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DIALOG ÜBER KUNST

In document Dialógus a művészetről (Pldal 59-70)

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Ischl Sommer 1906

A Weisst Du auch, dass es zweierlei Kunstwerke giebt. Die einen sind die Geschlossenen die Anderen die Offenen: die Einen sind <die> Erfüllung die Anderen Verheissung, auch kann man so sagen: die einen sind das Glück (oder d a s Unglück Kurz: die Bescheerung[)] die Anderen aber sind der Wunsch. Das „Letzte" sind die Einen das „Vorletzte" die Anderen. Ich will ein Beispiel nennen denke an die Gruppe des Franzosen Rodin: „Paolo et Francesca"* und andrerseits an „Baiser"* desselben. Was sehen wir: Im nächsten Moment wird <wird> Francesca dem Manne in den Armen liegen - doch ewig im <letzten> {nächtsten} Moment. Baiser <hingegcn> {aber} ist just dieser <letzte> nächste Moment - und ist ein Ende: wir wünschen nicht weiter.

B Das ist zu gegenständlich gedacht. So gedacht als ob es einzig darauf ankäme <dass> {ob} die Situation jener {Beiden} uns Freude macht oder nicht. Das einzig Wesentliche ist aber {in Deiner Scheidung} doch gewiss ob uns das Werk rein durch seine artistischen W e r t e - durch Farbe, Form oder Klang einen Abschluss, eine In-sich-Vollkommenheit bedeutet oder nicht und wenn die Frage so liegt so giebt es eben einfach gute Werke und Schlech-te.

A Gewiss will sich m e i n e Distinktion n u r auf das rein-künstlerische Moment beziehen. Dass sie aber hier Geltung hat, das sollst Du sehen. Das Beispiel war nicht einwandfrei. Du konntest es mit Recht zu gegenständlich fassen denn Du musstest ja nicht sehen dass es sich formal u. inhaltlich -wenn wir diese Beiden schon scheiden müssen - vollkommen im Gleichge-wicht hielt. Nur mir war {es} zwingend klar: im zurückgestemmten Leib des Weibes, just in seiner schönen Linie lag f ü r mich das ganze wehe Nie-Ge-schehen und all sein verzweifelter Reiz. Nun will ich Dir aber auch ein Bei-spiel aus der Musik n e n n e n . Das ist Puccini. Wohl alle G r o s s e n haben diesem letzten wunden Schmerze Töne gefunden, doch keinem war er gewiss so tiefes Weltanschauungsfundament, dass er ihn unterstrichen <hätte> und {durch eine Anwendung die aller Form zuwider ging} alles Augenmerk auf

ihn gele<g>{nk}t <hatte> {hätte}, wie dieser <Denker> {Mann} es tat. So wichtig ist es ihm dass er ihn gegen {alle} überbrachte <Form> {Lehre} am E n d e fast aufschrein lässt: in einem <Dissonanz> Sext accord u. aus ist's.

Das E n d e folgt nicht mehr, <es liegt in der Welt> weder das schlimme noch ein Trost, denn da waltete einer der tiefer schaute u. gewahrte dass es an dieser Stelle - ich meine Madame Butterfly - {schon wieder} weiter ging:

aus dem Kunst-Ende wieder hinein in d a s Lebens-„Weiter".

Erst in der Kunst der Allerjiingsten seh ich dieses Mittel, dies Abbre-chen, Einen-Stehen-Lassen. Aber es {ist} ein mächtiges Mehr unseres Aus-drucks denn es hat seine tiefe <Berechtigung> {Rechtfertigung} in {der} Be-schaffenheit unserer Seele: wir lieben ja unsere Sehnsüchte {gar oft} genau so sehr, als die Gegenstände dieser Sehnsüchte.

