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Forschungsschwerpunkte und Projekte

In document Deutsch 3.0 Konferenzband (Pldal 184-189)

Germanistik und die deutsche Sprache in der Tschechischen Republik: Bestandsaufnahme und

5. Forschungsschwerpunkte und Projekte

Nicht nur die traditionellen, sondern auch die neu gegründeten tschechischen germanistischen Institute sollten von Anfang an Einrichtungen sein, an denen nicht nur Lehre, sondern auch Wissenschaft betrieben wird. In Tschechien wird in den letzten Jahren gerade auf die Forschungsaktivitäten an einzelnen Univer-sitäten/Fakultäten bzw. Instituten immer größerer Wert gelegt. Wissenschaftli-che Leistung ist auch eines der Kriterien, die sich immer deutliWissenschaftli-cher in der Finan-zierung der Institute widerspiegeln. Es wurde ein spezielles System der Bewer-tung wissenschaftlicher LeisBewer-tungen eingeführt, das jedoch zu stark quantitative Kriterien betonte.14 Infolge der (auch internationalen) Kritik wurde dieses System einigermaßen modifi ziert. Es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die For-schung von den Arbeitsverpfl ichtungen jedes tschechischen Hochschulgerma-nisten nicht wegzudenken ist.

Was die Forschungsschwerpunkte angeht, lag im Bereich der Linguistik lange Zeit nach der Entstehung der tschechischen Germanistik der Schwerpunkt auf der diachronen Forschung. Dies hing nicht nur mit der Tatsache zusammen, dass dank dem jahrhundertelangen Zusammenleben von Tschechen und Deutschen auf dem Gebiet Böhmens und Mährens eine reiche Materialbasis für diachrone Untersuchungen vorliegt, sondern auch damit, dass nach dem zweiten Welt-krieg in der tschechischen Gesellschaft eine allgemeine negative Einstellung zur deutschen Sprache und Kultur vorherrschte und der Zugang zur Fachliteratur und zu aktuellen Texten der deutschen Gegenwartssprache (mit Ausnahme der

13 Nach den Angaben (vgl.URL 4) soll es in der Tschechischen Republik 8000 Firmen mit deutscher Beteiligung geben, die etwa 100 000 Mitarbeiter beschäftigen.

14 Zur bibliometrischen Bewertung von Forschungsleistungen vgl. Wolf (2011).

deutschen Sprache in der DDR) erschwert wurde (vgl. Vaňková 2011b: 14ff .). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlief die diachrone Forschung parallel zu den Untersuchungen in den deutschsprachigen Ländern15 und es hat sich gezeigt, dass sie dazu einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Nach der Wende entwickelt sich diese Forschungsrichtung weiter: sie hat nicht nur neue Nachfol-ger gefunden, sondern auch neue methodologische Zugänge.

Auf dem Gebiet der deutschen Gegenwartssprache hat sich in den letzten zwanzig Jahren das Themenspektrum der Untersuchungen wesentlich erwei-tert, so dass die Systemanalysen nicht mehr eine so dominierende Rolle spielen wie vorher. Anhand von Betrachtungen grammatischer sowie lexikalischer Phä-nomene sind zahlreiche Einzelstudien entstanden, die meist korpusgestützt sind und oft die kontrastive Perspektive einschließen.16

Im Bereich der

Literaturwissenschaft stand und steht im Zentrum der Auf-merksamkeit vor allem die Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen (vgl.

URL 6) und in Mähren.17

Besonders in den letzten Jahren entwickelt sich im Bereich der Germanistik auch die Didaktik erfolgreich. Eines der zentralen Themen auf diesem Gebiet ist das Konzept der Zweisprachigkeit. Zu den Erfolgen der Didaktik gehört die Ak-kreditierung des Promotionsstudiums (Prag, Brno), das auf großes Interesse ge-stoßen ist.

Nach der historischen Wende im Jahre 1989 prägten zahlreiche Projekte die germanistische Forschungslandschaft. Es handelte sich sowohl um individuel-le als auch kolindividuel-lektive, nationaindividuel-le sowie international angeindividuel-legte Projekte, an de-nen sich neben tschechischen Germanisten auch Kolleginde-nen und Kollegen aus Deutschland und Österreich beteiligt haben. Zu den internationalen Projekten gehörten z. B. Sprachatlas der deutschen Mundarten in Tschechien oder Korpuslin-guistik Deutsch-Tschechisch kontrastiv. Nicht zu vergessen ist die Teilnahme tsche-chischer Germanisten am Aufbau des Intercorps, in dessen Rahmen parallele Korpora als Bestandteile des großen Projekts des Tschechischen Nationalkorpus zusammengestellt werden.

