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Beschreibung der durchgeführten Umfrage

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Bilingualismus und das mentale Lexikon

5 Beschreibung der durchgeführten Umfrage

Um den Sprachgebrauch zweisprachiger Menschen besser darstellen zu können, habe ich im Januar 2019 eine anonyme Online-Umfrage betreut.

Die Befragten waren Personen im Alter zwischen 10 und 32 Jahren, die alle in einer zweisprachigen Familie aufgewachsen sind, d.h. deren Eltern jeweils unterschiedliche Muttersprachen haben und ihre Kinder in ihrer jeweiligen Sprache erzogen (sämtliche Befragten haben also ungesteuert zwei L1 erworben). Die Mindestaltersgrenze von 10 Jahren wurde be-stimmt, um die Analyse mit – zumindest zum Teil – sprachbewussten Testpersonen durchzuführen. Insgesamt haben 32 Personen den Frage-bogen ausgefüllt, der auf Ungarisch verfasst wurde, da alle Befragten diese Sprache als eine ihrer Muttersprachen bezeichneten. Aufgrund dieser Anzahl ist die Umfrage als nicht-repräsentativ, sondern als eine Fallstudie zu betrachten. Nach den Kategorien von Peter Schlobinski (1996: 39) sind die Aspekte einer Befragung folgendermaßen einzuteilen:

Faktfragen: z.B. Name, Alter, Wohnort, Muttersprachen der Eltern, welche Fremdsprachen die Befragten beherrschen bzw. bisher gelernt haben, in welcher Sprache sie die meisten Büchern besitzen

20 „Children must acquire community-specific characteristics and functions of BCM (=Bilingual Codemixing) in order to become fully functioning mem-bers of their language community.”

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Einschätzungsfragen: z.B. ob man der Meinung ist, eine seiner Mut-tersprachen nicht auf dem Niveau zu sprechen, um diese als Mutter-sprache zu bezeichnen; wie oft die jeweils andere Sprache mit dem betreffenden Elternteil benutzt wird; welche Emotionen ein Zungen-spitzenphänomen beim Individuum auslöst

Handlungsfragen: z.B. in welcher Sprache sich die Geschwister ver-ständigen; in welcher Sprache die Eltern miteinander kommunizieren bzw. welche Sprache(n) in der Familie gesprochen wird (werden); in welcher Sprache die Befragten träumen, fluchen, vor sich sprechen etc.

Bewertungsfragen: z.B. wie gut das eine Elternteil die Sprache des an-deren Elternteiles beherrscht

Alternativfragen: z.B. ob der Kontakt zur Familie im Ausland eher mündlich oder schriftlich gehalten wird, ob die Befragten vor ihrem 12. Lebensjahr die Sprachen miteinander vermischt haben, ob die Teil-nehmenden ein Tagebuch schreiben bzw. geschrieben hatten usw.

5.1 Auswertung der Ergebnisse

Auf Abbildung 1 sind die anderen Muttersprachen der Befragten darge-stellt. Bei der Auswahl der Personen war wichtig, dass möglichst viele Sprachen aus mehreren Sprachfamilien vertreten sind, damit die Ergeb-nisse keine sprachspezifischen Merkmale und Tendenzen aufweisen.

Abb. 1 Muttersprachen der Befragten neben Ungarisch 0

2 4 6 8 10

Bilingualismus und das mentale Lexikon ∙ 197 Als erster Schritt wurden die in der Familie gesprochenen Sprachen und die Muttersprachen der Eltern im Kontrast zum gesamten ‚Familiennetz-werk‘ festgelegt: Welche Sprachen werden gesprochen, wenn die Familie beisammen ist? Wie kommunizieren die Eltern bzw. Geschwister mit-einander? Durch diese Angaben ist es unter anderem präziser und leichter zu bestimmen, welche Sprache in einem bilingualen Gehirn als domi-nanter erscheint, genauer gesagt, welche Sprache in der täglichen Kom-munikation häufiger verwendet wird und in welcher Sprache sich die zweisprachigen Personen am meisten zu Hause fühlen. Meiner Ansicht nach spielen auch die Sprachkenntnisse der Eltern eine wesentliche Rolle beim Spracherwerb ihrer Kinder, unter besonderer Berücksichtigung des Umstands, inwiefern die Erwachsenen die Muttersprache ihres Ehepart-ners beherrschen. Aus dem Fragebogen geht hervor, dass sich die Hälfte der Mütter in der zweiten Sprache ihres bilingualen Kindes beinahe flie-ßend ausdrücken kann, während nur 31,3% der Väter dieses Niveau er-reichen. Die Väter haben hingegen eher gute passive Kenntnisse: sie ver-stehen die Sprache, können jedoch keine syntaktisch fehlerfreien Kon-struktionen bilden. Ein weiterer Gesichtspunkt wäre hierbei, wie streng man sich an die ‚ein Elternteil–eine Sprache‘-Methode hält, da es in mehrsprachigen Familien nicht außergewöhnlich ist, sich z.B. in der Sprache des Vaters mit der Mutter zu unterhalten. Ein Drittel der Be-fragten bestätigte, nie die jeweils andere Sprache mit ihren Eltern zu be-nutzen, und ein weiteres Drittel gebraucht sie nur selten bzw. auch öfter.

