutzer im Sommer 2014 betrachtet. Jobbiks Verhältnis ist in Prozent umgerechnet mit 3,79 höher als zu den Facebook-Nutzern. Dies liegt daran, dass die Zahl der Likes sich nahezu verdreifacht hat im Vergleich zum vorigen Zeitpunkt, gleichzeitig hat sich die Zahl der Internet- (und Facebook) Nutzer sicher nicht verdreifacht. Jobbiks Verhältnis ist mit Abstand das Größte. Wiederum kann nur die FPÖ ein ähnlich hohes Verhältnis aufweisen. Die Relationen der BNP, der NPD und der Front National sind alle wesentlich kleiner.

Vergleicht man die Stimmenzahlen bei den jeweils letzten Wahlen, fällt auf, dass die BNP mehr Likes hatte, als sie Stimmen bei den letzten Wahlen erreicht hat. Die Front National fällt als gegenläufiges Extrem auf. Sie hat mehr als 22-mal so viele Stimmen bekommen wie sie Anhänger auf Facebook hat. Sowohl bei Jobbik als auch bei der FPÖ und der NPD ist die Zahl der Stimmen circa fünfmal höher als die Zahl der Facebook-Likes. Anhand dieser Zahlen könnte man schlussfolgern, dass Facebook für die BNP sehr wichtig zur Mobilisierung eigener Wähler ist und auch eine wichtige Rolle für Jobbik, die NPD und die FPÖ spielt, bei der Front National dagegen eher eine untergeordnete Rolle einnimmt.

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Um dieses Unterkapitel abzuschließen, wird kurz auf den Vergleich der Entwicklung der Likes von Jobbik im Vergleich zu deutschen Parteien eingegangen. Deutsche Parteien wurden ausgewählt, um neben der Ungarischen eine weitere Parteienlandschaft abzubilden. Damit sollen zum einen bessere Aussagen zum Verhältnis extremistischer und radikaler Parteien zu politischen Mainstream-Parteien auf Facebook getroffen werden; zum anderen soll die unterschiedliche Wichtigkeit von Facebook als Medium der politischen Kommunikation in unterschiedlichen Ländern angedeutet werden. Allein ein kursorischer Blick auf die Zahlen für Deutschland zeigt nämlich, dass keine der untersuchten deutschen Parteien (mit Ausnahme der NPD) eine ähnliche Mobilisierungskraft auf Facebook wie die untersuchten ungarischen und die untersuchten rechtsradikalen Parteien hat: weder SPD, FDP, Grüne, CDU noch die Piratenpartei erreichen die Zahl von 100.000 Likes auf Facebook. Anders gesagt, in Ungarn und für rechtsradikale Parteien erscheint die Mobilisierung über Facebook deutlich wichtiger und stärker ausgeprägt als für deutsche Mainstream-Parteien. Es ist zu vermuten, dass die hohen Zustimmungsraten extremer Parteien online aufgrund einer niedrigeren Hemmschwelle Zugehörigkeit zu zeigen begründbar sind. Es erfordert weniger Motivation und birgt weniger Hemmungen auf einen Button zu klicken, als auf einer Veranstaltung Farbe zu bekennen. Dazu passt auch die Tatsache, dass sowohl die AFD als auch PEGIDA Anfang 2015 über 100.000 Facebook-Fans hatten – bemerkenswert, dass es in Deutschland sowohl die etablierten Parteien als auch die internetaffine Piratenpartei nicht schaffen, mehr Anhänger auf Facebook zu mobilisieren als die rechtsextremen Parteien und Bewegungen. Somit hat dieses Unterkapitel verdeutlicht, dass Jobbiks Facebook-Performance im europäischen Vergleich außergewöhnlich ist. Das folgende Kapitel zeigt mithilfe einer Analyse der populärsten Nachrichten, die via Facebook verbreitet worden sind, auf, aus welchem Grund dieser außergewöhnliche Erfolg zustande kommt und wie Jobbiks Kommunikationspolitik auf ein Wachsen der Anhängerschaft angelegt ist. Damit wird deutlicher, weshalb die Partei ein klares Verständnis für die Ansprüche hat, die im Internetzeitalter erfüllt werden müssen, möchte man Erfolg in den sozialen Netzwerken haben.

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4. Vergleich der Kommunikation von Jobbik, MSZP und