phonologische Transkription phonetische Transkription
ung. lehetház .kDgDs..g`9y. ZkDéDs\Zg`9y\
br. engl. feelingfeel .eh9kHM..eh9k. Zeh9kHM\Zeh94\
jap. ‘jener Platz’ .r`j`m`. Zr`j`m`\
‘Arbeit’ .rhfnsn. ZRhfnsn\
Tab. 14 Phonetische und phonologische Transkription zu den behandelten Allophonieverhältnissen
(35) Zg\9Hirsch, Hütte, Hut, Heer, hören, Horn, Haus, Einheit
ZM\9lang, Bank,Angst, Enge
Die andere Art der Allophonie, die
freie Variation
kann durch die unter-schiedlichenBegrüßungsformen
veranschaulicht werden. Zahlreiche solche Formen existieren in einer jeden Sprache. So kann man im Kreis der Jugend-lichen im Deutschen u.a.Hallo!,Hi!oder Moin!hören.Diese Formen zeigen eine gewissefunktionale Äquivalenz
, d. h. sie dienen für alle im Kreis dieser Per-sonen zur Begrüßung. So könnte im Prinzip jede einzelne dieser Formen in ei-nem Kontext verwendet werden,wo ‘Begrüßung’ erwartet wird.Der Grund für die Variation ist alsonicht systeminterner Natur
, sondern hängt mit sys-temexternen Faktoren
zusammen,wieHerkunft
oderZugehörigkeit
desSprechers zu einer Gruppe usw. Dieses Verhältnis lässt sich graphisch wie unter (36) erfassen.
(36) Darstellung der Relation der Begrüßungsformen im Deutschen
Ein ähnlicher Fall liegt auch in den menschlichen Sprachen vor. Ob ein
kur-zes
a im Ungarischen mit mittlerer Zungenstellung und Lippenrundung ZN”\oder mit niedriger Zungestellung und ungerundeten Lippen Z`\ gesprochen wird, wird nicht von der lautlichen Umgebung bestimmt, sondern vielmehr durch die dialektale Zugehörigkeit des Sprechers:ZN”\stellt die standardsprach-liche,Z`\die in den sog.Palóc-Dialekten gesprochene Form dar, vgl. (37).
In jeder Sprache kann man also
Phone
finden,die miteinandernie im Kon-trast
stehen.Sie können aber auchin derselben lautlichen Position
stehen,ohne dass ihre Ersetzung dort eine Bedeutungsänderung bewirkte. Das Vorkommen des einen oder anderen Allophons hängt von
systemexternen
Faktoren
ab.So hängt die Verwendung des einen oder anderen a-Allophons imUngarischen davon ab,ob der Sprecher Standardungarisch oder Dialekt spricht.
Dadurch erlaubt die Verwendung des einen Vokalphons Schlüsse auf die Herkunft des Sprechers - ähnlich wie die Begrüßung Moin! im obigen Beispiel.
Eine freie Variante eines Phonems kann jedoch
nicht nur
darauf hinweisen. So finden wir im Französischen beim Phonem .q.eine freie Variation zwischen Z≤\und Zq\. Dabei ist diese Variation einerseits
geographisch
bestimmt, da [r] vor allem im Süden Frankreichs gesprochen wird. Viel wichtiger ist bei der Verwendung des einen oder anderen r-Allophons jedoch diegesellschaftliche Einschätzung
des Sprechers:WährendZ≤\als die Norm angesehen wird, sind mit dem Zungenspitzen-r gewissenegative soziale Urteile
über denSprecher verbunden: Er wird als ‘ungebildet’, als ‘rückständig’ angesehen. Freie Varianten können auch auf i
ndividuelle Sprechergewohnheiten
hinweisen, so kann ein alveoaleres oder retroflexes als sprecherspezifische Realisations-formen angesehen werden. Freie Variation kann jedoch auch stil- und tempoab-hängig sein ˇ so kann im Ungarischen bei schnellerem Sprechtempo und läs-sigem Sprechstil ein Zungenspitzen-r mit mehreren Schlägen durch eins mit einem Schlag ersetzt werden. Dieser Sachverhalt lässt sich wie in (38) zusam-menfassen und durch die Abbildung unter (39) veranschaulichen.(38)
Freie Varianten
sind phonetische Realisierungen eines Phonems,die in genau derselben Umgebung erscheinen können und nicht bedeutungs-unterscheidend sind. Die Verwendung der einen oder anderen freien Variante hängt mit systemexternen Faktoren wie individueller Sprechgewohnheit,Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit des Sprechers, Sprechtempo und -stil usw. zusammen.(37) Darstellung der freien Variation des kurzen .`.im Ungarischen
(39) Graphische Darstellung der freien Variation
Bisher haben wir Variationen lediglich im
subphonemischen
Bereich, d. h.im Bereich der Realisierungen der Phoneme festgestellt. Eine
Variation
kannjedoch auch
zwischen Phonemen
festgestellt werden. Betrachtet man die Daten in Tab. 15, so sieht man, dass der stimmhafte alveolare Frikativ .y. sowie der stimmlose alveolare Frikativ .r. zweiPhoneme
des Ungarischen darstel-len: Sie können sowohl im Wortan- wie auch im Wortinlaut kontrastieren.Untersucht man jedoch die Wortformen in (40), so kann man auch feststellen, dass diese Phoneme ihre Stimmhaftigkeit in Abhängigkeit von dem nachfolgen-den Segment
variieren
und dadurch eine Eigenschaft aufweisen,die wir bereits bei den kombinatorischen Allophonen beobachtet haben.(40) a.méz Zld9y\vs.méztõlZld9rs19k\
b.réz Zqd9y\vs.réztõl Zqd9rs19k\
Die offensichtlich interessanteste Besonderheit dieses Phänomens ist, dass
ˇ wie die beiden Zeilen unter (40) zeigen ˇ die
phonologische Opposition
zwischen .y.und .r.im Ungarischen vor einem stimmhaften oder stimmlosen Obstruenten nicht mehr sichtbar ist,d.h.aufgehoben
wird.In sol-chen Fällen spricht man vonNeutralisation
.(41)
Neutralisation
liegt vor, wenn zwischen zwei Phonemen in einer bestimmten Umgebung keine Opposition besteht,obwohl sie in anderen Positionen kontrastieren.Minimalpaare Phonem
zár vs. szár
Zy`9q\ur-Zr`9q\
méz vs. mész
Zld9y\ur-Zld9r\
.y.ur-.r.
