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Texte im Fremdsprachenunterricht

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möglichkeiten im Handlungsorientierten Deutschunterricht

1 Texte im Fremdsprachenunterricht

1.1 Handlungsfähigkeit und Textkompetenz im Fremdsprachenunterricht

Die Rolle von Texten im Fremdsprachenunterricht darf nicht unterschätzt werden. Wenn wir kommunizieren, tun wir das in Form von Texten, wir rezipieren und produzieren Texte im Alltag, zu Hause, in der Schule, auf dem Weg zur Arbeit. Da das Ziel des Fremdsprachenunterrichts die Be-fähigung der Lernenden zur Kommunikation in der Fremdsprache ist, sollten Texte auch als feste Bestandteile dieses Bereichs betrachtet werden.

Nach Edelhoff ist der Text „das eigentliche Vehikel des Fremdsprachen-lernens“ (Edelhoff 1985: 8). Im Gemeinsamen europäischen Referenzrah-men für Sprachen wird der Terminus Text folgendermaßen definiert:

Text heißt jeder Diskurs (mündlich oder schriftlich), der sich auf einen bestimmten Lebensbereich bezieht. Texte werden während der

Ausfüh-Ijoma Alexander Mangold: Das deutsche Krokodil. Ein literarischer Text… ∙ 151

rung einer Aufgabe Anlass für Sprachaktivitäten, indem sie diese unter-stützen oder sogar als Prozess oder als Produkt Ziel der Aktivitäten sind.

(GER 2.1)

Der Begriff ‚Text‘ hat in den Sprachwissenschaften zahlreiche Definitio-nen, die einander teilweise überlappen, teilweise ergänzen, je nach dem, aus welcher Perspektive Texte untersucht werden. Für meine Arbeit habe ich die Definition im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen zu-grunde gelegt, weil dieses Dokument als ausschlaggebend für den sprachenunterricht gilt und Texte als Teil des Lernprozesses einer Fremd-sprache auffasst.

Texte und Handlungsorientierung hängen – wie auch aus dieser Auf-fassung hervorgeht – auf jeden Fall eng zusammen und sind im weiteren Verständnis dieser Arbeit voneinander nicht zu trennen:

Sprachverwendung – und dies schließt auch das Lernen einer Sprache mit ein – umfasst die Handlungen von Menschen, die als Individuen und als gesellschaftlich Handelnde eine Vielzahl von Kompetenzen entwickeln, und zwar allgemeine, besonders aber kommunikative Sprachkompeten-zen. Sie greifen in verschiedenen Kontexten und unter verschiedenen Be-dingungen und Beschränkungen auf diese Kompetenzen zurück, wenn sie sprachliche Aktivitäten ausführen, an denen (wiederum) Sprachprozesse beteiligt sind, um Texte über bestimmte Themen aus verschiedenen Le-bensbereichen (Domänen) zu produzieren und/oder zu rezipieren. Dabei setzen sie Strategien ein, die für die Ausführung dieser Aufgaben am ge-eignetsten erscheinen. Die Erfahrungen, die Teilnehmer in solchen kom-munikativen Aktivitäten machen, können zur Verstärkung oder zur Ver-änderung der Kompetenzen führen. (ebd.)

Lernende sollen demnach dazu befähigt werden, Kompetenzen zu entwi-ckeln, die ihnen ermöglichen, mithilfe von fremdsprachlichen Texten als soziale Wesen zu agieren, also zu kommunizieren. Im Fremdsprachen-unterricht wird eine bunte Palette von Textsorten behandelt, die grund-sätzlich der effektiven Förderung unterschiedlicher Sprachkompetenzen dienen sollen.

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1.2 Textsorten im Fremdsprachenunterricht

Welche Textsorten im Fremdsprachenunterricht behandelt werden, kann man am besten unmittelbar erfahren, wenn man aktuelle Kursbücher von unterschiedlichen Verlagen zur Hand nimmt und sich die Texte in den Büchern genauer anschaut. Bei meiner Arbeit habe ich DaF-Lehrwerke untersucht, die mir in den letzten Jahren in den unterschiedlichen Schulen begegnet sind, aus denen ich entweder gelernt oder unterrichtet habe.

Diese Bücher werden an vielen ungarischen Schulen benutzt und gelten unter den Lehrern als beliebt. Im Folgenden finden sich einige ausgewähl-te Textsorausgewähl-ten zur Illustration mit ihren jeweiligen Quellenangaben.

