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Das Projekt: Grammatikologische und grammatikographische Grundlagen

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 181-186)

Grammatik? Wozu denn das?

3 Das Projekt: Grammatikologische und grammatikographische Grundlagen

Die Idee, ein internationales Forschungsprojekt auf die Beine zu stellen, in dessen Rahmen EuroGr@mm und ProGr@mm-kontrastiv erarbeitet werden, ist im IDS im Jahre 2004 entstanden. Es wurde festgelegt, dass die deutsche Grammatik mit der Grammatik von fünf europäischen Sprachen vergli-chen wird: Französisch, Italienisch, Norwegisch, Polnisch und Ungarisch, von denen Norwegisch als germanische Sprache dem Deutschen am nächs-ten und Ungarisch von ihm am weitesnächs-ten entfernt steht. Zwischen den bei-den Endpunkten befinbei-den sich Französisch und Italienisch als romanische Sprachen sowie Polnisch als slawische Sprache. Ungarisch als eine der wenigen nicht indoeuropäischen Sprachen in Europa weist ein anderes grammatisches System auf als die meisten europäischen Sprachen.

Zuerst wurden die Leiter der einzelnen sprachlichen Projektgruppen ge-beten, die jeweiligen Personen für die Arbeit auszuwählen.7 2005 und 2006 wurde die Arbeitsvorgehensweise diskutiert und festgelegt. Der Arbeitsplan wurde dann 2006 bei der Leibniz-Gesellschaft vorgelegt, die die Arbeit in zwei Perioden (2007–2009 und 2010–2012) finanziell unterstützte.8

Das Endprodukt der internationalen Zusammenarbeit des IDS Euro- Gr@mm ist ProGr@mm-kontrastiv, welches die Internetgrammatik Pro- Gr@mm als Grundlage nimmt und mit ihr die Grammatik der jeweiligen Sprache vergleicht. Somit ist diese vergleichende Grammatik bereits die vierte Gene-ration der am IDS erarbeiteten Grammatiken.9

1997 ist die dreibändige Grammatik der deutschen Sprache (Zifonun/

Hoffmann/Strecker 1997), die unter der wissenschaftlichen Leitung von Gisela Zifonun als kategoriale und Valenzgrammatik mit funktionalen und satzseman-tischen Perspektiven erarbeitet wurde, beim de Gruyter Verlag erschienen.10

Eine leicht didaktisierte und zum Hypertext überarbeitete Version dieser Grammatik ist grammis (das grammatische Informationssystem des Instituts für Deutsche Sprache), die Internetgrammatik, welche seit 1999 online zu er-reichen ist.11 Dieses grammatische Informationssystem ist einerseits eine sys-tematische Grammatik, es enthält andererseits eine Reihe weiterer nützlicher

7 Zur Leitung und Mitarbeit s. https://goo.gl/NsYbFo.

8 Zu der Projektbeschreibung, den Adressaten und dem theoretischen Rahmen s. https://goo.

gl/NmrKKj.

9 Siehe Bassola/Dabóczi/Péteri/Schwinn 2014: 72ff.

10 S. https://goo.gl/GiLBb�

11 S. hypermedia.ids-mannheim.de.

Zusatzflächen wie Korpusgrammatik, Grammatisches Glossar, Grammatische Bibliographie, Grammatik in Fragen und Antworten.12

Die dritte Generation heißt ProGr@mm Propädeutische Grammatik. Es wurde als Internetportal unter dem Namen Porta Lingua von einer Gruppe unterschiedlicher Universitäten und dem IDS 2001 ins Leben gerufen. Porta Lingua ist dann vom IDS zu ProGr@mm weiterentwickelt worden, indem die für grammis erstellten Zusatzflächen mit übernommen wurden.13

