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Fazit und Ausblick

Anglizismen-Debatte in der deutschsprachigen Presse

4 Fazit und Ausblick

Mit Blick auf die bisher gewonnenen Ergebnisse lässt sich die Folgerung ziehen, dass der Anglizismen-Diskurs sich nach der DIMEAN (Dis-kurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse – s. Warnke/Spitzmüller 2011) auf verschiedenen Ebenen manifestiert (Einzelwörter, Metaphorik, To-poi, Intertextualität, Akteursebene), wobei die Gewichtung und der An-teil der einzelnen Phänomene auch von der Textsorte abhängig ist. Dar-über hinaus bestehen thematische Überschneidungen mit anderen Dis-kursen oder diskursempfindlichen Themen (Debatte über den Sprachge-brauch der Einwanderer, die Jugendsprache, das ‚Amtsdeutsche‘ usw).

Hinsichtlich des durch die untersuchten Medientexte vermittelten Wissens kann folgende Konklusion formuliert werden: Die meisten Texte aus dem Korpus sind eher informativ ausgerichtet und bedienen sich einer neutralen Vermittlersprache, mit der man versucht, Ergebnisse der Sprachwissenschaft derart mitzuteilen, dass sie von Fachausdrücken möglichst wenig belastet und dadurch für die Zeitungsleser leichter zu interpretieren sind. Ein anderer Teil der Artikel ist eher appellativ, fordert zur Auseinandersetzung auf und bearbeitet das Diskursthema eher kri-tisch. In dieser Gruppe von Texten spielen auch die deontischen Bedeu-tungen14 eine Rolle, die mit Anglizismen verknüpft sind: Sünde, für die man bestraft werden muss, Sucht, die geheilt werden soll, und Katastro-phen, vor denen man sich schützen muss.

Alles in allem lässt sich feststellen, dass der radikale Purismus und die Fremdwortbekämpfung überwiegend abgelehnt werden und die Öffent-lichkeit gegenüber Anglizismen – jedenfalls auf eine ‚kompromissfähige‘

Weise – eher tolerant oder aber skeptisch ist. Diejenigen Texte, die von Nicht-Fachexperten verfasst sind, benutzen häufiger wertende Begriffe, beachten die konnotativen, pragmatischen Unterschiede zwischen Angli-zismen und einheimischen Wörtern nicht und definieren Verständlich-keit als die wichtigste Funktion der Sprache. Sie lassen jedoch auch die

14 Nach Hermanns (1990: 114) haben Wörter neben den deskriptiven auch prä-skriptive/deontische (oder auch appellfunktionale) Bedeutungen: „[…] »Un-geziefer« muß vernichtet, der »Nächste« muß geliebt, der »Klassenfeind« muß bekämpft werden.“

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Appellfunktion und die Imponierabsicht nicht vollständig außer Acht, betrachten diese Funktionen allerdings als zweitrangig, der Verständlich-keit untergeordnet.

Abschließend halte ich es für berechtigt, von einem Diskurs als sol-chen (im Sinne von Foucault und Busse/Teubert) im Zusammenhang mit Anglizismen zu sprechen. Die bisherigen Beobachtungen könnten als Ausgangspunkt für künftige Forschungen dienen, die das Thema in sei-ner Vielfalt weiter zu spezifizieren vermögen. Beispielsweise wäre es mei-ner Ansicht nach sinnvoll, die spezifischen Ebenen (Wortebene, Meta-phern, gegebenenfalls Argumentationsstrategien) näher zu betrachten, was in diesem Beitrag aus Platzgründen unterlassen werden musste. Ich muss auch hinzufügen, dass die Fundierung der bisher formulierten

‚Skizzen‘ des Diskurses der Glaubwürdigkeit halber durch einen überprü-fenden, quantitativ gestützten Schritt bzw. auch die Beobachtung der aufgezählten Phänomene innerhalb eines erweiterten Korpus wünschens-wert wären.

Als Schlussbemerkung soll festgestellt werden, dass aufgrund der bis-herigen Ergebnisse nicht nur Texte, die sich dem Thema Anglizismen oder Sprachpflege widmen, interessante Befunde liefern können, sondern auch solche, die dieses Thema nur streifen(vgl. Wengeler 2008), weil die einzelnen, manchmal nur teilweise reflektierten Aussagen und Wertzu-schreibungen im Zusammenhang mit Entlehnungen zu ebenfalls auf-schlussreichen Erkenntnissen über das kollektive Wissen führen können.

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