• Nem Talált Eredményt

ZUR ÄSTHETIK DES AEROPLANS

In document Dialógus a művészetről (Pldal 30-33)

N i c h t s löst uns die Mystik des Vogelflugs. Und doch: er bleibt eine Selbstverständlichkeit, bleibt sozusagen eine einleuchtende Mystik. Das ganze des Flugs ist Geheimnis in alle Ewigkeit, aber zu dem „wie" können wir in formale Beziehung treten, können es beurteilen und mitfühlen nach unseren eigenen Begriffen von Bewegung; wir können sagen, daß wir den R u g begreifen mit unseren Sinnen, wie wir den Gang und den Galopp, das Ziehen und das Tragen, das Stoßen und jede andere irdische Bewegung be-greifen; oder daß wir ihn nicht begreifen und ihn unwahrscheinlich finden und wenn er tausendmal wahrhaftig ist und gut.

Auf Proportionen kommt es an, auch bei der Bewegung: auf die Überzeu-gungskraft des Bildes, das eine Bewegung in uns hinterläßt, wenn sie vorbei ist; darauf, daß aus dem statischen Größeverhältnis des Bewegenden und des Bewegten, aus ihren reinen Dimensionen, wenn sie im Bilde erstarrt vor uns stehen, die Bewegung wieder beginne und zu geschehen scheine: nur dann ist die Bewegung suggestiv, wenn sie ihren Apparat so mit sich gefüllt hat, daß er sie verrät, auch wenn sie sich in einer Ruhe versteckt hält. - So sind die Bilder des Segelbootes im Winde, des Vogels mit ausgebreiteten Schwingen immer - in jeder ihrer Phasen gleichmäßig - suggestiv. Wir sehen die ganze Bewegung vor uns und begreifen aus der Stellung der Segel die Richtung, aus ihrer Schwellung und ihrem Verhältnis zum Boot die Geschwindigkeit der Fahrt. Beim Vogel verstehen wir ganz instinktiv und ohne mit dem u n b e -kannten Medium L u f t zu rechnen, daß große Flügel ihn gut tragen; und das Schweben als jene Flügelstellung, die sich uns am längsten einprägt, wird uns zum Zeichen, in dem wir für immer den Flug erkennen und fühlen müssen.

Die Photographie bietet uns heute die wunderbarste Kontrolle unseres G e f ü h l s f ü r Bewegungssuggestionen. Sie gibt uns unzählige nie g e a h n t e Phasen von allem, was da kreucht und fleucht und am Ende wissen wir es, daß die suggestivsten nicht unter den niegeahnten zu suchen sind, sondern unter denen, die - den Sinnen längst bekannt - sich ihnen in Ruhe einzeich-nen. So kennen wir jetzt das Pferd in allen Augenblicken aller Gangarten und wissen nur, daß es da unzählige Phasen gibt, die wir nicht innervieren

können, die wir einfach nicht glauben. Und wichtig sind uns immer wieder nur die wenigen ganz charakteristischen Phasen, wo die Bewegung in einem Gleichgewicht ganz eingefangen scheint. Das sind aber immer wieder die längsten Phasen: das Tier hält sie am längsten, weil sie ihm Gleichgewicht geben, und weil sie am längsten dauern, haftet ihr Bild vor allem im Bewußt-sein. Das Bild, welches die K r a f t und Leistung sinnlich darstellt, als Propor-tionen von Maschinen, Linien und Winkeln, von Tragendem und Getrage-nem.

Damit wäre es gesagt: suggestiv an einer Bewegung ist, was sich den Sinnen als Gleichgewicht und Proportionalität eindrückt und sich wahr-scheinlich macht.

Suggestiv ist der Flug des Raubvogels. Es ist wahr und wahrscheinlich, er ist das Absolute des Fliegens: sein bloßes Schema, das geöffnete V, sugge-riert uns Flug ohne Ende. An diesem Schema messen wir alle übrige Flugbe-fähigung: jene Befähigung, die allein das Auge zuzusprechen hat, und die mit der tatsächlichen gar nicht zusammenfallen muß. Die Fälle, in denen wir zum empirischen Bewußtsein des Fluges auch sein unmittelbares G e f ü h l er-h a l t e n , sind nicer-ht er-h ä u f i g . In den meisten f e er-h l t uns etwas zum letzten Glauben, zum Mitgehobensein. - Ich glaube, daß die optische Wahrschein-lichkeit des Fluges - wie jeder Bewegung - zu- und abnimmt mit der deutli-chen Sichtbarkeit des Apparates. Das bedeutet f ü r die fliegenden Organis-men: je schneller sie die Flügel bewegen, je weniger sichtbar diese werden, desto mehr scheinbares Übergewicht gewinnt der Körper und desto unwahr-scheinlicher wird der Flug. Am unmöglichsten sehen die Insekten aus, der Maikäfer z.B., bei dem statt der Fügel nur etwas wie ein Gelee zu bemerken ist und nie begreiflich wird, wie das Dings sich da oben hält. Vom Adler (über den Aeroplán) bis zum Maikäfer rangieren sich dann die zahllosen Nuancen der Unwahrscheinlichkeit.

Das größte Mißverhältnis in alle Bewegungen hat die Maschine gebracht.