B Hier will ich Dich fassen. Also lieber den Sperling auf dem Dach... Gut, angenommen. Aber warum, und wann? Weil uns die Sehnsucht oft ein rei-neres, einigeres Gefühl gewährt als die Erfüllung. Nur Gestrandete lieben ihren Wunsch um seiner selbst willen. <Denn ihr Wunsch hat> {Als das Einzige das} ihnen noch nie weh getan, <{hat}> <wie alles auch> nur Dieje-nigen, denen jede Erfüllung neues, wieder {nur} unlösbar Schweres gebracht hat. Die, denen ihr Unerfülltes das einzig Vollendete war, das sie je empfan-den, ihr einzig geschlossenes Gut, das {ihnen} endlich nie mehr geöffnet werden sollte durch böse Wirklichkeiten. - Du wirst aber nicht leugnen dass es auch Leute giebt, die ihre Erfolge ihre Erfüllungen lieben. Aus dem glei-chen Grunde: diese sind die Ursaglei-chen ihrer Voll-Gefühle, ihres Wunschlo-sen Glückes. Wir haben das Bedürfniss nach dem GeschlosWunschlo-senen. Und {wir}

setzen es durch und schaffen es selbst gegen das Material. Wir schaffen Geschlossenes selbst {dort} wo <uns> {sich} uns die N a t u r {bietet} {die

<ja>} nur Bewegungsphasen giebt, oder Übergänge (und in alle Ewigkeit giebt sie ja nur diese und nie das Geschlossene selbst). Woher <muss> {sollte dies}es also kommen? Nicht? Denke an Rembrandts Staalmeesters.* Du müsstest um folgerichtig zu sein dieses Werk ein offenes nennen, denn da sind selt<x> Männer {die} im Begriffe <sind> stehn - schon seit 300 Jahren - etwas zu tun. Es ist das Gleiche im Prinzip wie Dein Beispiel des Paolo der nie küssen darf. Sie alle, die Akteure Deiner „ o f f e n e n " Werke {sind als}

harrten {sie} vergebens <auf> ihrer Erlösung. Stellen wir uns aber etwas

<andcrs> {höher}: kann {man} noch etwas sprechen: jeder {man} ob er nun ,,fertig"<ist>{sei} oder {just} anfängt er harrt seiner Erlösung <welches xxx>{harrt} des folgenden Momentes; ob er nun seinen Arm zur Umarmung heb<e>t oder tot dalieg<e>t, nie entgeht er dem nächsten Moment; so ist es in der Natur. <Nun anderseits> In der Kunst

-A Missversteh mich nicht. Lieher: ich rede von der Form, nicht aber von den Formen in der Form. Das Bild des Holländers ist ja <dennoch> {auch meiner Meinung nach} nicht offen, denn die sechs Männer die da „erlöst"

w e r d e n sollen, sie tragen i h r e Erlösung in E i n a n d e r und d e r E r s t e im Letzten. Ich will viel{mehr}<Gegenteil> von jenen {Werken} reden die in ihrer Fertigkeit unfertig sind, die Etwas noch nicht gesagt haben und es bewusst verschweigen: aus de<m>{r} Erkenntniss seiner Rätsel-Macht.

B Dann willst Darin a u c h d i e M y s t i k e r m i t e i n b e g r e i f e n , d i e d a s

„Woher?" ungelöst lassen, so wie Deine „Fragesteller!"] das „Wohin?" denn auf das Ungelöste scheint es Dir ja nur anzukommen. Aber in beiden Fällen hast Du unrecht. Du sagtest vorhin etwas, was mir so recht die Formel für Deinen Gedanken zu sein scheint, sagtes „In der Fertigkeit unfertig". Und da lautet {dann} die Gegenformel: In der Unfertigkeit fertig Das {Sie} ist das Losungswort für das Kunstwerk. Denn die Kunst macht <selbst> aus d e m Vorletzten e i n Letztes. Du sagst jetzt, d i e s sei richtig, stelle aber {dennoch} die Richtigkeit Deiner Distinktion durchaus nicht in Zweifel.

