So kommt er nie nach Langvokalen und Diphthongen vor.Auch erscheint er oft in unmittelbarer Nachbarschaft von anderen Velarkonsonanten,so dass
4.2.3.2 Regressive Nasalassimilation
Betrachtet man die Daten unter (88), so kann man ein ähnliches Vorkommen des Velarnasals wie oben feststellen ˇ mit dem Unterschied, dass hier der Velarnasal nicht nach, sondern vor dem velaren Plosiv steht. Somit kann analog zur oben beschriebenen progressiven Nasalassimiliaton hier von einer
regres-siven
die Rede sein, die vorübergehend mit einer Regel wie in Abb. 33 erfasst werden kann.(88) Bank Za`Mjç\,KlinkeZjçkHMj?\,Tank Zsç`Mjç\
Bei der Formulierung dieser vorläufigen Regel wurde stillschweigend davon aus-gegangen, dass man ähnlich wie bei der progressiven Assimilation auch hier mit einem
Alveolarnasal als Input
zu rechnen hat.Während diese Annahme für den ersteren Assimilationsprozess infolge der freien Variation zwischen Alveolar- und Velarnasal als empirisch motiviert erscheint,fehlt hier die
direk-Abb. 32 Ableitung von Haken, sagen, gnädig, Knabeund Akne
Abb. 33 Regressive Nasalassimilationsregel (RNAR) (vorläufig)
te Evidenz
für diese Hypothese, da zu keiner der oben angegebenen Wortformen eine Variante mit Alveolarnasal existiert.Wenn man davon ausgeht, dass der hier zu beschreibende phonologische Prozess nur einen Velarisierungs-akt umfasst, dann kommt neben dem Alveolarnasal auch der Labialnasal als potentielles zugrundeliegendes Lautsegment in Frage. Beharrt man nun auf die Stichhaltigkeit der obigen Regelformulierung (zumindest was die linke Seite der Regel betrifft),so muss außer der Velarisierungsfähigkeit nach Velarplosiven auch ein etwas stärkeres Argument für die Annahme eines Alveolarnasals als zugrun-deliegendes Segment für die Wörter unter (88) gefunden werden. Aus den Daten in (89) und (90) geht hervor, dass der Alveolarnasalmorphemintern nur vor homorganen Plosiven
erscheinen kann, während der Labialnasal auch vor nichthomorganen Plosiven vorkommt. Daraus folgterstens
, dass dieSequenz Zmj\ in der Oberflächenrepräsentation fehlt, was die Annahme eines zugrundeliegenden Alveolarnasals für die Wörter wie Bank ermöglicht;
zwei-tens
, dass im Falle eines zugrundeliegenden Labialnasals die phonologische Regel für ein Wort wie Imker eine falsche Oberflächenstruktur vorhersagen würde. Somit erscheint unsere Annahme über einenzugrundeliegenden Al-veolarnasal
für die fraglichen Wortformen als akzeptabel.Wie diese Regel die korrekten Outputformen herleitet, wird in Abb. 34 gezeigt.(89) hinten ZgHms?m\, unten Z>Tms?m\, Band Za`msç\; anders Z>`mc5r\, ändern
Z>Dmc5m\,LindeZkHmc?\
(90) Lampe Zk`lo?\,Bombe ZaNla?\
ImkerZ>Hlj5\,AmtZ>`ls\,Zimt Zs˛rHls\
Abb. 34 Ableitung vonBank, Klinke,Tank, stinken,Trunkmit der vorläufigen Fassung der Regres-siven Nasalassimilationsregel (RNAR)
Doch scheint die Regelformulierung in einer Hinsicht eine sehr merkwürdi-ge
Besonderheit
zu haben.Von einem Assimilationsprozess würde man näm-lich erwarten, dass er nicht nur vor einem Fortis-Obstruenten, sondern auch von dessen Lenis-Gegenstück ausgelöst wird.Vergeblich sucht man jedoch nach Wörtern, in denen die Sequenz ZMf\ vorkommt, dafür kommen im Deutschen reichlich viele Wörter vor, in denen einbloßer Velarnasal
