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Germanistik in Rumänien

In document Deutsch 3.0 Konferenzband (Pldal 132-135)

Bericht zur Lage der Germanistik in Rumänien

1. Germanistik in Rumänien

Das Angebot für ein Studium der deutschen Sprache an geisteswissenschaftli-chen Fakultäten ist auf dem rumänisgeisteswissenschaftli-chen Markt der Sprageisteswissenschaftli-chen breit gefächert.

Es umfasst neben dem klassischen Studium der deutschen Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft häufi g auch - oder in manchen Fällen ausschließlich - interdisziplinäre, berufsorientiertere Studienprogramme, da für das Fach Fragen des Gegenwartsbezugs, Überlegungen zum späteren Berufsfeldangebot, An-passung an die Nachfrage aus vielen Gründen, die weiter unten präsentiert wer-den sollen, unumgänglich geworwer-den sind. Germanistik hat folglich in Rumänien nach Überlebensstrategien gesucht. Die Lehre an einer Germanistik-Abteilung schließt außerdem oft auch sogenannte studienbegleitende Lehrveranstaltun-gen zur deutschen Sprache an nicht-philologischen Fakultäten der Universität mit ein. Diese DaF-Lehrveranstaltungen werden jedoch im Folgenden nicht be-rücksichtigt.

Das Studium der deutschen Sprache an einer sprachenorientierten Fakultät ist gegenwärtig in Rumänien ein weit gefasster Begriff . Das Rahmencurriculum für Germanistik umfasst traditionsgeprägt obligatorische Lehrveranstaltungen in Form von Vorlesungen und Seminaren zu verschiedenen Teilgebieten der ger-manistischen Linguistik (Grammatik der Gegenwartssprache, deutsche Sprach-geschichte, vergleichende Sprachwissenschaft), zur Literaturwissenschaft (chro-nologisch, oder in manchen Fällen nach Gattungen studiert), zur Landeskunde deutschsprachiger Länder und zur Fachdidaktik. Zusätzlich werden Wahlpfl icht-vorlesungen zu sprachwissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen und kul-turellen Themen angeboten, sowie intensive Gruppenarbeit in Seminaren zur Verbesserung der Kompetenzen (Schreiben, Sprechen, Übersetzen). Die rumäni-sche Germanistik ist zunächst „in einem philologirumäni-schen Konzept verankert und

gilt eher als umfassend berufsvorbereitend als gezielt berufsbildend“ (Stănescu 2010: 1772).

Überhaupt wird ein Studium der deutschen Sprache in Rumänien, vor-erst ungeachtet der Zusammensetzung des Faches, an 10-12 staatlichen Universitäten (in București, Brașov, Cluj, Constanța, Craiova, Iași, Oradea, Sibiu, Suceava, Timișoara, ferner in Baia Mare oder Pitești) und an drei pri-vaten Universitäten (zwei in București und eine in Oradea) angeboten. Die Form der Angebote ist jedoch sehr unterschiedlich, wie ferner dargelegt werden soll.

Es ist zunächst vielleicht nicht irrig, von einem scheinbaren Widerspruch zu sprechen, wenn von den (aktuellen) Immatrikulationszahlen auf das Interesse an einem Studium der deutschen Sprache und Literatur an rumänischen Universi-täten geschlossen wird. Denn die Nachfrage nach einem traditionellen Germa-nistik-Studium bei Studienanwärtern, die die deutsche Sprache bereits gut be-herrschen, allerdings an den verschiedenen Universitäten in unterschiedlichem Umfang und auch abhängig von der geographischen Lage und der Präsenz deutscher Firmen in der Region, reicht von klein bis mäßig, bei Kandidaten ohne Vorkenntnisse des Deutschen jedoch von groß bis zu sehr groß. Darüber hinaus hängt es von den Zielen und der Organisationsform des Faches Deutsch an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der verschiedenen Universitäten ab. Die Zahlen, die im Anhang angeführt werden, sind daher in einen besonderen Kon-text einzubetten.

Dieses Paradox der rumänischen Germanistik ist durch mehrere Aspekte zu begründen. Zu Beginn sei die diff erenzierte Einordnung eines germanistischen Studiums genannt: als fremdsprachliche Philologie innerhalb einer Fakultät für Fremdsprachen und fremde Literaturen (wie an der Universität Bukarest), oder im Rahmen einer Facultate de Litere, wie an all den anderen Universitäten des Landes. Selbst Litere-Fakultäten sind landesweit uneinheitlich organisiert, von einer ausschließlich der Rumänistik gewidmeten Fakultät (București), bis hin zu Organisationsformen, die entweder mehrere Fremdsprachenphilologien inner-halb einer einzigen Abteilung miteinschließen, oder separat eine germanistische Abteilung nebst weiteren Fremdsprachen, aber auch nebst Fächern wie Journa-lismus, Theaterwissenschaft, Theologie anbieten. Fremdsprachen- und Litere-Fakultäten haben jedoch gemeinsam, dass sie einen Abschluss in jeweils zwei einzelsprachlichen Philologien ermöglichen (z.B. Germanistik und Anglistik/Ru-mänistik etc., Sinologie/Slavistik etc. und Germanistik). Eine Kombination von Sprachen ist frei wählbar. Ein Germanistik-Studium wird daher als Haupt- oder

Nebenfach (A- oder B-Fach) angeboten. In Bukarest sind es 32-33 Sprachen, die jährlich oder turnusmäßig zur Auswahl stehen. Ein Lehramt-Studium wird aus-schließlich im Rahmen eines philologischen Studienprogramms organisiert.