EuroGr@mm war als ein Forschungsnetzwerk tätig,14 das sich aus der IDS-Gruppe und den Forschungsgruppen für die fünf Kontrastsprachen zusam-mensetzte. Das Hauptziel von EuroGr@mm war, ProGr@mm kontrastiv auf den Grundlagen von ProGr@mm auszuarbeiten, und dabei die deutsche Grammatik von den unterschiedlichen Perspektiven der Kontrastsprachen aus aufzuzeigen. Auf den Sitzungen, die zwischen 2005 und 2014 jährlich einmal im IDS (Mannheim) und jeweils einmal in Szeged, Paris, Neapel, Oslo bzw. zweimal in Wroclaw stattgefunden haben, wurden u.A. die thema-tischen Einheiten diskutiert und dabei die auftauchenden Probleme sowohl im Deutschen als auch in den Kontrastsprachen besprochen.

Für ProGr@mm kontrastiv wurden fünf thematische Einheiten von Progr@mm, (Primäre Komponenten des Satzes, Phrasen, Wortarten, Tempus und Wortstellung) mit kontrastiven Beschreibungen für die fünf Vergleichs-sprachen erweitert. Neu zusammengestellt wurde die deutsche Einheit Flexi-onsmorphologie und wesentlich revidiert die thematische Einheit Prosodie, zu denen die Vergleiche ebenfalls erstellt wurden.

In der Sprachtypologie können die Sprachen unterschiedlich gruppiert werden. Betrachtet man z.B., wie grammatische Markierungen ausgedrückt werden, ob flexivisch oder lexikalisch, heißt die eine Gruppe synthetisch, die zweite analytisch. Es kommt aber so gut wie nicht vor, dass eine Sprache die grammatischen Markierungen nur mit der einen oder nur mit der anderen Methode ausdrückt. So gehört Ungarisch eher zu den synthetischen Sprachen, aber es weist auch Merkmale analytischer Ausdrucksformen auf. Deutsch da-gegen ist eine eher analytische Sprache mit viel wenigeren Merkmalen der synthetischen Ausdrucksweise.

In der ungarischen Grammatikographie spricht man von dreierlei Typen von Suffixen:15 Wortbildungssuffix, Grundsuffix und Endsuffix.16 Es ist dabei

12 S. hypermedia.ids-mannheim.de und Bassola/Dabóczi/Péteri/Schwinn 2014: 73f.

13 Vgl. Schwinn/Vorderwülbecke 2004 und http://hypermedia.ids-mannheim.de/programm.

14 Vgl. Bassola/Dabóczi/Péteri/Schwinn 2014: 75.

15 Vgl. https://goo.gl/Blp0mf (Nominalflexion – Kontrastiv: Die deklinierbaren Wortarten im deutsch–ungarischen Kontrast (ein- und ausblenden).

16 Die etablierten ungarischen Termini sind képző (Wortbildungssuffix), jel (Grundsuffix) und rag (Endsuffix).

zu betonen, dass die Reihenfolge der eben genannten Suffixe immer dieselbe bleibt. Z.B.:17

(1) kiegészítéseidről ‚von deinen Ergänzungen‘

kiegészít -és -e -i -d -ről

ergänzt- Wbsuff Poss Pl Sg2 von

Die sog. agglutinierenden Sprachen, und das Ungarische ist eine solche, hän-gen unterschiedliche Suffixe an die Substantive (s. das obige Beispiel), aber ebenso auch an die Verben:

(2) Itt van egy gyönyörű kabrió. Megvehetném.

‚Hier steht ein wunderschöner Cabrio. Ich könnte ihn kaufen.‘18

Megve- -het -né -m

kauf- können KonjPräs Sg1 defKonj*

* Das Ungarische verfügt im Präsens über zwei Konjugationstypen. Wenn das Verb ein de-finites Objekt (dede-finites Substantiv oder Pronomen in der 3. Person) hat, liegt die definite Konjugation vor; in diesem Fall kann das pronominale Objekt wegfallen. Wenn aber das Verb kein Objekt hat oder das Objekt indefinit ist, wird die allgemeine Konjugation verwendet.

