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DIE GELDTHEORIE DER NEOKLASSIKER

In document DAS UNSICHTBARE GELD (Pldal 120-124)

PRINZIPIEN UND PRAXIS

DIE GELDTHEORIE DER NEOKLASSIKER

Die Geldtheorie der Neoklassiker ist zwar gegenüber den Überlegun­

gen der Klassiker detaillierter, im Wesen aber unverändert. Das Geld versieht seine Funktion primär als Zahlungsmittel, als Ware, die den Preis aller anderen Waren auf einen Nenner bringt. Die Preise selbst werden — wie geschildert — von den Grenznutzensrelationen bestimmt. Auch in der Zirkulation entbehrt das Geld jeder Ei­

genständigkeit. Waren und Dienstleistungen werden mit seiner Hilfe gekauft und verkauft. Dient Geld als Schatzbildner, dann nur für den Augenblick. Von den Unternehmen erspartes Geld wird sofort wieder verliehen, um dafür Maschinen und Ausrüstungen zu kaufen. Die Grundlage der neoklassischen Realtheorie, das Say-Gesetz, wird von dieser Eigenschaft des Geldes keineswegs außer Kraft gesetzt.

Wir können diese Positionen auch folgendermaßen interpretieren:

In der neoklassischen Theorie rührt die Nützlichkeit des Geldes von der Möglichkeit her, mit ihm Güter und Dienstleistungen zu realisieren. Das Geld besitzt keine eigene Nützlichkeit, denn jede Nützlichkeit ist an Waren gebunden. Eine Preistheorie, wie die neoklassische, der die Kriterien Nützlichkeit und Seltenheit zugrunde­

liegen, läßt bei Gütern ohne eigenständige Nützlichkeit an die Stelle des Preisfaktors die Seltenheit treten. Folglich hängt dann das allgemeine Preisniveau, der Preis des Geldes, von der Geldmenge ab.

Damit führt die Dichotomie automatisch zur quantitativen Geld­

theorie, in der das Preisniveau unbestimmt ist: Abgesehen von internationalen Wechselwirkungen folgt das Preisniveau dem Wachs­

tum oder der Abnahme der Geldmenge, ist also für die Theorie soweit irrelevant. Andererseits erkennen die Neoklassiker durchaus die Tatsache an, daß kurzfristig — vielleicht innerhalb einiger Jahre — die Realprozesse von einer Veränderung der Geldmenge beeinflußt werden können, da der Geldausdruck der realwirtschaftlichen

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Größen erst relativ verzögert der Geldmengenentwicklung folgt. So führt ein Anwachsen der Geldmenge zuerst zu einem erhöhten Preisniveau, ohne jedoch sofort den Zinsfuß zu erhöhen. Infolgedes­

sen wächst die Kreditnachfrage der Unternehmen, und die Kredit­

gewährung der Banken bedeutet eine Geldschöpfung. A uf lange Sicht werden jedoch Ausgleichsprozesse unterstellt. Über kurz oder lang erhöhen nämlich die Banken den Zinssatz, und der Kredit wird übermäßig teuer. Nun folgt eine Reduzierung der Geldmenge und des Preisniveaus, womit die Preisverhältnisse langfristig stabil sind.

Um den Wirtschaftspolitikern praktikable Vorschläge zu unterbrei­

ten, konzentriert sich die Nationalökonomie zumeist auf kurze Zeiträume. In seinem Hauptwerk, der „Allgemeinen Theorie“ , bricht Keynes schließlich — im Gefolge bahnbrechender Arbeiten einer Reihe anderer Ökonomen, von denen vor allem Wickseil, Kalecki, Mises, Hayek, Aftalion, Robertson und Kahn Erwähnung finden sollen — mit der Dichotomie von Real- und Geldtheorie. Er integriert die Geldtheorie konsequent in die allgemeine Wirtschaftslehre.

2. KEYNES: DIE INTEGRATION VON REAL-UND GELDTHEORIE

IN DER WIRTSCHAFTSLEHRE

Keynes übernahm von den Grundelementen der neoklassischen Geldtheorie das Grenznutzen-Prinzip. Es bestimmt auch bei ihm die Preisverhältnisse. In zwei Punkten „monetarisierte“ Keynes die Theorie zur Funktionsweise der Wirtschaft: Zum einen führte er einen absolut unveränderlichen Preis, den nominellen Arbeitslohn (Geld­

ausdruck des Lohnes) ein. Zum anderen erweiterte er das Spektrum möglicher ökonomischer Entscheidungen um die sogenannte Liqui­

ditätsfunktion. Wir werden sehen, daß allein schon diese Funktion zur Monetarisierung der Theorie führt und somit die problematische Hypothese eines starren Nominallohnes durchaus vernachlässigt werden könnte.

d e r s t a r r e n o m i n a l l o h n

Keynes’ Hauptwerk entstand während der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts in Großbritannien. Das existierende nominelle Lohnni­

veau sah Keynes als eine Erscheinung an, die von relativ unveränderli­

chen historischen und sozialen Faktoren geprägt wird. Diese Fakto­

ren verändern das Nominallohn-Niveau nur langsam. Kurzfristig — und die Untersuchungen Keynes’ sind auf einen kurzen Zeitraum gerichtet — kann sich das nominelle Lohnniveau nicht verändern. Es kann nicht sinken, weil die Gewerkschaften — selbst zu Zeiten der Arbeitslosigkeit — einen kräftigen Widerstand dagegen geltend machen. Es vermag aber auch nicht zu steigen, zwingt doch die bestehende Arbeitslosigkeit die Arbeiter zum Verzicht auf höhere Lohnforderungen. Für eine eventuelle Vollbeschäftigung hatte Keynes zwar ein steigendes Nominallohn-Niveau parat, das jedoch im Anblick der Zustände seiner Zeit, unter den Bedingungen realer Arbeitslosigkeit, fiktiv blieb.

