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BESTIMMUNG DES ZINSFUSSES

In document DAS UNSICHTBARE GELD (Pldal 130-137)

PRINZIPIEN UND PRAXIS

BESTIMMUNG DES ZINSFUSSES

Wie erwähnt, ist bei Keynes aufgrund der Hypothese vom starren Nominallohn das Preisniveau eine Gegebenheit. Unterstellen wir ein bestimmtes Produktionsvolumen, das ebenfalls kurzfristig unverän­

derlich sein soll, dann erhalten wir die zur Abwicklung des Warenum­

satzes erforderliche Geldmenge. Mit ihrer Hilfe können die Unterneh­

men und Haushalte einen ausreichenden Geldbestand anlegen, um vorübergehende Differenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben zu

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überbrücken. Etwas großzügig — aber in Anlehnung an Keynes — nennen wir jenen Teil des Geldbedarfes der Wirtschaft, der nur vom Preisniveau und von der Produktionshöhe, aber nicht vom Zinsfuß abhängt, Transaktionsgeldnachfrage.

Der andere Teil der Geldnachfrage resultiert aus den geschilderten Spekulationsbestrebungen und verhält sich umgekehrt proportional zur Entwicklung des Zinsfußes. Diese Nachfrage wird bei einem absolut hohen Zinsfuß gleich Null und bei einem absolut niedrigen Zinssatz unendlich.

Das Geldangebot bzw. die der Wirtschaft zur Verfügung stehende Geldmenge wird Keynes zufolge von außen, und zwar konkret von der Geldpolitik, festgelegt: Das Geldangebot sei folglich vom Zinsfuß unabhängig. Diese Annahme ist zweifelhaft, denn letzten Endes wird die Wirtschaft von den Geschäftsbanken und nicht von der Regierung bzw. den Geldpolitikern direkt versorgt. Die Geschäftsbanken reagieren aber sehr wohl auf Zinsveränderungen.

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M,

Abbildung 1

Wir wollen uns diese Zusammenhänge zwischen Geldnachfrage, Geldangebot und Zinsfuß in Grafiken veranschaulichen. (Siehe Abbildung 1)

Die Gesamtgeldnachfrage M hat zwei Komponenten: einen Geldbedarf M,, der gegenüber dem Zinsfuß i unempfindlich ist, und einen Geldbedarf M 2, der sich, spekulativ verursacht, reziprok zum

Zinsfuß entwickelt. Bei einem absoluten Höchststand des Zinsfußes (ij) beträgt der Wert des Spekulationsgeldbedarfes Null, bei einem absolut niedrigen Zinsfuß (i0) ist er unendlich. Der tatsächlich in der Wirtschaft wirksame Zinsfuß wird einerseits von der Gesamtgeld­

nachfrage und andererseits vom Geldangebot bestimmt, das per definionem gegenüber dem Zinsverlauf indifferent sein soll. Die Transaktionsgeldnachfrage wird eindeutig von der Höhe der Produk­

tion (dem Warenumsatz) und dem Preisniveau bestimmt. Da — wie erwähnt — bei Keynes das Geldangebot von der Geldpolitik bestimmt wird, ist die für Spekulationen verfügbare Geldmenge gegeben. Die Bewegung des Zinsfußes sorgt in Verbindung mit der Liqui­

ditätspräferenz dafür, daß die Spekulationsgeldnachfrage und das Spekulationsgeldangebot zum Ausgleich gelangen.

Das Problem der allgemeinen Liquidität in der Wirtschaft löst sich demnach, indem sich die zu spekulativen Zwecken angehäufte Geldmenge — in Reaktion auf den Zinsverlauf— an die Veränderun­

gen der Transaktionsgeldnachfrage und an die Veränderungen des Geldangebotes anpaßt.

Auch wenn man zu Recht die Richtigkeit seiner Hypothese vom starren Nominallohn in Zweifel zieht, so beschreibt Keynes allein schon mit der Einführung der Liquiditätsfunktion die Funktionswei­

se der Wirtschaft „monetarisiert“ . Die Zweifel an der erstgenannten Hypothese sind berechtigt, denn die Starrheit des Nominallohn- Niveaus würde — im Gegensatz zur Realität — eine konstante Transaktionsgeldnachfrage bedingen. Ungeachtet dessen bleibt ein großer Unterschied zwischen einer fiktiven Wirtschaft der Neoklassi­

ker, die im Grunde ohne Geld funktioniert, und der von Keynes beschriebenen Real Wirtschaft, in der das Geld seinen eigenen Nutzen, die Liquidität, aufweist.

Widmen wir nun unsere Aufmerksamkeit dem wirtschaftspojitisch relevantesten Meinungsunterschied zwischen den Neoklassikern und Keynes.