Durch die Unterscheidung zwischen A- und B-Fach werden nicht nur die Op-tionen des angehenden Studierenden, sondern auch der Umfang des germanis-tischen Studiums in Hinblick auf die Anzahl der gebotenen Lehrveranstaltungen, meist auch Sprachkenntnisse auf unterschiedlichen Sprachniveaus beschrieben.

Es sind nicht viele Deutsch als B-Fach-Studierende, die die deutsche Sprache bereits in der Schule erlernt haben; es sei denn, die Universität bietet – wie in Brașov – nur ein B-Fach Deutsch an. In der Mehrheit sind es Anfänger mit Null-Kenntnissen in Deutsch.

Die Immatrikulation wird entweder anhand des Abiturabschlusses oder über eine Aufnahmeprüfung entschieden. Für das A-Fach wird das Sprachniveau für den Studienbeginn auf B1/B2 festgelegt. Dies ist in den verschiedenen Regionen des Landes jedoch unterschiedlich möglich. Bewerber mit Deutschkenntnissen, die das B-Fach Deutsch wählen, müssen ihrerseits mindestens das Sprachniveau B1 erreicht haben. Ab Herbst 2014 wird an der Universität Bukarest experimen-tell auch ein A-Fach-Studium mit Null-Kenntnissen Deutsch angeboten. Da die Finanzierung vorwiegend nach Anzahl der Studierenden im Hauptfach erfolgt, ist das Fach Germanistik gezwungen, nach Lösungen für eine bessere Heranzie-hung von Förderungsmitteln zu suchen.

Daher reicht das Angebot der Fremdsprachen- oder Litere-Fakultäten von dem oben beschriebenen philologischen Studium bis hin zu einem Studium der deutschen Sprache und Kultur, eingebettet in praxisnahe Programme. Lan-desweit besteht jedoch weder eine einheitliche Auff assung dieser berufsorien-tierten Studiengänge, noch eine Einheitlichkeit in deren Bezeichnung. Als sehr gefragt gilt der Studiengang für Konferenzdolmetscher und Übersetzer. Dieses Pro-gramm ist ein Angebot der germanistischen Abteilung in Bukarest, oder einer Sonderabteilung für Moderne Angewandte Fremdsprachen in Cluj. Der pluri-disziplinäre Studiengang Moderner Angewandter Fremdsprachen (LMA, Limbi moderne aplicate) ist ebenso unterschiedlich zugeordnet. Hier werden allge-mein Lehrveranstaltungen zur deutschen Grammatik und zur Landeskunde des deutschsprachigen Raumes, Seminare zum Erwerb, zur Entwicklung und Übung schriftlicher und mündlicher Sprachkompetenzen, Vorlesungen in Wirtschafts-wissenschaft, RechtsWirtschafts-wissenschaft, Medienwissenschaften, in der Öff entlichkeits-, Terminologie- und Übersetzungsarbeit, aber auch Praktika in Firmen, die mit der deutschen Sprache arbeiten, geboten (s. auch DAAD-Bericht 2010). LMA kann

sich aber schwerpunktmäßig auch eher auf Übersetzungswissenschaften und Terminologiearbeit beschränken. Die Zusammenfassung der Studienprogramme richtet sich daher im Folgenden nach der Bezeichnung und nicht nach den In-halten des Faches, da diese schwerpunktmäßig in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt sind.

Immatrikulationszahlen sind des Weiteren in dem Kontext demographischer Entwicklungen, der abnehmenden Geburtenrate der letzten zwanzig Jahre zu interpretieren. Andererseits existiert für Studieneinrichtungen die Grundvor-aussetzung, für Studierende die Notwendigkeit, ein germanistisches Studium zeitgerecht einbetten zu können. In diesem Kontext ist die größere Nachfrage in den beiden Studienrichtungen für Dolmetscher und Übersetzer und Moder-ne Angewandte Fremdsprachen zu verstehen. Nicht zuletzt ist die besondere Lage der rumänischen Germanistik, mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen der Studierenden, auf das breit gefächerte Angebot im Unterricht der deutschen Sprache in Schulen zu beziehen. Dass gerade dieser Punkt ausschlaggebend ist, wird im Folgenden zu zeigen versucht. Denn schließlich handelt es sich um eine wechselseitige Bedingtheit von Germanistik, ungeachtet dessen, wie breit man das Fach anlegt und wie man es landesspezifi sch defi niert, und von in der Schu-le angebotenem Deutsch-Unterricht bzw. vom Spracherwerb.

In document Deutsch 3.0 Konferenzband (Pldal 132-135)