Beispiel 1

A: Wie geht’s?

B: Gut, danke!

C: Und wie geht’s Ihnen?

D: Auch gut.

E: Das ist Paco.

F: Guten Tag, Frau Wachter!

G: Woher kommen Sie?

H: Er kommt aus Mexiko.

I: Auf Wiedersehen, Herr Rodrigez!

Textbeispiel 1 stammt aus dem Buch Menschen A1 (Evans/Pude/Specht 2012: 10) der gleichnamigen Buchreihe. Bei diesem Dialog handelt es sich um einen Text auf Anfängerniveau. Die meisten Bücher, die für Anfänger bestimmt sind, beginnen mit ähnlichen Dialogen, die ihnen die deutsche Sprache ‚vorstellen‘ sollen. Diese Dialoge sollen gelesen, gehört und geübt werden, indem man sich selbst zum Beispiel einem anderen Lernenden vorstellt und ihm Fragen stellt. Später kommen Dialoge immer seltener, überwiegend in Form von Interviews, als Hörtexte oder Lesetexte vor. Die Dialogform wird also selbstverständlich auch auf höheren Niveaus be-nutzt, nur der Inhalt wird immer komplexer.

Beispiel 2

Deutschland hat 82,4 Millionen Einwohner und 16 Bundesländer. Die Hauptstadt ist Berlin. In Deutschland gibt es nur eine Amtssprache:

Ijoma Alexander Mangold: Das deutsche Krokodil. Ein literarischer Text… ∙ 153 Deutsch. Die drei größten Städte sind Berlin, Hamburg und München.

Seit 1871 ist Deutschland ein Nationalstaat. Sehr wichtig für Deutschland ist die deutsche Wiedervereinigung 1990.

Immer noch auf dem Anfängerniveau, aber etwas später im Lernprozess kommen auch kürzere Texte vor, die landeskundliche Informationen ver-mitteln sollen. Die Satzstruktur ist auch hier sehr einfach: es gibt kurze, einfache Sätze, die in unterschiedlichen Themen die relevantesten Infor-mationen zu den deutschsprachigen Ländern enthalten. Ziel ist es, neben dem Sprachlernen auch Kultur zu vermitteln. Mit der Zeit kommen Texte im ähnlichen Stil, aber mit komplexeren Strukturen und einem breiter ge-fächerten Wortschatz. Textbeispiel 2 stammt vom Ende des ersten Kapitels von Begegnungen A1 (Buscha/Szita 2016: 24).

Beispiel 3a – Bei Mama ist’s am schönsten

Ein voller Kühlschrank, frische Wäsche, ein geputztes Bad – bei dem Be-griff »Hotel Mama« denken viele an einen Betrieb, der hält, was ein gutes Hotel verspricht.

Neben reiner Bequemlichkeit sind finanzielle und psychologische Gründe dafür verantwortlich, dass Jugendliche in Deutschland immer länger zu Hause wohnen bleiben. Viele Untersuchungen nennen Geld-probleme und längere Ausbildungszeiten als wichtige Ursachen für die ge-stiegene Zahl von »Nesthockern«. Damit eine gute Ausbildung bezahlt werden kann, bleiben viele Jugendliche länger zu Hause. Aber nicht nur mit der eigenen Wohnung, sondern auch mit Heirat und der Planung ei-ner eigenen Familie warten die jungen Leute immer länger.

»Hotel Mama vor allem bei jungen Männern beliebt«, meldet das Sta-tistische Bundesamt. 80 Prozent der Männer und nur 66 Prozent der Frau-en im Alter von 20 JahrFrau-en lebFrau-en noch bei dFrau-en Eltern. Von dFrau-en 25-JährigFrau-en leben insgesamt noch 29 Prozent bei den Eltern. Die Zahlen beweisen: Der Trend ist eindeutig.

Außerdem binden sie sich früher. Im Durchschnitt heiraten Frauen mit 27 Jahren, Männer mit über 29 Jahren.

In Deutschland ist der »typische Nesthocker« wissenschaftlich iden-tifiziert: männlich, ledig, gebildet und Sohn gut verdienender Eltern. Die-ser Typ hat festgestellt, dass sich seine lange Ausbildungszeit und seine hohen finanziellen Ansprüche besonders komfortabel dadurch verbinden lassen, dass er bei den Eltern wohnen bleibt.