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BED EU TU NG U N D G R EN ZEN DER GELDPOLITIK

Bei den Neoklassikern herrscht zwischen den Investitionskosten und den Zinsen Übereinstimmung. Keynes übernimmt dieses Theorem, aber er glaubt nicht daran, daß die Investitionsentwicklung allein dem Zinsverlauf folgt. Bei einem gegebenen Zinsfuß ist das Investitionsin­

teresse der Unternehmer eher von ihrer Einschätzung der künftigen Rentabilität neuer Kapazitäten abhängig. Kommen sie zu einem pessimistischen Ergebnis, wird ihnen selbst ein niedriger Zinssatz nicht genügend Anreiz bieten, die erwartete geringe Wirtschaftlichkeit in Kauf zu nehmen. Bei einer optimistischen Lageeinschätzung nehmen sie die Investitionen in Angriff. Ihr Optimismus findet seine Nahrung in der vermeintlichen zukünftigen Rentabilität.

Nehmen wir an, zu einem bestimmten Zeitpunkt sind klare Zukunftsaussichten gegeben. In diesem Fall haben die Firmen eine feste Vorstellung davon, in welcher Rangfolge sie ihre angestreb­

ten Investitionen realisieren wollen: Es wird einige Investitionen geben, die augenblicklich einen enormen Ertrag versprechen. Ihnen folgen weniger einträgliche, und so ließe sich die Aufzählung fortsetzen. Nun muß das notwendige Geld beschafft werden. Dazu bieten sich verschiedene Wege an: Die Ausstellung von festverzinsli­

chen Wertpapieren oder von Aktien kann in Betracht gezogen werden, vielleicht fallt die Wahl auch auf einen Bankkredit. In jedem Fall müssen Zinsen (bzw. Dividenden) gezahlt werden. Offensichtlich ist bei der Investitionsentscheidung das Verhältnis zwischen erwartetem Rentabilitätszuwachs und zu zahlenden Zinsen ein wichtiges Krite­

rium. Liegen die Zinsen über dem Wirtschaftlichkeitszuwachs, werden nur die rentabelsten Investitionen begonnen. Im umgekehrten Fall ist ein gewisser Spielraum gegeben: Es können Investitionen verwirklicht werden, die in der Rentabilitätspalette erst in der Mitte erscheinen, aber noch ökonomische Ergebnisse oberhalb des Zinses versprechen.

In Abbildung 2 wird der Zusammenhang zwischen der erwarteten Rentabilität der einzelnen Investitionen, dem realisierten Investitions­

volumen und dem Zinssatz veranschaulicht.

Ausgehend von bestimmten Erwartungen hinsichtlich der einzelnen Investitionen erscheint bei Zinsfuß i insgesamt das Investitionsvolu­

men I rentabel. Ein höherer Zinsfuß veranlaßt weniger, ein niedrigerer mehr Investitionen. Im Gegensatz zu den Vorstellungen der Neoklas­

siker weist Keynes in diesem Zusammenhang der Geldpolitik eine

Abbildung 2

schwerwiegende Verantwortung zu: Sie hat durch ein bestimmtes Geldangebot die Bedingungen eines Zinsfußes zu sichern, der unter einer gegebenen Geldnachfrage zu einer wirtschaftspolitisch erwünschten Investitionshöhe beiträgt. Doch sie kann ihrer Verant­

wortung kaum gerecht werden, weil ihre Möglichkeiten zur Investi­

tionsregulierung begrenzt sind. Das Investitionsvolumen ist von der Stimmung der Geschäftswelt abhängig, so daß bei ein und demsel­

ben Zinsfuß unterschiedliche Erwartungen verschiedene Investitions­

volumina hervorrufen können.

Verbreitet sich eine pessimistische Zukunftssicht, hegen die Unter­

nehmer keine übertriebenen Hoffnungen auf die zukünftige Wirt­

schaftlichkeit ihrer potentiellen Investitionen. Dies zeigt die Abbil­

dung, indem den einzelnen Rentabilitätsniveaus ein geringeres

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Investitionsvolumen zugeordnet wird. Dem Zinsfuß i entspricht jetzt nur noch die Investition I'. Die Kurve weicht vom ursprünglichen Verlauf nach links unten ab.

Ein noch bedeutenderes Hindernis einer wirksamen Investitionsre­

gulierung besteht in der Liquiditätsfalle. Um das zu veranschaulichen, kombinieren wir in Abbildung 3 unsere bisherigen Grafiken. Im Unterschied zu Abbildung 2 setzen wir jetzt unveränderliche Er­

wartungen voraus, so daß der Zinsfuß über die Investitionshöhe entscheidet.

Abbildung 3 verdeutlicht drei Varianten. Im ersten Fall trifft das Geldangebot O auf die vorhandene Geldnachfrage, wobei der Zinsfuß i die Veranlassung zum Investitionsvolumen I gibt. Es wird angenom­

men, daß diese Investitionstätigkeit noch nicht die Vollbeschäftigung garantiert.

