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3. Mittler und Methode

3.9. Lebensgeschichtliche und soziographische Merkmale

In folgender Überblicksdarstellung sind einige allgemeine lebensgeschichtliche und soziographische Merkmale zusammengefasst, wie sie in den Erinnerungserzählungen erscheinen. Die Zusammenfassung dient zum einen als allgemeiner Überblick über die Soziographie der Gewährspersonen. Zum anderen soll sie Aufschluss über die soziale Herkunft der hazatértek und über gruppenspezifische lebensgeschichtliche Muster geben.

Wie im bereits angedeutet, handelt es sich dabei nicht um eine repräsentative Gesamtschau, sondern lediglich um einen Querschnitt der im Rahmen dieser Studie analysierten Lebensgeschichten. In einigen Punkten kann dennoch von einer allgemeinen Gültigkeit ausgegangen werden, zumal sich viele der hier im Kleinen erhobenen Informationen durch die Rückkehrer-Studie von Ágnes Tóth bestätigen lassen.201

Tabelle: Übersicht zur Soziographie der Heimkehr

201 Vgl. hierzu Tóth: Rückkehr nach Ungarn 2012, 77–92.

F.A.

F.L.

Zum Zeitpunkt der Vertreibungen 1946 und 1947 war ein Großteil der Gesprächspartner zwischen zehn und 18 Jahren alt. Sechs Personen waren zum Zeitpunkt der kitelepítés älter als 18 Jahre, wiederum fünf Gesprächspartner waren jünger als zehn Jahre. Es wurden neun Frauen und zwölf Männer befragt.

Herkunft und sozioökonomischer Hintergrund

Die Gewährspersonen stammen meist aus Landgemeinden im Süden Ungarns, aus den Komitaten Baranya, Bács-Kiskún, Tolna und Somogy. Eine Gesprächspartnerin stammt aus dem jugoslawischen Verwaltungsbezirk Osijek, eine andere aus dem Komitat Pest.

Ein Großteil der Gewährspersonen erklärte, dass die Familien aus einem kleinbäuerlich-landwirtschaftlich geprägten Milieu mit subsistenzwirtschaftlichem Charakter stammten.

Nur eine Befragungsperson gab an, dass die Eltern als Handwerker das Einkommen der Familie sicherten und somit nicht hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig waren. 15 befragte Personen hatten in Ungarn bereits vor den Vertreibungen in einer Bürgerschule einen grundlegenden Schulabschluss erworben bzw. befanden sie sich zum Zeitpunkt der Vertreibungen noch in einer weiterführenden schulischen Ausbildung (Mittelschule), die dann durch die kitelepítés zunächst unterbrochen worden war.

Sprachverwendung im Umfeld der Herkunftsgemeinden

Die deutsche Sprache war für alle Befragungspersonen in den Jahren bis zu den Vertreibungen Alltagssprache. Deutsch fand sowohl im familiären als auch im schulisch-beruflichen Umfeld Anwendung. Die Ungarische Sprache war nur als Zweitsprache von Relevanz. Zehn Gesprächspartner gaben an, dass sie zum Zeitpunkt der Aussiedlung keine bzw. kaum ungarische Sprachkenntnisse hatten und Ungarisch erst nach ihrer Rücksiedlung nach Ungarn gelernt hatten. Wiederum elf Gesprächspartner gaben an zweisprachig aufgewachsen zu sein, im Umfeld der Familie aber stets deutsch gesprochen zu haben.

Konfession

Die Gesprächspartner bekannten sich ausnahmslos zum katholischen Glauben.

Aussiedlungen

Die kitelepítés vollzog sich lokal zu unterschiedlichen Zeitpunkten und hatte verschiedene Ziele. Ein Großteil der in dieser Studie befragten Gewährspersonen wurde im Rahmen der zweiten Welle der Vertreibungen ausgesiedelt. 18 befragte Personen gaben an, im Laufe der zweiten Jahreshälfte 1947 in die SBZ ausgesiedelt worden zu sein.

Die Betroffenen wurden hauptsächlich im Land Sachsen angesiedelt. Eine

Gewährsperson war 1944 nach Österreich geflüchtet, eine andere wurde 1946 im Rahmen der ersten Vertreibungswelle aus Ungarn in amerikanische Besatzungsgebiete ausgewiesen. Eine Person schilderte, im Zuge der ersten Welle der Vertreibungen ausgesiedelt, aber direkt zurückgeführt worden zu sein.

Zeitpunkt der Rückkehr

Die Rückkehr wurde individuell zu unterschiedlichen Zeitpunkten vollzogen. Es kam dabei sowohl zu illegalen als auch legalen Rücksiedlungen, wobei die Rückkehrenden hauptsächlich irregulär nach Ungarn remigrierten. Ein Großteil der Gewährspersonen war meist schon wenige Wochen und Monate nach der Vertreibung nach Ungarn zurückgesiedelt. Zwei Personen waren bereits 1947 nur wenige Wochen nach der kitelepítés wieder nach Ungarn zurückgekehrt. Jeweils sieben Personen gaben an 1948 bzw. 1949 noch vor Gründung der beiden deutschen Staaten illegal remigriert zu sein.

Der Aufenthalt in den Besatzungsgebieten dauerte in diesen Fällen nicht länger als eineinhalb Jahre. Legal wurde die Rückkehr in drei Fällen vollzogen, wobei die legale Rücksiedlung als Ausgangspunkt in zwei Fällen die DDR und in einem Fall die BRD hatte.

Rückkehrorientierung

Die hazatértek versuchten, nach Möglichkeit wieder in ihren Herkunftsorten Fuß zu fassen. Von den 21 Befragten leben heute 17 wieder in ihren Herkunftsgemeinden.

Diejenigen hazatértek, die nicht in ihre Herkunftsgemeinden zurückkehren konnten, wohnen heute meist nur wenige Kilometer von ihrem Herkunftsort entfernt in nahe gelegenen Gemeinden. Hiervon gelang es neun Personen, wieder in ihre Elternhäuser zurückzuziehen.

Berufliche Reintegration

Die hazatértek konnten nach ihrer Rückkehr meist nicht wieder dauerhaft in die elterlichen Berufe bzw. in die Berufe, die sie vor den Aussiedlungen ausgeübt hatten, einsteigen. Von den 21 Befragten waren lediglich vier Personen in landwirtschaftliche Berufe zurückgekehrt. Zehn Befragte arbeiteten später im Handwerk als Elektriker, Schreiner oder Schneider. Eine Person fand dauerhaft Beschäftigung in der Industrie, eine

Person arbeitete im Transportwesen. Drei Interviewte arbeiteten später im Verwaltungswesen, davon zwei in einer lokalen LPG und eine Person in der kommunalen Finanzverwaltung. Zwei Befragte hatten ein Hochschulstudium abgeschlossen.

Gegenwärtige Sprachverwendung

Deutsch hat in den Reihen der hazatértek zwar an Bedeutung verloren, wird aber nach wie vor im Sinne einer Zweitsprache täglich gesprochen. 13 Befragte gaben an, Deutsch heute im Umfeld der Familie zu verwenden. Für eine Person ist Deutsch auch im Umfeld der Gemeinde die dominante Sprache und Ungarisch wird nur in Verwaltungsangelegenheiten verwendet. Für zwei Personen ist wiederum Ungarisch die Erstsprache, die sowohl in der Familie als auch in anderen alltäglichen Situationen gesprochen wird. Deutsch ist ihnen deshalb kaum mehr präsent. Für weitere sechs Personen ist Deutsch lediglich eine Zweitsprache, die für sie keine alltägliche Anwendung findet.