Es ist wichtig zu wissen, daß bei Keynes in der Tat der Nominallohn stabil ist und es sich nicht um den wechselnden Geldausdruck eines stabilen Reallohns handelt. Ändert sich das Preisniveau, so entspricht dem konstanten Nominallohn ein sinkender oder steigender Real­

lohn. Nach Keynes beharren die Arbeiter auf der Unveränderlichkeit des für sie unmittelbar augenscheinlichen Lohnes, des Nominalloh­

nes. Sie wehren sich gegen Nominallohnkürzungen. In entschieden geringerem Maße reagieren sie auf Veränderungen des Reallohns, das heißt auf Abweichungen, die ein variierendes Preisniveau auslöst. Die Arbeiter stellen nicht fortwährend den erhaltenen Lohn dem Preisin­

dex gegenüber. Folglich unterliegen sie — wenigstens für kurze Zeit — der sogenannten Geldillusion. Die Wirtschaftssubjekte verhalten sich in der realen, auf Geld basierenden Wirtschaft so, als befänden sie sich in einer fiktiven, geldlosen Wirtschaft. Auf unseren vorliegenden Fall bezogen, erscheint die Geldillusion in der Lohnform. Der Kampf der Arbeiter richtet sich nicht auf den Lohn, der ihren Lebensstandard bestimmt, nicht auf den Reallohn, sondern auf dessen Geldausdruck, den Nominallohn.

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Wenn jedoch der Nominallohn durch eine Reihe von äußeren, historischen und sozialen Faktoren gegeben ist, dann wird auch das Preisniveau von äußeren Einflüssen determiniert.

Keynes billigt das Prinzip der Grenzproduktivität. Wie bekannt, stimmen auf der Grundlage dieses Prinzips Reallohn und Grenzpro­

dukt der Arbeit wertmäßig überein. Demnach erhalten wir den Nominallohn, wenn wir das Grenzprodukt der Arbeit mit dem Preisniveau multiplizieren. Im selben Zusammenhang ergibt sich das Preisniveau nach der Division von Nominallohn und Grenzprodukt der Arbeit. Analoge Beziehungen gelten auch hinsichtlich des Zinsfußes. Hier folgt aus dem Prinzip der Grenzproduktivität eine Betragsgleichheit zwischen dem Realzinsfuß und dem Grenzprodukt des Kapitals. Der Nominalzinsfuß ist folglich das Produkt der Faktoren Grenzprodukt der Arbeit und Preisniveau. Somit verkör­

pert das Preisniveau den Quotient von Nominalzinsfuß und Grenz­

produkt des Kapitals.

Das Nominallohn-Niveau ist bei Keynes der ausschlaggebende Faktor für den Verlauf des Preisniveaus. Gemäß seiner Hypothese vom starren Nominallohn kann das Preisniveau nur proportional zum Grenzprodukt der Arbeit variieren. Da kurzfristig auch die ange­

wandte Technik und Technologie sowie die Kenntnisse und Fähigkei­

ten der Arbeitskräfte konstant sind, bleibt allein eine variable Beschäftigtenzahl als Ursache einer Veränderung des Grenzproduk­

tes der Arbeit. Entsprechend dem Prinzip der Grenzproduktivität verhält sich das Grenzprodukt der Arbeit indirekt proportional und das Preisniveau direkt proportional zum Verlauf des Beschäftigungs­

standes.

In der Keynesschen Theorie ist das Preisniveau determiniert, so daß die Frage nach der Rolle des Geldes anders als bei den Neoklassikern gestellt wird. In der Theorie der Klassiker und Neoklassiker wird jeder Preis ausschließlich von realwirtschaftlichen Faktoren bestimmt. Die Preise der Güter richten sich nach ihrem Grenznutzen, und der Preis der Ressourcen Arbeit und Kapital wird durch das jeweilige Grenzprodukt fixiert. In ihrer Realtheorie variiert bei einer Verände­

rung der Geldmenge nur der Geldausdruck realwirtschaftlich

be-stimmter Preise. Wie jeder einzelne Preis, so folgt auch das allgemeine Preisniveau bei den Neoklassikern der Geldmengenentwicklung.

Diesem Gedanken widerspricht Keynes: Er unterstellt einen unverän­

derlichen strategischen Preis, der als Grundlage des gesamten Preissystems gleichfalls ein konstantes Preisniveau nach sich zieht.

So entsteht die Frage, ob die Geldmenge in der Wirtschaft ausreicht, um bei der geschilderten Determiniertheit des Preisniveaus den Umsatz abzuwickeln, das heißt die Frage nach der Liquidität in der Wirtschaft. Was passiert mit einem Geldüberschuß, falls die Geldmenge größer als der abzuwickelnde Umsatz ist? Wie kann im entgegengesetzten Fall der Geldmangel behoben werden?

Wir sehen, daß bei Keynes das Geld durchaus eine Rolle im Wirtschaftsablauf spielt.

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