Etwas vereinfacht kommt damit folgendes zum Ausdruck: Die Einkommenseigner verbrauchen ihre aus der Produktion resultieren­

den Einkommen nur unvollständig. Sie legen auch nur einen Teil ihrer Ersparnisse in Wertpapieren an. Mit einem anderen Teil spekulieren sie. Die für spekulative Zwecke verfügbare Geldmenge unterliegt gewissen Begrenzungen: Von der Geldmenge O wird der erforderliche Transaktionsgeldbestand M , abgezogen, so daß ein Geldquantum

O —Mj zur Spekulation verbleibt. Auf dem Markt tritt ein dement­

sprechendes Nachfragedefizit in Erscheinung. Dieses Defizit spiegelt konkret wider, daß die Einkommenseigner entsprechend ihrer Liquiditätspräferenzen zur Geldmenge O — M , den Zinsfuß i assoziie­

ren und demnach die Geschäftswelt nur die Investitionen I für realisierbar hält.

Eine Erhöhung des Geldangebotes auf O' führt zum Ansteigen der Spekulationsgeldmenge. Dazu gesellt sich aufgrund der gegebenen Liquiditätspräferenzen der Zinsfuß i' und das Investitionsvolumen I', das noch immer nicht zur Vollbeschäftigung ausreicht. Anders betrachtet, mindert das Anwachsen der Geldmenge O auf O' das Nachfragedefizit, hebt es aber nicht vollständig auf. Nach wie vor wird ein Teil des Geldes für Spekulationen verwandt.

Erreichen wir nach einer erneuten Erhöhung des Geldangebotes den Zinsfuß i0, dann wird die Liquiditätspräferenz absolut: Jedes weitere Steigen des Geldangebotes — von O' auf O" usw. — bliebe ohne zusätzlichen Effekt auf das Nachfragedefizit. Die Spekulanten würden sämtliches neu in den Umlauf gebrachte Geld anhäufen. Sie sind überhaupt nicht am K auf von Wertpapieren interessiert, weil gesteigerte Wertpapierkäufe deren Kurs nach oben treiben, den Zinsfuß noch unter das Niveau i0 fallen lassen würden. Das wäre eigentlich auch das wirtschaftspolitische Anliegen gewesen, denn bei einem derart niedrigen Zinsniveau hätten die Unternehmer die In­

vestitionssumme I" verwendet und damit das Ziel der Vollbeschäfti­

gung realisiert. Wenn das dennoch nicht erfolgt, so sieht Keynes die Ursache in der absoluten Liquiditätspräferenz, die bereits bei einem Zinssatz i0 zur Geltung kommt. Bis zu diesem Punkt hatte die Geldpolitik Einfluß auf die Investitionssumme und darüber hinaus auf den Beschäftigungsstand. Nun ist sie in die Liquiditätsfalle geraten und vollends handlungsunfähig. Wie gesagt, eine weitere Erhöhung

des Geldangebotes bleibt ohne die erwünschten Wirkungen.

Fassen wir die Aussagen Keynes’ zur Geldpolitik zusammen: Seiner Meinung nach irrten die Neoklassiker mit dem Gedanken, daß Geld ohne jede Bedeutung — quasi nur ein über die Wirtschaft geworfener Schleier — sei. Keynes mißt dem Geld eine eigenständige Rolle in der

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Wirtschaft zu. Folglich funktioniert die existierende Wirtschaft völlig anders als die fiktive Wirtschaft der Neoklassiker, die prinzipiell auf dem Tauschhandel basiert. Die wesentlichste Konsequenz ist der Umstand, daß der Funktionsmechanismus einer Wirtschaft, ist er auf das Geld angewiesen, unmöglich selbsttätig für Vollbeschäftigung sorgt. Zur Realisierung dieses Zieles ist eine Beeinflussung des Geldes

— eben eine Geldpolitik — erforderlich. Andererseits kann jedoch eine Situation entstehen, in der die Geldpolitik handlungsunfähig wird. Dann paart sich der Pessimismus der Geschäftswelt mit einer absoluten Liquiditätspräferenz, so daß jede weitere Erhöhung der Geldmenge ohne Ergebnis auf den Zinsfuß bleibt. Um aus dieser Situation herauszukommen, ist eine andersgeartete Wirtschaftspolitik notwendig. Sie kann zur Realisierung der Vollbeschäftigung mit einem Budgetdefizit arbeiten, das heißt, mit vermehrten Staatshaus­

haltsausgaben das Nachfragedefizit kompensieren.

Soweit Keynes. Von diesen ursprünglichen Anschauungen weicht der Keynesianismus in mehreren Punkten ab.

3. DIE „KONTERREVOLUTION“

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