Was die Tendenz betrifft, können wir sagen, dass sich die deutsche Sprache, die vor etwa 1300 Jahren noch eine stark synthetische Sprache war, in den zurückliegenden Jahrhunderten einen viel mehr analytischen Charakter ge-wonnen hat. Diese Tendenz hält noch immer an: während der Konjunktiv für die Gegenwart noch vor 50–60 Jahren eher synthetisch ausgedrückt wurde, können wir heute fast nur mehr die analytische Ausdrucksweise hören:

(3) Ich äße jetzt gerne einen Apfel. → Ich würde jetzt gerne einen Apfel essen.

Interessante Abweichungen zeigen beispielsweise die Infinitivkonstruktionen (im Folgenden: IK). Untersuchungen haben gezeigt, dass IK im Ungarischen wesentlich seltener vorkommen als im Deutschen.19 Dies können wir im ProGr@mm kontrastiv innerhalb der thematischen Einheit Primäre Komponenten des Satzes in Überblick über die Komplementklassen und ihre

17 Erklärung der verwendeten Abkürzungen: defKonj�: definite Konjugation; KonjPräsSg1:

Konjunktiv Präsens Singular 1. Person; Pl: Plural; PossSg: Possessiv Singular 3. Person; PossPl:

Possessiv Plural; VrbPart: Verbalpartikel; Wbsuff: Wortbildungssuffix.

18 Vgl. https://goo.gl/iMkVVV; (Verbflexion – Kontrastiv: Regeln der Suffigierung ungarischer Verben (ein- und ausblenden).

19 Vgl. Molnár (2016). Besonders auffallend ist die unterschiedliche Frequenz, wenn der Vergleich je nach Wortart des Regens (Verb, Substantiv, Adjektiv) vorgenommen wird – vgl. dazu Bassola 2007, 2008a und 2008b.

Realisierungsformen kontrollieren.20 Wir können an den Belegen erkennen, dass jeweils die Verben (oder Substantive sowie Adjektive) dafür verantwort-lich sind, ob im Ungarischen die IK mögverantwort-lich ist oder nicht:21

(4) Regierungen müssen haushalten lernen […].

[die tageszeitung, 19.05.2004]

Ung.: A kormányzatoknak meg kell tanulniuk gazdálkodni.

(5) Ein Militärsprecher hoffte, noch Überlebende zu finden.

[die tageszeitung, 13.07.2000]

Ung.: Egy katonai szóvivő abban bízott, hogy találnak még túlélőket.22 Mit der Klammerstruktur weist das Deutsche unter den europäischen Sprachen eine besondere Topologie auf.

Die zwei Typen der topologischen Beweglichkeit werden als flexibel und gebunden bezeichnet. Flexibel ist die Wortstellung einer Sprache, wenn sie pragmatisch bestimmt ist und gebunden, wenn sie grammatisch geregelt ist. Da in den Sprachen im Allgemeinen beide Regelungen, die grammati-sche und die pragmatigrammati-sche, gleichzeitig, wohl aber mit unterschiedlichen Proportionen vorkommen, können wir nur sagen, dass die deutsche Sprache eher über eine gebundene, die ungarische aber eher über eine flexible Wortstellung verfügt.23

In einer didaktischen Grammatik der deutschen Sprache wurde die Wortstellung in Bezug auf die Informationsstruktur zum ersten Mal in ProGr@mm24 und ProGr@mm-kontrastiv25 analysiert. Der für die Information wichtige Bereich einer äußerung heißt Vordergrund und der übrige Teil Hintergrund. Die drei Stellungsfelder des deutschen Satzes wer-den je nach dem analysiert, wo Vordergrund- und Hintergrundelemente vorkommen können. Vordergrundelemente werden meistens in der rech-ten Hälfte des Mittelfeldes und im Nachfeld platziert, Hintergrundelemente dagegen überwiegend im Vorfeld und in der linken Hälfte des Mittelfeldes.

