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DAS GELD ENTSTEHT — EIN GEIST IN DER FLASCHEIN DER FLASCHE

In document DAS UNSICHTBARE GELD (Pldal 23-26)

I. DAS SYSTEM DER GELDSCHÖPFUNG

1. DAS GELD ENTSTEHT — EIN GEIST IN DER FLASCHEIN DER FLASCHE

Mannigfache Fäden verknüpfen die Betriebsführung des Unterneh­

mens „Al“ und die Leitung der Phantasie-Bank. Das geht so weit, daß man über Geschäftsprobleme und sogar über Pläne des Unterneh­

mens zu sprechen pflegt. Die Phantasie-Bank führt die Konten des Betriebes, und benötigt dieser einen Kredit, so fordert er das Darlehen immer von seiner Bank. Der Bankführung sind folglich Geschäfte, Tätigkeit und Marktlage des Unternehmens „ A l“ gut bekannt. Sie sieht in der Betriebsführung ernsthafte, bedachte und talentierte Geschäftsleute. Eines Tages wendet sich die Leitung der Firma „ A l“ , die in der Konfektionsindustrie tätig ist, mit folgendem Problem an das Management der Phantasie-Bank: Händler, die das Vertrauen der Betriebsführung genießen, ermuntern das Unternehmen dazu, in großer Menge Jeans zu fertigen. Diese seien von den Konsumenten sehr gesucht und zu einem guten Preis absetzbar. Auf der Grundlage einer Preisempfehlung der Handelsleute stellt der Betrieb eine vorläufige Kalkulation auf und findet heraus, daß es sich lohnen würde, die Hosen zu produzieren. N ur hat unser Betrieb momentan kein Geld, um die zur Jeansfertigung notwendigen Materialen — z.B.

Leinen, Farben, Nähgarne — zu kaufen. Die Betriebsführung ersucht die Bank um das erforderliche Geld. Drei Monate nach dem

Materialeinkauf seien die Jeanshosen angefertigt, ja sogar abgesetzt.

Man werde dann das Darlehen aus den Preiserlösen zurückzahlen.

Auch das Bankmanagement sieht Phantasie im Jeansprogramm.

Nur eines ist schade: Derzeit steht auch der Bank kein Geld zur Verfügung, um einen Kredit vergeben zu können. Es stellt sich jedoch heraus, daß unser Unternehmen „A2“, das die Grundmaterialien für die Jeans herstellt, ebenfalls mit der Phantasie-Bank gute Kontakte unterhält. Wie das Wirtschaftsleben so spielt, wird Unternehmen

„A2“ kurze Zeit nach dem Verkauf der Jeansmaterialien aus den Einnahmen eine Schuld gegenüber der Firma „A3“ begleichen, die aus dem Ankauf von Grundmaterialien für die Leinenproduktion resultierte. Unser Unternehmen „A3“, das wiederum erstklassige Beziehungen zur Bank unterhält, leistet bald darauf aus seinen Erlösen eine fällige Zahlung an den Betrieb „A4“ , der — das versteht sich nun langsam von selbst — auch Geschäftspartner der Phantasie- Bank ist. Eine sorgfältige Prüfung ergibt: Das Geld, welches an

„Al“ als Darlehen zu geben wäre, würde drei Monate lang von Geschäftspartner zu Geschäftspartner der Bank wandern. Daraufhin entschließt sich die Bank zu einem kühnen Schritt. Sie entscheidet, das Geld, also jenes Mittel, das zum K auf von Gütern und zum Ausgleich von Schulden fähig ist, aus dem Nichts hervorzuzaubem.

Welche Technik wendet unsere Bank bei der Geldschöpfung an? Sie vermerkt die Kreditsumme, sagen wir 10000 Taler, auf zwei Konten:

— Auf das eine, das Kontokorrent des Unternehmens „ A l“ , schreibt der routinierte Bankbeamte die Zahl 10000. Mithin wurden dem Unternehmen 10000 Taler Kredit gewährt, die jetzt zu seiner Verfügung stehen. Es handelt sich also um ein Guthaben der Firma gegenüber der Phantasie-Bank. Wir wissen bereits, daß er später diesen Betrag als Gegenwert für die Jeansmaterialien an „A2“ über­

geben wird.

