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Eine Partei des Internetzeitalters

D. Selbstbeschreibungen der Twitter-Anhänger

III. Eine Partei des Internetzeitalters

„Nichts bezeichnet deutlicher die große politische Relevanz der kommunikativen Handlungszusammenhänge als die Kosten, die für ihre Unterbrechung aufgewendet werden.

Mit Hilfe der Information ist es möglich, Gesellschaften zu desintegrieren, zumindest aber ihre Beziehung zu politischen Systemen zu destabilisieren. Die kommunikativen Handlungszusammenhänge zählen deshalb zu den wichtigsten Instrumentarien der politischen Systeme im politischen System. Wer die Information steuert, beeinflußt das Verhalten.“175

Die sozialen Netzwerke, wie Facebook oder Twitter, helfen im 21. Jahrhundert dabei Menschen und Ideen zu vernetzen, Ereignissen Sinn zu geben und die herrschende Ordnung zu hinterfragen (Castells 2012). Ob sie einen ähnlich revolutionären Charakter hinsichtlich der Kommunikationsstrukturen wie Buchdruck oder Verbreitung von Funk und Fernsehen haben, müssen Kommunikationshistoriker in Zukunft entscheiden, unbestritten ist jedoch, dass es niemals zuvor möglich war, in Echtzeit überall auf der Welt vernetzt zu sein und live Videos und Gedanken zu teilen. Insbesondere das Teilen von Inhalten ist der Treibstoff, der die sozialen Netzwerke antreibt und befeuert. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen ist die Interaktivität:

Theoretisch kann ein Arbeiter aus Ulan-Bator mit einem Bundestagsabgeordneten in Berlin, einem Fußballer aus Rio de Janeiro und einem Astrophysiker aus Kalifornien in Kontakt stehen und kommunizieren. Dieses Potenzial ist Politikern und Parteien bewusst. Spätestens die Internetwahlkämpfe Barack Obamas haben die Möglichkeiten des Internets für Wahlkämpfe verdeutlicht. Heutzutage wird auch in den sozialen Netzwerken Politik gemacht. Dieses Kapitel hat anhand der gesammelten und erhobenen Daten zum Ziel herauszuarbeiten, inwiefern Jobbik als eine Partei des Internetzeitalters verstanden werden kann, und wie Jobbiks Art und Weise des „Politik Machens“ erfolgreich ist. Außerdem ist es ein Ziel herauszuarbeiten, welcher Herkunft diejenigen sind, die die Partei damit anspricht. In erster Linie werden der Erfolg und die Art der Nutzung ausgesuchter sozialer Netzwerke durch Jobbik anhand von nationalen und europäischen Vergleichen mit anderen Parteien und Bewegungen untersucht.

175 Czempiel 1981: 171.

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Als Erstes liegt der Fokus auf der Diversität der Nutzung sozialer Netzwerke. Damit ist gemeint zu vergleichen, welche Partei welche sozialen Netzwerke nutzt. Dieser knappe vergleichende Überblick hat zwei Ziele: erstens wird dargestellt, welche sozialen Netzwerke am häufigsten genutzt werden und somit am Wichtigsten sind und zweitens wird gezeigt, welche Parteien auf den meisten Plattformen aktiv sind und somit besser Castelles Netzwerk-Netzwerke selber kreieren können. Das zweite Unterkapitel widmet sich der Kommunikationspolitik auf Facebook sowie der Entwicklung der Zustimmungsraten der untersuchten Parteien in diesem spezifischen Netzwerk. Das einleitende Überblickskapitel stellt zunächst die Entwicklung der Zustimmungsraten in Ungarn dar. Hierbei werden vor dem Hintergrund nationaler Politik die Wachstumsraten, die Zustimmungsraten und die Zahlen der durchschnittlich neu hinzugekommenen Anhänger verglichen. Grundsätzlich ähnlich ist die Herangehensweise bei der Darstellung der untersuchten rechtsradikalen Parteien. Um diese aber besser intra-national vergleichen zu können, wird anschließend die jeweilige Facebook-Performance verglichen.

Diese setzt sich zusammen aus den Verhältnissen der „Gefällt-mir“ Angaben zu Wählern, Internet- und Facebooknutzern in den jeweiligen Ländern. Daneben werden Ergebnisse nationaler Beliebtheitsrankings von Facebook-Seiten verglichen. Um die gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklung der Anhängerschaft auf Facebook zu begründen, wird die Kommunikation auf Facebook konkret miteinander verglichen. Dabei wird vor allem auf den Stil und die Art der Inhalte eingegangen. Schlussendlich wird anhand eines konkreten Beispiels, nämlich des Nationalfeiertags am 15. März, dargelegt, wie sich die Nutzung Facebooks bei den untersuchten ungarischen Parteien unterscheidet.

Bezüglich Twitter ist die Vorgehensweise ein wenig andersgeartet. Während es bei der Facebook-Analyse neben der Zahl der „Gefällt-mir“ Angaben auch die Nutzungsart in qualitativer Hinsicht dargestellt wird, ist die Vorgehensweise zu Twitter eher quantitativer Natur. Bei Twitter gibt es drei Messwerte, die öffentlich und tagesaktuell jederzeit sichtbar sind:

die Anzahl der Anhängerschaft, also die Follower, die Zahl der getweeteten Nachrichten, also die Nutzung in quantitativer Hinsicht und die Zahl der Accounts, die vom untersuchten Profil selber gefolgt werden. Der dritte Wert ist maßgeblich für die Interaktivität, denn je weniger Accounts von einem selber gefolgt werden, desto weniger Nachrichten anderer Nutzer werden automatisch im eigenen Profil angezeigt und somit ist die Chance geringer, dass man selber Nachrichten anderer Nutzer weiterverbreitet. Abgesehen davon ist es für manche Nutzer wichtig zur Selbstbestätigung, dass man gefolgt wird, da die Zahl der Anhängerschaft eine Maßzahl der eigenen Popularität darstellt. Verweigert man sich rigoros dieser Geste, ist dies wenig förderlich für die eigene Beliebtheit im Netz.

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Neben diesen Daten, die bezüglich Ungarn und bezüglich der untersuchten rechtsradikalen Parteien verglichen worden sind, steht abschließend die Anhängerschaft selber im Blickpunkt.

Während es im vorigen Kapitel gegen Ende darum ging herauszuarbeiten, welche ideologischen Merkmale bei der Twitter-Anhängerschaft im Vordergrund stehen, geht es in diesem Kapitel darum, die Herkunft der Twitter-Anhängerschaft Jobbiks genauer zu untersuchen. Zu zwei Perioden wird dabei untersucht, ob die Anhängerschaft eher aus Großstädten oder vom Land kommt und aus welchen Komitaten sie stammen. So werden die Daten mit Jobbiks Wählerschaft verglichen, um herauszuarbeiten, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt. Dieser Abschnitt hilft außerdem dabei zu determinieren, wer von Jobbiks Kommunikationspolitik online angesprochen wird. Um das Ziel dieses Kapitels auf eine Formel zu bringen: Jobbik kann als Internetpartei verstanden werden, wenn die Partei die neuen technologischen Gegebenheiten erfolgreich und adäquat nutzt, interaktiv ist und eine Verbreitung findet auf diesem Weg.

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