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DIE REALTHEORIE DER NEOKLASSIKER

In document DAS UNSICHTBARE GELD (Pldal 117-120)

PRINZIPIEN UND PRAXIS

DIE REALTHEORIE DER NEOKLASSIKER

Am Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nahm die sogenannte neoklassische Wirtschaftslehre ihren Aufschwung.

Ihre Vertreter verwarfen die Arbeitswerttheorie und negierten damit die Grundlage der klassischen bürgerlichen Theorie. Sie setzten die Nützlichkeit einer Ware als ausschlaggebendes Kriterium für ihren Wert respektive Preis. Ihrer Argumentation zufolge bestimmt der Nutzen oder Genuß eines Gutes, den sein Verbrauch bringt, die Höhe des Entgeltes, das die Konsumenten bereitwillig zahlen.

Offenbar wird der Nutzen oder Genuß einer Ware auch von ihrer Menge beeinflußt. Eine Scheibe Butterbrot ruft einen unterschiedli­

chen Genuß hervor, je nachdem man entweder gerade wolfshungrig das Essen beginnt oder nach mehreren Gängen die Mittagstafel aufheben will. Im selben Maße, wie die zur Verfügung stehende Menge einzelner Waren wächst, sinkt ihr Nutzeffekt, da jede weitere Wareneinheit auf einen stets schwindenden Bedarf stößt. Ein satter Mensch wird den Speisen den Rücken kehren und eher nach dem Erwerb anderer Güter wie z. B. Getränken oder Kleidung streben.

Allgemeiner: Der Konsument erhöht die Käufe eines bestimmten Produktes so lange, bis ihm der Erwerb bzw. Verbrauch eines Exemplars einer anderen Produktart einen höheren Genuß verspricht.

Nach Meinung der Neoklassiker verteilen die Verbraucher ihre materiellen Mittel derart auf die verschiedenen Produkte, daß ihnen die zuletzt gekauften Stücke jeder W arenart dieselbe Befriedigung verschaffen. Um die Worte der neoklassischen bürgerlichen Wirt­

schaftstheoretiker zu gebrauchen: Die Verbraucher haben die Bestre­

bung, den Grenznutzen ihrer gekauften Güter auszugleichen. Die Relationen zwischen den Marktpreisen gestalten sich in Abhängigkeit zu den Grenznutzensproportionen der einzelnen Güter.

Sucht man den Faktor, der die Preisverhältnisse bestimmt, so findet

man in der neoklassischen Theorie den Arbeitsaufwand vom Grenz­

nutzen ersetzt. Die Preisverhältnisse sind nur von Faktoren der Realwirtschaft und nicht vom Geld abhängig. Diese Faktoren werden biologisch oder physiologisch determiniert. Genuß und Nutzen der Waren entwickeln sich reziprok zu ihrem Vorhandensein.

In der Produktion wendet diese Theorie das Prinzip der Grenzpro­

duktivität an. Zwischen den Klassikern und Neoklassikern herrscht darin Übereinstimmung, daß sie samt und sonders die Rolle des Geldes in der Wirtschaft für sekundär erachten. Sie bejahen das Say- Gesetz, wonach sich Waren gegen Waren austauschen und auf der Ebene der Gesamtwirtschaft die Nachfrage wertmäßig automatisch mit dem Angebot übereinstimmt. Mithin hängt das Produktions­

volumen nur von der verfügbaren Ressourcenmenge ab. Die Res­

sourcen können in die Gruppen Kapital und Arbeit gegliedert werden. Dabei heißt „Kapital“ in der neoklassischen Interpretation soviel wie Produktionsmittel — also Maschinen, Ausrüstungen und dergleichen.