— Auf einem anderen Konto wird von der Bank die Schuld in Höhe von 10000 Talern als Schuld des Betriebes ausgewiesen, die 3 Monate später zurückzuzahlen ist. (Wir erinnern uns: Die Bank gewährt den Kredit für 3 Monate.)

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Damit ist Geld entstanden. Es war nichts weiter vonnöten als Papier, ein Federhalter und ein wackerer Bankbeamter. Dieses Geld ist nicht greifbar: Physisch existiert es nur als Zahl auf den sorgsam behüteten Konten der Bank. Die flüchtige Leiblichkeit dieses Geldes hindert es aber nicht daran, seine Rolle als Geld restlos zu versehen, denn sein Besitzer, das Unternehmen „ A l“ , kann damit Güter kaufen und seine Schulden begleichen.

Im mühelosen Akt der Geldschöpfung verloren jedoch sowohl die Phantasie-Bank als auch der Betrieb „ A l“ ihre Unschuld: Beide wurden zu Schuldnern. Daß unser Betrieb zum Schuldner wurde, nämlich zum Schuldner der Bank, ist klar. Er schuldet der Bank 10 000 Taler und muß sie nach 3 Monaten zurückzahlen.

Aber auch die Bank wurde zum Schuldner: zum Schuldner des Betriebes „ A l“ . Dieser hat jederzeit die Möglichkeit, die Bank aufzufordern, diesem oder jenem von den 10000 Talern zu zahlen, die auf seinem Kontokorrent bei der Bank stehen. Die Bank schuf damit einerseits eine 3 Monate später fällige Forderung, das heißt, „ A l“ hat nach dem Ablauf dieser Zeitspanne seine Schuld zurückzuzahlen.

Gleichzeitig nahm die Bank eine sofort, zu jedem beliebigen Augenblick fällige Verbindlichkeit auf sich: Das Unternehmen „ A l“

kann jederzeit das auf dem Wege der Kreditgewährung erworbene Geld fordern. Es bleibt drei Monate lang, bis zur Tilgung des Kredites, Schuldner der Phantasie-Bank. Die Bank ist ihrerseits so lange Schuldner des Betriebes, bis dieser die 10000 Taler ausgibt. Das geschieht in unserem Beispiel, wenn „ A l“ bei „A2“ seine Material­

rechnung begleicht. Die Zahlungstechnik besteht darin, daß „A l“ einen auf die Phantasie-Bank lautenden Scheck in Höhe von 10000 Talern an „A2“ übergibt. Firma „A2“ löst diesen Scheck bei der Bank ein, worauf die Bank 10000 Taler vom Kontokorrent des Unternehmens

„ A l“ abbucht und dem laufenden Konto von „A2“ gutschreibt.

Anders gesagt: Das Geld, das ursprünglich für „ A l“ im Zuge der Kreditgewährung geschaffen wurde, ist nun eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Betrieb „A2“ . Und später zahlt „A2“ an „A3“ , das heißt, die Bank bucht — nach dem Aushändigen des entsprechen­

den Schecks — den Betrag vom Kontokorrent „A2“ ab und schreibt ihn auf das laufende Konto von „A3“ . . .

Natürlich nimmt die Bank eine unverzüglich fällige Verbindlichkeit für eine spätere, nach 3 Monaten fällige Forderung nicht aus Gutherzigkeit auf sich, sondern erhält dafür Zinsen, die ihr das Unternehmen „ A l“ für seinen dreimonatigen Kredit zahlt. Hingegen erhalten jene Betriebe keine Zinsen, die zur Realisierung einer ihnen gegenüber bestehenden Schuld eine sofort fällige Schuld der Phanta­

sie-Bank als Geld annehmen. Das ist auch logisch: Die 10000 Taler, die zuvor Einlage des Betriebes „ A l“ , danach von „A2“ usw. waren, die ein Guthaben bei der Bank darstellen, sind Sichteinlagen. Das hinterlegende Unternehmen kann in jedem Moment über dieses Geld verfügen und bedient sich auch dieser Möglichkeit. Darum zahlen die Banken auf Sichtguthaben im allgemeinen keine Zinsen. (Zumindest sind diese Zinsen in Ländern, in denen sie dennoch üblich sind, erheblich niedriger als jene Zinsen, die für Termineinlagen veran­

schlagt werden.)

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