Wenn aber Vordergrundelemente von ihren sonst zugewiesenen Plätzen in den Bereich von Hintergrundelementen kommen, können sie auch so zur Fokussierung beitragen und somit Vordergrundelemente bleiben. Ein

20 Vgl. https://goo.gl/GCe5Vt – s. die Belege und die kontrastiven Beschreibungen im Ungarischen in dieser thematischen Subeinheit.

21 Siehe Bassola 2007, 2008a und 2008b.

22 Zu den Belegen (4–5) s. ProGr@mm-kontrastiv a.a.O.

23 Siehe https://goo.gl/DMq2jr (Funktionen der Wortstellung; ein- und ausblenden: Sprach-typologische Parameter).

24 Siehe https://goo.gl/nrJWGp.

25 Siehe https://goo.gl/KE8vz5.

solcher Bereich ist das Vorfeld; in diesem Fall haben diese Elemente häufig den Kontrastakzent.26

Im Ungarischen steht das fokussierte Element unmittelbar vor dem Verbum finitum, und wenn diese Stelle besetzt ist, hinter ihm:

(6) Tegnap Hamburgba mentünk.

Wir sind gestern nach Hamburg gefahren.

(7) Szomszéd úr, kölcsön tudná adni ma este a sztereoberendezését?

Herr Nachbar, können Sie mir vielleicht heute Abend mal Ihre Stereoanlage ausleihen?27

Es gibt Elemente, die im ungarischen Satz immer in Fokusposition, d.h.

vor dem Verbum finitum stehen müssen; das sind die satzverneinende Negationspartikel nem und die Interrogativpronomina. In diesem Fall ver-schiebt sich die Verbalpartikel, deren unmarkierte Position die präverbale ist:

(8) Elolvastad az újságot? ‚Hast du die Zeitung gelesen?’

El- -olvasta- -d az újságot?

VrbPart last du die Zeitung?

Még nem olvastam el. ‚Ich habe sie noch nicht gelesen.’

Még nem olvasta- -m el.

Noch nicht las ich VrbPart Mikor olvasod el? ‚Wann wirst du sie lesen?’

Mikor olvas- -od el?

Wann liest du VrbPart

Im Rahmen des EuroGr@mm-Projektes sind außer der Hypertextgrammatik auch zahlreiche Publikationen entstanden, in denen sowohl die theoretischen und deskriptiven Hintergründe zu den vergleichenden Teilen der Grammatik als auch die Anwendungsmöglichkeiten und die damit verbundenen neu-en Lehr- und Lernmethodneu-en erörtert wurdneu-en (so z.B. Schwinn 2007; Bianco 2007; Dabóczi 2007; Dabóczi/Túri 2009 und 2011; Bassola/Dabóczi/Péteri/

Schwinn 2014).

Wie bereits erwähnt, hat die Projektgruppe EuroGr@mm die thematische Einheit Flexionsmorphologie neu ausgearbeitet. Die dabei gesammelten

26 Siehe https://goo.gl/M00d62.

27 Siehe https://goo.gl/s84kuZ (Kontrastiv: Wortstellung und Informationsstruktur… [ein- und ausblenden]).

Erfahrungen der theoretischen Forschungen wurden in zwei Bänden (Blachut/Cirko/Jurasz/Tworek 2009 und Augustin/Fabricius-Hansen 2012) veröffentlicht.

Als Abschlussarbeit von EuroGr@mm kann der 2015 erschienene Sammelband „Variation im Europäischen Kontrast“ von Dalmas, Fabricius-Hansen und Schwinn betrachtet werden, in dem der Satzanfang der deutschen sowie der französischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Sprache quantitativ und qualitativ, grammatisch und pragmatisch sowie informations-strukturell analysiert wurde.

4 Das Ergebnis: ProGr@mm-kontrastiv:

In document Cathedra Magistrorum – Lehrerforschung (Pldal 181-186)