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Ausgewählte Aufgaben zur Entfaltung der Diskurskompetenz

Welches Lehrerwissen erfordern unterrichtliche Interaktionen?

4. Fazit – Gründe für die notwendige Erneuerung unterrichtlicher Interaktion

4.2. Ausgewählte Aufgaben zur Entfaltung der Diskurskompetenz

Abschließend möchte ich nun das Potenzial neuer Interaktionstypen kurz diskutieren. Zur Entfaltung der Diskurskompetenz sollen Lernende regel-mäßig zu komplexeren kommunikativen Aufgaben angeleitet werden, die die Erprobung und Reflexion angeeigneter Kompetenzen im mündlichen Bereich ermöglichen. Hier nenne ich einige Interaktionstypen als Beispiele und biete zur Analyse einen Fragekatalog an.

Zur Vorbereitung echter Diskurse im Unterricht können verschiedene Recherchen, Erkundungen im Klassenraum oder außerhalb, „Lernen an Stationen“ durchgeführt werden, die Selbsterfahrung, Reflexion, Austausch über Meinungen und Empfindungen ermöglichen.4 Ein Beispiel ausführlich:

In der Aufgabe „Ecken malen“ setzen sich die Lernenden mit dem jeweiligen

4 Ohne auf den Einsatz der interaktiven Tafeln (Whiteboards) eingehen zu wollen (vgl. Boócz-Barna 2012), möchte ich anmerken, dass für den schulischen Fremdsprachenunterricht meh-rere Materialien, z.B. im Projekt „Internet im Deutschunterricht“ entwickelt wurden, die im Unterricht jedoch selten verwendet werden. Ich verweise hier auf die Webseite eines frühe-ren Landesprojekts, von der die Unterrichtsmaterialien samt Lehrerinnenhandreichungen für DaF, Englisch als FS und Französisch als FS heruntergeladen werden können.

Lehrpläne für Jahrgänge 12–19: http://www.sulinet.hu/tanar/kompetenciateruletek/3_

idegen_nyelv/tantervek/programtantervek/programtanterv_12-19_ev-nemet.pdf Lehrpläne für Jahrgänge 6–13: http://www.sulinet.hu/tanar/kompetenciateruletek/3_

idegen_nyelv/tantervek/programtantervek/programtanterv_6-13_ev-nemet.pdf Modulbeschreibungen für verschiedene Niveaustufen für DaF: http://www.sulinet.hu/tanar/

kompetenciateruletek/3_idegen_nyelv/index.html.

122 Katalin Boócz-Barna

Thema in drei Schritten in Gruppenarbeit vielfältig und intensiv auseinander:

1. Überlegungen und Notizen zum Thema in Einzelarbeit

2. Darlegung eigener Standpunkte in der Kleingruppe, Auswahl und Notieren der wichtigsten Aspekte des Themas

3. Konsensschaffung, schriftliche Strukturierung der Schlüsselbegriffe als Vorlage für die Präsentation des Themas im Plenum).

Echte Diskurse können in komplexeren kommunikativen Aufgaben – wie Debatten, Diskussionen oder Projekten – zustande kommen. Ein Beispiel mit Kurzbeschreibung:

In „Planspielen“ agieren Lernende in einer typischen Situation ihrer Realität, in von ihnen ausgewählten sozialen Rollen. Sie konfrontieren sich mit einem realitätsnahen Problem und erarbeiten gemeinsam in der Kleingruppe eine Konsenslösung. Nachträglich reflektieren sie über Stärken und Schwächen des Aushandlungsprozesses und der Gruppenarbeit und überprüfen eigene Handlungen sowie eigenen Strategieeinsatz.

Folgende Fragen können bei der Analyse interaktionaler Aspekte verschie-dener Aufgaben, so z.B. vor dem Einsatz eines neu gewählten Lehrwerkes, behilflich sein:

1. Welche Aufgaben dienen zur Grundlegung und der Entfaltung der Diskurskompetenz?

2. Welche Aufgaben gelten als realitätsbezogene Simulationen (z.B. Planspiele)?

3. Welche mündlichen Diskurse können als echte Gespräche erachtet werden?

4. Wie werden die Kommunikationschancen verteilt?

5. Welche Sprecherwechselformen werden eingesetzt?

a. Wer spricht wann und wo, und durch welche Verfahren kommt er zu Wort?

b. Hörerrückmeldungen: Welche Formen der Hörerbeteiligung gibt es?

c. Reparaturen: Von wem, wann und wie wird etwas Gesagtes korrigiert?

6. Welche Interaktionsmuster kommen vor?

a. Wie verläuft der Aushandlungsprozess? Wie zeigen die Beteiligten im Gespräch selbst an, was sie jeweils tun und wie sie ihren eigenen Beitrag, ihre eigene Rolle auffassen?

7. Welche Sprachhandlungen werden realisiert (Informationsaustausch, Bewertung, Kommentar, Gefühlsausdruck, Handlungsregulierung, soziale Konventionen, Redeorganisation und Verständnissicherung)?

Wenn man die erwähnten Interaktionstypen aufgrund dieser Fragen analysiert, kann man feststellen, dass sie zur Erhöhung des symmetri-schen Interaktionsmodus und der Kommunikationschancen, zur Vielfalt

123 Wirksamkeit der Interaktionen im Unterricht von Deutsch als Fremdsprache verwendeter Interaktionsmuster und Kommunikationsstrategien beitragen.

Die neuartigen Interaktionstypen ermöglichen Einsatz und Testen verschie-dener Kommunikationsstrategien im geschützten Raum der Kleingruppe.

Innerhalb der Gruppe können vielfältige Sprachhandlungen erprobt werden.

Lernende können im Gespräch auf die Äußerung des Gesprächspartners Bezug nehmen, eigene Äußerung mit der des Partners/der Partnerin verbinden, Höflichkeitskonventionen einhalten. In der Kooperation untereinander pro-bieren sie ihre Interaktions– und Diskurskompetenzen in echten Gesprächen aus und überprüfen deren Effektivität.

Schlusswort

In diesem Beitrag wurde das Problem ineffizienter unterrichtlicher Interaktionen angerissen. Dabei konnten die früheren Untersuchungen und die im Beitrag vorgestellte LehrerInnenbefragung (Stichprobe) wichtige Anhaltspunkte bie-ten. Nach der ausführlichen Darlegung grundlegender Begriffe (Interaktion – Diskurs – Diskurskompetenz) wurde das zur Konzipierung und Realisierung wirksamer Interaktionen notwendige Lehrerwissen ausgeführt. Notwendige Voraussetzungen lernwirksamer unterrichtlicher Interaktionen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

fortwährende Erneuerung des Lehrerwissens, insbesondere

kommuni-· kationstheoretisches, pragmalinguistisches, gesprächsanalytisches und in diesem Zusammenhang fremdsprachendidaktisches Wissen und Können

Verarbeitung neuer Forschungserkenntnisse der Bezugswissenschaften.

· In beiden Bereichen soll der Lehrerausbildung, der Fortbildung, den fachlichen Gemeinschaften, Foren, Fachzeitschriften eine relevante Rolle beigemessen werden. Schließlich konnten Beispiele für neue Interaktionstypen angeführt werden, mit deren Hilfe im Rahmen des Deutschunterrichts vielfältige reali-tätsbezogene Interaktionen realisiert werden können.

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Dóra Faix (Budapest)

La autoficción como teoría y su uso práctico