Erstaunlicherweise antworteten 10% der Teilnehmenden, mit dem jewei-ligen Elternteil immer konsequent nicht in der Muttersprache zu kom-munizieren. Dass sie im Gegensatz dazu beide ihrer Sprachen beherr-schen, hängt auch damit zusammen, dass sich Mehrsprachige mit ihren Großeltern nur in deren eigener Sprache verständigen können. Wie häu-fig und mit welcher Intensität der Kontakt zu den Großeltern besteht, wurde in dieser Umfrage nicht untersucht, wobei die Tendenz, dass die Mehrheit der Teilnehmenden den Kontakt zu im Ausland lebenden Ver-wandten und Freunden eher schriftlich hält, deutlich zu erkennen ist.

Meines Erachtens ist auch die Sprache, die die Eltern untereinander benutzen, ein wichtiger Faktor der bilingualen Sprachentwicklung. In dieser Fallstudie antworteten zehn Informanten, dass ihre Eltern

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einander Ungarisch sprechen, in weiteren sechs Familien gelten Deutsch und Englisch als primäres Kommunikationsmittel der Eltern, es konnten aber auch Familien dokumentiert werden, in denen gleichzeitig zwei Sprachen (Ungarisch–Italienisch, Ungarisch–Türkisch und Ungarisch–

Russisch) geläufig sind.

Demnächst lohnt es sich auch zu analysieren, welche Sprache ge-braucht wird, falls die ganze Familie an der Konversation beteiligt ist.

Auch hier ist die Dominanz des Ungarischen und des Deutschen deutlich erkennbar, obwohl die Benutzung zweier Sprachen auch in dieser Ge-sprächssituation typisch ist (vgl. die oben genannten Sprachkombina-tionen). Allgemein betrachtet „nimmt die Familiensprache Rücksicht auf den sprachlich schwächeren Elternteil“, während gleichzeitig „die Um-gebungssprache einen beträchtlichen Druck auf die Familiensprache“

ausübt (Kielhöfer/Jonekeit 1983: 21).

Bei der Sprache, in der sich Geschwister verständigen, zeichnen sich vier grundsätzliche Muster ab (s. Abbildung 2). Das erste davon ist die Benutzung des Ungarischen, also die Sprache der direkten Umgebung (dies betrifft sieben Personen). Andererseits geht aus der Befragung her-vor, dass die Mehrheit der bilingualen Kinder beide ihrer Muttersprachen untereinander gebrauchen.21 Etwas weniger als ein Viertel der Befragten hat keine Geschwister. Eine Testperson äußerte sich hierzu allerdings, wenn sie Geschwister hätte, würde sie mit ihnen beide ihrer Sprachen be-nutzen. Drei Befragte sprechen hingegen mit ihren Schwestern und Brü-dern nicht die Sprache ihres Umfeldes. Dies geschieht oft aus verschie-denen Gründen: einer davon wäre die Etablierung einer sogenannten Ge-heimsprache. Eine der Testpersonen gab die explizite Begründung dafür, sie wollten nicht, dass Menschen in ihrer Umgebung sie verstehen.

Aus dem Diagramm lässt sich auch auf die starke Präsenz der eng-lischen Sprache in der arabischen Welt schließen, da die ungarisch–ara-bischen zweisprachigen Befragten auch diese Sprache in der alltäglichen Kommunikation verwenden. Einige dieser Testpersonen gaben auch die Auskunft, dass die Mehrheit ihrer Bücher auf Englisch verfasst ist.

21 Zum Code-Mixing stehen keine Daten zur Verfügung.

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Abb. 2 Benutzte Sprache(n) unter den Geschwistern

Die dominante Sprache eines bilingualen Menschen wird auch in meh-reren Fällen durch die Lesegewohnheiten beeinflusst. Aus diesem Grund wurde auch die Frage gestellt worden, in welcher Sprache sie die meisten Bücher besitzen. Laut Kielhöfer/Jonekeit (1983: 13) „sind die Beziehungen zwischen starker und schwacher Sprache sehr komplex und in ständiger Bewegung.“ Obwohl die Mehrheit der Befragten größtenteils auf Un-garisch liest, folgt das Englische knapp dahinter; nur in Einzelfällen war die Anzahl der Bücher in der anderen Muttersprache (nicht die Sprache ihres Umfelds) höher. Die Dominanz des Englischen ist auch damit zu begründen, dass alle Teilnehmer diese Sprache beherrschen.

Die Antworten auf die Frage, ob sie ihre eigenen Sprachkenntnisse in einer ihrer Muttersprachen für nicht genügend halten, um diese Sprache als ihre Muttersprache zu bezeichnen, zeigten ein uneinheitliches Bild.

Zwei Drittel der Teilnehmenden waren davon überzeugt, dass sie ihre bei-den Muttersprachen auf (fast) gleichem Niveau sprechen, während der Rest das nicht so empfindet oder nur manchmal dieses Gefühl hat. Als Erklärung dafür behaupteten sie, die eine Sprache im Vergleich zur anderen wesentlich seltener zu benutzen und in einer ihrer Sprachen einen geringeren Wortschatz zu besitzen; des Weiteren haben sie das Gefühl, sich dadurch nicht gewählt ausdrücken zu können, oder eben eine Sprache nur im fachspezifischen Kontext zu gebrauchen. Möglicherweise aus diesen Gründen fallen ihnen ab und zu die entsprechenden Wörter nicht (gleich) ein.

22%

28%

9%

16%

25%

Ungarisch

beide Muttersprachen nicht die Sprache ihres Umfelds Ungarisch, Arabisch, Englisch hat keine Geschwister

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