15 Vgl. die Arbeiten von Emil Skála oder Zdeněk Masařík.

16 Eine Übersicht über deutsch/tschechisch kontrastiv angelegte Arbeiten gibt die Bibliographie zum deutsch-tschechischen Sprachvergleich von Alena Šimečková (1997). Diese wurde ergänzt und online zur Verfügung gestellt: vgl. URL5.

17 Z.B. in Olomouc ist die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur entstanden, vgl. URL7.

Seit mehr als zehn Jahren wird am Projekt Großes akademisches Wörterbuch Deutsch-Tschechisch gearbeitet.18 Zu den Projekten, an denen Kollegen von meh-reren Instituten (Ostrava, Brno, Ústí nad Labem) teilgenommen haben, zählt das Projekt Die Ausdrucksmittel der Emotionalität im deutsch-tschechischen Sprachver-gleich. An der Universität Ostrava ist vor kurzer Zeit das Zentrum für Fachspra-chenforschung gegründet worden. Im Rahmen von zahlreichen diachronisch angelegten Projekten wurden Editionen von in Tschechien verfügbaren hand-schriftlichen Texte herausgegeben. Auch literaturwissenschaftliche Forschun-gen wurden im Rahmen von vielen Projekten betrieben, die einerseits durch die tschechische Forschungsagentur (GA ČR), andererseits durch deutsche, öster-reichische und schweizerische Institutionen und Stiftungen unterstützt worden sind. Ergebnisse der Forschung werden in Form von zahlreichen Monographien, Konferenzsammelbänden und Artikeln präsentiert: in Tschechien werden meh-rere rezensierte germanistische Zeitschriften herausgegeben, z. B. Germanistica Pragensia, Aussiger Beiträge. Germanistische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre (Ústí nad Labem), Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik, Brünner Hefte zu Deutsch als Fremdsprache, Studia Germanistica (Ostrava). Aktuelle Informationen über Publikationen, Veranstaltungen/Konferenzen sowie Links zu einzelnen In-stituten kann man auf der web-Seite des Tschechischen Germanistenverbandes (URL 8) fi nden.

6. Fazit

Die tschechische Germanistik hat im letzten Vierteljahrhundert eine intensive Entwicklung durchgemacht. Es wurde eine so breite Nachwuchsbasis geschaff en wie nie zuvor. Wenn man die jetzige Situation mit der vor 1989 vergleicht, gibt es keinen Grund über ein „Fach in der Krise“ (vgl. Schuppener 2009) zu sprechen.

Auch wenn man im Bereich der Lehre mit einer sinkenden Zahl von Deutsch-lernern zu kämpfen hat, sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um die ge-schaff ene Personalbasis an den Schulen und germanistischen Lehrstühlen nicht reduzieren zu müssen.

Da die germanistischen Institute ziemlich klein sind und deshalb größere wis-senschaftliche Projekte das Zusammenwirken von Germanisten aus mehreren Arbeitsstellen erfordern, sind integrative Tendenzen auf dem Gebiet der

Wissen-18 Die Ergebnisse des Projekts liegen noch nicht vor, sodass als das umfangreichste deutsch-tsche-chisch und tschedeutsch-tsche-chische-deutsche Wörterbuch jenes von Siebenschein (1936-1948) verwendet wird, vgl. Vodrážková-Pokorná (2007).

schaft stark zu fördern. Von den Desiderata der tschechischen Germanistik (vgl.

Vaňková 2011b: 19) ist besonders die weitere Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit zu betonen: die Kontakte tschechischer Germanisten mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Ausland, die Treff en auf internationalen Konferen-zen sollen für eine immer intensivere Kooperation auf wissenschaftlichem Gebiet eien Basis schaff en; darüber hinaus ist der Meinungs- und Erfahrungsaustausch von großer Bedeutung für die Bewältigung der Probleme, denen die Germanis-tik – nicht nur in Tschechien – in der Gegenwart entgegensieht.

