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DIE GELDMENGE ERWEITERT SICH

In document DAS UNSICHTBARE GELD (Pldal 46-51)

PRINZIPIEN UND PRAXIS

1. DIE GELDMENGE ERWEITERT SICH

Nehmen wir an, es befinden sich zu einem bestimmten Zeitpunkt 10 Millionen Taler im Besitz der Bevölkerung und der Unternehmen. (Im Folgenden werden wir zur Unterscheidung vom Bankensystem auch öfter Bevölkerung und Unternehmen unter dem Begriff Wirtschaft zusammenfassen.) Tatsächlich will jedoch die Wirtschaft nur einen gewissen Anteil dieses Betrages in Banknoten ausbezahlt haben und den anderen Teil als Bankguthaben deponieren. Die Größe dieser Anteile hängt offenbar von den im jeweiligen Land entstandenen Zahlungsgepflogenheiten ab. Die Bevölkerung verwendet von Land zu Land in verschiedenem Maße Bargeld oder Schecks zum Kauf von Konsumartikeln und Dienstleistungen. Die Unternehmen zahlen allgemein ihre Löhne und kleineren Käufe mit Banknoten.

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Sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen halten ihr Geld in dem Umfang als Banknoten, in dem sie Zahlungsverpflichtungen in dieser Form nachkommen müssen. In unserem Beispiel sollen üblicherweise 10 Prozent des gesamten Geldes der Wirtschaft in Banknoten gehalten werden. Folglich existieren weitere 9 Millionen Taler als Einlagen bei den Geschäftsbanken.

Unterstellen wir, daß die Banken allesamt eine durchdachte, so­

lide Geschäftspolitik betreiben: Einen Teil des ihnen zuströmenden Geldes — sagen wir 80 Prozent — verleihen sie an kreditsuchende Bürger und Unternehmen weiter. 20 Prozent behalten sie als Reserve.

Dem Anschein nach schöpft keine der Banken Geld. Sie geben scheinbar nur einen Teil des bei ihnen hinterlegten Geldes an die Kreditsuchenden weiter. Der Schein trügt, denn in Wirklichkeit expandierte die Geldmenge der Wirtschaft. Zwar sind 9 Millionen Taler der bei den Geschäftsbanken angelegten Gelder im Besitz der Depositäre, doch wurden davon für 7,2 Millionen Taler Kredite ausgegeben, die somit anderen Wirtschaftssubjekten zur Verfügung stehen. Diese Kreditnehmer können das ihnen gewährte Geld ausgeben bzw. akkumulieren.

Die gesamte Geldmenge hat demnach folgende Struktur: 1 Million Taler sind als Banknoten direkt im Besitz der ursprünglichen Geldeigentümer, der Bevölkerung und der Unternehmen. Ihnen stehen auch jederzeit ihre 9 Millionen Taler Bankeinlagen zu Gebote.

Weitere 7,2 Millionen Taler wurden der Wirtschaft als Kredit gegeben. Mithin beträgt die Gesamtgeldmenge schon: 1 Million + 9 Millionen+ 7,2 Millionen = 17,2 Millionen Taler.

Doch nicht lange: Die Kreditnehmer verlangen nämlich gleichfalls nur 10 Prozent ihrer Gelder — das sind 720 000 Taler — in Banknoten. Die verbleibenden 6,48 Millionen Taler bestehen weiter­

hin in Form von Kontengutschriften. Lassen wir die Banken erneut 20 Prozent bevorraten und das restliche Geld für neue Anleihen nutzen.

Auch diese finden im Verhältnis von 1:9 in Banknoten bzw.

Bankeinlagen ihren Niederschlag. Nach dem neuerlichen Abzug einer zwanzigprozentigen Reserve bleibt den Banken noch immer Möglich­

keit zur Kreditgewährung . . .

Anstelle immer komplizierterer Zahlen bringen wir das Prinzip der Gelderweiterung in allgemeiner Form zum Ausdruck. Es sei

M die Geldmenge der Wirtschaft (die der Bevölkerung und den Unternehmen zur Verfügung stehende Geldmenge)

B die Menge an Notenbankgeld (Banknoten sowie Kontenguthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank)

x der Banknoten-Anteil des Geldes der Wirtschaft

y der Reserveanteil an Notenbankgeld der Geschäftsbanken (die Relation zwischen ihren Notenbankgeldreserven und ihren Ver­

bindlichkeiten).

Zu Beginn soll die Geldmenge der Wirtschaft mit der Menge an Notenbankgeld übereinstimmen:

(1) M = B.

Bevölkerung und Unternehmen halten die Menge Bx in Banknoten.

Zu den Geschäftsbanken gelangt die Menge B (1 — x), von der die Banken B (1 - x) y bevorraten und mit B (1 — x) (1 — y) die Wirtschaft kreditieren.

Die Geldmenge der Wirtschaft stellt sich damit so dar:

(2) M = B + B(l — x)(l — y).

Vom neu geschöpften Geld verbleiben x Prozent in Banknotenform.

(1 —x) Prozent, das heißt B (1 — x) (1 — y) (1 — x) fließen zu den Geschäftsbanken. Sie lassen dann wiederum das (1 —y)-fache an neuem Geld in die Wirtschaft gelangen. Nun nimmt die Geldmenge der Wirtschaft folgende Gestalt an:

M = B + B(l — x)(l — y) —B(1 — x)(l — y)(l — x)(l — y) oder

(3) M = B —B(1 — x)(l — y) + B(l — x)2(l — y)2 .