Und doch ist dem so; nunmehr sollst Du gewahr werden, dass das Wesentli-che immer u. immer wieder die Abgeschlossenheit ist. Aber welWesentli-che Abge-schlossenheit? <Die im weitesten Sinne: xxx>

Der Dichter Rainer Maria Rilke spricht an einer Stelle des Rodin-Biich-leins wundervolle Worte über die <abgeschlossenen> Geschlossenheit (der Antike) <xxx> „Wie gross auch die Bewegung eines Bildwerkes sein mag, sie muss, und sei es aus unendlichen Weiten, sei es aus der Tiefe des Himmels, sie muss zu ihm zurückkehren, der grosse Kreis muss sich schliessen, der Kreis der Einsamkeit, in der ein Kunstding seine Tage verbringt...." Dies ist die Geschlossenheit, wie Du sie Dir denkst und neben der das Andere, das Offene einhergehn kann wie ein Gemahl. <Nun sollst Du sehn.> Ich meine aber die Geschlossenheit im allerweitesten Sinne. Wie Rilke <xxx> sie denkt scheint sie mir noch nicht erschöpft, denn ich glaube: dass es den Kreis nicht giebt, in den derjenige der vor dem Werke steht nicht erst einen Riss <zu schlagen> machen müsste um in ihn einzutreten Geschlossen ist der Kreis erst wenn der Empfänger daran teil hat. Und {mag} er für sich, und mag das Werk für sich allein nun o f f e n sein oder zu, es ist dies von keinem Belang

<das> für das Werk als letztes Resultat, denn auch das offne Werk ist dies {es}{offen} nur „an sich"; sowie der Empfänger <daran> {an dasselbe heran}

tritt, schliesst sich der Kreis und dann mag <d>er, will <d>er um jeden Preis die Offenheit {erweisen} sich wegdenken. Solche an sich-offene{n} Werke kenn' ich <ganz> viele z.B. in der nordischen Literatur: sie sind es {zuletzt}

nicht, denn sprechen sie selbst nicht das letzte Wort, so nehmen sie es dem Geniessenden aus dem Mund.

Eines jeden Kunstwerkes letzter Schluss ist der Empfangende.

Ich will nun zu alldem die <metaphysischen G r ü n d e suchen> {letzten}

G r u n d e suchen. {Nichtwahr:} Wir sehen die Dinge an und sehen die Werke an, da fällt uns auf dass die Geschlossenheit die wir in diesen sehen in jenen nirgends sich zeigt: Es giebt in ihnen nur Übergang. Und diese da sind voll-kommen, sie haben Anfang u. haben Ende! Wie leicht aber ist dies zu be-greifen. Das Kunstwerk ist vom Menschen. Geboren aus seinem Wunsche, Menschliches um sich zu s c h a f f e n , geboren aus der Vermählung dieses Wunsches mit dem Ding. Denn wie liess sich dies Menschliche beschaffen?

Indem {man} den Ding{en} die Fessel{n} anleg{t}e<n> in den{en} wir {man}

selber schmachtet<en>: Anfang u. Ende. Wir zeigen ihnen: hier ist Euer A n f a n g , hier {Euer} Ende u. ziehn die Striche - nach unserem Ebenbild.

Wissen wir aber ob diese auch wirklich dort sind, ob {Die} überhaupt sind, wir wissen das Gegenteil. Bewusst also reissen wir die Dinge aus ihrer c a u -salen Kette (wie wir in unserem „Sein" selber <das> aus ihr gerissen schei-nen). Und dies ist das Kunstwerk: Ein Menschenbild im Gegensatz zur Welt.

Wir nehmen der N a t u r {durch die Kunst}, was sie uns selbst durch unser Leben nimt: die Unendlichkeit

Wie uns aber unser Käfig unser Alles ist, wie unseres Käfigs <Stäbe>

W ä n d e die letzten Erkenntnissmöglichkeiten für uns bedeuten, aber auch die Einzigen <und xxx>, so ist auch unsere Kunst als die Projection unserer Grenzen auf die Welt die alleinige Form in der wir diese {zu} erkennen

<können> vermögen zu verstehen u. zu fühlen.

