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Das 8. Jahrhundert

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 135-138)

Erscheinungsformen der Kontrastivität in der Grammatikografie

2 Sprachvergleich in der Geschichte der ungarischen DaF-Grammatikografie

2.2 Das 8. Jahrhundert

In der Bibliografie von Lenhart/Kovács (2013) werden die o.g. Grammatiken von Bakosch und Buchholz nicht erwähnt. Die Autoren der Bibliografie konn-ten u.a. auf eine 1984 erschienene Bibliografie von Ferenc Szász zurückgreifen, welche die einschlägigen Werke zwischen 1718 und 1918 aufführt (Szász 1984).

Die erste vollständige deutsche Grammatik, die auch heute gelesen werden kann, ist das in lateinischer Sprache verfasste Werk von Matthias Bel(ius) (ung. Bél Mátyás). Die erste Auflage der Grammatik ist 1718 in Leutschau her-ausgegeben worden. Darauf folgten später zwei weitere Auflagen, beide um-gearbeitet von C. Körber: 1730 und die letzte postum, 1755. Szigeti (1918) gibt eine detaillierte Beschreibung der Grammatik, aber der Aspekt des Vergleichs bleibt ausgeklammert (der Terminus kontrastiv wurde auch erst Jahrzehnte später geprägt). Bel wollte die Kommunikation zwischen Ungarisch- und Deutschsprechenden beleben (vgl. Szigeti 1918: 13), aber nicht einseitig, sondern auf Gegenseitigkeit gegründet. Deshalb hat er auch eine ungarische Grammatik in deutscher Sprache verfasst (Bel 1729). In dieser vergleicht er an einigen Stellen das Ungarische mit dem Deutschen bzw. mit ungenannten

„sonstigen Sprachen“, die vom Ungarischen hinsichtlich der gerade erörter-ten Charakteristika abweichen (z.B. Genus auf S. 23 oder Possessivsuffix auf S. 33). Wie auch andere zeitgenössische Grammatikschreiber führt er das unga-rische Kasussystem nach dem Muster des 6-stelligen lateinischen Paradigmas vor. Der erste Grammatiker, der von einem auch heutzutage akzeptiertbaren 15-Kasus-System des Ungarischen sprach, war Ferenc Verseghy, der seine ungarische Grammatik (1805) ebenfalls in Deutsch schrieb, und zwar durchwoben von einer vergleichenden Betrachtungsweise (Éder [1995: 211]

nennt sie geradezu eine „kontrastive Grammatik“), was in der ungarischen Grammatik von Bel noch nicht der Fall war.

Was die deutsche Grammatik von Bel (1718) anbelangt, lässt sich festhalten, dass sie einige Hinweise auf andere Sprachen enthält, aber hierbei werden mehrheitlich Gleichheiten genannt, offenbar in der Annahme, dass der Leser diese Sprachen (oder mindestens einige von ihnen) kennt, wodurch er die Gegebenheiten der fremden deutschen Sprache leichter verstehen wird. Eine der Kontrastsprachen ist das Ungarische, vertreten sind aber auch Slowakisch, Tschechisch, Lateinisch, Griechisch, Französisch usw. Ein Beispiel für die Bewusstmachung der Übereinstimmungen: „Articulus his cum Pronomine Demonſtrativo, der/die/das/ille, illa, illud, confundi haud debet. reſpondet ei apud Graecos : ὁ, ἡ, τό; apud Hungaros Articulus omnium Generum: Az;

apud Slavos: tento/ tato / toto.“ (S. 62). Anderswo werden auch gewisse Unterschiede hervorgehoben, aber hierbei ist wiederum nicht Ungarisch die einzige Kontrastsprache: „L / Nihil habet, quod non ſit cum aliis linguis com-mune. * Viderint tamen Hungari , ne eidem ſonum ſui ly , Bohemi vero clausi ř / adfingant , quod eſſet pronunciationi germanica prorſus contrarium.“ (S. 42).

Fast alle deutschen Grammatiken, die in der zweiten Hälfte des 18. Jh. für eine ungarische Zielgruppe geschrieben wurden, verwendeten Gottscheds Grammatik (1748) als Basiswerk (vgl. Bleyer 1908: 459ff.). Zu dieser Zeit wurden plötzlich relativ viele Lehrwerke des Deutschen benötigt, da Maria Theresia den soliden Pfeiler des Zusammenhalts der Monarchie im allge-meinen Unterricht der deutschen Sprache und in ihrer Verbreitung im Mehrvölkerstaat erblickte. Der privilegierte Status des Deutschen unter den Fremdsprachen ist in Ungarn bis zur Mitte des 20. Jh. aufrecht erhalten ge-blieben. Das Prestige der Grammatik des zeitgenössischen Gottsched sowie die sich erst herausbildende Germanistik im damaligen Ungarn machen nachvollziehbar, warum diese deutschsprachige Grammatik von mehreren als Grundlage einer Adaptation gewählt wurde. 1769 und 1772 sind ausgewählte Abschnitte aus Gottscheds Werk ins Lateinische übersetzt und für Ungarn bzw. Letztere auch für Polen herausgegeben worden. Im letzteren Buch wird alles in Latein formuliert, aber im Ersteren kommen im phonetischen und im morphologischen Teil auch ungarisch abgefasste Passagen vor (vgl. Bleyer 1908: 460). Auch die lateinischsprachige Grammatik von Nagy (1775) gibt kei-ne ungarischen Übersetzungen zu den Beispielen, die Artikel ausgenommen, bei denen auf den Gebrauch der ungarischen Artikel hingewiesen wird, und zwar mit ungarischen Beispielen illustriert (Bleyer ebd.).