Tab. 15 Minimalpaare zu den ungarischen Phonemen /z/ und /s/
Die Umgebung, in der die beiden Phoneme einen Kontrast bilden, nennt man
Relevanzstellung
ˇ die Umgebung, in der kein Kontrast zwischen ihnen be-steht, d. h. die phonologische Opposition aufgehoben wird, heißtAufhebungs-position
. Dementsprechend kann der Wortanlaut bzw. -auslaut durchaus als Relevanzstellung für die phonologische Opposition zwischen .y.und .r. be-trachtet werden,während die Position vor einem stimmlosen oder stimmhaften Obstruenten als Aufhebungsstellung für die beiden Phoneme gilt.Zwischen zwei Phonemen kann also eine ähnliche Variation bestehen wie zwischen den Allophonen desselben Phonems.So zeigen die beiden ungarischen Phoneme .r. und .y. im Prinzip eine ähnliche
Alternation
wie die beiden h -Allophone des Ungarischen:Die eine Variante erscheint in der einen Umgebung, die andere dagegen in der anderen, vgl. (42).Wie die komplementär verteilten Allophone sich zu Phonemen zusammenfassen lassen, können auch zwei Pho-neme, die eine ähnliche Verteilung zeigen, zu einer übergeordneten Einheit, dem sog.Archiphonem
zusammengefasst werden. Ein Archiphonem ist dabei eine abstrakte Kategorie, die die gemeinsamen Eigenschaften der miteinander alter-nierenden Phoneme umfasst. So ist das Archiphonem für die ungarischen Phoneme .r. und .y.ein alveolarer Frikativ, der für die Stimmhaftigkeitnicht spezifiziert
ist. Dies lässt sich mit der Verwendung von Großbuchstaben wie-dergegeben, vgl. (43).Tab. 16 enthält die phonologische und phonetische Trans-kription von Wörtern mit Archiphonemen.(42) a.méz Zld9y\vs.mésztõlZld9rs19k\
b.küldhet ZjxksgDs\vs.ehet ZDéDs\
(43) Darstellung der Variation zwischen/s/und .y. im Ungarischen
3.1.4 Variation im Lautsystem des Deutschen
Nach der Ermittlung der grundlegenden Kenntnisse über die Variationsmög-lichkeiten im Phonemsystem sollen diese auf das Deutsche angewendet werden.
3.1.4.1 Achlaut und Ichlaut im Deutschen
Wie aus Kap. 2 hervorgeht, kennt das Deutsche zwei stimmlose dorsale Fri-kative: den palatalen
Ichlaut
ZB\ und den velarenAchlaut
Zw\. Unterwirft man diese Phone einerMinimalpaaranalyse
, so findet man heraus, dass es relativ viele Phoneme im Deutschen gibt,mit denen sie kontrastieren,vgl.Tab.17.Sucht man jedoch nach Minimalpaaren, die auf eine phonologische Opposition zwi-schen.B.und .w.hinweisen würden, so findet man keine zwei Morpheme oder Wörter im Deutschen, die sich nur durch den Ich- bzw. Achlaut voneinander unterscheiden. Das lässt vermuten, dass die beiden Phonekeine Phoneme
des Deutschen bilden können.
Anlaut Inlaut Auslaut Phonem
China vs.Tina
ZBh9m`\ur-Zsh9m`\
reichen vs. reißen
Z≤`hB?m\ur-Z≤`hr?m\
Elch vs. elf
ZDkB\ur-ZDke\
.B.
- rauchen vs. rauschen
Z≤`tw?m\ur-Z≤`tR?m\
Bach vs. Ball
Za`w\ur-Za`k\
.w.
Schriftbild méz méztõl réz réztõl
phonologische Transkription mit
Archiphonemen .ld9Z. .ld9Zs19k. .qd9Z. .qd9Zs19k.
phonologische Transkription .ld9y. .ld9rs19k. .qd9y. .qd9rs19k.
phonetische Transkription Zld9y\ Zld9rs19k\ Zqd9y\ Zqd9rs19k\
Tab. 16 Phonologische und phonetische Transkription ungarischer Wörter mit Archiphonemen
Tab. 17 Minimalpaare zu Ich- und Achlaut im Deutschen
Eine nähere Untersuchung der Wörter unter (44) ergibt folgende
Umge-bungen
der beiden Lautsegmente. EinIchlaut
kommt a)nach vorderen Vo-kalen
, b)nach Sonoranten
und imWortanlaut
vor. EinAchlaut
erscheint dagegen nach hinteren und zentralen, alsonach nichtvorderen Vokalen
.Schon diese Auflistung zeigt, dass die beiden Lautsegmente
komplementär
verteilt sind. Und da sie sich nur in einer phonetischen Eigenschaft voneinander unterscheiden (palatale vs. velare Artikulationsstelle), steht der Annahme einer