gesprochen wird, dieser sich jedoch wie eineKonsonantenverbindung
verhält, was man u. a.daran erkennen kann, dass dem Velarnasal in solchen Wörtern kein Langvokal oder Diphthong vorausgehen kann,vgl.(91).Somit steht der Annahme nichts im Wege, in diesen Wörtern zugrundeliegend ˇ wie das auch das Schriftbild sug-geriert ˇdie Sequenz .mf.anzunehmen und daraus den bloßen Velarnasal mit zw
ei Regeln
herzuleiten: mit einer erweiterten Fassung derRegressiven Nasalassimilationsregel
und einer sich daran anknüpfendenTilgungsregel
,die den velaren Lenis-Plosiv nach einem Velarnasal tilgt. Die beiden Regeln fin-den sich unten in Abb. 35 und Abb. 36.Abb. 37 enthält die
Ableitung
mancher Formen mit Velarnasal mit Hilfe dieser beiden Regeln.Aus dieser Abbildung geht auch dieReihenfolge
der beiden Regeln hervor: Zuerst muss die Regressive Nasalassimilationsregel zur Anwendung kommen,erst dann kann die g-Tilgungs-regel angewendet werden.Da der Input für die zweite Regel nur und ausschließ-lich durch die Anwendung der ersten Regel entstehen kann, handelt es sich hier umabsolutes Feeding
undintrinsische Regelordnung
.(91) LängeZkDM?\,HungerZgTM5\,zweitrangigZs˛˛ru`˛hs≤`MHB\,engZDM\,langZk`M\, FrühlingZe≤x9kHM\,Angst Z>`Mrs\,hängt ZgDMs\,länglich ZkDMkHB\
Abb. 35 Regressive Nasalassimilationsregel (RNAR) (vorläufig)
Nun scheinen folgende Daten den bisher angenommenen beiden Regeln zu
widersprechen
. Die Beispiele unter (92) zeigen, dass die zugrundeliegende Sequenz .mj.nicht immer
in ZMj\ verwandelt wird. Ähnlich zeugen die bei-den anderen Auflistungen davon, dass auch .mf.nicht immer
als ZM\gespro-chen wird:in (93) finden wir Zmf\in (94) ZMf\als mögliche Realisierungen.Doch zeigen diese Realisierungen eine gewisse
Systematizität
.So wird die Velarisie-rung des Alveolarnasals in den ersten beiden Datengruppen durch dieMor-phemgrenze
zwischen den beiden Segmentenblockiert
. Damit diese Fälle von unserer Regressiven Nasalassimilationsregel nicht erfasst werden, soll sie durch eineBedingung
ergänzt werden, die die Anwendung der Regel an Morphemgrenzen verbietet, vgl.Abb. 38. Die ausbleibende Durchführung der g -Tilgungsregel in den restlichen Daten erklärt sich möglicherweise mit dem nichtnativen Charakter dieser Wörter, die eine Ergänzung der g-Tilgungsregel durch eine entsprechende Bedingung verlangt, vgl. Abb. 39. Abb. 40 zeigt, wie diese beiden Regeln die korrekte Oberflächenstruktur herleiten.(92) einkommen Z>`hmjNl?m\,Ankunft Z>`mjTmes\,WeinkellerZu`hmjDk5\, in Köln ZHmj8km\
Abb. 36 g-Tilgungsregel (GTR) (vorübergehend)
Abb. 37 Ableitung von Bank, stinken, Länge, Frühling, Angst mit der Regressiven Nasal-assimilationsregel und der g-Tilgungeregel
(93) angebenZ>`mfd9a?m\,Eingabe Z>`˛hmf`9a?\,Weinglas Zu`˛hmfk`9r\, in Göttingen ZHmf8sHM?m\
(94) KongoZjNMfn\,TangoZs`Mfn\,Ungarn Z>TMf`5]m\,IngoZ>HMfn\
Abb. 38 Regressive Nasalassimilation (RNAR)
Abb. 39 g-Tilgungsregel (GTR)
Abb. 40 Ableitung von Bank, Länge, Ankunft, Weinglas, Tango mit der Regressiven Nasal-assimilationsregel und der g-Tilgungsregel