Die Kunst ist unkosmisch.

A Es giebt eine Kunst die heisst<x> Mensch und eine, die heisst Welt; ich bleibe bei meiner Scheidung.

B <Du giebst ja zu was ich gesagt habe, nur nicht ausschliesslich; das macht aber nichts> Ich {gejdenke mit einem Prinzip auszukommen beson-ders wenn ich mir sage dass es das Menschprinzip ist. A l s o o die Kunst ist unkosmisch: denn sie begrenzt; die Kunst ist antikosmisch denn sie <unter-strei> stylisiert coder sagen wir lieber sie unterstreicht» wofür man auch sagen kann: sie unterstreicht (um sich weiter nicht zu compromittieren).

Giebt es kosmische Unterstriche, oder Grenzstriche? Nein. Warum unter-streicht sie? Weil ihr eine Sache wichtiger scheint als die Andere eine Seite {der Sache} interessanter als die Andere. Hier sind wir schon: des Menschen Formel in den Dingen. Ihre Grenzstriche sind wie Geburt und Tod; ihre U n -t e r s -t r i c h e sind sie nich-t wie G e f ü h l e ? G e b u r -t und Tod und Gefühle sie

zeichnen den Menschen vor dem Kosmos aus; Anfang und Ende {u. Accent}

das <Ding> Werk vor den<m> Dinge<n> So wird es offenbar: dass wir uns die K u n s t schufen als höchstes Mass in Menschenform um die g l e i c h e Ordnung zu finden in den Dingen, die wir wahrnehmen wenn wir in uns schauen; um werten zu können um lieben zu können. <durchxx>

A <Ich will aber meinen> In Deinem Satz, hat das <das> Transcendcntale nirgends Raum und Du wirst es doch nicht übersehen wollen. Auch giebst Du nirgends zu, dass jemand um den Ausdruck seiner Zweifel ringen mag, dass irgendwo in Kunst doch auch jenes Restchen gezeigt werden könnte

<xxx> welches {noch} bleibt, nachdem man das „Menschenmass" angelegt hat {an d i e Dinge.} <Giebst Du nicht zu dass wir> In unsern Z w e i f e l n {wachsen wir} über <dies> das Menschenmass hinaus<wachsen> u. wo aus unseren Zweifeln die grauen Nebelgedanken wehen, sind sie die Ahnung von der Welt. Wo <xx> unsere Menschenganzheit uns zu eng wird, unsere G e -schlossenheit zu dumpf, dort drängt es uns zu öffnen; wie um den A t h e m freier zu bekommen.

<W>Und nun: dort öffnen wir, trotzdem wir wissen dass wir nie<cht>

{werden} schliessen können <sollen.> Und {da}mit stellen wir uns in den blinden Knechtdienst der grossen Synthese die dereinst kommen soll: der Synthese alldessen, was wir gelockert haben u. zerlegt gedacht haben u.

gefragt und das wir weiter zerpflücken müssen und durchwühlen auf dass es reifen möge zur grossen Synthese. Wir alle, die wir da fragen sind in der grossen Antwort Joch gespannt (wie in das Joch des Weltengangs): und wir merken's nicht. Unser Absolutes ist die Frage und all unsre Contraste muss sie in sich tragen, all unser Ja und Nein und was dazwischenliegt hat in der grossen Frage Platz zu finden Die Thore baun wir nur zu K o m m e n d e m Leben und haben selber nimmer den Eingang, doch unser Leben, welches verrinnt zwischen den Pfeilern preist sich glücklich in seinen schwangern Zweifeln. Und dies ist was ich das Öffnen nannte das süsse Märtyrertum des Vorletzten; Märtyrertum der rechten Jünger, der Jünger des Alls des Ewig-Vorletzten. Denn das ist der unterste {Grund} Sinn des Offnens: dass es das Zeitliche in Beziehung bringt zum Ewigen.