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Die Gründe für den späten Auszug sind vielschichtig und immer indi-viduell. Die Psychologin Elke Herms-Bohnhoff hat verschiedene »Nest-hocker-Typologien« entwickelt, darunter die »Lebensplaner«: In ihrem Beruf sind sie fleißig, sehen es dafür aber als selbstverständlich an, dass die Eltern sie beherbergen, damit sie ihr Ziel erreichen. Eine weitere Nest-hocker-Gruppe sind die »Anhänglichen«, die gemeinsame Fernseh- oder Spielabende mit der Familie lieben. […] (Aspekte B1)

Beispiel 3b – Arbeit in der Welt

»Tragen sie lieber einen massengefertigten Anzug, der Ihnen von einem pickligen Kerl im Warenhaus verkauft wird – oder einen maßgeschnei-derten Anzug von einem Mann, für den Anzüge eine lebenslange Passion bedeuten?« So wirbt der Hongkonger Schneider Raja Daswani alle paar Wochen in der New York Times und anderen amerikanischen Zeitungen.

Wer Daswanis Dienste in Anspruch nehmen will, trifft ihn in einem Ho-telzimmer irgendwo in den Vereinigten Staaten, wird von ihm vermessen und fotografiert. Die Daten gehen per E-Mail nach Hongkong. Nach drei Wochen bekommt man den neuen Anzug per Kurier zugestellt – für einen Drittel des üblichen Preises.

Typisch Amerika? Falsch, die asiatischen Herrenausstatter kommen mittlerweile auch nach London und Frankfurt, um europäischen Bankern neue Westen zu verpassen.

Die Globalisierung wird klein. Nicht mehr nur große Multis agieren über Landesgrenzen hinweg, sondern auch Mittelständler und Klein-unternehmer wie der geschäftstüchtige Schneider Daswani. Und die Be-wegung geht nicht nur in eine Richtung. Auch deutsche Mittelständer bre-chen auf in die Welt. Nach Ermittlungen der Deutsbre-chen Industrie- und Handelskammer (DIHK) haben in diesem Jahr insgesamt 40 Prozent der deutschen Industrieunternehmen den Entschluss gefasst, im Ausland zu investieren – bei den mittelgroßen Industrieunternehmen (zwischen 200 und 999 Beschäftigte) ist es sogar jedes zweite.

Drei Motive treiben die Globalisierer an: Sie wollen vor Ort einen ei-genen Vertrieb oder Kundendienst aufbauen, sich über die Herstellung im Ausland Märkte erschließen und natürlich billiger produzieren. Die meis-ten streben in die neuen EU-Länder nach Osteuropa, dicht gefolgt von China. […] (Mittelpunkt B2)

Beide Texte sind Zeitungsartikel. Sie unterscheiden sich in ihrem Umfang und Wortschatz sowie in ihren grammatischen Strukturen – entsprechend

Ijoma Alexander Mangold: Das deutsche Krokodil. Ein literarischer Text… ∙ 155 dem jeweiligen Sprachniveau des Unterrichts. Über Niveau A2 arbeiten Lehrbücher immer häufiger mit Zeitungsartikeln, auf Niveau B1 noch ge-kürzt und didaktisiert, auf Niveau B2 jedoch überwiegend mit der Origi-nalform. Wie anhand dieser Beispiele deutlich wird, arbeiten Lehrbücher gern mit dieser Textsorte, die sich tatsächlich sehr gut für viele unter-schiedliche Zwecke – allen voran natürlich Wortschatz- und Grammatik-vermittlung – eignet. Außerdem darf die Rolle dieser Textsorte im Alltag ebenfalls nicht unterschätzt werden: Im Zeitalter von Online-Zeitungen und -Zeitschriften werden Jugendliche zunehmend auch mit diesem Text-typ konfrontiert und können durch den Einsatz solcher Texte im Unter-richt wohl auch dazu angeregt werden, selbst Zeitungen in der Fremd-sprache zu lesen. Nicht zuletzt erweitern solche Texte auch den Wahrneh-mungs- und Erfahrungshorizont der Lernenden und fördern im Optimal-fall sogar die Kompetenz zur kritischen Betrachtung des Gelesenen.

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