Der Vorgang wiederholt sich, bis sämtliche Banknoten in den Geldbörsen der Bevölkerung, den Kassen der Firmen oder den Reserven der Banken ihre „letzte Ruhe“ gefunden haben. Während­

dessen gestalten die Geschäftsbanken einen stets größeren Teil ihrer

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Reserven an Banknoten in Kontenguthaben bei der Notenbank um, das heißt, sie bilden Einlagen bei der Bank der Banken. Verständli­

cherweise wird das Tempo der Gelderweiterung stets langsamer, denn es kommen beständig kleinere Geldquanten hinzu. Genaugenommen beträgt die Zunahme der Geldmenge nach einer Zahl n aufeinander­

folgender Abläufe:

M = B + B ( l - x ) ( l - y ) + B ( l - x ) 2( l - y ) 2 + . . . + B(1 — x)n(l — y)n.

Nach einer Vielzahl von Schritten nimmt die Geldmenge tendenziell folgende Gestalt an:

M = B

x + y -(x y )

Nun setzen wir die Zahlen unseres Beispiels in die Formel ein:

M = 10

0,1 + 0,2-0,02 = 35,7.

Was heißt das in der Praxis? Interpretieren wir zunächst aus der Sicht der Notenbank: Sooft die Notenbank Notenbankgeld B in Form von Banknoten schöpft oder bei ihr Guthaben der Geschäftsbanken entstehen, versetzt dies die Geschäftsbanken in die Lage, ihre Kreditvergaben an die Wirtschaft in einem der Formel entsprechen­

den Umfang zu erhöhen, das heißt, in diesem Maße Geld zu schöpfen.

Im übertragenen Sinn nimmt die Expansion der Geldmenge bei der Notenbank ihren Ausgang. Diese läßt das entsprechende Geldquan­

tum in die Wirtschaft strömen. Um auf das besagte Märchen aus Tausendundeiner Nacht zurückzukommen: Der Geist befreit sich, und ihm kann schon nicht mehr geboten werden, in die Flasche zurückzukehren.

Vielleicht können wir unsere Leser leichter mit dem hergeleiteten Faktor anfreunden, der in der Fachsprache Kreditmultiplikator genannt wird, wenn wir die Vorgänge der Geldschöpfung bei den Geschäftsbanken ihren Ursprung nehmen lassen.

Nun verlange in unserem Beispiel die Wirtschaft 10 Millionen Taler Darlehen von den Geschäftsbanken. Gewähren die Banken diesen Kredit, so wächst die Geldmenge in der Wirtschaft um 10 Millionen Taler. Im ersten Schritt existiert dieses neue Geld als Giralgeld, da die Geschäftsbanken ja in keiner anderen Form — keinesfalls in Form von Banknoten — Geld schöpfen können.

Doch — wie erwähnt — geben sich Bevölkerung und Unternehmen nicht mit dieser Form des Geldbesitzes zufrieden. Sind nun einmal durchschnittlich 10 Prozent ihrer Gelder für Ausgaben bestimmt, die in Banknotenform beglichen werden, dann werden sie auch 10 Prozent des eingeräumten 10 Millionen-Kredites von den Geschäftsbanken in dieser Form fordern. Folglich brauchen die Banken Notenbankgeld:

In unserem Fall benötigen sie, um 10 Millionen Taler Kontengeld schöpfen zu können, 1 Million Taler Banknoten.

Damit aber noch nicht genug: Nachdem die Bevölkerung und die Firmen 1 Million Banknoten von den 10 Millionen neuen Geldes erhalten haben, existieren noch 9 Millionen Taler Kontenguthaben gegenüber den Geschäftsbanken. Diese Millionen sind unverzüglich fällige Schulden der betreffenden Banken. Auch hierfür müssen die Geschäftsbanken Notenbankgeld bevorraten, um z. B. nach dem Clearing eventuelle Zahlungsverpflichtungen realisieren zu können.

Sollten die Banken aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen 20 Prozent dieser Schulden als vernünftige Sicherheitsgrenze ansehen, so erfordert eine zusätzliche Bankschuld von 9 Millionen Talern eine Extrareserve von 1,8 Millionen Talern Notenbankgelcf.

Letzten Endes benötigen also die Geschäftsbanken zum Schöpfen von 10 Millionen Talern Giralgeld

1 Million-!-1,8 Millionen = 2,8 Millionen Taler Notenbankgeld.

Die „magischen Kräfte“ des Notenbankgeldes werden im Vergleich der beiden Ansätze noch plastischer: 10 Millionen Taler Notenbank­

geld lassen die Geldmenge auf 35,7 Millionen Taler ansteigen, während 10 Millionen Taler gewöhnlichen Geldes der Geschäftsban­

ken nur 2,8 Millionen Taler Notenbankgeld nach sich ziehen.

Auch den zweiten Gedankengang, der vom Ursprung der Geld­

schöpfung bei den Geschäftsbanken ausgeht, können wir formel­

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mäßig darstellen: Bevölkerung und Unternehmen fordern x Prozent einer neuen Geldmenge M, das heißt ein Quantum Mx, in Banknoten.

Die Geschäftsbanken halten im Anteil von y Prozent der bestehenden Menge M (1 — x) eine Reserve M (1 — x) y in Notenbankgeld (entweder in Banknoten oder als Guthaben gegenüber der Notenbank).

Zusammen ergibt sich also die Summe an Notenbankgeld, die zur Gelderweiterung notwendig wird:

B = Mx + M (l —x)y = M(x + y —xy).

Jetzt wird der zuvor aus dem Blickwinkel der Notenbank hergeleite­

te Kreditmultiplikator aus der Sicht der Geschäftsbanken interpre­

tiert: Gewähren die Geschäftsbanken der Wirtschaft einen Kredit M, so brauchen sie für die Gelderweiterung eine Menge von Notenbank­

geld, die sich mittels der Formel B = M(x + y —xy)

bestimmen läßt.

UNSICHERHEITEN BEI DER ERWEITERUNG

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