Kratzer (1780), die erste ungarischsprachige Grammatik des Deutschen ist ebenfalls eine Übersetzung von Auszügen aus Gottscheds Grammatik (einige Teile sind deutsch-ungarische Paralleltexte in zwei Spalten). Laut

Bleyer (1908: 461) konnte Kratzer die deutsche Grammatik – trotz der Vermittlersprache Ungarisch – eben deshalb nicht „im Sinne der ungarischen Nation anwenden und auf die wesentlichen Unterschiede hinweisen, die vom Geist der beiden Sprachen rühren“.6

Gleich danach bringt Bleyer das Lehrbuch von István Márton (1792) zur Sprache, das in der Bibliografie Lenhart/Kovács (2013) unerwähnt bleibt. Für Bleyer erscheint eine vergleichende Grundhaltung eindeutig als Positivum, was u.a. daraus ersichtlich ist, dass er Mártons Werk als einen „außerordent-lichen Fortschritt“ bezeichnet, denn Márton

widmet ein gesondertes Kapitel einigen gewöhnlicheren, die deutsch–ungarische Übersetzung fördernden Anmerkungen, die hinsichtlich der aus der Natur der beiden Sprachen folgenden Unterschiede manche richtige und feine Beobach-tungen enthalten.7 (Bleyer 1908: 461)

Diesem Buch folgt chronologisch die Grammatik des Bruders von Márton, József Márton (1799). Er stützt sich laut Bleyer (1908) nicht nur auf Gottsched, sondern auch auf Adelung. Wie sein Bruder verwendet auch er Ungarisch als Beschreibungssprache. Das seinerzeit sehr populäre Grammatikbuch hat mehrere Auflagen erlebt. Die 4., erweiterte Auflage aus 1811 ist im Internet zugänglich,8 im Weiteren möchte ich aus dieser einige Stellen zi-tieren (laut Vorwort wurden übrigens vornehmlich die Lektüren und das Wörterverzeichnis erweitert).

Der Vergleich scheint in diesem Buch bereits eine Selbstverständlichkeit, was zweifelsohne als ein Plus gesehen werden kann, wenn es mit den als Quellen dienenden Grammatiken (Gottsched, Adelung) verglichen wird. Sich an die Machtverhältnisse der damals in Ungarn benutzten Sprachen anpassend – nämlich dass das Deutsche das Latein als erste Fremdsprache immer mehr verdrängte –, bezieht der Vergleich an einigen Stellen drei Sprachen ein, wie z.B. im folgenden Fall, wo Ungarisch und Deutsch in Bezug auf den Vokativ gemeinsam dem Lateinischen gegenübergestellt werden: „[…] es ist unnötig ihn überall anzugeben, denn er hat weder im Deutschen noch im Ungarischen eine eigene Form. Im Lateinischen muss er aber angegeben werden, weil die Form in der 2. Deklination verändert wird“ (ebd., S. 11).9 Daselbst behauptet

6 Original: „[…] ’a magyar nemzetnek értelmében’ alkalmaznia és azokra a lényeges különbsé-gekre rámutatni, melyek a két nyelv szelleméből erednek.”

7 Original: „[…]külön fejezetet szentel ’a német nyelvnek magyarra való fordítását elősegéllő némely közönségesebb jegyzéseknek’, melyek a két nyelv természetéből következő eltérésekre nézve sok helyes és finom megfigyelést tartalmaznak.”

8 goo.gl/ljIS8B

9 Original: „[…] szükségtelen azt mindenütt felrakni, mert az soha sem változik sem a’ német

Márton, dass es weder im Deutschen noch im Ungarischen einen Ablativ gebe, was aber ein Irrtum ist, weil das ungarische Kasussystem damals schon seit Langem über einen Ablativ mit dem Suffix -tól/-től verfügte. Auch Mártons Neuerung, anstelle von -é das Dativsuffix nak/-nek als Genitivendung einzu-führen (ebd.), wurde von der Hungarologie nicht akzeptiert, traditionell wird ja der Genitiv nicht einmal als ein ungarischer Kasus anerkannt.

Auf bedeutendere Unterschiede weist Márton (1799) fast in jedem Fall hin, so z.B. auch bei den Personalpronomina: „Diese werden im Nominativ neben die Verben gesetzt, im Ungarischen werden sie hingegen zumeist weggelassen […].“(S. 23).10 Gleichheit wird gemeinhin nicht extra erwähnt, beim Adjektiv wird beispielsweise nicht darauf hingedeutet, dass es in beiden Sprachen 3 Steigerungsstufen gibt. Bei der Abhandlung von wollen steht je-doch Folgendes: „Dieses Verb wird von den Deutschen ebenso gebraucht wie von den Ungarn […]“ (S. 53).11 Über die ungarische Sprache werden hin und wieder auch Einzelheiten mitgeteilt (z.B. Vokalharmonie auf S. 59), die die Bewusstmachung von deutschen Strukturen kaum fördern können.

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