Betrachten wir eine kurze Zeitspanne, so ist die Kapitalmenge eine fixe Größe. Kurzfristig können die Firmen nur mit einer Ausdehnung der Belegschaft die Produktion erweitern, wobei die vorhandenen Maschinen und Ausrüstungen verstärkt ausgelastet werden. Propor­

tional zur erweiterten Beschäftigung von Arbeitskräften sinkt der Produktionszuwachs der zuletzt eingestellten Arbeitskraft. Die Werke werden tendenziell „übervölkert“ . Sollten die Arbeitskräftereserven der Wirtschaft gerade schrumpfen, folgen Lohnerhöhungen. Stimmt der Produktionszuwachs der zuletzt eingestellten Arbeitskraft mit dem Arbeitslohn überein, kommen also die Komponenten des

„Grenzproduktes der Arbeit“ zum Ausgleich, so stoppen die Unternehmen das Ansteigen ihres Personalbestandes. Bei weiteren Neueinstellungen würden die Kosten (Arbeitslohn) in stärkerem Maße als die Einnahmen (Produktionszuwachs) ansteigen. Langfri­

stig und auf Durchschnittswerte bezogen stimmen folglich Arbeits­

lohn und Grenzprodukt der Arbeit wertmäßig überein.

Für die andere Ressourcengruppe, das Kapital, äußern die Neoklassiker einen parallelen Gedankengang. Sie sehen in der

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Kapitalakkumulation, der Anhäufung von Produktionsmitteln, das Werk rechtschaffener Leute, die auf den Genuß bzw. Verbrauch ihrer gegenwärtigen Einkommen verzichten, um für ihre Zukunft zu sparen. Die Neoklassiker meinen, der Mensch sei ein ungeduldiges Wesen. Er bewerte den Gegenwartsgenuß höher als den zukünftigen.

Demnach muß für das Entsagen gegenwärtiger Freuden eine Beloh­

nung anfallen. Sie erscheint in Gestalt des Zinses, den die Unterneh­

mer den Kapitaleignern, den Produktionsmittelbesitzern zu zahlen haben. Der Zins zählt offensichtlich zu den Produktionskosten.

Solange er unter dem „Grenzprodukt des Kapitals“ liegt, borgen sich die Unternehmer stets weitere Kapitalgüter. Der Produktionszuwachs pro zusätzlicher Kapitaleinheit lallt tendenziell ab, das heißt, die Werke werden über kurz oder lang einen Kapitalüberschuß aufweisen.

Der kletternde Zins regt zum Sparen an. Er erhöht einerseits die Belohnung für das Bezwingen menschlicher Ungeduld und verteuert andererseits das Borgen weiterer Kapitalien. Der Zins treibt in die Höhe, während das Grenzprodukt des Kapitals absinkt. Das geschieht bis zum wertmäßigen Ausgleich beider Größen.

Auch der Preis basiert auf dem Grenznutzenprinzip und ergibt sich ganz einfach aus der Addition der beiden Grenzprodukte. Läge der Preis unter den Kosten, so wäre eine Einschränkung der fraglichen Produktion die Folge. Das Vermindern der auf den M arkt gelangen­

den Produktmenge würde hingegen den Grenznutzen und den Preis der betreffenden Ware steigen lassen. Liegt der Preis über den Kosten, dann dehnen die Betriebe ihre Produktion aus. Mit dem Wachstum der Produktmenge würde aber auch der Grenznutzen reduziert, der Preis der Ware hinabgedrückt werden.

Auf diese Weise wendet die neoklassische Theorie das Say-Gesetz auf die Entwicklung des Produktionsvolumens an. Die Güterpropor­

tionen werden vom Grenznutzen, die Relationen von Arbeitslohn und Zins von den Grenzproduktivitäten fixiert. Wir müssen nochmals betonen, daß die Neoklassiker immer Realgrößen im Sinn haben: Die Arbeiter erhalten als Lohn nicht Geld, sondern Konsumartikel. Die Unternehmer leihen nicht Geld zum Ankauf von Maschinen, sondern die Maschinen selbst. Auch der Zins wird nicht in Geldform, sondern

in Güterform entrichtet. So entspricht bei ihnen der Lohn automa­

tisch dem Reallohn, das Kapital dem Realkapital, der Zins dem Realzins. Das Verhältnis dieser Theorie zum Geld ist dichotomisch.

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