Literatur

DOVALIL, VÍTEK (2010): „Sind zwei Fremdsprachen in der Tschechischen Republik realistisch? Zu den aktuellen Problemen der tschechischen Spracherwerbs-planung.“ In: Ammon, Ulrich / Darquennes, Jeroen / Wright, Sue (Hgg.): Socio-linguistica, Bd. 24. Berlin/New York: Walter de Gruyter (= Fremdsprachen an den Schulen der Europäischen Union), 44-60.

POKORNÁ, LENKA (2000): „Česká germanistika 1953-1963.“ In: Barvíková, Hana (Hg.):

Věda v Československu v letech 1953-1963. (= Práce z dějin vědy, Bd. I). Praha:

Archiv AVČR, 279-292.

SCHUPPENER, GEORG (2009): „Germanistik in der Tschechischen Republik – ein Fach in der Krise.“ In: Bartoszewicz, Iwona / Dalmas, Martine / Szczek, Joanna / Tworek, Artur (Hgg.): Germanistische Linguistik extra muros. Inspirationen. Bres-lau/ Dresden: Ofi cyna Wydawnicza ATUT-Neisse Verlag (= Linguistische Tref-fen in Wroclaw 3. Beihefte zum Orbis Linguarum 84), 21-30.

ŠIMEČKOVÁ, ALENA (1997):Bibliographie zum deutsch-tschechischen Sprachvergleich.

Praha: FF UK.

TVRDÍK, MILAN / VODRÁŽKOVÁ-POKORNÁ, LENKA (2006): Germanistik in den böhmischen Ländern im Kontext der europäischen Wissenschaftsgeschichte (1800-1945). Wup-pertal: Arco.

VAŇKOVÁ, LENKA (2011a): „Die Germanistik in der Tschechischen Republik nach der Bologna-Reform.“ In: Janíková, Věra / Sorger, Brigitte (Hgg.): Didaktik des Deutschen als Fremdsprache im veränderten sprachenpolitischen Kontext nach der Bologna-Reform. Brno: Tribun, 24-31.

VAŇKOVÁ, LENKA (2011b): „

Die tschechische germanistische Linguistik: ein

besonderer Weg in besonderen Situationen.“ In: Aussiger Beiträge 5,

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VODRÁŽKOVÁ-POKORNÁ, LENKA (2007): „Einige Bemerkungen zur Geschichte des vierbändigen Deutsch-tschechischen Handwörterbuchs (1936-1948):“ In:

Berglová, Eva / Vachková, Marie / Vodrážková-Pokorná, Lenka (Hgg.): …und jedes Wort hat fl ießende Grenzen. Gedenkschrift für Prof. PhDr. Alena Šimečková, CSc. Praha: Univerzita Karlova.

VODRÁŽKOVÁ-POKORNÁ, LENKA (2007): Die Prager Germanistik nach 1882. Mit beson-derer Berücksichtigung des Lebenswerkes der bis 1900 an die Universität berufe-nen Persönlichkeiten. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang.

WOLF, NORBERT RICHARD (2011): „Form und Inhalt nach Bologna“. In: Janíková, Věra / Sorger, Brigitte (Hgg.): Didaktik des Deutschen als Fremdsprache im veränder-ten sprachenpolitischen Kontext nach der Bologna-Reform. Brno: Tribun, 32-51.

Internetquellen

URL1: http://www.goethe.de/ins/cz/prj/jug/spr/inf/de8128941.htm [2.12. 2014].

UR2: http://www.goethe.de/ins/cz/prj/jug/spr/inf/de8128941.htm [2.12. 2014].

URL3: http://www.goethe.de/ins/cz/prj/jug/spr/pre/de8826526.htm [2.12. 2014].

URL4: http://www.goethe.de/ins/cz/prj/jug/spr/pre/adm/deindex.htm) [2.12.

2014].

URL5 : (Neue) Bibliographie zum deutsch-tschechischen Sprachvergleich, Version 1.0. Datenbank linguistischer Arbeiten zum Thema Deutsch und Tschechisch im Kontrast: http://lexarchiv.ff .cuni.cz/lexikografi cka-sekce/biblio/ [15.11.2014].

URL6: http://german.ff .cuni.cz/page/veda-a-vyzkum [2.11. 2014].

URL7: http://www.germanistika.upol.cz/veda_a_vyzkum.html [2.12. 2014].

URL8: www.svazgermanistu.cz [2.12. 2014].

In document Deutsch 3.0 Konferenzband (Pldal 184-189)