B Hier kommen {unsere} Philosophien klar heraus; es geht durch Deine Worte das Denken jener, die ihren Blick immer wieder aufs Rätsel heften, auf das was ausser ihnen liegen soll weshalb sie schon schon lange <be>vor der geboten{en} {Grenze} <war> aufhören, <es in sich zu suchen> das eigene Mass daran zu legen. Uns aber ist es wieder innerster Drang dieses Mass h e r -anzuzwingen an die dunkeln Dinge, das Ewige noch über die täuschenden Grenzen hinaus in Beziehung zum Menschen zu bringen. Und hier ist das

Mittel e n t s t a n d e n : die K u n s t . Ihr Schliessen bringt diese V e r k n ü p f u n g zuwege indem es hinweist auf das Analogon Mensch, auf die Anthropo-morphic der Dinge.

A Du anerkennst also den symptomatischen Wert auch meiner Auffas-sung?

B <Im gleichen Masse wie ich> <Sagen wir lieber den relativen> {Aber auch} nur diesen. - An Deinem Gedanken vom <den> Analysieren für die Kommenden ist nicht viel Wahres. Selbst wenn Du es <so> darstellen willst als eine periodische Wechselwirkung, in der Analyse u. Synthese stehn, kann ich Dir vieles erwidern: Ich zweifle sehr daran <dass> {ob} Fragen offen bleiben könn<t>en. Und ob es ein Bescheiden in den Zweifel <gäbe> giebt wie Du glaubst. Die Beispiele lehren uns Anderes: Es wird der Kreis eines

<Geistigen> K u l t u r g e b i e t e s gesprengt; ein Zweifler sprengt ihn, den es hinaus drängt ins {das} Blaue. Er läuft ein grosses Stück, dann kann er plötz-lich nicht weiter, muss niedersinken - an irgendeiner Stelle. Was geschieht?

Die H e e r d e die ihm auf der Spur {ge}folgt<e>{ist} bleibt stehn wie er: und dort am Fleck wo ihm die K r a f t ausgieng dort an derselben Stelle errichten sie sofort den Altar des Rechten. Ist es nicht so? Ist es nicht {ebenjso mit allen <den> Sezessionen? Und den philosophischen Zweiflern geht es ebenso und a r g e r noch. Denn die Heerde kann n i c h t zweifeln, kann nicht der Antwort harren Verstehst Du das nunmehr? Dass es nur orthodoxe Frei-denker giebt in der H e e r d e und dogmatische <FreiFrei-denker> {Skeptiker}

<(Der „ P f e i l " ist {scheint} ihnen der Querschnitt eines Daches)> {die keines Pfeiles Spitze sehen können ohne dass ihnen ein Dach dabei einfiele}

A Nun kommst Du doch zu meinem Resultat. Das Öffnen ist ja auch bei mir das aristokratische Prinzip, das Wesen der Wenigen. Die „ M ä n n e r "

öffnen u. die Menge schliesst

B Das ist ja <theologie> {Heldentheorie.} Die Männer sind ja doch nichts

„Anderes", sind ja nur Summen Zeiger. In ihnen wirkt der gleiche Drang:

der nach der höchsten Glückseligkeit, der Unterschied ist nur, dass er auf andre Art Befriedigung e r f ä h r t als bei der Menge, denn: Im grossen Manne bohrt die <xxx> {Spitze von} Allerwelts Schmerzen, von Aller{welts} <uner-füllten Sein> er<uner-füllten <vollkommen> Leid.

Darum flüchtet er zum Andern, zu der Sehnsucht, zum Unerfüllten. Nur der G e s t r a n d e t e liebt seine Sehnsucht als das einzig <xxx> Volle das ihm ward, als einziges geschlossenes Gut das nimmermehr geöffnet werden soll durch böse Wirklichkeiten. Und das ist ist (!) die Psychologie des grossen Zweiflers. Auch er ist für sein Teil ein Schliesser.