Dadurch daß sie das Bewegende beliebig zusammenschrumpfen ließ, oder gar unsichtbar machte, bewirkte sie eine völlige Anarchie unserer einge-pflanzten Proportionalforderungen. Früher erlebte man nur Proportionen, die organische Möglichkeiten ausdrückten, erlebte daher sozusagen immer-fort eine Proportion. Man lernte für jedes Pferd seinen Wagen, jeden Wagen seine Belastung, jede Last ihr Gerüst, jeden Bau seine Basis abzuschätzen und schön zu befinden. Und jetzt wird alles wieder zerstört: es kommt der winzige Motor und arbeitet f ü r 50 Pferde, es kommt die Eisenkonstruktion und trägt, wozu zwanzigmal mehr Steine nötig waren; die alten Proportionen

sind gestürzt und die neuen wechseln von Tag zu Tag, (und wo sich alte und neue mischen, dort ist die Not am höchsten).

Und da ist nun der Aeroplán gekommen. Er stellt in all seiner unerhörten Großartigkeit die absonderlichste Kreuzung der alten und neuen Proportio-nen dar. Zunächst der Zweidecker. Das alte Verhältnis des Vogels und der tragenden Schwingen wird angedeutet, aber: dort tragen die Schwingen den Vogel und der Vogel bewegt die Schwingen: es gibt kein drittes und sie er-klären einander ganz. Hier aber tragen wohl die Schwingen den Vogel, aber der bewegt erst die Propeller, und diese (kaum sichtbar durch die schnelle Drehung) bewegen ihrerseits erst d a s Ganze. Die Flügel, zumal es vier sind, sind zu kurz um das Tragen plausibel zu machen; sie tragen ja auch nicht allein, sondern mit Hilfe der Propeller. Da diese aber unsichtbar bleiben, haben wir nur die Disproportion der Flügel und des übrigen, den Mangel an fühlbarem Gleichgewicht (das tatsächlich vorhanden, aber für die Augen ge-fälscht ist).

Und doch fliegt das Ding. Und nein, doch fliegt es nicht und wird für unser Gefühl wohl niemals eigentlich fliegen mit jener Suggestionskraft, die noch besteht, wenn von der Bewegung als solcher abstrahiert wird und die noch im Bilde unvermindert wirkt.

Anders scheint es mit dem Monoplan zu stehen, denn er gibt sehr stark den Eindruck des Fliegens. Das Ganze ist elegant balanciert, das Flügelpaar ist ungefähr breit und lang genug, um so viel heben zu dürfen, wie viel wir von Mann und A p p a r a t sehen. Aber es ist natürlich doch nichts mit der Äs-thetik dieses Fahrzeuges. Denn was wir als Bewegendes postulieren - die Flügel - ist doch nur bewegtes und die Illusion ist nur ermöglicht, weil wir das eigentlich Bewegende, den Propeller, nicht sehen. Innerlich aber sehen wir fast die gleichen Disproportionen wie bei den Insekten: wie bei diesen die surrenden Flügel, so wird hier der Propeller durch die schnelle Drehung unsichtbar und es bleibt das Übergewicht des Bewegten. Nur während es bei den Insekten dies zur Folge hat, daß der Flug unglaubwürdig wird, so ge-schieht hier aus den gleichen Gründen das genaue Gegenteil, der Flug wird hier suggestiv; weil das Ganze, das übrig bleibt, sich f ü r das Gefühl wieder in zwei teilt, in tragende Flügel und getragenen Leib und, aller Rationalität zum Trotz, die Schönheiten des Urbildes in uns w a c h r u f t , zu denen es sich doch nur verhält wie die Marionette zum Menschen: es bewegt sich mit seinen Gliedern, aber nicht durch diese.

Wie aber die Schönheit der Marionette nicht die wahre Schönheit sein kann (als welche immer dort Formen erfaßt, wo K r ä f t e liegen) so kann die e c h t e Schönheit d e r Flugmaschine auch nicht die sein, die man d u r c h

falsche Ähnlichkeiten erhält und die man in symbolgieriger Sentimentalität ihr gerne heute schon zusprechen möchte.

Es muß gewartet werden, bis sie ihre neuen inneren Gesetze erkannt und sich aus ihrem Geiste ihre zweckmäßigste Form entwickelt haben wird. Was wir dann zu gewärtigen haben, bleibt abzuwarten. Es ist möglich, daß gerade diese zweckmäßigste Form eine unmögliche sein wird: sie wird besser sein als dieses Spiel mit den passiv-aktiven Flügeln, weil sie uns nicht verführen wird, Enthusiasmus an Imitationen zu vergeuden, wie es z.B. die steinmaskierte Eisenkonstruktion das ästhetische Pendant der Flugmaschine -getan hat und noch heute tut.

Die Lehre von der Schönheit der Technik, die Zweckästhetik fordert, daß alles scheine, was es ist. Und weil der Aeroplán, so wie er heute ist, nur schön sein kann, wenn er diese Forderung nicht erfüllt, so muß er - ich ahne es schon - aus technischen Gründen häßlich sein.

Leo Popper

Die Neue Rundschau, 1910. okt. XXI. évf. 10. sz. 1 4 7 7 - 1 4 7 9 . F.K 6 7 - 7 2 .

SchA 5 0 - 5 4 .

A cikknek fennmaradt egy autográf fogalmazványtöredéke (lásd kötetünkben 105-1 10.)

In document Dialógus a művészetről (Pldal 30-33)