A Das ist kein Schluss, blos ein Narkotikum Es ist kein Schliessen wenn

man schlafen geht und nicht länger über die Sache nachdenkt die einem Kopfzerbrechen macht

B Es ist ein Schliessen gegen die Sache. Aber nur dieses ist denkbar. Wir müssen den Schluss dorthin setzen wo unsere Kerze verlöscht, denn: wir können nicht hinüberwachen in die dunkle Nacht der Dinge.

A B

Autográf kézirat (LAK PLH IX/41/1 ) Helikon 2 3 3 - 2 3 5 .

EK 5 - 1 2 . SchA 7 - 1 4 .

Paolo et Francesco - Rodin szobra, 1887 Baiser - A csók, Rodin szobra, 1 8 8 6

Slaalmeesters - A posztóscéh elöljárói, Rembrandt festménye, 1662 A Rilke-idézet helye: Rilke: Auguste Rodin. Berlin, [ 1 9 0 4 ] 22. lap.

DIALOG ÜBER KUNST

[második változat]

A: Weisst du auch, dass es zweierlei Kunstwerke gibt. Die einen sind die geschlossenen, die a n d e r e n die o f f e n e n ; d i e einen sind E r f ü l l u n g , d i e anderen Verheissung; die einen - so kann man auch sagen - sind das Glück oder das Unglück, kurz die Bescherung, die anderen aber sind der Wunsch.

Das Letzte sind die einen, das Vorletzte die andern. Ich will Dir ein Beispiel nennen: Denk an die Gruppe des Franzosen Rodin „Paolo et Francesca" und denk an sein „Baiser". Im nächsten Moment wird Francesca dem Manne in den Armen liegen, doch ewig im nächsten Moment. „Baiser" aber ist dieser nächste Moment, ist die Erfüllung: Wir wünschen nicht weiter.

B: Das ist zu gegenständlich gedacht. Als wenn es bloss darauf ankäme, ob die Situation jener Beiden uns freute. Allein wesentlich in deiner Schei-dung ist vielmehr, ob uns das Werk durch seine artistischen Werte, durch Farbe, Form oder Klang einen Abschluss, eine Vollkommenheit (in sich) be-deutet; und wenn die Frage so liegt, gibt es gute Werke und schlechte, weiter nichts.

A: Nur scheinbar hast Du recht und meine Unterscheidung behält ihre

Geltung, wenn auch mein Beispiel Deinen Widerspruch erregen dürfte. Du musstest ja nicht sehen, dass es sich formal und inhaltlich - falls man so trennen wolte - völlig im Gleichgewicht hielt: <Mir war es zwingend klar:>

im zurückgestemmten Körper des Weibes, gerade in seiner schönsten Linie liegt ganz das schmerzhafte Niegeschehen und all sein verzweifelter Reiz.

{Nun} will ich Dir a u s der Musik ein Beispiel nennen: Puccini. Alle Grossen haben für diesen letzten Schmerz Töne gefunden, doch als Funda-ment ihrer Weltanschauung hatte er ihnen nie gegolten, dass sie ihn, wie Puccini in Madame Butterfly <und> unterstrichen und durch eine Anwen-dung, die aller Form zuwider ging, das Augenmerk einzig auf ihn gerichtet hätten. So wichtig ist ihm dieser Schmerz, dass er gegen alle überbrachte

{Nun} will ich Dir a u s der Musik ein Beispiel nennen: Puccini. Alle Grossen haben für diesen letzten Schmerz Töne gefunden, doch als Funda-ment ihrer Weltanschauung hatte er ihnen nie gegolten, dass sie ihn, wie Puccini in Madame Butterfly <und> unterstrichen und durch eine Anwen-dung, die aller Form zuwider ging, das Augenmerk einzig auf ihn gerichtet hätten. So wichtig ist ihm dieser Schmerz, dass er gegen alle überbrachte

In document Dialógus a művészetről (Pldal 59-70)